MOE-Fellowship: Roman Juricek

Auswertung der natürlichen Regenerationsfähigkeit des forstlichen Ökosystems nach Borkenkäferbefall im Nationalpark Berchtesgaden

Auswertung der natürlichen Regenerationsfähigkeit des forstlichen Ökosystems nach Borkenkäferbefall

Natürliche Störungen wie Stürme und Insektenkalamitäten laufen in der Kernzone des Nationalparks Berchtesgaden ohne menschliches Eingreifen ab. In Folge des Windwurfs „Kyrill“ in 2007 sterben Fichtenbestände durch Borkenkäferbefall großflächig ab. Diese ungestörte Dynamik verstört viele Anwohner und Touristen. Das Praktikumsprojekt unterstützt das dreijährige Forschungsprojekt des Nationalparks „Waldentwicklung nach Borkenkäferbefall im Nationalpark Berchtesgaden“. Auf 51 Probeflächen wird mittels unechter Zeitreihe (ungestörte Bestände, frischer Borkenkäferbefall & Borkenkäferbefall zwischen 1990 und 1997) versucht die natürliche Dynamik der Bergwälder nach der Störung zu erfassen.

 

 Ergebnisse
Die Analyse der natürlichen Regenerationsfähigkeit des forstlichen Ökosystems hat mit der Auswertung der Color Infrarot (CIR) Luftbilder begonnen. Hierzu war eine genaue Prüfung des Zustands der Wälder des Nationalparks Berchtesgaden mit Hilfe von Kartensoftware notwendig. Uns interessierten vor allem die Bestände mit Störung durch Borkenkäferbefall. Diese gestörten Bestände sind im CIR Luftbild anhand einer grünlichen Färbung erkennbar; im Unterschied zu gesunden Beständen, die im Luftbild rot abgebildet werden.

Nach Auswertung aller Luftbilder haben wir notwendiges Flächenset erstellt, welches aus 51 Probeflächen besteht. Die Arbeit im Gelände, die ab dem 5. Mai 2012 begann, umfasst die Sucharbeit nach passenden Flächen, den Materialaustrag und die Einmessung der einzelnen Probeflächen. Im Gelände haben wir die Probeflächen in der Mitte des gestörten Bestands oder in den definierten Koordinaten aus der letzten Waldinventur als Referenzfläche (ungestörter Bestand) positioniert. Hierbei haben wir immer auf die Repräsentativität der ökologischen Bedingungen auf den Probeflächen für eine objektive Auswertung beachtet. Wir waren bei Verteilung der Probeflächen in den Tälern und Höhenstufen in der Eignung des Bestandes begrenzt. Die Repräsentativität der ökologischen Bedingungen und Strukturcharakteristiken war manchmal nicht gegeben, weshalb wir andere Bestände suchten.

Die Verjüngung- und Bestandaufnahmen begannen am 7. Juli 2012 und konnten bis Ende Oktober realisiert werden. Während dieser Zeit schaften wir es, auf allen 11 Probeflächen der Montanstufe komplette Messungen durchzuführen. Insgesamt haben wir auf diesen Probeflächen im Durchschnitt  2 841 Keimlinge pro Hektar (Bäume jünger als 1 Jahr), 11 250 mehrjährige Bäume bis 20 cm Höhe und 6 157 Bäume mit einer Höhe von 20 cm bis 200 cm pro Hektar erfasst. Die größte Verbreitung der Keimlinge ist auf den Referenzflachen in der Montanstufe mit einer Anzahl von 18 750 Bäume pro Hektar. Auf den gestörten umgeräumten Flächen entstanden  Jahr 2007 (Neufläche) befinden sich 8 750 und auf den geräumten Flächen befinden sich 3 700 Bäumen pro Hektar. Auf den Flächen, die vor 1987 entstanden  (Altfläche),  haben wir keine Keimlinge erfasst. 60 Prozent aller erfassten Bäumen fällt auf die Referenzflächen, 28 Prozent auf  umgeräumte Neuflächen und 12 Prozent auf  geräumte Neuflächen.  In der Kategorie Keimlinge haben wir nur mit eine Art – Fichte (Picea abies) gefunden.

Im der Kategorie mehrjährige Bäume bis 20 cm Höhe gibt es also durchschnittlich 11 250 Bäume pro Hektar. Die größte Verbreitung der mehrjährigen Bäume bis 20 cm ist auf den umgeräumten Neuflächen mit  61 250 Bäumen pro Hektar. Auf den Referenzflachen befinden sich zusammen 35 000 Bäume pro Hektar, auf den Altflächen  21 250 und auf den geräumten Neuflächen 6 250 Bäume pro Hektar. Die prozentuale Vertretung mehrjähriger Bäume bis 20 cm Höhe hat andere Werte als die prozentuale Vertretung der Keimlinge. Wir können einen Anstieg des Anteils auf der Neuflächen und einen Rückgang auf denReferenzflächen sehen. Ebenfalls erfassten wir bei mehrjährigen Bäumen auch das Vorkommen auf Altflächen und einen Rückgang bei geräumten Neuflachen.

