Weiterentwicklung eines integrativen Biofouling-Managements durch proaktive Reinigung für die Berufsschifffahrt
Projektdurchführung
LimnoMar
Labor für Limnische und Marine Forschung
Duvenwischen 4
22359 Hamburg
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Schifffahrt steht unter dem Druck sowohl klimaneutral zu werden, als auch mehr zur Biosicherheit beizutragen indem weniger Organismen durch den globalen Transport verschleppt werden. Da Schiffsrümpfe zwangsläufig bewachsen, dient ein unbewachsener, glatter Rumpf beiden Zielen, strittig ist aber wie eine Bewuchsfreiheit erreicht werden kann. Da die Schädlichkeit der zurzeit gebräuchlichen biozidhaltigen Antifouling-Beschichtungen unstrittig ist, sollte eine proaktive Reinigung auf Hart-Beschichtungen ein zukunftsweisender Ansatz für eine umwelt- und klimaschützende Schifffahrt weiterentwickelt werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Projekt CLEAN wurde versucht, ein Biofouling Management durch proaktive Reinigung auf Hartbeschichtungen zu propagieren. Es wurde daher der Kontakt zu Reedern, Hafenbehörden, Seerechts-Experten und Reinigungsfirmen gesucht, um Lösungen zu finden, die sowohl den Meeresschutz als auch den Klimaschutz berücksichtigen. Hierzu zählt die aktive Teilnahme an Treffen mit den deutschen Seehäfen in einer speziellen Arbeitsgruppe zu Genehmigungsauflagen für die Unterwasser-Reinigung. Diese Arbeitsgruppe dient dem Erfahrungs-Austausch, der Entwicklung von weiteren Leitfäden und der Diskussion um die Reinigung von biozidhaltigen Antifouling-Beschichtungen und neuen On-Board Reinigungstechniken ohne Auffangvorrichtung. Darüber hinaus dient die AG als Forum für übergreifende Fragen der Einleitung von Schiffsabwässern. Zudem wurde in nationalen (HTG) und internationalen Arbeitsgruppen (Clean Hull Initiative) mitgearbeitet, die sich mit Durchführungsbestimmungen und der Überprüfung von technischen Anforderungen von Unterwasserreinigung und -Inspektion befassen. Da einige Reeder eigene Strategien zur Erreichung einer klimaneutralen Schifffahrt entwickelt haben, wurde versucht zu klären, welche Rolle ein aktives Biofouling Management zur Erreichung einer Dekarbonisierung spielt oder spielen könnte. Um belastbare Daten zum Abrieb bei Unterwasser-Reinigungen zu generieren, wurden Reinigungen zur Messung des Abriebs an biozidhaltigen Antifouling, biozidfreien Hart- und Silikon-Beschichtungen durchgeführt und der Eintrag von Bioziden und Mikroplastik gemessen.
Ergebnisse und Diskussion
Um ein klima- und umweltschonendes Biofouling Management zu praktizieren, wurden eine Leitlinie zur Unterwasser-Reinigung von Schiffsrümpfen auf biozidfreien Hartbeschichtungen mit Auffang- und Filtrationsvorrichtungen für die Bremischen Häfen entwickelt. Hierzu wurde ein Film erstellt, der die praktische Anwendung von Rumpfreinigungen auf Schiffen und Sportbooten demonstrierte. Zur Verbreitung und Diskussion der Leitlinie diente die Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe der Seehäfen, die dem Austausch der aktuellen Praxis und der rechtlichen Grundlagen dient. Durch die zunehmende Entwicklung auch internationaler Standards und Auflagen für eine Rumpfreinigung in Häfen wenn auch auf wichen, biozidhaltigen Antifouling-Beschichtungen verlagert sich die Reinigungspraxis vieler Reedereien auf Offshore Gebiete, in den ohne Auflagen und Genehmigungen gereinigt wird. Unterstützt wird diese Praxis durch bordeigene Reinigungs-Systeme, die in den letzten Jahren auf dem Markt angeboten werden. Innerhalb des Projekts fand eine Teilnahme an der von der Umweltorganisation BELLONA geleiteten Arbeitsgruppe CLEAN HULL INITIATIVE statt. Da diese aber einen ISO-Standard entwickelte, der eine Rumpfreinigung auf weichen biozidhaltigen Antifouling-Beschichtungen ohne Auffang-Vorrichtung propagiert, wurde die Mitarbeit eingestellt. Um eigene Daten zur Belastung des Meeres durch eine Rumpfreinigung ohne Auffang-Vorrichtung zu generieren, würden exemplarische Reinigungen auf einer SPC, einer Hart-Beschichtung und Silikonen durchgeführt. Der dabei entstandene Abrieb auf der SPC enthielt hohe Konzentrationen von Bioziden wie Kupfer und Zink, sowie große Mengen an polymeren Beschichtungspartikeln. Auf der Hart-Beschichtung und den Silikonen kam es dagegen nur zu einem minimalen Abrieb und Eintrag. Da in deutschen Seehäfen die Sichtigkeit unter Wasser sehr gering ist, wurde innerhalb der Hafentechnischen Gesellschaft eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, neue, innovative Inspektionsmethoden zu identifizieren, die auch bei geringer Sichtigkeit einen Aufschluss über den vorhandenen Bewuchs und eine Kontrolle des Reinigungserfolgs erlauben.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Rahmen des Projekts wurde ein zweisprachiger Film zur Unterwasser-Reinigung erstellt, der die Machbarkeit für Schiffe und Sportboote darstellt (https://www.youtube.com/watch?v=QjJxIVb46jA ; https://www.youtube.com/watch?v=BMp6j0WUlt0 ).
