Projekt 38478/01

Plus-Energie-Quartiere: Entwicklungs- und Erneuerungsprinzipen – Neues Wahlfach zur Erweiterung des Hochschullehrangebots in der Slowakei

Projektdurchführung

Fachhochschule Technikum Wien
Höchstädtplatz 6
A-1200 Wien

Zielsetzung

Das Thema des Klimawandels ist in den letzten Jahren auch in der Slowakei in das Bewusstsein von Fachleuten wie auch Laien eingedrungen. Auf der Staat-Ebene, wie auch auf der Stadt-Ebene wird versucht, den Empfehlungen der Europäischen Union gerecht zu werden - um nachhaltiger zu leben, sich der Klimaneutralität zu nähern. Im Mai 2022 wurden sogar zwei größte Städte in der Slowakei, Bratislava und Kosice, von der Kommission ausgewählt und nehmen nun an der EU-Mission 100 klimaneutrale und intelligente Städte teil.

Der Bedarf an nachhaltigen, fachgerechten und intelligenten Lösungen hat gezeigt, wie viele Expert*innen gebraucht werden (und wie viele fehlen), um diese konzeptuell zu entwickeln und folgend umzusetzen. Wie auf der Kommunalebene, unter den Fachleuten/Planer*innen in der Baupraxis, so auch auf der akademischen Ebene unter den Lehrkräften.

Das eingereichte Projekt ist auf das akademische Umfeld, in welchem Student*innen für ihr Berufsleben als Architekt*innen, Städteplaner*innen oder berufliche Beamt*innen vorbereitet werden, fokussiert.
Im Rahmen des Projektes wird ein neues Wahlfach „Plus-Energie-Quartiere: Entwicklungs- und Erneuerungsprinzipen“, welches das Lehrangebot an der Slowakischen Technischen Universität - Fakultät für Architektur und Design um einen weiteren nachhaltigen Schwerpunt ergänzt und durch das Eingliedern von externen Lehrbeauftragten die Verbindung mit der Praxis stärkt, entwickelt.
Die Struktur des Wahlfachs gliedert sich in einen theoretischen Teil (Vorlesungen), einen praktischen Teil (Übungen, bei denen die Student*innen ein Plus-Energie-Quartier entwerfen) und Exkursion (Vorzeigeprojekt aus der Praxis).

Das Konzept der Plus-Energie-Quartiere ist vor allem in der Slowakei von großer Bedeutung. Nicht nur als Weg zu einer klimaneutralen Stadt. Solche Quartiere zeigen das Potential, nicht nur innerhalb der eigenen Struktur Synergien zu bilden, sondern auch die umliegende, nur teilweise renovierbare, Umgebungsstruktur energetisch zu unterstützen.

Arbeitsschritte

In Zusammenarbeit mit der STU Bratislava wurde ein neues Wahlfach entwickelt, das die Konzepte nachhaltiger und klimaneutraler Plus-Energie-Quartiere in den Lehrplan integrieren soll. Das Fach wurde im Wintersemester im Rahmen der Bachelor- und Ingenieurstudiengänge angeboten und bestand aus Vorlesungen zur Vermittlung theoretischer Grundlagen sowie praktischen Übungen zur Anwendung dieses Wissens.

Methoden

Vorlesungen und Übungen: Kombination aus Vorlesungen zur Theorie nachhaltiger Quartiersentwicklung und Übungen zur praktischen Anwendung des Gelernten. In Gruppenarbeit entwarfen die Studierenden Plus-Energie-Konzepte für reale Quartiersareale.
Exkursionen: Zwei Exkursionen wurden organisiert: eine zum Entwurfsort und eine zur Seestadt Aspern, einem nachhaltigen Vorzeigequartier in Wien, um den Studierenden praktische Einblicke in die Umsetzung nachhaltiger Stadtplanung zu bieten.
Gruppenarbeit: Die Studierenden arbeiteten in Teams an einem Plus-Energie-Konzept für jeweils ein reales Quartiersareal. Die Quartiersbeispiele wechselten in jedem Wintersemester, sodass unterschiedliche Lösungen entstanden.

Arbeitsschritte

Entwicklung der Arbeitsversion des Wahlfachs: Konzeption und Erstellung der Inhalte, Vorbereitung der Vorlesungen und Übungen.
Testen der Arbeitsversion im WS 22/23: Durchführung und Evaluierung des ersten Durchlaufs.
Nacharbeitung der Arbeitsversion: Anpassung der Inhalte basierend auf dem Feedback der Studierenden.
Testen der Finalversion im WS 23/24: Durchführung und Evaluierung der überarbeiteten Version.
Skripterstellung: Erstellung eines Skriptums zur Unterstützung der Übungen.
Videoproduktion: Produktion von Videoaufnahmen, um das Lehrmaterial weiter zu ergänzen.
Ergebnisse Das Wahlfach wurde in zwei Wintersemestern durchgeführt, wobei insgesamt 49 Studierende teilnahmen (geplant waren 32). Das Wahlfach wurde als bilingualer Kurs (englisch und slowakisch) angeboten und erfolgreich in den Lehrplan integriert. Ziel war es, die Studierenden auf die Entwicklungs-Praxis nachhaltiger Architekturprojekte vorzubereiten und nachhaltige, klimaneutrale Quartiersplanung in der Ausbildung zu verankern.

Ergebnisse

Das Wahlfach zu nachhaltigen Plus-Energie-Quartieren wurde im Rahmen von zwei aufeinanderfolgenden Wintersemestern erfolgreich durchgeführt. Es kombinierte theoretische Vorlesungen mit praktischen Übungen und Exkursionen, um Studierenden ein umfassendes Verständnis für die nachhaltige Quartiersentwicklung zu vermitteln.

