Anthropogene Aktivitäten bedrohen zunehmend die Stabilität des planetaren Ökosystems und damit die Überlebensfähigkeit der menschlichen Zivilisation. Zur Lösung dieser Herausforderungen setzen die Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz und Konsistenz auf technologischen Fortschritt. Jedoch sind entsprechende Bemühungen, den Energie- und Ressourcenverbrauch der Wirtschaft zu optimieren, aufgrund von Rebound-Effekten nicht ausreichend. Zusätzlich sind daher strukturelle und nachhaltige Veränderungen der Produktions- und Konsumpraktiken (Suffizienzstrategie) notwendig, um die sozialen Bedürfnisse innerhalb ökologischer Grenzen zu befriedigen.
Unternehmen spielen bei der Umgestaltung von Produktions- und Konsumpraktiken hin zu einer entschleunigten, regionalen und sozial-gerechten Wirtschaft und Gesellschaft eine zentrale Rolle. In maßvoll wirtschaftenden Unternehmen tragen alle Aktivitäten zur Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft bei – indirekt, indem Angebote und Rahmenbedingungen für ressourcenarme Lebensstile geschaffen werden und direkt durch die Begrenzung von Ressourcenverbrauch und Produktionsmengen. Konkrete unternehmerische Strategien des maßvollen Wirtschaftens umfassen langlebige und reparaturfähige Produkte, zusätzliche Dienstleistungen für Miete, Sharing oder Secondhand und den Verzicht auf aggressive Werbung und Schnäppchenpreise.
Die Forschung zu maßvoll wirtschaftenden Unternehmen ist in den letzten Jahren zwar gewachsen, aber es gibt weiterhin wenig Wissen zur Verbreitung, wirtschaftlichen Anschlussfähigkeit und Akzeptanz von entsprechenden Strategien. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt „Maßvoll Wirtschaften“ die folgenden Ziele:
Erfassung und Untersuchung von Strategien des maßvollen Wirtschaftens von Unternehmen und Organisationen unterschiedlicher Branchen, Größe, Organisationsform und Nachhaltigkeitsorientierung
Analyse von förderlichen und hemmenden Einflussfaktoren und Umsetzungsbedingungen
Erforschung, Entwicklung und Erprobung von Lösungsstrategien zur Überwindung von Hemmnissen
Empfehlungen für die Übertragbarkeit und Skalierung in der Praxis
Das Projekt leistet einen direkten Beitrag zur Umweltentlastung, indem es Unternehmen dabei unterstützt, ressourcenschonende Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Das Vorhaben wird in vier Arbeitspaketen realisiert, unterstützt von kontinuierlichen Aktivitäten im Rahmen des Projektmanagements und des Projektcontrollings. Das Projekt ist ein Kooperationsvorhaben zwischen der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) unter Einbeziehung eines wissenschaftlichen Beirats und Multiplikatoren aus der Praxis, wie etwa Wirtschaftsverbände und Nachhaltigkeit- und Umweltorganisationen.
Zu Beginn wird in AP 1 der aktuelle Forschungsstand mittels einer semi-systematischen Literaturanalyse erhoben und zusammengefasst. Das Ziel ist es, einen systematischen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu erlangen und darauf aufbauend die Forschungsfragen und Erhebungsinstrumente für die empirischen Studien festzulegen. Die qualitative Vorstudie (AP 2) dient der Exploration der Praktikabilität von Strategien des maßvollen Wirtschaftens in der Praxis. Es werden insgesamt 10-15 Interviews mit Unternehmensvertreter*innen zu den Motivationen, Hindernissen und Kontroversen entsprechender Maßnahmen in der Praxis geführt und ausgewertet. Die qualitativen Erkenntnisse unterstützen zudem die Konzeption und Bestimmung von Inhalten für die nachfolgende quantitative Unternehmensbefragung. Diese Befragung ist der Fokus von AP 3 und wird als standardisierte Online-Umfrage realisiert. Es wird nicht nur die Verbreitung von Strategien des maßvollen Wirtschaftens in unterschiedlichen Branchen erfasst, sondern darüber hinaus eine Typologie entwickelt. Die empirischen Ergebnisse werden in einem Fachartikel publiziert. Als Modellprojekt werden kontinuierlich Austausch- und Kommunikationsformate angeboten, um die Forschungserkenntnisse zu vermitteln, zu diskutieren und hinsichtlich ihrer Praxisrelevanz zu überprüfen. Konkret wird in AP 4 eine Workshop-Serie mit drei Veranstaltungen durchgeführt und eine praxisorientierte Broschüre erstellt.
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