Projekt 39232/01

Sozial-ökologische Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sachunterricht der Grundschule

Projektdurchführung

Universität Kassel
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Fachgebiet Didaktik der politischen Bildung
Nora-Platiel-Str. 1
34119 Kassel

Zielsetzung

Das Programm der UNESCO "Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen“ (kurz: BNE 2030) startete 2021 mit einer großen Auftaktkonferenz in Berlin. In Fortsetzung des Weltaktionsprogrammes Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollen die Aktivitäten stärker an den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals 2030, SDGs) orientiert werden. Dabei soll besonders auch das Ziel 4 einer qualitativ hochwertigen und inklusiven Bildung verfolgt werden (Deutsche UNESCO-Kommission 2021). Dazu gehört aber auch eine Verknüpfung mit anderen der 17 Ziele, bezüglich der Biodiversität sind es die Ziele 14 und 15. Die entsprechenden Aktivitäten sollen in allen Bildungsbereichen, also auch der Grundschule, entfaltet werden.
Der Sachunterricht der Grundschule bietet in seiner Vielperspektivität potentiell viele Lernanlässe einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Eine Erschließung dieser Potentiale fordert auch der Perspektivrahmen Sachunterricht der Gesellschaft für die Didaktik des Sachunterrichts (GDSU 2013). Gleichwohl hält BNE nur sehr zögerlich Einzug in die Schul- und Unterrichtsrealität an deutschen Grundschulen und auch in den Sachunterricht. Vielen Lehrkräften erscheinen entsprechende Ansätze zu komplex und im Rahmen des Sachunterrichts ist es auch ohne die Integration von BNE eine nicht unambitionierte Anforderung, Vielperspektivität Wirklichkeit werden zu lassen (Bade 2023). BNE wird dann als Ansatz gesehen, der Komplexität weiter erhöht und somit zeigt sich hier eine Zugangsschranke. Diese wird verstärkt durch eine verbreitete Zurückhaltung gegenüber Ansätzen politischer Bildung im Sachunterricht. BNE – und Biodiversität/Klima bezogene Bildung als Teil davon – lässt sich aber ohne ein Betrachten der (globalen) politischen Aspekte nicht fundiert realisieren. Lehrkräfte trauen sich häufig die Bearbeitung entsprechender Themenzusammenhänge nicht zu und vermeiden diese dann oft im Unterricht (vgl. BMFSFJ 2020, S. 199-201). Hier liegt auch ein Problem bzw. eine Anforderung der Lehrkräftebildung in allen drei Phasen vor, d.h. in der ersten hochschulischen, der zweiten Phase im Referendariat und der dritten Phase der Fort- und Weiterbildung. Entsprechende Aktivitäten müssen also verstärkt und BNE muss selbstverständlicher Teil der Qualifikation werden. Dabei ist es hilfreich, BNE mit Demokratiebildung und politischer Bildung zu verbinden.

Arbeitsschritte

Ziel des Projektes ist es, zwei Ausbildungsphasen der Lehrkräftebildung miteinander zu verbinden. BNE ist zuweilen mit der Kritik konfrontiert, sie orientiere sich auf die Bildung künftiger Generationen und vernachlässige dabei die aktuellen Probleme, strukturellen Hindernisse und Handlungsbedarfe sozial-ökologischer Transformationen (Eis/Inkermann 2022). Um diese beiden Perspektiven nicht gegeneinander auszuspielen, müssen die sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsziele stärker aufeinander bezogen werden. Dies gelingt nur in einer transdisziplinären Verschränkung der unterschiedlichen naturwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen, historischen und technischen Perspektiven des Sachunterrichts. Diese inhaltlich und didaktisch besonders anspruchsvolle Aufgabe kann wiederum nicht eine Ausbildungsphase allein leisten. Daher müssen die Ausbildungsstrukturen auch eine systematische Vernetzung der Ausbildungsphasen ermöglichen. Künftige Lehrkräfte (d.h. Studierende in der ersten Ausbildungsphase) sollen also mit bereits praktizierenden Kolleg:innen (dritte Ausbildungsphase) in Form eines Teamteachings gemeinsam arbeiten, ergänzt werden die Teams durch außerschulische Bildungspartner:innen. So wird ein Beitrag zum Kompetenzerwerb in der ersten Phase geleistet, gleichzeitig geht es aber auch um unterrichtliche und außerschulische Umsetzungen, die in absehbarer Zeit wirksam werden.
Die Konflikte zwischen sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitszielen sowie die Handlungsmöglichkeiten zur Konfliktbearbeitung und zur Umsetzung der SDGs stellen sich in Großstädten und im ländlichen Raum jedoch sehr unterschiedlich dar. Deshalb sollen im hier skizzierten Projekt im städtischen Berliner und Kasseler Kontext und im ländlichen Bereich Brandenburgs/Nordhessens drei Fachveranstaltungen (Auftakt, Fachtag, Fachtagung) mit und für Lehrkräfte, außerschulische Akteur:innen sowie geeignete Personen aus der Schuladministration durchgeführt werden, an deren Realisierung auch Studierende beteiligt werden. Ziel dieser zu konzeptualisierenden Fachveranstaltungen ist es, BNE in Verbindung mit daran anschließenden politischen und partizipatorischen Fragen in die unterrichtliche Praxis des vielperspektivischen Sachunterrichts zu integrieren.

