Die Einflüsse der Textilproduktion und das Konsumverhalten der Verbraucher/-innen hat einen immensen Einfluss auf die Umwelt. Niedrige Preise für Kleidung sowie ständige Wechsel in den Kollektionen der Modemarken unterstützen den „Fast Fashion-Trend“ und führen zu einem nahezu ungebremsten Konsum an Kleidungsstücken. Die Folgen dieses Trends für Umwelt und Menschen sind vielfältig: So ist die Modeindustrie allein für rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Daneben spielen vor allem der hohe Wasserverbrauch sowie der Einsatz von giftigen Chemikalien eine große Rolle. Neben den ökologischen Auswirkungen sind aber auch soziale Aspekte zu berücksichtigen: Menschen, die in den Anbau- und Verarbeitungsländern der Textilbranche leben, arbeiten oft unter gefährlichen Bedingungen für einen minimalen Lohn.
Im Rahmen des Projekts „FASHION – Kann denn Mode Sünde sein?“ wird in Zusammenarbeit der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte (HÖB) mit der Ausstellungsagentur "Die Etagen" (Osnabrück) eine interaktive Erlebnisausstellung zum Thema „Mode und Nachhaltigkeit“ entwickelt, die – ergänzt durch ein pädagogisches Begleitprogramm – in schulischen und außerschulischen Lernorten eingesetzt werden kann. Ziel ist es, Schüler/-innen vielfältige Einblicke in die Modeindustrie und ihre Mechanismen zu ermöglichen. So werden die sozialen, ökologischen und kulturellen Folgen von massenproduzierten Modeprodukten („Fast Fashion“) dargestellt, Fragen im Zusammenhang mit dem eigenen Textil- und Modekonsum diskutiert und Handlungsoptionen für einen nachhaltigen Umgang mit Mode erarbeitet. Das Projekt richtet sich an Schüler/-innen aller Schulformen ab 14 Jahren.
Für das pädagogische Begleitprogramm werden vertiefende und handlungsorientierte Workshops zu Themenschwerpunkten wie z. B. Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie, Entwicklung von Modetrends und Einfluss von Werbung auf das Kaufverhalten konzipiert. Die Erlebnisausstellung sowie das pädagogische Begleitprogramm werden nach der Umsetzung in den teilnehmenden Schulen in das Programm des Regionalen Umweltbildungszentrums (RUZ) Papenburg aufgenommen. Dadurch wird eine nachhaltige Verankerung des Themas in den Bildungsangeboten der HÖB und des RUZ ermöglicht.
Das Projekt ermöglicht den Schüler/-innen neue Perspektiven auf das Thema „Mode und Nachhaltigkeit“ und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Verankerung eines nachhaltigen Denkens und Lebens der Jugendlichen – innerhalb und außerhalb der Schule.
Das Projekt startete am 01.08.2022 mit einer Laufzeit von 18 Monaten. Der Ablauf des Projekts gliederte sich in vier Phasen (Vorbereitungs-, Entwicklungs-, Umsetzungs- und Auswertungsphase).
Im Rahmen der Vorbereitungsphase (08/22 - 10/22) erfolgte im ersten Schritt die Präzisierung der didaktischen Ausrichtung sowie die Aufarbeitung des fachlichen Hintergrundes. Die Komplexität der Thematik erforderte eine Auswahl der wesentlichen Aspekte, die sowohl im Rahmen der interaktiven Ausstellung als auch im Rahmen des pädagogischen Begleitprogramms zielgruppengerecht aufbereitet werden sollten. Parallel dazu erfolgte die Vergabe der Ausstellungskonzeption an die Ausstellungsagentur.
In der Entwicklungsphase (11/22 - 03/23) wurde seitens der Ausstellungsagentur das konkrete Konzept für die Erlebnisausstellung erarbeitet. Die Ausgestaltung der einzelnen Ausstellungselemente erfolgte im engen Austausch zwischen der Bildungsstätte und der Ausstellungsagentur. Konzipiert wurden drei Stationen: FAHION SHOW, FASHION RESEARCH und FASHION VIEW. Ein besonderer Fokus bei der Entwicklung und Beschaffung der Ausstellungselemente lag auf der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. Parallel zur Ausstellungsentwicklung wurde seitens der HÖB das pädagogische Begleitprogramm entwickelt. Über das bestehende Netzwerk der HÖB und des RUZ Papenburg erfolgte zeitgleich die Akquise von teilnehmenden Schulen.
Im Rahmen der Umsetzungsphase (04/23 - 10/23) erfolgte die Arbeit mit den teilnehmenden Schüler/-innen. Die Erprobungen fanden im Rahmen von Projekttagen / Projektwochen in den Schulen bzw. in der Bildungsstätte statt. Begleitet wurden die Schüler/-innen bei der Arbeit in der Ausstellung durch die Projektmitarbeiter/-innen der Bildungsstätte. Das begleitende pädagogische Programm rund um die Ausstellung wurde jeweils im Voraus individuell mit den jeweiligen Lehrkräften bzw. Begleiter/-innen abgestimmt. Die Ergebnisse aus der Arbeit mit der Ausstellung sowie der Begleitworkshops wurden von den Teilnehmenden u. a. auch für Präsentationen im Rahmen von Schulfesten aufbereitet und so weiteren Mitschüler/-innen, Lehrkräften und Eltern zugänglich gemacht.
In der Auswertungsphase (11/23 - 01/24) wurden die Projektergebnisse zusammengefasst und aufbereitet. Darüber hinaus erfolgte die Auswertung der Evaluationsergebnisse aus den Veranstaltungen. Zur nachhaltigen Verankerung des Projektes in die Bildungsarbeit wurde die Etablierung in das Angebot des RUZ Papenburg vorbereitet.
