Technologischer Fortschritt, steigende Konsumentennachfrage nach Elektronikgeräten und kürzere Lebenszyklen machen den Umgang mit Elektronikgeräten zu einer globalen Herausforderung für den nachhaltigen Umgang mit unseren planetaren Ressourcen. Schon jetzt gehört Elektroschrott zum am schnellsten wachsenden Abfallstrom weltweit. Von den in 2019 angefallenen 54 Millionen Tonnen “e-waste” wurden gerade einmal 17% recycelt; allein dies entspricht bereits CO₂-Einsparungen von 15 Millionen Tonnen - das Potenzial ist enorm. Vor allem, da die Vereinten Nationen prognostizieren, dass sich unser Problem mit Elektroabfall bis 2050 verdoppeln wird.
Angesichts der schwerwiegenden Probleme in Bezug auf den Verbrauch endlicher Rohstoffe, der zunehmenden Menge an Elektroschrott und den hohen Treibhausgas-Emissionen verbunden mit der Herstellung und Nutzung von Elektrogeräten, sind grundsätzliche Veränderungen im wirtschaftlichen Handeln unabdingbar. Die Circular Economy bietet gerade im Bereich der Haushaltselektronik eine wegweisende Richtung auf, um Wertschöpfung vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Hierbei geht es um die konsequente Reduzierung Primärrohstoffeinsaz in der Produktion, die Verlängerung der Lebensdauer der Geräte und die Rückführung der Materialien in die wirtschaftlichen Kreisläufe am Ende des Lebenszyklus. Um dies langfristig zu erreichen und auch wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten, braucht es auch ein neues Wirtschaften. Unternehmen sind gefragt, ihre Geschäftsmodelle von Grund auf zu durchdenken und durch ihre Innovationskraft neue Lösungen zu schaffen, die den Nutzer in den Mittelpunkt stellen und ökologisch nachhaltig sind. Oft können solche neuen Innovationen nicht von einzelnen Unternehmen alleine entwickelt und umgesetzt werden. Kollaborationen und Partnerschaften, die einen fachlichen Austausch für die Entwicklung eines ganzheitlichen Verständnisses und die gemeinsame Entwicklung von Lösungen ermöglichen, sind daher ein zentraler Baustein für die Realisierung der Circular Economy.
Um die Entwicklung von Partnerschaften zu unterstützten und die gemeinsame Umsetzung von Ansätzen für dieses neue zirkuläre Wirtschaften zu fördern, gründeten wir im Jahr 2018 Circularity e.V.. Als professionelles Netzwerk setzen wir in unserer Arbeit auf die gezielte Verknüpfung von Fachkräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik für gemeinsames Lernen und Austausch und bieten so eine Plattform für interdisziplinären Dialog auf nationaler Ebene. Als innovativer Do Tank gestalten wir die deutsche Kreislaufwirtschaft aktiv mit und fördern die Entwicklung und Umsetzung kreislaufwirtschaftlicher Ansätze in deutschen Unternehmen. Circularity ist über die Jahre zu einem professionellen Netzwerk mit über 1.500 Gestalter:innen der deutschen Circular Economy herangewachsen. Unsere Veranstaltungen zeichnen sich durch die hohe Dichte von industrienahen Praktiker:innen aus, die Lust und Mut haben, etwas zu verändern.
Nun wollen wir unsere Expertise, unser Netzwerk und unsern Lösungsansatz nutzen, um ganz konkret die Herausforderungen im Consumer Electronics Sektor anzugehen.
Mit unserem Projekt "E-SPACE: Etablierung spezifischer Projektideen und Arbeitsgruppen für Circular Electronics" verfolgen wir zwei konkrete Ziele: Zum einen bauen wir ein aktives Netzwerk an Gestalter:innen in Deutschland auf, das den gegenseitigen Austausch und gemeinsames Lernen ermöglicht. Zum anderen treiben wir die kollaborative Entwicklung und Umsetzung von zirkulären Lösungsansätzen in der Elektronikindustrie voran.
