Biodiversität und Ökosystemleistungen von Agrarlandschaften
In der Naturschutzbiologie gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze, wie Land genutzt werden kann, um möglichst viele Arten zu erhalten. Die eine Strategie nennt sich Land Sharing. Dort teilen sich Naturschutz und Nahrungsmittelproduktion eine Fläche. Es versucht auf der gleichen Fläche Lebensmittel anzubauen, und gleichzeitig Lebensraum für wildlebende Pflanzen- und Tierarten zur Verfügung zu stellen (zB. Organischer Landbau). Die andere Strategie wird als Land Sparing bezeichnet, wo Lebensmittelproduktion und Naturschutz getrennt ist (National Parken ohne landwirtschaftliche Bewirtschaftung und auf andere Flächen intensive Agrarwirtschaft). Diese langzeitige akademische Debatte stammt grundsätzlich aus der Tropen. In diesem Projekt bringen wir diese Debatte auf die europäischen Agrarlandschaften und testen wir es durch populäre Agrarumweltmaßnahmen (AUM). Dazu zählt beispielsweise die Nutzung und Anlage von Blühstreifen in der konventionellen Landwirtschaft. Konventionelle Landwirtschaft in Kombination mit der Anlage von Blühstreifen/Blühflächen kann als Land Sparing betrachtet werden, wo man Flächen von Produktion komplett heraus nimmt, und stattdessen die Biodiversität fördert durch angepflanzte Blühmischungen.
In meinem Forschungsprojekt in 2017 habe ich es untergesucht, wie sich die beiden Strategien (Land Sharing als Organischer Landbau AUM von Niedersachsen, Land Sparing als Blühstreifen AUM von Niedersachsen) auf die Pflanzen- und Tiervielfalt und die damit einhergehenden Ökosystemleistungen, wie natürliche Schädlingsbekämpfung und Bestäubung auswirken. Außerdem will ich herausfinden, was aus ökonomischer Sicht mehr Sinn macht, da sich der Ertrag, aber auch die Ausgaben für Dünge- und Pflanzenschutzmittel und die Einnahmen durch Agrarsubventionen zwischen ökologischem und konventionellem Landbau unterscheiden.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass beide Behandlungen (ökologischer Landbau und Blühstreifen) zu einer höheren Abundanz von Bestäubern führen und eine bessere Entwicklung von Hummelkolonien gewährleisten. Es hängt von der taxonomischen Gruppe ab, welches Management geeigneter ist. Außerdem, die Landschaftstruktur spielt auch eine Rolle.
Abgesehen von Nachteilen in der Umkrautbekämpfung, ist ökologische Landwirtschaft aus ökonomischer Sicht sinnvoller als Blühstreifen haben. Am besten wäre eine Kombination aus beidem. Zudem haben wir es festgestellt, dass viele Blütenpflanzenmischungen nicht heimische und sogar Nutzpflanzenarten (zB. Sonnenblume (Helianthus annuus)) einhalten. Lokale Arten und Ackerwildkräuter (zB. Kornblume (Centaurea cyanus), Mohnblume (Papaver rhoeas)) würden die lokale Bestäubergemeinschaften besser unterstützen.
Was wir nicht beantworten können ist, wie stark der Konzentrationseffekt von Blühstreifen ist, sprich ob die Ackerwildkräuter eine ergänzende Nahrungsquelle darstellen oder ob sie wirklich helfen die Bevölkerungsdichten der Bestäuber auf lange Sicht zu erhöhen. Um diese Frage zu beantworten sind weitere Forschungen erforderlich.
Auch ein besseres Verständnis der Reaktion von Bestäuberbevölkerung und Pestizideffekten wird benötigt.
Das Ziel dieser Studie war, eine wissenschaftliche Grundlage zur Entwicklung und Verbesserung von Agrarumweltmaßnahmen bereitzustellen, um den Zustand der Agrarbiodiversität in Europa zu verbessern. Meine Ergebnisse können helfen, die Agrarumweltmaßnahmen zu verbessern, und Empfehlungen für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft zu geben.