Einführung in Bildung für nachhaltige Entwicklung

Was bedeutet BNE und wie hängt diese mit Digitalisierung zusammen?

Für die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft braucht es Know-How, Fähigkeiten und Wertehaltungen. Allein in unserer Zeitreihenstudie, den Monitoren, hat sich gezeigt, dass Unternehmen gerne Nachhaltigkeit und Digitalisierung in Einklang bringen möchten, aber mehr als die Hälfte haben angegeben, dass Ihnen schlichtweg das Wissen um mögliche Wechselwirkungen fehlt – wie sollen da fundierte Entscheidungen getroffen werden (u. a. Quaing 2023)? Um fundierte Entscheidungen im Sinne einer ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit zu treffen und globale Zusammenhänge erfassen zu können, braucht es einen Rahmen. Eben diesen Rahmen kann das Konzept der BNE schaffen.

In der Agenda 2030 verabschiedete die UN 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, bekannt als Sustainable Development Goals, kurz SDGs. Einer dieser Bereiche beschäftigt sich mit Hochwertiger Bildung (SDG 4). Das Teilziel 4.7 besagt: „Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung […]“ (Statistisches Bundesamt 2023). Damit kommt der BNE eine Schlüsselrolle für das Erreichen der SDGs zu. (UNESCO 2020).

Der Grundgedanke von BNE ist, dass nicht reines Faktenwissen über Nachhaltigkeit vermittelt werden soll, sondern den Lernenden praktische Fähigkeiten und Werte vermittelt werden. Durch diese sollen die Menschen aktiv am Wandel in der Gesellschaft teilhaben sowie vorausschauend denken und handeln können. Dabei wird unterschieden zwischen den Bildungsbereichen frühkindliche Bildung, Schule, berufliche Bildung, Hochschule, non-formales Lernen und Kommunen (Kühnert 2019).

Wie in vielen Bereichen des Alltags erhält die Digitalisierung auch im Bereich der Bildung immer mehr Einzug. Spätestens seit dem Jahr 2020 und dem Einbruch der Corona-Pandemie wurden digitale Tools und Videokonferenz-Lösungen verstärkt genutzt, um Unterricht, Vorlesungen oder Weiterbildungen realisieren zu können.

Bei der Verknüpfung von BNE und Digitalisierung geht es vor allem darum, die Möglichkeiten der Digitalisierung sinnvoll im Rahmen der Bildung einzusetzen. Digitale Suffizienz ist also das Stichwort der Stunde. Dies meint: So viele digitale Geräte und so viel Vernetzung wie nötig, doch so wenig wie möglich. Damit kann BNE dazu beitragen, dass Bildung und soziale Interaktionen weltweit vernetzt stattfinden können, wodurch Ungleichheiten entgegengewirkt werden kann. Die Voraussetzung dafür ist neben der entsprechenden Hard- und Software Ausstattung auch der Zugang zum Internet. Gleichzeitig werden mit dem Einsatz von ortsunabhängigem Lernen zudem die entsprechenden technischen Kenntnisse und ein hohes Maß an Selbstorganisation von den Lernenden gefordert.

Nicht nur Lernende können weltweit davon profitieren, auch Lehrkräfte können so zusammenarbeiten und Materialien teilen. Auch anhand von Apps oder Simulationen kann die Digitalisierung ein Instrument für BNE sein. Mit Apps können zum Beispiel Vogel- und Insektenarten vor der eigenen Haustür erkundet werden oder durch Virtual Reality (VR) Produktionsbedingungen im Globalen Süden erfahrbar gemacht werden (BMBF 2023a).

Genauso ist es in der BNE im Zuge der Digitalisierung jedoch wichtig, die Umweltauswirkungen der Digitalisierung selbst zu kennen und Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien zu erlernen. Inhaltlich geht es dabei zum Beispiel um die CO2e-Emissionen der Produktion und des Betriebs der technischen Geräte. Auch die soziale Dimension sollte stets mitgedacht werden, beispielsweise verstärken Künstlichen Intelligenz (KI) Anwendung diskriminierende Muster in einer Gesellschaft. Es ist wichtig diese zu erkennen und so vermeiden zu können. (BMBF 2023a).

Eine Maßnahme, damit ökologische Auswirkungen abgemildert werden ist das Curriculum „Grünes Coden“ vom Umweltbundesamt (UBA) und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für Studierende und/oder Auszubildende im Bereich der Informatik. In dem Curriculum ist geplant Methoden der energie- und ressourcenschonenden Softwareentwicklung zu vermitteln (BMUV 2020).

