Projekt 39173/01

Evaluierung der Wirksamkeit verschiedener Vergrämungsmaßnahmen zum Schutz von Wildtieren und zur Optimierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse

Projektdurchführung

Fachhochschule Südwestfalen
Fachbereich Agrarwirtschaft
Lübecker Ring 2
59494 Soest

Zielsetzung

Jedes Jahr werden bei der Mahd von Dauergrünland und Feldgras Rehkitze und Junghasen getötet sowie die Gelege von Bodenbrütern ausgemäht. Für die Landwirtschaft stellt dies ein hohes Risiko für die Nutztiere dar, denn durch Kadaver verunreinigte Silagen enthalten Clostridium botulinum, was insbesondere bei Wiederkäuern zu Botulismus führt. Des Weiteren ist der Landwirt dazu verpflichtet, die zu mähende Fläche abzusuchen, was bei Unterlassen zu hohen Strafen führen kann, sollte ein Jungtier zu Schaden kommen. Aus diesen Gründen wird in der Landwirtschaft darauf geachtet, Jungwild aus Flächen zu vergrämen. Trotz intensiver Bemühungen zur Vergrämung durch das Absuchen der Flächen mit brauchbaren Jagdhunden, dem Aufstellen von Wildscheuchen, akustischen Warnern und dem Verteilen von Duftstoffen hat sich die Situation in den letzten Jahren dramatisch verschärft. Auch im Ackerbau gibt es innovative Technologien wie die Saat von Mais in eine unmittelbar vorher gewalzte Zwischenfrucht, die für Wildtiere ein hohes Risiko darstellen.

Mit dem vorliegenden Projekt soll ein Beitrag zur Anwendung innovativer Technologien zur naturschutzgerechten Optimierung in landwirtschaftlichen Produktionsprozessen während der Grünlandmahd sowie im Ackerbau während der Maissaat in Zwischenfrüchte geleistet werden.

Es ist davon auszugehen, dass verschiedene Vergrämungsmaßnahmen unterschiedlich schnell eine Wirkung entfalten und einen abweichenden Wirkungskreis haben. Ziel des Projekts ist die Evaluierung dieser Unterschiede. Aus diesem Grund wird innerhalb des Projekts unter Berücksichtigung der jeweiligen Umgebungsstruktur einer Fläche mit verschiedenen Vergrämungsmitteln gearbeitet.

Da eine geordnete Kommunikation der gemachten Erfahrungen von ehrenamtlichen Wildrettern meist nicht stattfindet, können andere Wildtierretter davon nicht profitieren. Daher ist eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit mit Vorträgen in unterschiedlichen Personenkreisen, Beiträgen in Tageszeitungen, einschlägigen Fachzeitschriften und auf Tagungen sowie die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zu verschiedenen Methoden der Vergrämung und Risikoeinstufungen von Grünlandflächen mit einer Übersicht zu rechtlichen Grundlagen ebenso Ziel des Projekts.

Arbeitsschritte

Zur Evaluierung der Wirksamkeit verschiedener Vergrämungsmaßnahmen zum Schutz von Wildtieren und zur Optimierung landwirtschaftlicher Produktionsprozesse wurden vier verschiedene Vergrämungsarten gewählt. Diese sind optische Wildscheuchen, optisch-akustische Wildscheuchen, optisch-olfaktorische Wildscheuchen sowie optisch-akustisch-olfaktorische Wildscheuchen. Da weder vorausgesehen werden kann ob Wild in der Fläche sein wird und wenn ja, welche Art, wird im Vorfeld für die jeweilige Versuchsfläche ein Vergrämungsmittel gewählt und die Positionen der einzelnen Scheuchen über GPS-Koordinaten festgelegt. Mittels GPS-Handgerät wird das jeweilige Vergrämungsmittel in der Fläche positioniert und der Erfolg der Maßnahme mit Drohnenflügen kontrolliert und dokumentiert. Wird mit der Drohne Wild in der Fläche gefunden, werden die GPS-Koordinaten des gefundenen Wilds gespeichert. So kann später die Distanz zwischen Wild und nächster Wildscheuche ermittelt werden. Unabhängig von der Wärmebildfunktion der Drohne ist es durch die hohe Auflösung der normalen Kamera möglich, gezielt die gespeicherten Koordinaten anzufliegen und über die Zoomfunktion zu prüfen, ob das Wild sich noch an der Ursprungsposition befindet, falls eine Überprüfung mittels Wärmebild nicht mehr erfolgen kann. Wird kein Wild gefunden, wird ein mögliches Betreten der mit Vergrämungsmitteln bestückten Fläche durch Wild mittels der regelmäßigen Drohnenflüge überprüft. Durch die GPS-Koordinaten können die Wildscheuchen zu späteren Schnitten wieder an die gleichen Positionen gestellt werden.

