Begleitpflanzen im Zuckerrübenanbau: Pestizidminderung, Biodiversitätsförderung, Erosions- und Grundwasserschutz, Rentabilität
Projektdurchführung
Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ)
Holtenser Landstr. 75
37079 Göttingen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Zuckerrüben werden von Blattläusen befallen, die Saugschäden verursachen und Vergilbungsviren übertragen können. Bei frühem Befall können Ertragsverluste von bis zu 30 % auftreten. Um den Befall mit Blattläusen (und als Folge die Ertragsverluste) zu vermeiden, wird bei Überschreiten der Schadensschwelle in der Regel ganzflächig Insektizid eingesetzt. Systemisch wirkende neonikotinoide Saatgutbeizen sind seit 2019 nicht mehr zugelassen. Im Zuckerrübenanbau kommen daher dieselben insektiziden Wirkstoffe wie in anderen Ackerkulturen zur Anwendung. Zur Kontrolle von Blattläusen stehen in Zuckerrüben nur Wirkstoffe mit zwei verschiedenen Mechanismen zur Verfügung, was ein umsichtiges Resistenzmanagement nahezu unmöglich macht. Die ganzflächige Anwendung von Insektiziden schädigt auch viele Nicht-Zielorganismen.
Vor diesem Hintergrund gibt es dringenden Bedarf für neue Lösungen zur Kontrolle von Schadinsekten im Zuckerrübenanbau. Eine Lösung könnten alternative Anbauverfahren mit Begleitpflanzen zwischen den Zuckerrübenreihen sein. Die Begleitpflanzen können zur Ablenkung der Schadinsekten von der Kulturpflanze führen oder die Zuckerrübenpflanzen maskieren. Außerdem könnten Gegenspieler der Schadinsekten gefördert und darüber hinaus die Biodiversität auf der Ackerfläche im Allgemeinen erhöht werden. Ein solches Anbauverfahren mit Begleitpflanzen soll helfen, die ganzflächige Anwendung von Insektiziden zu vermeiden oder deutlich zu vermindern. Zusätzliche Umweltziele bestehen darin, die Intensität der Herbizidanwendungen zu reduzieren, z.B. durch die Kombination nicht-chemischer und chemischer Verfahren der Beikrautkontrolle oder indem die Begleitpflanzen andere Pflanzen zwischen den Zuckerrübenreihen unterdrücken.
Primäres Ziel des Vorhabens ist es, ein wirksames Verfahren der Blattlaus- und damit Viruskontrolle in Reihenkulturen wie der Sommerfrucht Zuckerrübe durch den gezielten Anbau von Begleitpflanzen praxisreif zu entwickeln. Im Unterschied zu Lösungsansätzen, die auf einer Förderung von Blattlausgegenspielern in der Landschaft oder auf Feldebene beruhen (Blühflächen), soll im vorliegenden Ansatz geprüft werden, ob sich Blattläuse und eventuell auch andere Schadorganismen von Zuckerrüben mit dem Anbau von Begleitpflanzen zwischen den Zuckerrübenreihen so kontrollieren lassen, dass Ertragseinbußen ohne Insektizidanwendungen vermieden werden. Zusätzlich muss das Anbauverfahren eine ausreichende Beikrautkontrolle bei geringer Konkurrenzwirkung der Begleitpflanze auf das Zuckerrübenwachstum gewährleisten.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Feldversuchen werden verschiedene, spezifisch ausgewählte Begleitpflanzen bereits im Herbst ganzflächig verteilt oder streifig zwischen den späteren Rübenreihen ausgesät; alternativ werden Begleitpflanzen im Frühjahr zeitgleich mit den Zuckerrüben breit verteilt oder streifenweise ausgesät. In Vorversuchen sollen prinzipiell geeignete Begleitpflanzen für Zuckerrüben identifiziert werden. Ziele sind ein positiver Beitrag zu mindestens einem der genannten Ziele (geringe Ertragsverluste ohne Insektizidanwendungen, geringer Blattlausbefall, wenig oder keine Vergilbung, geringere Intensität an chemischem Pflanzenschutz, Biodiversitätsförderung) und die Integration in den Anbau mit akzeptablem zusätzlichem Aufwand. Das Anbausystem soll in der Folge in mehreren Jahren getestet und verbessert werden. Hierzu werden unter anderem folgende Parameter gemessen:
- Umfang zusätzlicher Arbeiten (Maschinen, Personal)
- Aufwandmengen chemischer Pflanzenschutzmittel
- Entwicklung der Begleitpflanzen und Wirksamkeit von Kontrollmaßnahmen in Zuckerrüben
- Blattlausbefall und Vergilbung der Zuckerrüben
- Bonitur von Nützlingen
- Entwicklung und Ertrag der Zuckerrüben
Fördersumme
428.335,00 €
Förderzeitraum
25.03.2024 - 24.03.2027
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter