Mit dem „Green Deal“ nimmt sich die EU vor, bis 2050 klimaneutral zu werden, ohne dabei auf wirtschaftliches Wachstum und Wohlstandsmehrung zu verzichten. Der Sektor Landwirtschaft findet hierbei mit der Biodiversitäts- und „Farm-to-Fork (F2F)“-Strategie besondere Berücksichtigung. Deren Ziele sollen in Deutschland bereits bis zum Jahr 2030 erreicht sein. Eines der maßgeblichen Instrumente zur Umsetzung des Green Deals in der Landwirtschaft ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). In der aktuellen Förderperiode ist die GAP jedoch nur bedingt auf die mit dem Green Deal verbundenen Zielsetzungen ausgerichtet, so dass in Zukunft Anpassungen unausweichlich sein werden. Zudem fordern Kritiker einen grundsätzlichen Neustart der GAP, um die gestiegene Komplexität auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.
Neue Konzepte, wie die vom DVL entwickelte „Gemeinwohlprämie“, geben einen ersten Eindruck, wie ein solcher Neustart aussehen könnte. So sollen freiwillig erbrachte Umweltleistungen der Landwirtschaft nach dem Prinzip „öffentliche Mittel für öffentliche Leistungen“ gezielt honoriert werden. Da die Zielsetzungen der Biodiversitäts- und F2F-Strategie jedoch über eine gesteigerte Biodiversität hinausgehen, sind künftig Modelle erforderlich, die die entsprechenden Ziele simultan adressieren. Genau an dieser Stelle setzt die „Erfolgsorientierte Agrarprämie“ an, welche im Kern die Weiterentwicklung eines auf die gesetzten Politikziele ausgerichteten Prämienmodells zum Ziel hat. Die Erfolgsorientierte Agrarprämie denkt von den Politikzielen rückwärts und transformiert die nationalen Zielsetzungen der politischen Strategien in betriebsindividuelle Zielvorgaben, um diese mit Hilfe von zielerreichungsorientierten und freiwilligen Maßnahmen zu erreichen.
Aufbauend auf der Modellentwicklung dient dieses Forschungsprojekt einer Evaluierung und Kalibrierung des Politikmodells in der Praxis. Hierbei sollen die folgenden Forschungsfragen beantwortet werden: Stellt die Erfolgsorientierte Agrarprämie eine Möglichkeit dar, den steigenden politischen Anforderungen in der Landwirtschaft gerecht zu werden, ohne die bestehende betriebswirtschaftliche Situation der Betriebe zu gefährden? Ist es möglich, eine ausreichende Teilnahmebereitschaft und räumliche Durchdringung zu generieren? Lässt sich das Politikmodell administrativ so steuern, dass sich die Teilnahmebereitschaft mit einem gegebenen Gesamtbudget in Einklang bringen lassen? Welche Optimierungsmöglichkeiten sehen Landwirte?
Phase 1: Professionelle Programmierung der „Erfolgsorientierten Agrarprämie“ als Webanwendung und Entwicklung des Fragebogens (3 Monate).
Die digitale Umsetzung des Politikmodells dient einerseits dazu, eine möglichst praktikable Eingabemaske für die Befragungsteilnehmer zu entwickeln und andererseits die Daten automatisiert in eine Datenbank für spätere Auswertungen zu überführen. Die Webanwendung soll den Landwirten ermöglichen, ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Maßnahmenportfolio zusammenzustellen.
Phase 2: Datenerhebung (5 Monate).
In mehreren Präsenz- und Onlineveranstaltungen erfolgt die Modellvorstellung und die „Incentive“-basierte Datenerhebung. Unterstützt wird die Teilnehmerakquise u.a. durch die lokalen Bauernverbände und Aufrufe in landwirtschaftlichen Fachzeitschriften sowie regionalen Bauernblättern.
Phase 3: Datenauswertung und Modellkalibrierung (3 Monate).
Bei der Datenauswertung soll mittels "Clustering" ermittelt werden, welche Betriebstypen (Ackerbau, Viehhaltung, …) unter welchen Standortverhältnissen (Gunstregion, Grenzstandort, viehstarke Region, …) welche Maßnahmenkombination zur Erreichung der F2F-Ziele bevorzugen. Gleichzeitig wird analysiert, ob alle Ziele gleichermaßen angesprochen werden oder bestimmte Ziele bevorzugt werden. Außerdem soll festgestellt werden, ob man mit der Erfolgsorientierten Agrarprämie die gesetzten Politikziele auf deutscher Ebene erreichen kann, inwiefern eine gleichmäßige regionale Inanspruchnahme möglich ist und ob sich die Teilnahmebereitschaft mit einem gegebenen Gesamtbudget in Einklang bringen lässt. Die Ergebnisse sollen abschließend genutzt werden, um das Modell fein zu kalibrieren.
Phase 4: Ergebnisdarstellung und -verarbeitung (3 Monate)
Ein konkretes Produkt des Projektes ist der Abschlussbericht für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, welcher die Akzeptanz des vorgeschlagenen Fördermodells und Prognosen über die räumliche Verteilung der Inanspruchnahme sowie der Erreichung der F2F-Ziele beinhaltet. Darüber hinaus sind
sowohl wissenschaftliche Publikationen in politiknahen Medien wie EuroChoices als auch Beiträge in der landwirtschaftlichen Fachpresse (national und regional) geplant.