Projekt 38437/01

Gesundheit und Nachhaltigkeit in Quartieren und Gebäuden ? Digitale Lösungsplattform

Projektdurchführung

Sentinel Haus Institut GmbH
Merzhauserstr. 74
79100 Freiburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Für Quartiersentwickler, Bauunternehmen, Baufamilien und Architekten ist die Recherche und Projektdokumentation von Gesundheits- und Nachhaltigkeitsanforderungen zeitaufwendig und komplex. Dies führt dazu, dass der Bau nachhaltiger Gebäude oft unattraktiv erscheint. Sichere, gesundheitsgeprüfte und nachhaltige Produkte werden im bestehenden Labeldschungel oft nicht identifiziert und kommen daher nicht auf die Baustelle. Finanzielle Förderungen erreichen die Endverbraucher nicht oder sind gefährdet, da der Mehraufwand durch die bestehenden Fördermittel kaum gedeckt werden kann. Für Unerfahrene ist die eigenständige Bewertung von Bauprojekten hinsichtlich der Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards mit hohen Risiken verbunden. Das Fehlen einer zentralen digitalen Anlaufstelle für Nachhaltigkeitsdaten von Bauprojekten hat zur Folge, dass jedes Unternehmen sein eigenes Vorgehen entwickelt und somit zahlreiche Insellösungen entstehen. Derzeit existiert keine Datenbank, die für alle Stakeholder eine umfassende Lösung bietet. Bestehende Datenbanken sind hinsichtlich der Aktualität und Vollständigkeit ihrer bereitgestellten Daten völlig intransparent.
Das Hauptziel unseres Projekts besteht darin, eine digitale Lösungsplattform zu entwickeln, die als zentrale Anlaufstelle für alle Akteure der Bauindustrie dient, die sich dem gesunden und nachhaltigen Bauen sowie dem Modernisieren und Betreiben von Gebäuden verschrieben haben. Diese Plattform wird gezielt darauf ausgelegt, die spezifischen Bedürfnisse von Bauunternehmen, Architekten, Planern, Herstellern, Händlern und Handwerksbetrieben umfassend zu erfüllen. Sie stellt transparente, sorgfältig überwachte und geprüfte Produktinformationen bereit und schafft dadurch erheblichen Mehrwert. Dadurch soll das Erreichen von erforderlichen nachhaltigen Qualitätsstandards, Förderungen und Normen im Bauwesen nicht nur ermöglicht, sondern auch effizienter gestaltet werden.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Schritt 1: Marktrecherche und Stakeholder-Interviews
• Gründung eines Konsortiums zur Fragestellung unseres Projekts
• Durchführung von Stakeholder-Interviews
• Anwendung von Methoden wie SWOT-Analyse und Recherchearbeit zur Identifikation von Markttrends und Engpässen
• Einbeziehung von weiteren Stakeholdern durch Fokusgruppen und Experteninterviews zur Sammlung von Feedback und Erkenntnissen
Schritt 2: Wissen über Zertifizierungssysteme
• Durchführung einer umfassenden Marktrecherche und Analyse von relevanten Zertifizierungssystemen auf Produkt- und Gebäudebene
• Expertengespräche, Machbarkeitsanalysen und Workshops zur Validierung der ausgewählten Ansätze und zur Erweiterung der SHI-Datenbank
Schritt 3: Entwicklung der Lösungskonzepte
• Nutzung von Kreativitätstechniken wie Design Thinking und Brainstorming zur Generierung von Ideen und Lösungswegen
• Einbindung von Stakeholdern in Co-Creation-Workshops zur gemeinsamen Entwicklung von Lösungskonzepten
Schritt 4: Prototyping und iterative Weiterentwicklung der Lösungen auf Basis von Feedback und Usability-Tests
Schritt 4.1: Programmierung planen und umsetzen:
• Ermittlung der Projektkosten und des Zeitplans
• Anwendung agiler Entwicklungsmethoden wie Scrum oder Kanban zur Planung und Umsetzung der Programmierung
• Einrichtung von Testphasen und Qualitätssicherungsmaßnahmen zur Überprüfung der Funktionalitäten
Schritt 4.2: Erhebung und Harmonisierung der Produktdaten:
• Bildung einer Pilotierungsgruppe mit 358 Produktpässen von 28 renommierten Unternehmen, die relevante Informationen zum nachhaltigen Bauen bereitstellen
• Erhebung von Daten zur Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit für die weitere Analyse und Verarbeitung
• Sicherstellung der Repräsentativität und Vielfalt der gesammelten Informationen durch die Zusammensetzung der Pilotierungsgruppe
• Steigerung der Akzeptanz und des Nutzens des Projekts in der Baubranche durch die Zusammenarbeit mit der Pilotierungsgruppe
Schritt 4.3: Digitalisierung von Nachhaltigkeitsdaten:
• Entwicklung eines speziell dafür programmierten Tools zur Zusammenführung der erhaltenen Informationen im Backendsystem der SHI-Datenbank
• Bewertung und Digitalisierung aller erhaltenen Produktinformationen im Backendsystem der SHI-Datenbank
• Optimierung der Benutzeroberfläche der Datenbank für eine benutzerfreundliche Erfahrung unter Verwendung von UI/UX-Designprinzipien, z.B. für einfache Such- und Filtermethoden
• Fokus auf die Darstellung von Zertifikaten als Nachweisdokumente unter Anwendung von Visualisierungstechniken
Schritt 4.4: Bearbeitung möglicher Projektchancen:
• Verfolgung zusätzlicher Projektchancen (siehe Kapitel 2.2 Ergebnisse) zur Erweiterung der Ziele und des Nutzens des Projekts
• Steigerung der Reichweite, Relevanz und Qualität der Plattform für nachhaltiges Bauen durch die Verfolgung dieser Chancen
• Nicht alle Projektchancen konnten auch erreicht werden (siehe Kapitel 2.4 Kritische Reflektion und Problemstellungen)
Schritt 5: Going Live:
• Planung eines Going-Live-Events in enger Zusammenarbeit mit der Pilotierungsgruppe
• Ausstattung aller Teilnehmer mit Marketingmaterialien zur effektiven Kommunikation der Innovation
• Initiierung des Going-Live-Events durch das SHI mit einer Pressemitteilung
• Verbreitung der Nachricht über verschiedene Kommunikationskanäle, einschließlich Social-Media-Plattformen, Newslettern, Fachzeitschriften, Branchenportale und direkte Kommunikation mit relevanten Stakeholdern Fortsetzung der Kommunikationsaktivitäten als Teil der laufenden Bemühungen, die SHI-Datenbank und ihre Vorteile einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.




