Projekt 38094/01

Fachtagung ÖKOLOGIE 1992-2022-2052

Projektdurchführung

Deutsche Umweltstiftung
Greifswalder Str. 4
10405 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Grundlage eines erfolgreichen sozial-ökologischen Transformationsprozesses unserer Gesellschaft stellt eine fundierte Wissensbasis dar. Mehr denn je gilt dies in Zeiten, in denen uns als Gesellschaft die neuen technischen Möglichkeiten vor neue Herausforderungen stellen. Phänomene wie Postfaktizität, Filterblasen und Echokammern sind spätestens seit dem Aus-bruch der Covid-19-Pandemie nicht mehr nur akademische Nischenthemen. Austausch und Transfer von Ergebnissen unabhängiger wissenschaftlicher Arbeit ist vor diesem Hintergrund von zentraler Bedeutung. Dies betrifft sowohl die Kommunikation innerhalb und zwischen den akademischen Professionen als auch den breitenwirksamen Ergebnistransfer in politische Entscheidungsstrukturen und die Gesellschaft allgemein.

Gegenwärtig mangelt es jedoch sowohl am interdisziplinären Austausch zu ökologischen Fragestellungen als auch an einer Plattform für die öffentlichkeitswirksame Integration und Aufbereitung der vielfältigen Arbeitsthemen sowie einer verständlichen Darstellung der komplexen Zusammenhänge und inhaltlichen Verschränkungen.

Vor diesem Hintergrund stellt das JAHRBUCH ÖKOLOGIE eine wichtige Ausnahme und einen Eckpfeiler dar. Es vereint seit Jahrzehnten die Aufarbeitung von Fachwissen mit akademischem und zivilgesellschaftlichem Austausch. Dabei geht es häufig um komplexe und polarisierende Fragestellungen wie bspw. individuelle Mobilitätsstrukturen und -bedürfnisse oder die Energiewende. Damit trägt es zur Stärkung von fachlichen Debatten und zur Vermittlung von Erkenntnissen bei. Dies stärkt das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema und lädt zum sachlichen Austausch ein.

2022 existiert das JAHRBUCH ÖKOLOGIE 30 Jahre. Rund 1.000 Autor*innen aus Wissenschaft und Praxis haben in diesen drei Jahrzehnten dazu beigetragen, die Entwicklungen in der Umweltdebatte voranzubringen, zu dokumentieren und das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema zu schärfen.

Mit der Fachtagung Ökologie wurde auf 30 Jahre zum Teil stürmischer Entwicklung zurückgeblickt, eine (Zwischen-)Bilanz gezogen und gemeinsam einen Ausblick darauf entwickelt, wo wir in 30 Jahren stehen könnten. Dazu luden die Deutsche Umweltstiftung gemeinsam mit der Deutschen Bundestiftung Umwelt zur Veranstaltung ein. Es wurden Akteure der Gegenwart und Zukunft zusammengebracht und eine gemeinsame Plattform zum Austausch geschaffen. Dazu gehören u. a. die Autor*innen des JAHRBUCH ÖKOLOGIE, aktuelle aktive (insb. junge) Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Medienvertreter*innen, zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Engagierte.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Fachtagung war für den 05.09.2022 geplant. Als Veranstaltungsort war das BMU vorgesehen. Das Tagungsformat sollte allen Teilnehmer*innen vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten bieten und einen Dialog über Akteursgruppen und Generationen hinweg ermöglichen. Die Projektleitung war mit den folgenden Punkten beauftragt:
• Konzeption, Planung, Koordination, Umsetzung und Nachbereitung der Veranstaltung
• Kommunikation und Anmeldemanagement
• Medien- und Sponsoringpartnerakquise und -pflege
• Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
• Erstellung einer Informationsbroschüre zum JAHRBUCH ÖKOLOGIE
• Dokumentation der Publikation
• Aufbereitung und Zusammenfassung der Ergebnisse


Ergebnisse und Diskussion

Am 05.09.2022 feierten über 100 Gäste aus der Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft das 30-jährige Jubiläum des JAHRBUCH ÖKOLOGIE in den Räumlichkeiten des Bundesumweltministeriums. Hinzu kamen 100 Personen, die die Veranstaltung über einen Live-Stream mitverfolgten.