Das Projekt konnte die angestrebten Ziele erreichen. Durch die gute und enge Zusammenarbeit zwischen der Bildungsstätte und der beauftragten Ausstellungsagentur konnte die Gesamtkonzeption der Ausstellung sowie die konkrete Gestaltung der einzelnen Ausstellungselemente termingerecht erfolgen.
Auf Seiten der Schulen zeigte sich ein hohes Interesse an dem Thema sowie an dem Bildungsformat der Ausstellung. Für die Durchführung konnten fünf Schulen sowie ein Träger für Freiwilligendienste mit insgesamt 16 Lerngruppen gewonnen werden. Das Projekt erreichte somit insgesamt 327 Schüler/-innen bzw. junge Erwachsene. Die Zusammenarbeit mit den beteiligten Schulen bzw. mit dem Träger verlief ebenfalls sehr positiv.
Die Veranstaltungen konnten wie geplant in den teilnehmenden Schulen bzw. in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte durchgeführt werden. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden machen deutlich, dass durch das Projekt eine Sensibilisierung für das Thema, eine Reflektion des eigenen Konsumverhaltens und die Erarbeitung von Handlungsoptionen für einen nachhaltigen Umgang mit Mode erreicht werden konnte. So zeigten die Antworten der Teilnehmenden in der Befragung, dass sie durch die Arbeit mit der Ausstellung vertiefte Einblicke in das Thema „Fast Fashion“ erhalten haben sowie eine Diskussion über die Rahmenbedingungen in der Produktion von Textilien angeregt wurde. Auch die Möglichkeiten der Erarbeitung von Handlungsoptionen für den eigenen Umgang mit Mode wurde von den Teilnehmenden besonders positiv hervorgehoben.
Auch die beteiligten Lehrkräfte bewerteten die Ausstellung sowie die Abläufe der Veranstaltungen positiv. Durch die vielfältige Gestaltung der Ausstellung und die Betrachtung des Themas aus unterschiedlichen Perspektiven wurde die Möglichkeit geschaffen, das Projekt auf unterschiedliche Weise in den Schulkontext einzubinden (z. B. im Rahmen des regulären Unterrichts, im Seminarfach sowie in Projekttagen).
Der insgesamt positive Verlauf des Projekts macht sich auch in weiteren Anfragen durch Schulen bzw. andere interessierte Gruppen bemerkbar. So konnten nach Ende der Projektlaufzeit bereits weitere Veranstaltungen in Schulen bzw. in der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte terminiert werden. Die Ausstellung wurde in die Angebote des Regionalen Umweltbildungszentrum integriert, sodass eine nachhaltige Verankerung des Themas ermöglicht wird.
Über den Verlauf des Projekts sowie über die konkreten Aktivitäten wurde seitens der HÖB regelmäßig auf unterschiedlichen Wegen berichtet. Zu Beginn der Projektlaufzeit wurde eine Projektseite auf der Homepage der HÖB eingerichtet. Die dort hinterlegten Informationen zum Projekt wurden in regelmäßigen Abständen mit den Ergebnissen aus den Erprobungen aktualisiert. Für die Akquise der Schulen wurde im Rahmen der ersten Projektphase ein Informationsflyer entwickelt. Der Flyer enthielt erste Informationen über die Projektziele sowie über die geplante Ausstellung und wurde über das bestehende Netzwerk der HÖB sowie des RUZ an interessierte Schulen in der Region versandt bzw. im Rahmen persönlicher Gespräche an interessierte Lehrkräfte überreicht. Neben der Darstellung des Projekts auf der Homepage der HÖB wurde auch über die sozialen Medien (Facebook, Instagram) über das Projekt berichtet. Ausführliche Informationen zum Projekt sowie zu den (Zwischen-)Ergebnissen wurden auch in den Jahresjournalen 2023 und 2024 der HÖB veröffentlicht. Durch den Versand der Journale über das bestehende Netzwerk der Bildungsstätte konnten so neben Privatpersonen auch Schulen, pädagogische Einrichtungen, Firmen und Kooperationspartner erreicht werden.
ProjekthomepageDie Grundausrichtung des Projekts hat sich als tragfähig erwiesen. Das Bildungsformat „Erlebnisausstellung“ bot den Teilnehmenden in besonderer Weise vertiefte Einblicke in das Thema „Fast Fashion“ und ermöglichte die Reflexion des eigenen Konsumverhaltens und die Entwicklung von individuellen Handlungsoptionen für einen nachhaltigen Umgang mit Mode. Durch die vielfältige inhaltliche und methodische Ausgestaltung der Erlebnisausstellung, besonders im Hinblick auf die Verwendung unterschiedlicher Medien, konnten sich die teilnehmenden Schüler/-innen dem komplexen Themenbereich der Fast-Fashion teilweise spielerisch annähern. Dadurch wurden der Erlebnisfaktor gesteigert sowie das Interesse der Teilnehmenden wesentlich erhöht.
Der partizipative Ansatz der konzipierten Begleitworkshops bot jederzeit die Einbeziehung der Interessen und Fragen der Teilnehmenden. Durch diese Möglichkeit der individuellen Anpassung konnte die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden gesteigert und eine interessengeleitete und vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht werden. Die Teilnehmenden erhielten so einen guten Gesamtüberblick, lernten die Tragweite der „Fast Fashion“ mit den weitreichenden sozialen Folgen und globalen Umweltauswirkungen sowie Alternativen für nachhaltige Mode kennen.