Beurteilung der Ökotoxikologischen Effekte von 2,4,7,9-Tetramethyl-5-decyn-diol (TMDD)In deutschen Flüssen wird zunehmend eine Chemikalie gemessen, deren Wirkung auf Umwelt und Leben derzeit nicht geklärt ist. TMDD (2,4,7,9-Tetramethyl-5-decyn-4,7-diol) ist ein nicht-ionisches Tensid, das für diverse industrielle Zwecke eingesetzt wird, da es die Oberflächenspannung erniedrigt und damit die Benetzbarkeit erhöht. Typische Anwendungsgebiete sind Druckertinten, Entschäumungs- und Dispersionsmittel. Es wird allein in Deutschland über tausend Tonnen TMDD pro Jahr hergestellt. Dieser Stoff ist im Wasser äußerst stabil und nach vorliegenden Informationen unter Kläranlagenbedingungen mikrobiell nur schwer abbaubar. Durch diese Eigenschaften ist TMDD in der Natur persistent. Über die Toxizität von TMDD weiß man jedoch nur wenig, und eine ökotoxikologische Bewertung ist überfällig. Das Ziel des vorliegenden Projekts ist es daher, allgemeine Toxizität und spezifischen Effekte von TMDD auf Aquatische Organismen zu untersuchen. Durch ökotoxikologische Screeningtests kann das Ausmaß des biologischen Schädigungspotentials bestimmt werden. Aus diesem Zweck wurden mit einer Fischzelllinie ein Zelltoxizitätstest sowie zwei Gentoxizitätstests durchgeführt. Die embryotoxische und endokrine Wirkung von TMDD wurde mit dem Zebrafisch (Danio rerio) untersucht. Zusätzlich wurde bei belastete Zebrafische nach histologischen Veränderungen in Leber, Kieme, Schilddrüse und Gonade gesucht. Die durchgeführten Zelltests weisen sowie auf zelltoxisches als auch auf gentoxisches Potenzial von TMDD hin. Der Embryotest mit dem Zebrabärbling zeigt bereits nach 24 Stunden Effekte. Bei niedrigeren TMDD-Konzentrationen konnten Veränderungen wie Entwicklungszögerungen, Ödembildungen und Störungen im Blutkreislauf beobachtet werden. Bei den höchsten Konzentrationen waren die Fischeier nach wenigen Stunden koaguliert. Die Ergebnisse der endokrine und der histologischen Untersuchungen sind zur Zeit unter Bearbeitung. TMDD wurde bisher als gering toxisch für aquatische Organismen eingestuft. Subletale Effekte aus Langzeitexperimenten, Daten zur Gentoxizität, Embryotoxizität und endokrinen Wirkung wurden jedoch soweit nicht ermittelt. Die vorliegende Studie schließt diese Datenlücken, daher ist es ein wichtiger Ausgangspunkt zum Orientierung. Die Risikobewertung von TMDD ist weiterhin schwierig, da die Effektschwellen über den in der Umwelt gemessenen Konzentrationen liegen.