Ergebnisse und Diskussion


Das Forschungsprojekt hat weitreichende Erkenntnisse hervorgebracht, die bereits jetzt einen signifikanten Beitrag zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit im Baugewerbe leisten. Von der Entwicklung digitaler Tools zur Bewertung von Bauprodukten bis zur Integration von Forschungsergebnissen in Schulungen schafft unser Projekt eine solide Basis für zukünftige Entwicklungen im nachhaltigen Bauen.

1. Bedeutende Experteninterviews mit Konsortium

Eine Schlüsselkomponente des Projekts war die Durchführung von Experteninterviews mit einem breit gefächerten Konsortium aus der Bauindustrie. Durch den Einsatz der Delphi-Methode konnten umfassende Einblicke in die Herausforderungen und Bedürfnisse hinsichtlich Nachhaltigkeit, Kreislauffähigkeit und staatlichen Förderprogrammen gewonnen werden. Diese Interviews offenbarten, dass große Interesse aber auch deutliche Defizite in der Umsetzung nachhaltiger Praktiken bestehen, insbesondere bei der Anwendung von QNG und KfW-Förderungen. Die Ergebnisse dieser Befragungen wurden transparent gemacht und sind auf der Webseite des SHI einsehbar, was die Relevanz und den Mehrwert des Konsortiums für die Branche unterstreicht.

2. QNG-ready-Initiative

Ein weiterer Erfolg des Projekts ist die Entwicklung des QNG-ready-Zertifikats, das die Bewertung und Dokumentation von Bauprodukten nach den Anforderungen des QNG Anhangsdokument 3.1.3 vereinfacht. Dieses Zertifikat hat Planern, Architekten und Auditoren nicht nur bei der Produktsuche und -validierung unterstützt, sondern auch den Prozess zur Beantragung von KfW-Fördermitteln optimiert. Das Zertifikat hat sich bereits als verlässliche Marke im Markt etabliert.

3. SHI-Produktpass

Das Forschungsprojekt hat mit dem SHI-Produktpass eine bedeutende Innovation eingeführt, die die Nachweisführung für Gebäudezertifizierungen revolutioniert. Dieses Tool macht Produktdaten, die für gesundes und nachhaltiges Bauen essenziell sind, digital sichtbar und erleichtert damit die Materialauswahl sowie die Einhaltung von Zertifizierungsstandards. Der Produktpass bietet eine detaillierte und transparente Dokumentation, die direkt bei den Zertifizierungsstellen eingereicht werden kann, was die Prozesseffizienz erheblich steigert.