Zukunftsorientierte Arbeitswelt – Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Beruflichen Bildung

Im Rahmen der Beruflichen Bildung existiert der weiterführende Bereich Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) sowie das Förderprogramm „Nachhaltig im Beruf – zukunftsorientiert ausbilden“ (NIB), um klima- und ressourcenschonendes Handeln im Beruf zu fördern. Beruflich qualifizierte Fachkräfte haben eine große Bedeutung für die nachhaltige Transformation. Anhand von NIB sollen bis 2027 nachhaltigkeitsbezogene Weiterbildungsangebote in der beruflichen Bildung verankert werden. Dabei geht es nicht nur um die Auszubildenden selbst, sondern genauso um das ausbildende Personal. Denn Verantwortung für nachhaltiges Handeln können nicht nur die angehenden Fachkräfte übernehmen, sondern auch alle anderen Beschäftigten und Führungskräfte. Durch die Qualifizierung aller Mitarbeitenden werden nachhaltige Lernorte etabliert. Gleichzeitig nehmen diese Mitarbeitenden eine Vorbildfunktion ein für kommende Generationen auf dem Arbeitsmarkt (BMBF 2023b).

Dass sich die Arbeitswelt insgesamt durch die Digitalisierung verändert, ist keine brandneue Information mehr. Neue Technologien werden entwickelt und eingesetzt. Doch eine Investition in diese bedeutet auch immer eine Investition in die Menschen, die mit diesen Technologien arbeiten, da der Technikeinsatz getragen wird von den Fähigkeiten und Kenntnissen der Beschäftigten. Auch die Inhalte von Berufsausbildungen passen sich entsprechend an. Ein Dialog zwischen Betrieb und Beschäftigten und die Ausweitung der Qualifizierung der Mitarbeitenden versprechen meist eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit in der Technikeinführung.

Auch in der beruflichen Bildung verändern sich die genutzten Methoden durch die Digitalisierung und bieten so ganz neue Möglichkeiten. Für mehr Handlungsorientierung können Simulationen eingesetzt werden, in denen Testaufgaben sowie alltägliche Situationen aus dem Berufsalltag integriert sind. In der simulierten Arbeitsumgebung können die Auszubildenden ihre Kompetenzen realitätsnah erproben. Eine weitere Perspektive ist die Nutzung von Algorithmen oder Künstlicher Intelligenz (KI), um Auswertungsprozesse zu (teil-)automatisieren (Bundesinstitut für Berufsbildung 2023).

Warum ist BNE für jedes Unternehmen wichtig?

Es zeigt sich also, dass BNE nicht nur im Bereich der Schule eine Rolle spielt, sondern auch für den beruflichen Alltag von Bedeutung ist. Für Unternehmen ist es nun und in Zukunft wichtig, dass Mitarbeitende auf die Veränderungen durch die Digitalisierung und Klimakrise vorbereitet sind und konstruktiv zu innovativen Lösungen beitragen können. Dafür ist entsprechendes Wissen als Basis notwendig. Auch im Bereich der Mitarbeiter-Benefits kann BNE zum Einsatz kommen, zum Beispiel durch YOOLEO für die Kinder der Mitarbeitenden. So können diese auch zu Hause das Wissen über eine nachhaltige Zukunft an die nächste Generation weitergeben.

Noch mehr Wissensdurst? Hier geht es zu weiteren Bausteinen:

nachhaltig.digital Bausteine

Quellen:

BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung; 2023a). Digitalisierung und BNE. Verfügbar unter: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/themen/digitalisierung-und-bne/digitalisierung-und-bne.html (abgerufen 10/2023)
BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung; 2023b). Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/foerderinitiativen-und-programme/nachhaltigkeit-in-der-beruflichen-bildung/nachhaltigkeit-in-der-beruflichen-bildung_node.html (abgerufen 10/2023)
BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz; 2020). Die Umweltpolitische Digitalagenda: Wie ein Problem zur Lösung wird. Verfügbar unter: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Digitalisierung/digitalagenda_bf.pdf (abgerufen 10/2023)
Bundesinstitut für Berufsbildung (2023). Digitale Transformation – Zukunft beruflicher Billdung und Arbeit. Verfügbar unter: https://www.bibb.de/de/120255.php (abgerufen 10/2023)
Kühnert, T. (2019). Bildung für nachhaltige Entwicklung – eine Einführung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Verfügbar unter: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/296913/bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-eine-einfuehrung/ (abgerufen 10/2023)
Quaing, J. (2023). DBU nachhaltig.digital Monitor 2022. Osnabrück: Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Verfügbar unter: https://www.dbu.de/app/uploads/webdbunachhaltig-digital-2022-2.pdf (abgerufen 10/2023)
Statistisches Bundesamt (2023). Nationale Indikatoren zu Ziel 4. Verfügbar unter: https://sdg-indikatoren.de/4/ (abgerufen 10/2023)
UNESCO (2020). Education for Sustainable Development. A roadmap. Verfügbar unter: https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000374802/PDF/374802eng.pdf.multi (abgerufen 10/2023)