Untersuchungen zum Reproduktionserfolg von Uhubeständen (Bubo bubo) Bayern, Karpartenb
HINTERGRUND
Der Uhu (Bubo bubo) ist die größte Eulenart Europas. Einst fast flächendeckend über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet, haben sich die Bestände der Art in den vergangenen Jahren stark fragmentiert (DALBECK 2005). Die meisten europäischen Staaten zählen den Uhu daher zu den bedrohten Arten. Er wird in den Roten Listen der IUCN geführt und ist im Anhand II der CITES sowie im Anhang II der Berner Konvention aufgelistet. In Ungarn erreichte die Art im 1985 mit landesweit nur noch 12 Brutpaaren ihr Bestandstief. In den 1940er Jahren betrug der Bestand dagegen ungefähr 60 Brutpaare. Seit einem Widereinbürgerungsprojekt Ende der 80er Jahre ist der Bestand wieder auf ungefähr 50 Paare gestiegen so PETROVICS (2009). Doch in manchen Jahren gibt es Schwierigkeiten mit dem Reprodiktionserfolg. Ähnlich soll es in Bayern zu gehen wo es ebenfalls Schwierigkeiten mit den Beständen der Uhu gibt. Nach Recherchierungen von GEIDEL (2008) könnten nach den allgemeinen Landesweiten erfolgreichen Bestandssteigerungen jetzt wegen schlechten Reproduktionszahlen in Bayern die Uhus wieder Gefährdet werden. Diese Schwankung scheint im festen Zusammenhang mit dem Landschaftsnutzung und Strukturierung der Reviere, sowie mit dem Nahrungsangebot zu sein.
ZIELE UND FRAGEN
Unser Ziel ist, die Ursachen der niedrigen Reprodiktionsrate festzustellen und die Ergebnisse der Managementplanung von Naturschutzgebieten zur Verfügung zu stellen.
Ziel meines Promotionsvorhabens ist noch einen Einblick in den Aufbau der Uhuforschungsprojekts der LBV (Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.) zu kriegen und in dem Projekt aktiv mit zu arbeiten.
Helfen bei der Rupfungs- und Gewölleanalysen um Informationen zu erhalten über die Nahrungsnutzung des Uhus in Bayern im Zusammenhang des Reproduktionsrats.
Mit einer Telemetriestudie soll der Habitatnutzung der Uhupaare festgestellt werden was ebenfalls wichtige Informationen über die Qualität des aktuellen Uhureviers hergibt.
Meine Hauptanliegen sind auch Habitatnutzung, Nahrungsnutzung und Reproduktionserfolg Vergleiche zwischen den ungarischen und bayerischen Uhupopulationen durchzuführen.
Welche Auswirkungen haben Siedlungen? Vermindern sie das bestehende Angebot an Jagdflächen oder erschließen sie dem Uhu sogar neue Jagdgründe? Welche Rolle spielen kulturfolgende Arten wie Haus/Straßentauben (Columba livia) oder Ratten (Rattus norvegicus) im Beutespektrum des Uhus?
METHODEN
Nahrungsanalysen Die Untersuchungen basieren vor allem auf Nahrungsanalysen, die mit einer Telemetriestudie ergänzt werden. Zu den Analysen der Nahrungsnutzung werden im Südlichen Frankenjura regelmäßig Gewölle und Rupfungen an den Brutplätzen gesammelt. Die Gewölle werden im sog. trockenen Verfahren auseinander genommen und die darin erhaltenen Reste mit Hilfe verschiedener Bestimmungsschlüssel artgenau bestimmt. Die Federn der Rupfungen werden bestimmt und archiviert. Die auf diese Weise 5367 bestimmten Beutetiere habe ich mit dem Ergebnissen von ungarischen Nahrungsanalysen verglichen und nach der Individuenzahl pro Art und den Jeweiligen Masseanteilen ausgewertet. TelemetriestudieHierzu werden Futterplätze an bestehende Rupfkanzel eingerichtet um den Vogel anzulocken. Sobald ein Vogel regelmäßig den Futterplatz besucht hat, was mit einem infrarotgesteuerte Überwachungskamera verfolgt wird, wird ein Fangversuch gestartet mit ein so genanntes „Bownet“ Schlagnetz. Sobald ein Uhu gefangen wurde, wird dieser umgehend aus dem Netz befreit, vermessen, gewogen, beringt und, sofern es sich um einen Altvogel handelt, mit einem 2AA2 e-obs Sender versehen. Die Daten werden mit Hilfe eines Basisstations alle paar Tage von dem Sender herunter geladen und anschließend am PC ausgewertet.