Die meisten vorkommenden Arten bei mehrjährigen Bäumen sind Fichte mit 57 500 Bäumen pro Hektar und Bergahorn mit 36 250 Bäumen pro Hektar. Die beiden Arten befindensich im jeder Flächenvariante. Die Fichte hat den größten Anteil auf geräumten Neuflächen mit 60% und den kleinsten Anteil auf  Neuflächen mit 40% Vertretung. Der Bergahorn hat den größten Anteil auf Altflächen mit 41% und den kleinsten Anteil auf  Referenzflächen mit 18% Vertretung. Die größte Vielfalt befindet sich auf den Referenzflächen mit 6 verschieden Arten. Neben Fichte und Bergahorn haben wir hier Buche, Vogelbeere, Mehlbeere und Tanne erfasst.

In der Kategorie Verjüngung mit einer Höhe von 20 cm bis 200 cm befinden sich durchschnittlich 6 157 Bäume pro Hektar. Die größte Verbreitung bei Bäumen mit einer Höhe von 20 cm bis 200 cm befindet sich auf den Altflächen mit einer Anzahl von 37 067 Bäume pro Hektar. Auf den umgeräumten Neuflächen waren 18 399 Bäume, auf den geräumten Neuflächen 6 533 und auf den Referenzflächen 5 733 Bäume pro Hektar.  55 % der erfassten Bäume sind auf den Altflächen. Der geringste Anteil fällt mit 8 % auf die Referenzflächen.

Die meisten vorkommenden Baumarten mit einer Höhe von 20 cm bis 200 cm sind Bergahorn mit 31 003 Bäumen, Fichte mit 21 067 Bäumen und Vogelbeere mit 10 000 Bäumen pro Hektar. Alle drei Arten befinden sich im jeder Flächenvariante. Die Fichte hat den größten Anteil auf den Referenzflächen mit 59% und den kleinsten auf den geräumten Neuflächen mit 6 % Anteil. Der Bergahorn hat den größten Anteil auf  Altflächen mit 59 % und den kleinsten Anteil auf den Referenzflächen mit 12%. Vogelbeere hat den größten Anteil auf  geräumten Neuflächen mit 34 % und den kleinsten Anteil auf Altflächen mit 10 %. Die anderen Arten haben Anteile zwischen 1 und 6 %. Eine Ausnahme stellen die geräumten Neuflächen dar,  wo  die meisten Bäumen gepflanzt sind. Die größte Vielfalt befindet sich auf den Referenzflächen mit 8 verschieden Arten.

Wir haben auch die Eignung der Mikrostandorte für die Verjüngung untersucht. In der Kategorie Keimlinge ist auf den Neuflächen der verbreitetste Mikrostandort das Moos mit 72 % Anteil, auf den Referenzflächen ist das  Moos mit 53 % und Streu mit 40 % vertreten und bei geräumten Neuflächen hat die Bodenvegetation 100 % Vertretung. Wir können sehen, dass die größte Bedeutung auch in der Kategorie mehrjährige Bäume bis 20sm Höhe der Mikrostandort Moos bei jeder Flächevariante hat. Der Mikrostandort Moos hat bei jeder Flächevariante über 40 % Anteil und bei geräumten Neuflächen sogar 80 % Vertretung. Wichtiger Mikrostandort für die Verjüngung ist auch die Streu, die auf den Flächenvarianten oft vertreten ist.

In der Kategorie Bäume mit einer Höhe von 20 cm bis 200 cm Höhe dominiert auch der Mikrostandort Moos aber den zweitgrößten Mikrostandort können wir nicht so deutlich feststellen. Hier spielt die natürliche Sukzession eine Rolle, welche erhöhte Anteile der Bodenvegetation auf den Neuflächen bewirkt. Wir können sagen, dass der wichtigste Mikrostandort für die Verjüngung in der nordorientierten Montanstufe des Nationalparks Berchtesgaden das Moos ist. Diese entdeckte Umstände beweisen die Fähigkeit der Naturregeneration ohne menschlichen Eingriff.

 

 

 

 

 

AZ: 30012/363

Zeitraum

01.02.2012 - 31.01.2013

Land

Tschechien und Slowakei

Institut

Nationalpark Berchtesgarden Sachgebiet Parkmanagement

Betreuer

Dr. Roland Baier