Ergebnisse

Die Auftakttagung fand am 7./8.10.2024 mit 41 Teilnehmenden in Kassel statt. Nahezu alle Regionalteams waren mit Schulleitungen der Pilotschulen und außerschulischen Kooperationspartner:innen vertreten. Die Beteiligten bestätigten im Rahmen der Evaluation eine hohe Zufriedenheit in Bezug auf den fachlichen Anspruch, die zeitliche Gestaltung Einzelbeiträgen und Diskussionen und auch das Einbringen eigener Erfahrungen.

Die vier Seminare, die im WIntersemester 2024/2025 mit Studierenden eine praxisintegrierende Erarbeitung und Erprobung von Bildungseiniheiten zum Ziel hatten, erreichten insgesamt 86 Teilnehmende. Die konkreten Pilotierungen fanden im Januar 2025 statt (zehn Probeläufe an den Pilotschulen/Regionalteams in Berlin und Kassel statt.

Die zahlreichen Projektdarstellungen auf Tagungen zeigen eine aktive Verbreitung der Projektinhalte in der Fachöffentlichkeit.

Das Arbeitstreffen mit Fachforen BNE 2030 fand online im Rahmen des NIL-Forums statt und die Abstimmung mit dem ANU Projekt erfolgte wie geplant.

Der Beirat wurde eingerichtet und traf sich erstmals im Dezember 2024.

Öffentlichkeitsarbeit

Die fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit des Projekts erfolgt primär über zwei Homepages und einen Blog der Universität Kassel und der Humboldt-Universität Berlin unter https://bne.hypotheses.org/. Diese dienen als zentrale Informationsplattformen über Ziele, Aktivitäten und Ergebnisse des Projekts. Darüber hinaus trägt die Präsentation des Projekts auf verschiedenen Tagungen maßgeblich zur Verbreitung seiner Inhalte und zur Vernetzung mit relevanten Akteur:innen bei. Die Themen der Vorträge, wie „Soziales Lernen in gesellschaftlich unsicheren Zeiten“ und „Politische Nachhaltigkeitsbildung im Sachunterricht der Grundschule“, verdeutlichen die inhaltliche Ausrichtung und sollen ein breites Fachpublikum ansprechen.

Die Erstellung und Bereitstellung einer barrierefreien Handreichung trägt ebenfalls zur Öffentlichkeitsarbeit bei und stellt sicher, dass die Projektergebnisse einer breiten Zielgruppe zugänglich gemacht werden.

Link zum WissenschaftsblogLink zum Arbeitsbereich Sachunterricht und seine DidaktikLink zum Arbeitsbereich Didaktik der Politischen Bildung

Fazit

Das Projekt "Sozial-ökologische Bildung in der Grundschule" zeigt im Berichtszeitraum erhebliche Fortschritte bei der Umsetzung seiner vielfältigen Maßnahmen. Die erfolgreiche Durchführung der Auftakttagung und der ersten Seminare mit Studierenden, die ein großes Interesse an der Thematik belegen, sind wichtige Meilensteine. Die positive Resonanz in der Evaluation der Auftakttagung unterstreicht die Qualität der bisherigen Arbeit. Die aktive Vernetzung mit anderen Projekten und die Etablierung eines Beirats deuten auf eine strategisch ausgerichtete und gut abgestimmte Vorgehensweise hin.
Die Erstellung erster konkreter Ergebnisse in Form der Handreichung für pädagogische Fachkräfte ist ein wichtiger Beitrag für die Praxis.

Die umfassende Öffentlichkeitsarbeit durch Internetpräsenz und zahlreiche Tagungsbeiträge trägt zur Sichtbarkeit und Verbreitung des Projekts in der Fachöffentlichkeit bei. Obwohl an manchen Stellen die geplante Teilnehmer:innenzahlen noch hinter der Erwartung zurück bleiben, deuten die insgesamt positiven Entwicklungen und die detaillierte Planung der weiteren Schritte darauf hin, dass das Projekt sein Potenzial zur Förderung der sozial-ökologischen Bildung in der Grundschule erfolgreich entfalten kann. Die systematische Evaluation ermöglicht eine fortlaufende Reflexion und Weiterentwicklung des Projekts.

Übersicht

Fördersumme

324.309,00 €

Förderzeitraum

01.07.2024 - 30.06.2026

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Environmental communication