ERGEBNISSE & DISSQUSSION
NahrungsanalysenIm Südlichen Frankenjura werden nach Anzahl vor allem Feldmäuse (Microtus arvalais) erbeutet (34,56%), im Karpatenbecken dagegen an erster Stelle Hamster (Cricetus cricetus) in 25,85%.Interessant ist weiterhin, dass die jeweils 5 dominantesten Säuger- und Vogelarten in den bayerischen Proben summiert nach Anzahl 72,89% und nach Masse 78,6% ausmachen. Die Proben aus Ungarn zeigen dagegen Werte von 78,41% (Summe nach Anzahl) und 89,92% (Summe nach Masse). Dass heißt, die jeweils 5 dominantesten Arten spielen eine viel größere Rolle in der Nahrung der ungarischen Uhus als die im Südlichen Frankenjura, wo die Uhus zusätzlich andere Arten in hohen Prozentanteilen erbeuten. Demnach müssen die „bayerischen” Uhus alles erbeuten, was sie kriegen können. Nach berechnen des Durchschnitts-Beutemasse pro Tier habe ich für den Karpatenbecken 476,46g erhalten, und für die Südlichen Frankenjura dagegen nur 222,66g. Das heißt, de „bayerischen“ Uhus müssen viel mehr Energie investieren um die nötige Biomassenmenge zusammenzukriegen. Die in der Stadtnähe lebenden Uhus haben deutlich mehr Straßen/Haustauben (Columba livia) und Wanderratten (Rattus norvegicus) in ihre Beuteliste, als Uhus, deren Reviere weiter von der Stadt entfernt ist. Nach Biomasse profitieren „Stadtuhus“ also von den Siedlungen, denn Wanderraten und Tauben wiegen eindeutig mehr, als Feldmäuse oder Waldmäuse die in der Beuteliste der „Landuhus“ so häufig auftreten. Dem entsprechen ist die Durschnitts-Beutemasse bei den „Stadtuhus“ mehr als bei den „Landuhus“. Der harte Winter 2010/2011 und die anschließenden Überflutungen im Südlichen Frankenjura haben den Zusammenbruch der Kleinsäugetierbestände (Feldmäuse, Igel) verursacht. Dass wiederum hat bei dem Uhu zur eine niedrigen Reproduktionsrate geführt. Mit dem Ausfall der Feldmäuse, Igel und Siebenschläfer (Winterschlaf) fiel 53,71% der Beutetiere aus, nach Biomasse 40,7%. Darauf reagierten die Uhus mit eine Reproduktionsrate von nur 0,1 Jungvogel/Revier. Die Reproduktionsrate der „bayerischen” Uhus hängt also stark vom Kleinsäugetierbestand ab. Bei einem Zusammenbruch der Kleinsäugetierbestände kommt der langfristige Bestandserhalt in Gefahr. Es sind nicht genügend „Ausweichbeutearten” da, mit denen die Uhus den Zusammenbruch der Kleinsäugetierbestände kompensieren könnten. Telemetrie Der „allein stehende“ besenderte Männchen bewegte sich bis zur 5 km Umkreis des Brutfelsens. Er präferierte gerne Urbane gebiete, wo er die schon erwähnten kulturfolgenden Arten jagen kann. Auch Steinbrüche und Flächen mit niedriger Vegetationshöhe werden gerne genutzt, da die Art ab Vegetationshöhen von 40-60 cm nicht mehr jagen kann. In Naturschutzgebieten ist es empfehlenswert dies bei der Managementplanung vor Augen zu behalten.
EMPFOLENE LITERATUR
DALBECK, L. (2005): Das Schicksal des Uhus in Deutschland. Artenschutzbreif: Mitteilungen des Komitees gegen den Vogelmord e.V. 9: 29–31
GEIDEL, C. (2008): Entwicklung neuartiger Schutzkonzepte für den Uhu (Bubo bubo). Zwischenbericht.
PETROVICS, Z. (2009): Uhu (Bubo bubo) állományadatok. Éves jelentés. [Uhu (Bubo bubo) Bestandssituation. Jahresbericht.] Aggteleki Nemzeti Park Igazgatóság, H-3758 Jósvaf?, Tengerszem-oldal 1., Hungary