Projekt 38154/01

Förderinitiative Pestizide: Pestizide in Schutzgebieten: Relevanz und Minderungsmaßnahmen für die Bereiche aquatische Biodiversität und Wasserversorgung

Projektdurchführung

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) Institut für Umweltwissenschaften
Fortstr. 7
76829 Landau

Zielsetzung

Die vorliegende Studie fokussiert auf das Thema Pestizide in Schutzgebieten, versucht das Ausmaß des Phänomens abschätzen, die Situation zu bewerten und im Endeffekt in Kooperation mit den entsprechenden Praxispartnern Maßnahmen zur Adressierung dieser Problematik umzusetzen. Das vorliegende Projekt fokussiert auf das Thema „Pestizide in Schutzgebieten“, da diese Substanzen weiträumig ausgebracht werden und eine hohe ökotoxikologische Relevanz aufweisen.

Ein wesentliches Problem bei der Untersuchung möglicher Belastungen ist, dass in Europa und auch in Deutschland belastbare und hinreichend räumlich aufgelöste Daten zum Einsatz von Pestiziden nicht allgemein verfügbar sind. Neben dem Fehlen räumlich aufgelöster Anwendungsdaten fassen verfügbare Datengrundlagen hierzu oftmals Wirkstoffgruppen von Pestiziden zusammen. Da sich die Toxizität einzelner Wirkstoffe aber innerhalb einer Gruppe um viele Zehnerpotenzen unterscheiden kann, ist es somit oftmals nicht möglich, Anwendungsdaten, als wichtige Eingangsgröße zur Erfassung einer möglichen Umweltbelastung, aus einem ökotoxikologischen Blickwinkel zu interpretieren.

Ein aktuell von den Antragstellern entwickeltes Konzept zur Beurteilung des potentiellen Risikos des Pestizideinsatzes für verschiedene Organismengruppen auf der Basis von regulatorischen Toxizitätswerten, soll auch im vorliegenden Projekt für die Identifizierung von Risiken, sowie die Ableitung konkreter Maßnahmen zur Risikoreduktion in Schutzgebieten mit dem Schutzziel Biodiversität bzw. Wasserqualität verwendet werden.

Aktuell ist es trinkwasserbereitstellenden Institutionen oft nicht möglich, frei verfügbare interpretierbare Anwendungsdaten für Pestizide in ihren Einzugsgebieten von behördlicher Seite zu bekommen, da offensichtlich, gleichwohl unverständlicherweise, von den zuständigen Behörden das öffentliche Interesse nicht hoch genug eingestuft wird. Diese Problematik erschwert die Fundaufklärung bzw. auch die gezielte Planung von Monitoringstrategien für Pestizide und hierbei auch für besonders problematische Wirkstoffe. Nicht zuletzt ist somit auch die Ableitung von effizienten Maßnahmen für eine Reduktion von Pestizideinträgen in Wasserschutzgebieten ein Projektziel.

Arbeitsschritte

Es werden zunächst die Pestizidbelastung aller biotischen (z.B. Pflanzen) und abiotischen (z.B. Böden; Gewässer) Komponenten von Schutzgebieten betrachtet, wobei aufgrund der vielfach höheren Datenverfügbarkeit hauptsächlich auf die Pestizidbelastung von Grund- und Oberflächengewässern fokussiert wird.
Eigene Messungen werden in verschiedenen Kompartimenten im Gewässersystem der Queich im Biosphärenreservat Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz) aber auch in einem Wasserschutzgebiet in Baden-Württemberg durchgeführt.
Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund von Auswertungen zur Anwendung von Pestiziden und zur Belastung von Gewässer inner- und außerhalb von Schutzgebieten in vier Bundesländern (Schleswig-Holstein, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) bewertet.
Zudem wird die Veränderung der Toxizität der in Deutschland eingesetzten Pestizide für unterschiedliche aquatische un terrestrische Organismengruppen dargestellt und beurteilt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse von Untersuchungen zur Belastung von Schutzgebieten mit Pestiziden bzw. zur Veränderung der in Deutschland eingesetzten Pestizide wurden in den nachfolgenden Studie publiziert:
Bub, S., Wolfram, J., Petschick, L.L., Stehle, S., Schulz, R. (2023) Trends of total applied pesticide toxicity in German agriculture. Environmental Science & Technology 57, 852-861, https://doi.org/https://doi.org/10.1021/acs.est.2c07251.
Schemmer, A., Wolfram, J., Roodt, A.P., Bub, S., Petschick, L.L., Herrmann, L.Z., Stehle, S., Schulz, R. (2024) Pesticide mixtures in surface waters of two protected areas in southwestern Germany. Bulletin of Environmental Contamination and Toxicology 112, 10, https://doi.org/10.1007/s00128-023-03830-5.

Bub et al. Total Applied Pesticide Toxicity in DeutschlandPestizidbelastung in zwei Schutzgebieten in Deutschland

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse von Untersuchungen zur Belastung von Schutzgebieten mit Pestiziden bzw. zur Veränderung der in Deutschland eingesetzten Pestizide wurden in den nachfolgenden Studie publiziert:
Bub, S., Wolfram, J., Petschick, L.L., Stehle, S., Schulz, R. (2023) Trends of total applied pesticide toxicity in German agriculture. Environmental Science & Technology 57, 852-861, https://doi.org/https://doi.org/10.1021/acs.est.2c07251.
Schemmer, A., Wolfram, J., Roodt, A.P., Bub, S., Petschick, L.L., Herrmann, L.Z., Stehle, S., Schulz, R. (2024) Pesticide mixtures in surface waters of two protected areas in southwestern Germany. Bulletin of Environmental Contamination and Toxicology 112, 10, https://doi.org/10.1007/s00128-023-03830-5.
Zudem fanden die Ergebnisse Eingang in Diskussionen im Rahmen der Revision der EU-Gesetzgebung sowie der Ausgestaltung des Kunming-Montreal Protokolls der UN.

Fazit

Das System zur Einschätzung der sich ändernden Toxizität von Pestizide für verschiedene Organismengruppen stellt eine einfache Möglichkeit zur Indikation möglicher Pestizidrisiken dar.

Die Ergebnisse aus der praktischen Kooperation mit einem Biosphärenreservat bzw. mit Wasserversorgung bieten konkrete Ansatzmöglichkeiten für ein Verbesserung der Situation In der Praxis.

Übersicht

Fördersumme

124.290,00 €

Förderzeitraum

01.07.2022 - 31.12.2023

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Land use
Nature Conservation
Resource conservation
Umwelttechnik