4. Anerkennung und Nutzung der SHI-Datenbank

Die SHI-Datenbank wurde als vertrauenswürdige Quelle für nachhaltige Produktdaten von renommierten Organisationen und Unternehmen anerkannt. Dies bestätigt den hohen Standard der bereitgestellten Informationen und die Effektivität der Datenbank als Instrument für die Unterstützung nachhaltiger Bauvorhaben. Die Datenbank dient als zentrale Anlaufstelle für die Bereitstellung von projektspezifischen Baustofflisten und fördert die praktische Anwendung im Zertifizierungsprozess.

5. SHI-Materialhandbuch

Das Projekt entwickelte das Konzept des SHI-Materialhandbuchs, ein digitales Werkzeug, das den Prozess der Materialauswahl und -dokumentation erheblich vereinfacht. Dieses Handbuch soll den Anwendern nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch eine nahtlose Integration in andere Softwaretools ermöglichen, um die Produktdokumentation auf Projektebene weiter zu verbessern.

6. Sicherheit durch Zertifizierung der SHI-Datenbank

Ein weiteres herausragendes Ergebnis ist die Zertifizierung der Prozesse innerhalb SHI-Datenbank, die die Qualität und Zuverlässigkeit der Daten gewährleistet. Die regelmäßige Auditierung, durchgeführt vom unabhängigen Prüfinstitut SGS-TÜV Saar, stellt sicher, dass die Datenbank den höchsten Standards entspricht und eine zuverlässige Informationsquelle für die gesamte Bauindustrie bleibt.

7. Inara Suites – Blaupause für zukunftsfähiges Bauen

Das Referenzprojekt „Inara Suites“ dient als Beispiel für die praktische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Das Projekt betont die Kreislauffähigkeit, Gesundheit und Nachhaltigkeit im Bauwesen und wird durch die aktive Beteiligung einer Pilotgruppe von Herstellern unterstützt, die ihre Produkte nach einer Vielzahl von Nachhaltigkeitskriterien prüfen lassen.

8. Integration von Forschungsergebnissen in Schulungen

Schließlich haben wir im Rahmen des Projekts zahlreiche Auditoren zum Thema nachhaltiges Bauen geschult und unsere Lösungen für die Dokumentation im Gebäudezertifizierungsprozess vorgestellt. Diese Aktivitäten haben nicht nur das Bewusstsein und das Verständnis für nachhaltiges Bauen gefördert, sondern auch direkte, praktische Lösungen für die Teilnehmer bereitgestellt, was die Effektivität des gesamten Projekts unterstreicht.

Während des Forschungsprojekts traten verschiedene Herausforderungen auf, die tiefe Einblicke in die Grenzen und Möglichkeiten technologischer und methodischer Innovationen in der Bauindustrie lieferten. Einer der Hauptengpässe war die Programmierung, bei der zeitliche Beschränkungen und die Notwendigkeit ständiger Anpassungen eine flexible Entwicklung behinderten. Auch die Integration von KI gestaltete sich als schwierig, durch technologische Limitationen und mangelnde Datenqualität. Die Implementierung erforderte hohe technische Expertise und intensive Abstimmungen, was die Notwendigkeit eines größeren zeitlichen Puffers für zukünftige Projekte verdeutlichte.
Ein weiteres Problem war die Datenverfügbarkeit seitens der Hersteller. Die Beschaffung relevanter Dokumente gestaltete sich schwierig, da viele Hersteller unsicher über die Anforderungen waren, was zu Verzögerungen und komplexeren Überprüfungsprozessen führte. Dies betont die Notwendigkeit einer verstärkten Schulung und Sensibilisierung der Hersteller, um die Standards für Zertifizierungen besser zu verstehen und zu erfüllen.

