Nachhaltige Regionalentwicklung im ländlichen Raum des Landkreises Uckermark
In der Forschung über die nachhaltige Regionalentwicklung im ländlichen Raum des Landkreises Uckermark habe ich mich auf die Analyse der naturtouristischen Partner-Initiative beiden Großschutzgebiete Nationalpark Unteres Odertal und dem Naturpark Uckermärkische Seen konzentriert. Das Projekt stellt eine Einzelmaßnahme im Leitprojekt: ,,Weiterentwicklung, Qualifizierung und In-Wert-Setzung naturtouristischer Potenziale des Nationalparks Unteres Odertal der GLES dar. Er ist eine von 19 naturtouristischen Initiativen in ganz Deutschland, die nach den Qualitätskriterien des Dachverbandes deutscher Großschutzgebiete, EUROPARC Deutschland, arbeitet.
Für die Umsetzung der Partner-Initiative in der Uckermark wurde ein externes Projektmanagement durch die Planungs- und Ingenieurgesellschaft Grontmij GmbH beauftragt. Ziel des Projektes war der Aufbau einer naturtouristischen Partnerschaft für den Nationalpark Unteres Odertal und den Naturpark Uckermärkische Seen, um den Gästen beider Großschutzgebiete zukünftig verlässliche und einheitliche Qualitäts- und Umweltstandards in den touristischen Dienstleistungen bieten zu können.
Es wurde auch eine SWOT-Analyse für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in der Uckermark untersucht. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse im Rahmen des naturtouristischen Projektes war es meine Hauptaufgabe, die naturtouristischen Kriterien mitzuentwickeln, nach denen die touristischen Leistungsträger zertifiziert werden sollen, die zukünftig als zertifizierte Partner mit dem Nationalpark bzw. dem Naturpark zusammen arbeiten wollen. Zudem hatte die Forschung den Zweck, Kenntnisse zu gewinnen, wie die Umsetzung des konstruierten Leitbildes in der Region realisiert wird und welche konkrete Maßnahmen daraus abgeleitet werden.
In der Arbeit wurde schwerpunktmäßig auf folgende Methoden der qualitativen Forschung zurückgegriffen: Vor-Ort-Termine, Konzeption und Durchführung von Workshops in der Region mit den Akteuren, Inhaltanalyse von Dokumenten, Research, Datenanalyse, Experteninterviews und Beobachtung.
In der Forschungsarbeit wurden die Faktoren untersucht, die für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in der Uckermark prägend und entscheidend sind. Prioritär wurden festgestellt: Lage und Naturraum, Wirtschaft, Lebensqualität und Humanressourcen. Unter Berücksichtigung oben genannter Faktoren wurden Hemmnisse und Potenziale der Lokalen Aktionsgruppe Uckermark bestimmt.
Ein zentrales Ergebnis des LEADER-Projektes zum Aufbau der naturtouristischen Partner-Initiative in der Uckermark sind zum jetzigen Zeitpunkt die Konzeption der Leitfäden für die Vor-Ort-Begutachtung, durch die zukünftige Partnerbetriebe zertifiziert werden sollen. Sie beziehen sich auf: Beherbergungsbetriebe, Campingplätzen, Freizeitanbietern, Gastronomiebetrieben, Kanu-, Natur- und Landschaftsführer und Verkehrsbetriebe.
Als ,,Partner werden regional ansässige Betriebe ausgezeichnet, die hohe Qualitäts- und Umweltstandards nach bundeseinheitlichen Vorgaben erfüllen und in ihrer Region als Botschafter für den Schutz und Erhalt ihres Schutzgebiets fungieren. Der Kriterienkatalog enthält Anforderungen an: Identifikation mit dem Schutzgebiet, Umweltorientierung, Regionalität und Qualität und Service. Nach einer offiziellen Überprüfung und Anerkennung durch einen regionalen Vergaberat, bekommen die Partnerbetriebe das ,,Partner-Logo ihres Schutzgebiets verliehen und können fortan damit werben. Zurzeit haben sich 22 Betriebe in Naturpark Uckermärkische Seen und 7 Betriebe in Nationalpark Unteres Odertal gemeldet, die an der Mitarbeit in der Partner-Initiative interessiert sind.
Während der Forschung wurde der Aspekt untersucht, welche konkrete Wirkung eine solche Zusammenarbeit auf die touristische Entwicklung in der Uckermark hat. Nach einem Austausch der Erfahrungen und des fachlichen Wissen aller Akteure kann man feststellen:
a) Nutzen für die Partner-Betriebe:
gute Werbeplattform regional, aber auch national via EUROPARC,
durch Kooperation vom regionalen wie auch bundesweiten Netzwerk der Partnerbetriebe profitieren (z.B. Erfahrungsaustausch, gemeinsame Angebote entwickeln insbesondere interessant für regionale Produzenten, Reiseveranstalter),
Informationsvorsprung gegenüber Nicht-Mitglieder-Betrieben in der NLP Region,
Chance zur betrieblichen Weiterentwicklung.
b) Nutzen für den National- bzw. Naturpark:
über die Partner-Betriebe gelangen die Philosophie und auch die aktuellen Informationen des National- bzw. Naturpark direkt an den Gast,
die Partner-Betriebe tragen somit auch zur Besucherlenkung bei.
c) Nutzen für die Region:
Aufwertung der Region als naturtouristisches Reiseziel (zusätzliche Einkünfte in die Region, Verbesserung der Tourismusqualität),
Ressourcenschonung durch die Umweltorientierung im Handeln der Partner-Betriebe,
Werbung für die Region durch die Partner-Betriebe.
Diese Kooperationsanbahnung zwischen Naturschutzgebieten und benachbarter Betriebe verbindet ein gästeorientiertes Naturerlebnis mit hohem Qualitätsanspruch und trägt zugleich dem Schutz der Natur Rechnung. Sie sind ein beispielgebendes Erfolgsmodell einer Win-Win-Situation für die Tourismuswirtschaft, den Gast und die Natur. Reale Effekte für die Region werden langfristig sichtbar. Zum jetzigen Zeitpunkt des Projektes kann man schon feststellen, dass sich das Netzwerk sowohl zwischen den Partnerbetrieben, aber auch zwischen Partnerbetrieben und Nationalpark Unteres Odertal bzw. Naturpark Uckermärkische Seen sich immer besser entwickelt. Eine immer größer werdende Partner-Initiative ist hier nicht das große Ziel, sondern die regionale und inhaltliche Ausgewogenheit Qualität statt Quantität.
Als kritische Diskussion, wurde angemerkt, dass die Akzeptanz unter den zukünftigen Partnern beider Großschutzgebiete unterschiedlich groß ist. In der östlichen Uckermark sieht man, dass das Interesse noch gering ist im Vergleich zur westlichen Uckermark. Das wird durch die verschiedenen Charakteristika der beiden Gebiete verursacht. Die westliche Uckermark und der benachbarte Naturpark Feldberger Seenlandschaft sind seit Jahrzehnten schon touristisch geprägt. Der östliche Teil des Landkreises mit der Stadt Schwedt ist eher industriell ausgerichtet, mit wenig Tourismus, daher gibt es bisher kaum Bewusstsein und Interesse an solchen touristischen Qualitätsoffensiven. Deshalb merkt man bisher nur eine verhaltene Unterstützung durch die Tourismuswirtschaft in der östlichen Uckermark. Eine kontinuierliche Arbeit an diesem Thema wird aber zu einem Bewusstseinswandel unter den naturtouristischen Anbietern führen.