Bonn. "Sie arbeiten erfolgreich an den großen Umweltthemen unserer Zeit - wie der Gefährdung der Erdatmosphäre. Und das nicht erst seit gestern. Ihre ersten Prognosemodelle zur Ozonzerstörung in der Stratosphäre stellten sie vor rund 15 Jahren auf, als der Gebrauch von Fluorchlorkohlenwasserstoffen etwa in Spraydosen noch bedenkenlos praktiziert wurde. Durch ihre Gedankenmodelle und sorgfältig geplanten Experimente und Analysen wurde es möglich, gezielte Umweltvorsorgemaßnahmen zu treffen. Forschung und Umsetzung von Erkenntnissen bis hin zum FCKW-Verbot in Deutschland sind einen beispielhaften Weg gegangen." Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, war es, der mit diesem Fazit vor Medienvertretern in Bonn die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 1994 an die Max-Planck-Wissenschaftler Professor Dr. Paul Crutzen (Mainz) und Dr. Frank Arnold (Heidelberg) begründete.
Entstehung des Ozonlochs durch Wissneschaftler weitgehend geklärt
Das Kuratorium habe gewürdigt, so Brickwedde, daß die Entstehung des Ozonlochs im arktischen Winter durch die Arbeit der beiden Wissenschaftler weitgehend habe geklärt werden können. Während Crutzen ein nachvollziehbares Modell für die zeitliche Entstehung des Ozonlochs habe liefern können, habe Arnold wissenschaftliche Daten und Erkenntnisse durch die Entwicklung modernster Meßmethodik geliefert, so daß beiden eine "außerordentlich fruchtbare fachliche Synthese" gelungen sei.
"Von existentieller Bedeutung für das Leben auf der Welt"
Crutzen habe sehr viel zum Verständnis der komplexen Prozesse in der Atmosphäre beigetragen und es immer als wichtige Aufgabe angesehen, nicht nur zu forschen, sondern seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auch breiten Kreisen zu vermitteln. Beide Preisträger hätten dieses Thema "von existentieller Bedeutung für das Leben auf der Welt" auf internationalem Niveau in Kooperation mit vielen Forschergruppen bearbeitet. Während erste Prognosemodelle zur Abnahme der Ozonschicht bis zum Jahr 2000 der mit dem Umweltpreis ausgezeichneten Wissenschaftler schon Ende der 70er Jahre existierten, seien Fachwelt und Öffentlichkeit erst 1985 durch die tatsächliche Entdeckung des Ozonloches durch amerikanische Forscher schockiert worden. Die theoretischen Modelle Crutzens für den Ozonabbau wurden durch Felduntersuchungen Arnolds mit spezieller Meßtechnik bestätigt.
"Vordenker in der Atmosphärenforschung"
Die Forschungsergebnisse Crutzens und Arnolds seien deshalb im internationalen Vergleich als Spitzenleistung zu werten. Sie seien "Vordenker in der Atmosphärenforschung mit dem Blick für globale Herausforderungen", denen es gelungen sei, die Bedeutung des Ozons als Schlüsselgas in der Stratosphäre und die Gefahr seines fortschreitenden Abbaus eindringlich zu publizieren. Brickwedde: "Heute wissen wir, daß durch Eingriffe in den sensiblen Haushalt der atmosphärischen Spurengase langfristige Risiken für die gesamte Biosphäre zu befürchten sind."