Wir leisten einen konkreten Beitrag zur Schaffung zirkulärer Strukturen im deutschen Consumer Electronics Sektor, denn wir setzen in diesem Modellprojekt auf:
- Die Vernetzung von Gestalter:innen entlang der Wertschöpfungskette und den gemeinsamen Aufbau einer breiten Wissensbasis durch unsere Veranstaltungsreihe
- Die Identifizierung konkreter Lösungsansätze für ausgewählte Handlungsfelder
- Die kollaborative Entwicklung von Projektideen durch Gestalter:innen der Industrie
- Den Aufbau von Kooperationen für deren Realisierung
- Die Begleitung der Projektteams in der ersten kritischen Entwicklungs- und Umsetzungsphase
- Die langfristige Entstehung inspirierender Pilotprojekte, die das Potenzial von zirkulären Ansätzen demonstrieren und Anreize in der Industrie für die weitere Verbreitung und Entwicklung neuer Ideen setzen.
Das Projekt bestand aus drei Phasen:
1. Netzwerkaufbau und Identifikation von Handlungsfeldern: Durch eine öffentliche Serie von online und offline Veranstaltungen haben wir Aufmerksamkeit auf Circular Economy relevante Themen in der Consumer Electronics Industrie gelenkt, aktiv zum Aufbau und der Verbreitung von fundiertem Wissen über zentrale Hebel beigetragen und eine Plattform für den Austausch zwischen Akteur:innen in der Industrie und das gemeinsame Lernen geschaffen. Zudem haben wir durch die Diskussionen in den Veranstaltungen und durch eine Vielzahl von Einzelgesprächen mit Industrie-Akteur:innen konkrete Herausforderungen identifiziert, die die Unternehmen als Handlungsfelder in den Action Track eingebracht haben.
2. Stakeholder Action Track: Das Herzstück von E-SPACE war die kollaborative Entwicklung und Umsetzung von zirkulären Ansätzen durch Akteur:inne der Industrie. Über 50 sorgfältig ausgesuchte Teilnehmende von über 30 Unternehmen wurden in einem Workshop vom Verständnis der Herausforderungen in der Wertschöpfungskette bis zur Entwicklung von Lösungsansätzen begleitet. Über zwei Tage hinweg arbeiteten die teilnehmenden Unternehmensvertreter:innen in angeleiteten Design Sprints gemeinsam daran, kollaborative Lösungsansätze zu entwickeln, die sie in den folgenden Monaten vertieften, stets begleitet von Circularity-Coaches.
3. Weiterentwicklung und Kommunikation: Schon während des gesamten Projektverlaufs haben wir kontinuierlich über verschiedene Kanäle (insbesondere Newsletter (ca. 900 Abonnent:innen), LinkedIn (ca. 2600 Follower:innen), unsere Webseite, persönliche Netzwerke, über Multiplikator:innen sowie in Vorträgen und Stakeholder-Gesprächen zum Projektverlauf, wichtigen Erkenntnissen und Anknüpfungspunkten für Akteur:innen aus der Industrie kommuniziert und darüber zu einem stetig wachsenden Momentum in der Industrie beigetragen. Den Abschluss bildete die Circularity Jahreskonferenz mit über 120 Teilnehmenden, in der unter anderem die Ergebnisse aus den im Action Track gebildeten Arbeitsgruppen vorgestellt wurden und weiteres Momentum für zirkuläre Ansätze in der Elektronikindustrie geschaffen wurde.
