Auf Bundesebene wurde 2021 das Bundes-Klimaschutzgesetz angepasst. Mit dem Gesetz wird das deutsche Treibhausgasminderungsziel für das Jahr 2030 von 55 % auf 65 % gegenüber 1990 angehoben.
Der Kohlenstoffmarkt wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen, um das Treibhausgasminderungsziel der Bundesregierung zu erreichen. Der damit verbundene internationale Emissionshandel ist der Handel mit Rechten zum Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2. Dabei ist der freiwillige Handel als eine der möglichen Handlungsmöglichkeiten von zentraler Bedeutung für das Projekt TRADE 2 CCLIM.
Der freiwillige Handel sieht vor, dass z.B. Waldbesitzer für Landnutzungspraktiken, die zum Erhalt von Ökosystemleistungen beitragen, Zahlungen von Privatpersonen oder Unternehmen erhalten, die Klimaneutralität anstreben. Dabei werden Emissionsreduktionen oder C- Bestandserhöhungen in handelbare Zertifikate umgewandelt und an Endkunden verkauft. Durch den Erwerb der Zertifikate wird ermöglicht, dass Unternehmen und Privatpersonen ihre CO2-Bilanz reduzieren bzw. ausgleichen.
Um ein Zertifikat zu erstellen, sind bestimme Voraussetzungen notwendig, wie z. B. die Entwicklung von standardisierten Maßnahmen, die zum Erhalt und Ausbau von Ökosystemleistungen beitragen. Die mangelnde Standardisierung dieser Maßnahmen ist ein Hindernis für die Ausweitung des freiwilligen Handels mit Klimazertifikaten. Daher setzt sich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit dem Vorhaben TRADE 2 CCLIM zum Ziel, die CO2-Senkenleistung sowie die einhergehenden Co-Benefits weiterer Ökosystemleistungen in Forstbetrieben zu sichern, zu erhöhen und zu bewerten. Dabei soll ein Standard für die zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen, die über die konventionelle Forstwirtschaft hinausgehen, entwickelt werden, um daraus ein handelbares Zertifikat zu generieren. Mit dem Projekt TRADE 2 CCLIM besteht die Aussicht, ein Ökosystemleistungsstandard für Waldflächen zu entwickeln und regional in Niedersachsen zu Etablieren. Die zusätzliche Geldquelle, die sich durch den Verkauf von Zertifikaten ergibt, könnte Waldbesitzern helfen, neue und klimaresiliente Waldbestände aufzubauen und zu pflegen. Beruhend auf ein nachvollziehbares Zertifikatssystem sollen besonders Endkunden angesprochen werden, die das Interesse haben, klimaneutral zu agieren oder ihre CO2- Bilanz zu reduzieren.Daher ist ein Zertifikat, dass auf einheitliche Standards beruht, ein ideales Instrument für Privatpersonen und Unternehmen, diese Ziele zu erreichen
Im Folgenden wird der vorgesehene Arbeitsplan des Projektes TRADE 2 COMBAT CLIMATECHANGE (Gesamtlaufzeit 1,5 Jahre) aufgezeigt.
Projektpartner zur Umsetzung der Ziele sind die Universität Göttingen, die öffentlich- rechtlichen Sparkassen, Waldschutzgenossenschaft Scheldenhausen und ein Beratungsunternehmen zur Zertifikaterstellung.
Das erste Halbjahr des Projektes dient zur Methodenentwicklung des zu erstellenden Zertifikates. Dabei ist ein Austausch mit der Universität Göttingen und entsprechenden Beratungsunternehmen vorgesehen. Parallel sollen die Kohlenstoffmärkte analysiert und die Zielmärkte identifiziert werden. Als Teilziel ist die Lösung der Doppelzählungsproblematik gesetzt. Im zweiten Halbjahr steht der Arbeitsfokus auf die Anrechnungsreglung waldbaulicher, naturschutzfachlicher und grundwasseranreichender Klimaschutzkonzepte. Dabei sollen waldbauliche Maßnahmenkonzepte zur Steigerung des Klimaschutzes entwickelt-, sowie Klimaschutzpotentiale quantifiziert werden. Darüber hinaus soll ein standardisierter CO2- Rechner sowie Rechenmodelle für Biodiversitätssteigerungen und Grundwasseranreicherungen entwickelt werden.
Im dritten Halbjahr soll final ein marktfähiges Zertifikat für nationale Waldklimaschutzprojekte fertiggestellt und ein Handelssystem dafür entwickelt werden. Die Markteinführung und Vermarktung eines Zertifikats sind die wesentlichen Ziele.
In der theoretischen Einführungsphase werden sich die Maßnahmenumsetzungen zunächst auf ein bis zwei Pilotflächen in Niedersachsen beschränken. Hier werden in den Regionen Musterbetriebe herangezogen (Waldschutzgenossenschaft Schledehausen), um die Methoden mit Hilfe der Inventurdaten zu evaluieren. Nach erfolgreicher Etablierung eines Zertifizierungs- und Vermarktungssystems (Sparkasse mit entsprechender Handelsplattform) sollen in ganz Niedersachsen praktische Projekte unter diesem Standard berechnet und anschließend durchgeführt werden können. Damit ist gewährleistet, dass die Ergebnisse nach Förderschluss auf andere Regionen übertragen werden können. Ziel ist die Etablierung eines Standards, der Ökosystemleistungen des Waldes nach europäischen Vorgaben handelbar macht. Die Ökosystemleistungen werden über eine Handelsplattform marktgängig angeboten.
Um einen Standard zur Zertifikatserstellung zu entwickeln, arbeitet die LWK Niedersachsen mit der Universität Göttingen, Waldschutzgenossenschaft Schledenhausen, der Sparkasse und einem Beratungsunternehmen zur Zertifikaterstellung zusammen. Zudem wird ein Austausch zwischen der LWK und dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg-Vorpommern, den gängigen nationalen Förderprogrammen (Orientierung an den 12 Kriterien, die im Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aufgeführt sind) und der Ecosystem Value Association (Wald-Klimastandard) angestrebt, um die gewonnen Erkenntnisse zu teilen und ein erfolgreiches Instrument für den Klimaschutz in Niedersachsen zu erschaffen. Ferner werden das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Naturschutzverbände, wie der BUND und NABU und der Deutsche Forstwirtschaftsrat einbezogen. Ergebnisse werden über Medien wie z. B. Homepage, Newsletter, Fernsehberichte, Workshops verbreitet.