Projektierung von Passivhäusern unter ökologischen Gesichtspunkten
Allein im Jahr 2015 wurden nur aus dem Gebäudesektor 3,5 Gigatonnen CO2 aus fossilen Brennstoffen in die Erdatmosphäre emittiert. Dies entspricht ca. einem Drittel aller Kohlen-dioxid Emissionen pro Jahr. Gerade im Bausektor besteht also ein großes Potential, den CO2 Eintrag in die Atmosphäre erheblich zu reduzieren.
Angesichts heute optimierter Baumethoden und mit Blick auf die verfügbaren Baustoffe, -materialen und -komponenten sowie aufbauend auf der Grundlage des Kyoto-Protokolls, der EU-Gebäuderichtlinie 2010, den Weltklimakonferenzen u. v. m. ist davon auszugehen, dass die Jahre 2019-2021 Schlüsseljahre werden, in denen die erste Phase eines längeren Entwicklungsprozesses insbesondere im Bereich des energiesparenden Bauens erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Bis zum Jahr 2050 soll der Primärenergiebedarf gegenüber 2008 um 80% gesenkt werden. [Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – bmwi.de]
Das gesteckte Ziel ist es, bis zum Jahr 2050 im Bereich des Bauwesens Klimaneutralität zu erreichen, d. h. die Gebäudebewirtschaftung wird dann keine Treibhausgasemissionen und damit auch keine Klimaveränderung mehr verursachen.
Für das Erreichen dieses hoch ambitionierten Ziels spielt die die energetische Sanierung des Gebäudebestandes eine wesentliche Rolle.
Es gibt schon heute Altbauten, die erfolgreich auf Plusenergie-Standard energetisch optimiert worden sind, so z. B. im Jahr 2013 die evangelische Christuskirche in Heinsberg, NRW, Deutschland (Architekt: RoA) aus dem Ursprungsbaujahr 1953, die gleichzeitig das erste nach EnerPHit zertifizierte Nichtwohngebäude mit einer Innendämmung war.
Mit derartigen Baumaßnahmen sind wir schon ein Stück auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Das Hauptziel meines Studienaufenthaltes im Büro ROA RONGEN ARCHITEKTEN PartG mbB (kurz RoA) ist, gerade in diesem Bereich wertvolle Erfahrungen zu sammeln und meine bei RoA gesammelten Erfahrungen später auch in Bulgarien zu nutzen und damit auch in meiner Heimat zum klima- und umweltgerechten Bauen beizutragen.
Mein Studienaufenthalt im Architekturbüro ROA RONGEN ARCHITEKTEN PartG mbB hat es mir ermöglicht, theoretische wie auch praktische Kenntnisse und Methoden zur Planung und Realisierung von Passiv-, Null- und Plusenergiegebäuden zu sammeln. Mein Betreuer war der Architekt und Stadtplaner Prof. Dipl.-Ing. Ludwig Rongen, der gleichzeitig auch Zertifizierter Passivhaus Planer und Passivhaus Zertifizierer ist. Prof. Rongen bildet an der University of Applied Sciences, FH Erfurt, seit 2008 auch Zertifizierte Passivhaus Planer(innen) aus.
Während meiner Zeit bei RoA konnte ich auch mehr über den Einsatz von Erneuerbaren Energieen und ökologisch unbedenklichen Bau- insbesondere Dämmstoffen lernen.
Ein hoch energieeffizientes Gebäude mit gut gedämmter, wärmebrückenfreier und luftdichter Gebäudehülle sowie Fenstern mit sehr guten U-Werten (um 0,6 W/m²K) und einer verantwortungsbewusst geplanten Energieversorgung mit selbstverständlich einem möglichst großen Anteil Erneuerbarer Energieen ist alleine noch keine Garantie für eine insgesamt gute Ökobilanz. Das alleine ist auch noch kein Indiz für gute Architektur.
Gute Architektur hat selbstverständlich immer den Anspruch auf eine hohe ästhetische Qualität. Aber auch das alleine macht noch lange keine gute Architektur aus. Das ist mehr, nämlich u. a. auch energiesparendes, ökologisch unbedenkliches, wirtschaftliches und insbesondere auch klima- und umweltgerechtes Bauen. Dabei sind neben dem bevorzugten Einsatz von Erneuerbaren Energieen auch die Verwendung nachwachsender und receycelbarer Baustoffe und ein verantwortungsbewusstes Wassermanagement eine Selbstverständlichkeit.
Erheblichen Einfluss darauf haben die ausgewählten Baustoffe.
Die regionalen, natürlichen Materialen verbessern des Wohnklima, verringern die CO2 Emissionen bis zu negativen Kennwerten und helfen außerdem Kosten einzusparen.
Eine altbewährte Baumethode ist das Bauen mit Stroh, Lehm und Holz. Diese Baustoffe haben in den vergangenen Jahren in Deutschland eine Renaissance erfahren. Die entsprechenden Bauweisen konnten sich damit zu hoch modernen Bauweisen entwickeln. Sie gewinnen auch in Bulgarien zunehmend an Bedeutung.
Die Projektierung und Realisierung von Passivhäusern blickt inzwischen auf eine mehr als 25-jährige Geschichte zurück. Der Passivhaus Standard ist mittlerweile in allen Industrienationen eingeführt und längst der weltweit anerkannt höchste Standard im Energie sparenden Bauen.