Die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann und der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Umweltstiftung Jörg Sommer eröffneten die Tagung mit einer Bestandsaufnahme der Umweltbewegung und einem Blick auf die Historie des JAHRBUCH ÖKOLOGIE. Frau Dr. Hoffmann sprach u. a. die Wasserknappheit und scheidende Biodiversität als brennende Themen an. Das Bundesumweltministerium wird eine Wasserstrategie und ein Artenschutzprogramm vorlegen. Jörg Sommer stellte die erste Zusammenarbeit der Deutschen Umweltstiftung und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt heraus und zeigte auf, wie viel Motivation und Struktur in Deutschland eigentlich bereits vorhanden sind, um der Klimakrise entgegenzutreten. Voran geht es trotzdem nur langsam.

Unter der Moderation von Christiane Grefe (ZEIT) sprachen die Panelteilnehmer*innen Dr. Bettina Hoffmann (Parlamentarische Staatssekretärin beim BMUV), Alexander Bonde (Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt) und der Waldexperte Prof. Dr. Pierre L. Ibisch über 30 Jahre Umweltbewegung – von 1992 bis heute. Sie diskutierten, ob sie mit oder ohne Zorn zurückblicken und erörterten, an welcher Stelle falsche und richtige Entscheidungen getroffen worden sind.

Im Anschluss an die Plenumsphase tauschten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen aus. Biodiversität, Digitalisierung, Energie, Geoengineering und Gentechnik, Klima, Ökonomie und Mobilität hießen die Themen, zu denen lebhaft diskutiert wurde. In zwei aufeinanderfolgenden Sessions wurden zunächst Vergangenheit und Status quo beleuchtet und anschließend mögliche Zukunftsszenarien entworfen. Die Ergebnisse sind im finalen Abschlussbericht zusammengefasst.

Für ein Schmunzeln zwischendurch sorgte das Kabarett-Duo „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ aus Hannover mit Musik und selbst geschriebenen Texten zur vermeintlichen Bio-Idylle auf dem Land und dem Kirschlorbeer.

Der Architekt und Graphic Recorder Van Bo Le-Mentzel hat die Veranstaltung den gesamten Tag begleitet und zeichnerisch aufbereitet. In vier Minuten fasste er sehenswert den Ablauf und zentrale Punkte am Ende des Tages zusammen.

Prof. Dr. Pierre L. Ibisch fand zum Abschluss gemischte Worte. Er sprach über verständlichen Frust, Empörung und Verzweiflung vieler engagierter Menschen aufgrund der fortschreitenden ökologischen Fehlentwicklungen. Dies solle jedoch nicht zu Resignation führen, sondern sich besser in noch mehr Veränderungsmotivation niederschlagen. Er zeigte auf, wie schnell Veränderungen heutzutage im Vergleich zu vorangegangenen Jahrhunderten eintreten und schloss daraus, dass die Menschheit bis 2052 in einem neuen System leben werde – denn das alte würde die nächsten dreißig Jahre nicht überleben.

Die Ergebnisse der Fachtagung wurden auf der eigens eingerichteten Webseite: fachtagung-oekologie.de dokumentiert. Neben diversen Text-Beiträgen wurden die Tonaufnahmen aufgearbeitet und den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. In einer separaten „digitalen Ecke“ und in der Borschüre wurden Hintergrundinformationen zum JAHRBUCH ÖKOLOGIE für zur Verfügung gestellt. Die Webseiten dienen fortan zur Dokumentation der Entwicklung des JAHRBUCH ÖKOLOGIE. Sie zeigt auch die Arbeitsergebnisse der Thementische, die in die Arbeit zukünftiger Publikationen einfließen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das übergeordnete Ziel der Kommunikation war es, auf die dringenden ökologischen Fragen unserer Zeit aufmerksam zu machen. Das Jahrbuch Ökologie war das Werkzeug und sein Jubiläum am 5. September bot die entsprechende Bühne für die Debatte.

In einem ersten Schritt wurden Mitstreiter*innen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Deutschen Umweltstiftung, ehemalige Autor*innen des Jahrbuch Ökologie aber auch zivilgesellschaftliche Akteur*innen zur Fachtagung eingeladen. Von Juni bis Anfang September wurden in diesem Rahmen Newsletter und Einladungen an diverse Verteiler gesendet. Ehemalige Herausgeber*innen und Autor*innen des Sammelbands bekamen die Gelegenheit, sich inhaltlich einzubringen. Dank dieses Vorstoßes konnten zum Beispiel Ernst Ulrich v. Weizsäcker und Christiane Grefe von der ZEIT für das Eröffnungspanel gewonnen werden.