Übergeordnetes Ziel war es, 500 Gestalter:innen aus der Industrie vernetzen. Dies haben wir uebertroffen, denn insgesamt haben knapp 1000 Personen an unseren E-SPACE Veranstaltungen teilgenommen
Untergeordnete Ziele:
1. Netzwerkaufbau und Identifikation von Handlungsfeldern
Geplant: 3-6 interaktive Veranstaltungen und Firmenbesuche
Umgesetzt: 7 Veranstaltungen und 3 Firmenbesuche, insgesamt >800 Teilnehmende; 15+ Interviews mit Unternehmensvertreter:innen zur Validierung von Hypothesen für Industrierelevante Handlungsfelder
2. Stakeholder Action Tracks
Geplant: 20 Unternehmen einbinden
Umgesetzt: Mehr als 30 Unternehmen haben sich aktiv beteiligt
Geplant: 30-50 Gestalter:innen bei der kollaborativen Projektentwicklung begleiten
Umgesetzt: Es haben sich 45 Gestalter:innen aktiv am Action Track Workshop im Januar beteiligt
Geplant: 15-25 Projektideen entwickeln
Umgesetzt: In den Design Sprints wurden in Arbeitsgruppen zu 5 Handlungsfeldern jeweils 3-5 Ideen entwickelt, aus denen dann 1-2 für die Weiterarbeit priorisiert wurden
Geplant: 4-8 Pilotprojekte in die Umsetzungsphase überführen
Umgesetzt: Wir haben 5 Arbeitsgruppen über 5 Monate zu verschiedenen zirkulären Kollaborationsansätzen begleitet
Weiterentwicklung und Kommunikation
Geplant: Präsentation des Projekts auf Circularity Jahreskonferenz
Umgesetzt: Aufgrund des großen Interesses und der vielseitigen Herausforderungen haben wir die Circularity Jahreskonferenz 2023 zu 100% dem Thema Circular Consumer Electronics gewidmet, mit einem speziellen Fokus auf das Thema Kollaboration
Geplant: Veröffentlichung der Ergebnisse
Umgesetzt: Kontinuierliche Veröffentlichung der Aufzeichnung aller Webinare auf der Webseite (mit 60-400 Views pro Video), regelmäßige Updates zum Projekt und den Action Tracks über unseren Newsletter und LinkedIn
Weiterer Projekterfolg:
Folgeprojekt SMAC mit 10+ aktiven Unternehmenspartnern entstand aus der Arbeitsgruppe zum Thema Impact Measurement von zirkulären Geschäftsmodellen mit weitreichendem Impact auf das gesamte Circular Economy Ökosystem
Wir haben durch das E-SPACE Programm ein Netzwerk von Changemakern in der deutschen Elektronikindustrie geschaffen, welches weiterhin daran arbeitet, diese nachhaltiger zu gestalten. Wir kommunizieren mit unseren Mitgliedern regelmässig über unseren LinkedIn Auftritt, wo wir auch regelmässige Updates zu den vielseitigen Aktivitäten, die im Rahmen der DBU-Foerderung stattfanden, gepostet haben: https://www.linkedin.com/company/12648026/admin/feed/posts/
Des Weiteren stellen wir das E-SPACE Programm, welches wir in unserer externen Kommunikation auf CiCEL (Circular Consumer Electronics) umgetauft haben, auch auf unserer Website als Success Story vor: https://www.circularity.me/cicel/
Ausserdem laden wir auch Medienbeiträge zu unseren Events auf unserem Youtube-Kanal hoch: https://www.youtube.com/watch?v=yqtRjmMLvFU
https://www.youtube.com/watch?v=JkXxaEHECsM
Das durch das Projekt geschaffene Netzwerk und dessen Momentum zeugt von einem starken Engagement und einem starken und weiter wachsenden Interesse der beteiligten Unternehmen an zirkulären Themen. Es ist klar erkennbar, dass die Unternehmen, die an dem Projekt E-SPACE teilgenommen haben, nicht nur weitere Schritte in Richtung Circular Economy gehen wollen, sondern durch das Projekt auch Ansätze und Partner gefunden haben, um dies auch zu tun. Zudem sind viele bilaterale Verbindungen entstanden, die für die Unternehmen von großem praktischen Wert sind.
Zugleich äußerten viele den Wunsch, sich noch detailliertermit spezifischen Themenbereichen im zirkulären Consumer Electronics-Bereich auseinanderzusetzen. Das deutliche Bedürfnis nach erweitertem Networking, gemeinsamen Peer-Learning und verstärkter Kollaboration spiegelt die Dynamik und den Enthusiasmus wider, den die bisherigen Aktivitäten entfacht haben. Angesichts dieser positiven Resonanz und des klar artikulierten Bedarfs bereitet Circularity derzeit eine Neuauflage des Projekts vor. Die Umsetzung erfolgt mit der tatkräftigen Unterstützung mehrerer bereits am E-SPACE Projekt beteiligten Unternehmen, sowie neuen Partner:innen, die auf unsere Arbeit aufmerksam geworden sind.
“Circularity hat es geschafft, die wichtigen deutschen Unternehmen an einen Tisch zu ziehen, um eine gemeinsame Blickrichtung für die CircularEconomy im Elektronikbereich festzulegen und Folgeprojekte zu generieren” - Anja Krabbe, Ingram Micro