Die Bremer Leitlinie zur Rumpfreinigung von Schiffen: https://www.senatspressestelle.bremen.de/pressemitteilungen/fuer-mehr-umweltschutz-in-bremischen-haefen-372113 .
https://onedrive.live.com/edit?id=A71C1A1F43942682!52595&resid=A71C1A1F43942682!52595&ithint=file%2cpptx&authkey=!ANb9LFwMeGLc6qE&wdo=2&cid=a71c1a1f43942682
Ein Zwischenstand des Projekts bis 2022 ist unter https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-35843_01-Hauptbericht.pdf einsehbar.
Die Darstellung des Projekts:
https://greenshipping-niedersachsen.de/de/calendar/thementag-biofouling/
https://greenshipping-niedersachsen.de/de/calendar/biofouling-aktuell-a-deeper-dive/
https://www.bremenports.de/magazin/projekt-clean
https://limnomar.de/bewuchs-management/bewuchs-management_projekte/projekt-clean-unterwasserreinigung-in-der-professionellen-schifffahrt/
Fazit
Es wird von Reedern und von Bundesbehörden eingewandt, dass aktuell 95% der Schiffe mit AFS ausgerüstet sind, und daher die Reinigung auf Hartbeschichtungen weltfremd sei. Aber auch vor der Verabschiedung der Ballast-Wasser Verordnung hatte kein Schiff eine entsprechende Anlage. Ebenso waren vor dem TBT-Verbot ca. 80% aller Schiffe mit TBT-haltigen Antifouling-Beschichtungen ausgerüstet. Heute ist TBT nach Übergangsregelungen weitestgehend als Antifouling-Biozid verbannt. Perspektivisch sollte auch ein Umstieg auf Hartbeschichtungen mit Übergangsregelungen Gegenstand einer vorausschauen Umwelt- und Klimapolitik sein. In Zukunft sollte es das Ziel sein, Einträge von Bioziden und Mikroplastik zu verhindern. Wie inzwischen zahlreiche Untersuchungen gezeigt haben, sollte das überholte Dogma Dilution is the Solution of Pollution nicht wieder Gültigkeit erlangen, da es nachweislich nicht der Realität entspricht. Auch sollte eine vorausschauende Meeresschutz-Strategie verhindern, der Meeresumwelt kostenlos den Abbau und die Entgiftung von Schadstoffen aufzubürden.
Ein umweltbewusstes Biofouling-Management durch proaktive Reinigung auf Hartbeschichtungen könnte die Meeresumwelt von den bisher massiven Einträgen aus Antifouling-Beschichtungen entlasten. Dabei wird neben der Bereitschaft der Reeder ein entscheidender Faktor eine darauf angepasste Logistik sein, die gewährleistet, dass in jedem anzulaufenden Hafen ein Reinigungsservice mit Auffang- und Separationstechnologie zur Verfügung steht. Schon jetzt ist dieses in zahlreichen globalen Häfen der Fall. Ebenso wie der Umstieg auf klimaschonende Treibstoffe kann der Umstieg auf umweltschonende Bewuchsschutz-Strategien legislativ verbindlich und planbar umgesetzt werden. Langfristig sollte eine Novellierung der Antifouling-Konvention der IMO angestrebt werden, die erodierende, biozidhaltige Beschichtungen verbietet und Standards für eine proaktive Reinigung setzt, um so die Einträge durch Biozide und Polymere effektiv zu reduzieren. Klima- oder Meeresschutz sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Fördersumme
34.085,00 €
Förderzeitraum
12.05.2022 - 31.12.2023
Bundesland
Hamburg
Schlagwörter
Resource conservation
Umwelttechnik