Da die jeweilige Umgebungsstruktur Auswirkungen auf die Habitatswahl hat, wird diese bei jeder Versuchsfläche erfasst, um das jeweilige Risiko von Jungtierablage oder Nestplatz künftig besser abschätzen zu können.

Die Öffentlichkeitsarbeit richtet sich an verschiedene Personenkreise und erfolgt projektbegleitend über Feldtage, Vorträge, Beiträge in Tageszeitungen, einschlägigen Fachzeitschriften und auf Tagungen. Die Entwicklung eines Maßnahmenkatalogs zu verschiedenen Methoden der Vergrämung und Risikoeinstufungen von Grünlandflächen mit einer Übersicht zu rechtlichen Grundlagen erfolgt zum Ende des Projekts unter Berücksichtigung der Versuchsergebnisse.

Ergebnisse

Alle Vergrämungsmittel konnten im ersten Versuchsjahr an Kitzen geprüft werden, zusätzlich konnten optisch-akustische Vergrämungsmittel an Junghasen getestet werden. Die Erfolgsquoten waren gering, jedoch müssen für abschließende Aussagen die weiteren Versuchsjahre wegen der noch geringen Stichprobengröße abgewartet werden.

Hinsichtlich der Umgebungsstrukturen konnten 107 Kitzfundorte sowie 24 Junghasenfundorte ausgewertet werden. Bei den Kitzen waren in 13,1 % der Fälle Hecken, in 21,5 % Wald, in 54,2 % andere Ackerflächen und in 11,2 % Straßen oder Wege als nächste Umgebungsstruktur zum Fundort vorhanden, dabei war ein Großteil der Kitze innerhalb der ersten 20 m Distanz zum Rand abgelegt. Bei 4,2 % der Junghasen waren Hecken als nächste Umgebungsstruktur zum Fundort vorhanden, bei 66,6 % Feldgehölze, bei 0,0 % Wald, bei 25,0 % andere Ackerflächen und bei 4,2 % Straßen oder Wege, dabei war ein Großteil der Junghasen innerhalb der ersten 30 m Distanz zum Rand abgelegt.

Im Bereich des Ackerbaus wurde das Einsatzspektrum der Drohne zur Wildrettung um die Aussaat von Mais in eine unmittelbar vorher gewalzte Zwischenfrucht sowie den Striegeleinsatz zur Zerkleinerung von Zwischenfrüchten erweitert.

Öffentlichkeitsarbeit

Zu Beginn des Projekts fand in Kooperation mit dem Hegering Rüthen am 07.04.2024 der Feldtag „Wege der Wildrettung“ statt. Intensive Werbemaßnahmen per Mail, Zeitungsankündigung und Plakaten führten zu über 40 hochinteressierten Teilnehmern. Am 12.04.2025 wurde das Projekt auf der Jahreshauptversammlung des Hegerings Oestereiden mit einem Vortrag präsentiert, insbesondere der Themenschwerpunkt Ackerbau wurde mit den über 30 Teilnehmern intensiv diskutiert. Während der laufenden Mähperiode wurde die Mitarbeiterin zweimal von einer Reporterin begleitet, woraus ein Zeitungsartikel über die Kitzrettung im Allgemeinen und das Projekt entstand. Insgesamt wurde dreimal im „Patrioten“ über das Projekt berichtet. Im März 2025 wurde die Jungwildrettung im Rahmen eines Vortrags beim Jungjägerkurs der Kreisjägerschaft Soest thematisiert. Die angehenden Jägerinnen und Jäger konnten so sehr gut auf die zukünftige Aufgabe der Hege vorbereitet werden. Es folgte ein weiterer Vortrag am 13.03. beim Hegering Rüthen über erste Projektergebnisse.

Übersicht

Fördersumme

145.836,00 €

Förderzeitraum

15.03.2024 - 15.03.2027

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Land use
Nature Conservation