Die Rückmeldungen der Studierenden zeigten insgesamt eine hohe Zufriedenheit, obwohl das Niveau und die Tiefe der vermittelten Inhalte an den Wissensstand der Teilnehmenden angepasst werden müssen. Die Exkursionen und der Fokus auf Praxisnähe wurden als besonders wertvoll erachtet.

Herausforderungen bei der Wissensvermittlung - Lessons learned:
Der sehr unterschiedliche Wissensstand der Studierenden, bedingt durch ihre verschiedenen Studiensemester (2. bis 6. Semester), stellte eine Herausforderung dar. Da das Wahlfach keine speziellen Vorkenntnisse verlangte, mussten die Vorlesungen ein breites Wissensspektrum abdecken. In der Zukunft könnte eine Einschränkung auf höhere Studiensemester sinnvoll sein.

Methoden und Arbeitsschritte: Die Kombination von Vorlesungen, Übungen und Exkursionen wurde als erfolgreiche Methode bewertet, allerdings zeigte sich, dass die Betreuung regelmäßiger und kleinschrittiger erfolgen sollte, um die Studierenden besser zu unterstützen.

Integration der PED-Prinzipien: Die Integration von PED (Positive Energy District)-Prinzipien in die Stadtplanung ist zentral, um Energieeffizienz in der Quartiersplanung zu verankern.
Kontextabhängigkeit: Die Berücksichtigung des städtischen Kontexts spielt eine wichtige Rolle bei der Planung nachhaltiger Quartiere.
Interaktive Tools: Die Verwendung eines PED-Bewertungstools hat sich als wertvolles Mittel zur Berechnung der Energieflüsse und zur Entscheidungsfindung erwiesen. Zukünftige Versionen des Kurses sollten diese Tools weiterentwickeln.
Verbesserungspotenzial: Eine tiefere Integration der Kursinhalte in die Pflichtkurse der Stadtplanung könnte helfen, das Thema noch umfassender in die Ausbildung einzubinden. Zudem wäre die Einbindung von Building Information Modeling (BIM) und KI in die Planung ein nächster sinnvoller Schritt.

Öffentlichkeitsarbeit

Nach Abschluss des Projekts hat sich gezeigt, dass die erstellten didaktischen Unterlagen auch als Studienunterlagen für andere Studienrichtungen, die z.B. an der Fakultät für Ingenieurwesen oder an der Akademie der bildenden Künste angeboten werden, geeignet sind. Studierende diverser Universitäten in der Slowakei werden freien Zugang zur Online-Version der Unterlagen haben (https://iepd.sk/wp-content/uploads/2024/09/IEPD_Skripta_Energeticky-plusove-stvrte.pdf), die gedruckten Exemplare werden in der Bibliothek der Fakultät für Architektur und Design der STU in Bratislava zur Verfügung stehen.
Den Architekt*innen wird das Skriptum im Rahmen des dreitägigen Seminars „Schule für nachhaltige Architektur und Stadtplanung“ vorgestellt. (https://iepd.sk/vzdelavanie/)
Den Kommunalverwaltungen in der Slowakei werden diese Unterlagen im Rahmen des DBU Projektes „Innovation City Labs in slowakischen Städten – Förderung der Transformation von Brownfields zu Plus-Energie-Quartieren“ vorgestellt. Das entwickelte PED-Skript und das Tool zur Quantifizierung der Energieflüsse innerhalb von Quartieren werden im nächsten Schritt an die Bedürfnisse der städtischen Mitarbeiter*innen und an die Thematik der Brownfield-Transformation angepasst.

Fazit

Das Projekt "Plus-Energie-Quartiere: Entwicklungs- und Erneuerungsprinzipien" führte die Entwicklung eines neuen Wahlfachs an der Slowakischen Technischen Universität Bratislava durch. Das Wahlfach kombiniert theoretische Inhalte mit praxisorientierten Übungen, wodurch Studierende die Prinzipien der Plus-Energie-Quartiere (PED) intensiv kennenlernten und ihre Bedeutung für nachhaltige Stadtentwicklung verstehen konnten.

Stärken des Projekts lagen in der praxisnahen Vermittlung, der Integration von Exkursionen und der Anwendung des Wissens durch Entwurfsübungen sowie das PED-Bewertungstool. Studierende entwickelten eigenständig nachhaltige Konzepte für reale Quartiere und vertieften ihre Kenntnisse durch praxisnahe Bewertungen. Die Evaluierung des Wahlfachs zeigte, dass dieses die Ausbildung zukünftiger Architektinnen und Planerinnen positiv beeinflusst.

Die größte Herausforderung war der unterschiedliche Wissensstand der Studierenden aus verschiedenen Jahrgängen, was Anpassungen der Lehrinhalte erforderte. Das Projekt bewies jedoch, dass die Integration komplexer Themen wie energieeffiziente Quartiersentwicklung in die Lehre möglich und erfolgreich ist.

Zukünftig sollte das Thema Plus-Energie-Quartiere stärker im Curriculum verankert und interdisziplinäre Lehrmethoden verstärkt werden. Insgesamt hat das Wahlfach das Bewusstsein für nachhaltige Architektur gefördert und das Potenzial der Studierenden zur Entwicklung klimaneutraler Quartiere gestärkt.

Übersicht

Fördersumme

123.613,00 €

Förderzeitraum

19.12.2022 - 31.08.2024

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Cross-border