Das erfolgreiche Abschluss unseres Projekts hat entscheidende Potenziale für die Zukunft der Bauindustrie offenbart, die darauf abzielen, diese nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Ein zentraler Aspekt ist die Entwicklung einer plattformübergreifenden Schnittstelle, die eine nahtlose Interaktion zwischen verschiedenen Systemen und Datenbanken ermöglicht. Diese Schnittstelle würde den Austausch von Informationen über gesundes, nachhaltiges und kreislauffähiges Bauen erheblich erleichtern, was die Verfügbarkeit und Aktualität der Produktinformationen verbessert. Renommierte Zertifizierungsstellen wie die DGNB haben bereits Interesse an dieser Verbindung bekundet, was die Praxisnähe und Relevanz unseres Ansatzes bestätigt.
Ein weiteres Potenzial bietet das Verfügbarkeitskonzept für geprüfte, nachhaltige Produktinformationen, das neben der digitalen Bereitstellung auch die Einführung eines Baustellen-Services umfasst. Dieser Service würde die Bereitstellung von Containern als Baustofflager auf den Baustellen einschließen, was die Sicherheit und Effizienz der Bauprozesse unterstützt, indem nur geprüfte und zertifizierte Materialien verwendet werden.
Das Pilotprojekt BAUHAUS, das neben schadstoffgeprüften Baustoffen auch alle Bauprodukte mit dem QNG-Ready-Label und dem SHI-Produktpass kennzeichnen wird, trägt ebenfalls zur Förderung nachhaltiger Bauvorhaben bei. Diese Kennzeichnung erleichtert am Point-of-Sale die Identifizierung förderfähiger Produkte, wodurch Bauunternehmen und Verbraucher fundierte Entscheidungen treffen können. Die Möglichkeit für weitere Händler, sich diesem Konzept anzuschließen, würde die Verfügbarkeit von nachhaltigen Produktinformationen im Handel weiter verbreiten.
Schließlich wird die Entwicklung einer App in Betracht gezogen, die das Management von nachhaltigen und geprüften Baustoffen auf Baustellen optimiert. Diese App würde nicht nur die Korrektheit der Lieferungen sicherstellen, sondern auch die Nachweisprüfung der verbauten Produkte ermöglichen, was die Nachhaltigkeit und Effizienz der Bauprozesse maßgeblich fördern würde.

Diese umfangreichen Potenziale bilden eine solide Grundlage für zukünftige Entwicklungen, welche beispielsweise in einem Folgeprojekt verfolgt werden könnten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Folgende Kommunikationsmaßnahmen in Zusammenhang mit dem Projekt und den Projektmeilensteinen wurden unternommen:
- Veröffentlichung der Ergebnisse der Konsortium Interviews als Artikel auf der SHI-Datenbank
- Kontinuierliche Pressemitteilungen, Themenartikel auf unserer Webseite, Social Media Posts und Newsletter zu den Themen staatliche Förderung für den Bau nachhaltiger Gebäude, QNG-ready Zerti-fikat, neue nachhaltige Bewertungskriterien innerhalb der SHI-Datenbank und SHI-Produktpass
- Schulungen/Webinare zu nachhaltigen Bauen und Vorstellung unserer Lösungswerkzeuge
- Marketing und Vertriebskampagne der Pilotierungsgruppe des SHI-Produktpasses
- Es ist geplant die Ergebnisse des Forschungsprojekts auf der SHI-Webseite zu veröffentlichen


Fazit

Die Ergebnisse unseres Forschungsprojekts zeigen eindrucksvoll, wie wir durch systematische Analysen, innovative Lösungsansätze und partnerschaftliche Zusammenarbeit einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Bauwesen geleistet haben. Durch bedeutsame Experteninterviews haben wir wertvolle Erkenntnisse gewonnen und einen umfassenden Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Bedürfnisse der Baubranche erhalten. Unsere Initiative zur Zertifizierung der SHI-Datenbank stellt ei-nen Meilenstein dar und setzt einen neuen Standard in Bezug auf Qualität und Transparenz von Daten im Bauwesen. Die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Informationen in unserer Datenbank wurden durch unabhängige Audits bestätigt, und die positive Resonanz von Partnern und Kunden bestätigt die Bedeutung dieser Zertifizierung für die gesamte Branche. Die Integration unserer Forschungsergebnisse in Schulungen und Präsentationen hat bereits zu konkreten Verbesserungen in der Praxis geführt und einen direkten Mehrwert für die Baubranche geschaffen. Durch die erfolgreiche Implementierung von Tools wie dem SHI-Produktpass und dem gerade in Umsetzung befindlichen SHI-Materialhandbuch haben wir den Weg für effizienteres und nachhaltigeres Bauen geebnet und bereits konkrete Auswirkungen in der Baupraxis erzielt. Die Fördermittel, die wir erhalten haben, wurden effektiv investiert und haben bereits zu er-heblichen Aufwandseinsparungen und Verbesserungen für zahlreiche Zielgruppen im Bauwesen geführt.

Übersicht

Fördersumme

124.975,00 €

Förderzeitraum

07.12.2022 - 07.02.2024

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter