Innovative Kreislaufwirtschaft am Bau Stärkung von innovativen kreislaufgerechten Bau- und Dämmstoffen, Bauteilen und Bauprozessen
Projektdurchführung
Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Baubranche gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftsbereichen in Deutschland allein 40 Prozent des gesamten Rohstoffverbrauchs in Deutschland werden für den Bau von Gebäuden und Infrastruktur benötigt. Diese Umweltauswirkungen könnten deutlich verringert werden, indem die Kreislauffähigkeit von Gebäuden und Baustoffen verbessert wird etwa durch optimiertes Produktdesign, selektiven Rückbau und Aufbereitungsverfahren der Bauabfälle. Praxistaugliche Ansätze wie Bauteillager für aufbereitete Bauprodukte, Baustoffe aus Recyclingmaterialien oder herstellereigene Rücknahmesysteme existieren bereits, sind jedoch noch nicht weit verbreitet. Um dieses Potenzial zu heben, müssen Wissenstransfer, gesetzliche Anpassungen und die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand gezielt vorangetrieben werden. Ziel des Projekts war es, den Einsatz innovativer kreislauffähiger Bau- und Dämmstoffe, Bauteile und Bauprozesse auszuweiten, den Rechtsrahmen für die Kreislaufführung am Bau zu verbessern und die private und öffentliche Beschaffung bei der Auswahl umweltfreundlicher und kreislaufgerechter Bauprodukte zu unterstützen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMithilfe von themenspezifischen Fachgesprächen, Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Akteur*innen, Öffentlichkeitsarbeit, behördlichen Abfragen und Einzelgesprächen mit den relevantesten (politischen) Stakeholdern wurden essentielle Daten erhoben, relevante Herausforderungen erörtert und praktische sowie politische Lösungen erarbeitet und vermittelt. Diese neuen Handlungsempfehlungen wurden durch wirksame Öffentlichkeitsarbeit, etwa zu einem politischen DUH-Positionspapier 10-Punkte-Plan: Kreislaufwirtschaft am Bau umsetzen, einem Infopapier über kreislaufrelevante und nachhaltige Kriterien für Bau- und Dämmstoffe sowie einem Leitfadenpapier mit begleitendem Webinar für die ökologische Beschaffung einem breiten Publikum bekannt gemacht. Dafür wurden umfassende Recherchen und Analysen zu den verschiedenen Arbeitspaketen durchgeführt. Durch die Mitwirkung an wichtigen politischen (Gesetzgebungs-)Prozessen im Bau- und Gebäudebereich, wie z.B. der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, der Abfallende-Verordnung und Gewerbeabfall-Verordnung, konnten Anforderungen an innovative kreislaufgerechte Bau- und Dämmstoffe, Bauteile und Bauprozesse direkt eingebracht werden.
Mit den spezifischen Aktivitäten wurden Praxisakteur*innen (z. B. Planer*innen, Bauherr*innen und Hersteller*innen), die Politik (z. B. Sprecher*innen für die Bereiche Kreislaufwirtschaft und Bauen der demokratischen Bundestagsparteien), Vollzugsbehörden (z. B. Umweltämter der Länder) und Akteur*innen der öffentlichen und privaten Beschaffung (z. B. BImA) adressiert.
Ergebnisse und Diskussion
Innerhalb der Erarbeitung des Arbeitspakets 1 Rechtsrahmen für innovative Bau- und Dämmstoffe, Bauteile und Bauprozesse verbessern wurde deutlich, dass ein geeigneter politischer Rechtsrahmen entscheidend ist, um kreislauffähige Bau- und Dämmstoffe sowie Bauteile zu fördern, hier jedoch ein erheblicher Nachholbedarf besteht. Dieser Bedarf konnte im Rahmen des Projekts stärker in den Fokus der politischen Diskussion gerückt werden. Im Fachgespräch Mehr Recycling von Baustoffen ermöglichen wurden die nötigen Maßnahmen, wie etwa eine verbindliche Bauteilsichtung, die Sicherstellung von sortenreinen Bau- und Abbruchabfällen, die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung, material- und anwendungsspezifische Rezyklateinsatzquoten und die Einführung eines Gebäuderessourcenpasses ausführlich diskutiert. Ein zentrales Ergebnis des Fachgesprächs war die Erkenntnis, dass ein integrierter Rechtsrahmen benötigt wird, der das Baurecht, Abfallrecht und Schadstoffrecht sinnvoll miteinander verknüpft. Mit der erfolgreichen Veröffentlichung des DUH-Positionspapiers 10-Punkte-Plan: Kreislaufwirtschaft am Bau umsetzen - Ressourcen schonen und Klima schützen! und dem damit verbundenen Pressehintergrundgespräch, zeigte die DUH die wichtigsten Punkte auf dem Weg hin zu einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft am Bau auf. Das Papier stieß auf eine gute Resonanz, wodurch zahlreiche erfolgreiche Gespräche mit politischen Entscheidungsträger*innen auf Bundes- und Landesebene ermöglicht wurden. Dies spiegelte das hohe Interesse seitens der Politik wider, zeigte jedoch gleichzeitig auf, dass erhebliche Wissenslücken und Handlungsbedarf bestehen, um den politischen Rechtsrahmen zu verbessern. Es wurde auch deutlich, dass die direkte Wiederverwendung von Bauteilen ein sehr hohes Umweltschutzpotential gegenüber Primärbaustoffen aufweist und unbedingt gefördert werden sollte.
In der Bearbeitung des Arbeitspakets 2 Einsatz innovativer kreislauffähiger Baustoffe ausweiten wurde seitens der Politik oder Bauherr*innen deutlich, dass unzureichende Vorgaben zum Einsatz besonders umweltgerechter Bau- oder Dämmstoffe getroffen werden. Gleichzeitig gehen die Einschätzungen zur Umweltfreundlichkeit von Bau- oder Dämmstoffen und dem jeweiligen Zweck weit auseinander. Hierdurch werden weitergehende politische Entscheidungen gehemmt, Praxisakteur*innen verunsichert und unter Umständen wichtige Zukunftsentscheidungen verzögert. Mit dem Informationspapier Bewertungskriterien für ressourcenschonende und kreislauffähige Bauprodukte ist es gelungen, Kriterien des Ressourcenschutzes und der Kreislaufwirtschaft für Bauprodukte detailliert aufzuzeigen. In Kombination mit dem Fachgespräch Was ist ein ökologischer Baustoff? wurde ein gemeinsames Verständnis dafür geschaffen, was ein umweltverträgliches Bauprodukt ausmacht. Es bleibt festzuhalten, dass die ökologische Bauwende nur dann im notwendigen Maß vorangetrieben werden kann, wenn sie mit einer umfassenden ökologischen Beschreibung von Baustoffen und einer ganzheitlichen Bewertung einhergeht.
Die öffentliche Beschaffung ist ein wichtiger Hebel, um eine ausreichende Nachfrage und Planungssicherheit für Investitionen in ökologische Innovationen wie Herstellungs-, Rückbau- und Recyclingprozesse zu schaffen. Dazu wurde im Arbeitspaket 3 Ökologische Beschaffung umsetzen politischen Vertreter*innen im Rahmen eines Fachgesprächs zur umweltfreundlichen Beschaffung aufgezeigt, inwiefern die öffentliche Hand im Zusammenspiel mit Förderprogrammen, der Fokussierung auf das Bauen im Bestand und der Ausschöpfung der Potenziale im Vergabeprozess Umweltschutzpotenziale im Bau- und Gebäudebereich heben kann. Ergänzend wurde ein Leitfaden mit Praxisbeispielen und konkreten Handlungsempfehlungen veröffentlicht sowie ein Webinar für Beschaffer*innen angeboten, um die notwendigen Instrumente und ihre Möglichkeiten für die Ausschreibung umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen aufzuzeigen. Neben dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) können auch preisbasierte Ansätze wie Lebenszykluskosten oder ein CO2-Schattenpreis im Vergabeprozess eingesetzt werden. Auch der Bestandserhalt und der Einsatz von Sekundärmaterialien bieten erhebliche Potenziale zur Erreichung der ökologischen Ziele und sollten daher in den Fokus genommen werden. Insgesamt zeigt sich, dass mehr Verbindlichkeit für die öffentliche Hand notwendig ist, um eine umweltgerechte Bauwende voranzutreiben.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Rahmen der Projektarbeit war die potenzielle Reichweite der veröffentlichten Pressemitteilungen mit über 200 Millionen Rezipient*innen sehr hoch. Es konnte erfolgreich auf die Herausforderungen, politischen Fehlentwicklungen und Lösungsansätze im Bau- und Gebäudebereich aufmerksam gemacht werden. Ergänzend konnten Forderungen für ein klimazielkonformes und ressourcenschonendes Bauen und Sanieren in TV- und Radiobeiträgen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Darüber hinaus wurden die Inhalte auf diversen Veranstaltungen, wie etwa Kongressen, Bildungsseminaren oder Netzwerktreffen diskutiert, um Handlungsempfehlungen für eine innovative Kreislaufwirtschaft aufzuzeigen.
Fazit
Durch die vielfältigen Aktivitäten in den drei Projektschwerpunkten ist es gelungen, klare Ziele für eine ressourcenschonende, kreislauffähige und klimafreundliche Bauwende in Deutschland zu formulieren und in die politische Diskussion einzubringen. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der themenspezifische Fachgespräche, umfangreiche Recherchen und Analysen, den persönlichen Austausch mit politischen Stakeholdern und Öffentlichkeitsarbeit kombinierte, konnten entscheidende Daten erhoben, Herausforderungen identifiziert und praktische sowie politische Lösungsansätze entwickelt werden. Die konkreten Handlungsempfehlungen wurden in Form von Positionspapieren, Informationsmaterialien und Leitfäden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus wurde ein breites Netzwerk von Akteur*innen aus Wirtschaft, Forschung, Zivilgesellschaft und Politik aufgebaut. Die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse und Positionen bilden eine wichtige Grundlage, um die anstehenden politischen Entwicklungen hinsichtlich einer verbesserten innovativen Kreislaufwirtschaft im Bau- und Gebäudebereich zu einem Erfolg werden zu lassen.
Fördersumme
110.000,00 €
Förderzeitraum
01.10.2022 - 30.09.2024
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Resource conservation
Umwelttechnik