Good Practice: Essen auf Rädern

Dortmund und Essen gehörten zu den Schlusslichtern des ADFC-Städterankings 2020. Besonders im Ruhrgebiet wurden viele Städte autogerecht erbaut. Für eine nachhaltige Entwicklung ist eine Verkehrswende nötig, die Mensch und Umwelt zugutekommt. Aus dem gegenwärtigen Verkehrsgeschehen resultieren hohe CO2-Emissionen und Verkehrsunfälle.

Der Diskurs über die gewünschten Veränderungen ist bereits im vollen Gange. In Essen haben zivilgesellschaftliche Gruppen in den letzten zwei Jahren verstärkt Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur gefordert. Ziel des Projekts der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) ist es, Jugendliche aus verschiedenen Schulen in den städtischen Diskurs über nachhaltige Verkehrswende einzubeziehen. Diese sollen mittels digitaler Geomedien Daten zur Radverkehrsinfrastruktur in ihren Schulvierteln erheben, analysieren und öffentlich präsentieren. Dadurch sollen sie aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen und die lokale Verkehrstransformation mitgestalten.

Die Schüler verwenden dafür die SenseBox, einen modularen geoinformationellen Baukasten für Umweltmessungen, der am Fahrrad angebracht wird. Sie erfassen damit Parameter wie Verkehrsabstand, Radwegequalität, Gefahrenstellen sowie Feinstaub- und Lärmbelastungen. Die gesammelten Daten dienen als Grundlage für die Entwicklung lokaler Fahrradinfrastrukturmaßnahmen.

In Zusammenarbeit mit Experten der Universität Münster, zivilgesellschaftlichen Akteuren und dem Start-up re:edu werden die Daten digital aufbereitet und sowohl der Öffentlichkeit als auch der Lokalpolitik präsentiert. Die Schüler arbeiten in Projektwochen an ihren Schulen und präsentieren ihre Ergebnisse abschließend in einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung. Lokalpolitiker und Medienvertreter erhalten die Möglichkeit, die vorgeschlagenen Maßnahmen zu diskutieren und zu bewerten.

Bisher sind am Projekt über 90 Schülerinnen und Schüler beteiligt. Das Projekt ermöglicht Partizipation junger Menschen und beteiligt sie an Aushandlungsprozessen. Anhand von digitalen Geomedien wird ein Zugang zur Mitgestaltung der nachhaltigkeitsorientierten Verkehrswende geschaffen. Partizipation und Lösungsorientierung sind zentrale Aspekte für das Gelingen einer nachhaltigen Transformation.

Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert (AZ 38456/01)

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