Regelmäßige Newsletter mit Informationen zum Programm der Fachtagung Ökologie, zu allen Mitwirkenden und Details der Inhalte wurden alle zwei bis drei Wochen versendet. Eine eigene Seite für die Fachtagung wurde mit dem Versand der Einladungen erstellt. Da die Teilnehmerzahl begrenzt war, wurde erst vier Wochen vor der Veranstaltung auch öffentlich eingeladen, vor allem über die sozialen Medien. Noch im August war die Fachtagung Ökologie ausgebucht.

In den Monaten vor der Fachtagung wurde die Geschichte des Jahrbuch Ökologie auf verschiedenen Kanälen der Deutschen Umweltstiftung erzählt. Informationen und spannende Fakten über den Sammelband, die Fachtagung und ihre Mitwirkenden wurden in regelmäßigen Abständen auf Instagram, Twitter und Facebook veröffentlicht (über die Kanäle der Deutschen Umweltstiftung). Dem zugrunde lag ein eigens für die Fachtagung Ökologie entwickeltes Design, das sich durch die gesamte Kommunikation und die Veranstaltung selbst zog. In den Beiträgen wurden alle Personen, die das Programm auf der Bühne mitgestalteten, und ihre Verbindung zum Jahrbuch Ökologie vorgestellt.

Für den Tag der Veranstaltung sind Broschüren vorbereitet worden. Diese beinhalteten neben einem Grußwort von Alexander Bonde, Generalsekretär der DBU, und Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung auch aktuelle Statements von ehemaligen Autor*innen und Interviews mit Udo Simonis (Mitbegründer des Jahrbuch Ökologie) sowie Jörg Sommer. Über einen QR-Code in der Broschüre konnten Besucher*innen in die „Digitale Ecke“ gelangen und dort weitere Statements lesen. Die Autor*innen hatten im Zuge der Vorbereitungen die Gelegenheit bekommen, ihre Perspektive auf 30 Jahre Jahrbuch Ökologie zu schildern.

Am Tag der Veranstaltung wurde eine Pressemeldung versandt und ein Pressegespräch im Vorfeld angeboten. Die gesamte Fachtagung wurde zudem auf Instagram begleitet und moderiert. Eine Mitarbeiterin der Deutschen Umweltstiftung sprach in mehreren Story-Videos direkt in die Kamera und nahm die Follower so mit vor die Bühne, zu den Arbeitsgruppen, an den Büchertisch. Es wurden Videos vom Auftritt des Kabaretts und des Graphic Recor-ders beinahe in Echtzeit hochgeladen, ebenso Ausschnitte aus den Vorträgen und dem Eröffnungspanel. Ein 1,5-stündiges Insta-Live-Video bot auf Instagram die Möglichkeit, große Teile des Programms am Smartphone mitzuerleben. Diese Möglichkeit nutzten über 100 Personen, die mit Kommentaren Impulse zur Veranstaltung gaben. Es zeigte sich, dass die Verschränkung von Offline- und Online-Elementen die Veranstaltung insgesamt bereicherte.

Für alle anderen – und als Rückblick für die Teilnehmenden – wurde im Anschluss an die Fachtagung Ökologie eine Webseite mit Impressionen, Ton- und Videoaufnahmen und den Ergebnissen der einzelnen Thementische erstellt (https://www.deutscheumweltstiftung.de/fachtagung-oekologie-1992-2022-2052/). Der Rückblick wurde ebenso in den sozialen Medien geteilt und an alle Besucher*innen versendet. Diese hatten in diesem Zuge auch die Möglichkeit, über ein Formular ihre Eindrücke zu schildern und Feedback abzugeben.



Fazit

2022 existiert das JAHRBUCH ÖKOLOGIE 30 Jahre. Rund 1.000 Autor*innen aus Wissenschaft und Praxis haben in diesen drei Jahrzehnten dazu beigetragen, die Entwicklungen in der Umweltdebatte voranzubringen, zu dokumentieren und das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema zu schärfen.

Mit der Fachtagung im BMUV konnte die Publikation „JAHRBUCH ÖKOLIGIE“ angemessen gewürdigt werden. Ein hochkarätiges Programm überzeugte Gäste – mit Beiträgen der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann, des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Umweltstiftung Jörg Sommer, des Generalsekretärs der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Alexander Bonde, dem Waldexperten Prof. Dr. Pierre Ibisch und vielen mehr. Angeleitet von Stipendiat*innen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt diskutierten die Gäste in Kleingruppen ökologische Entwicklungen und Herausforderungen. Zwischendurch gab das Kabarettisten-Duo „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ einen satirischen Blick auf den Zustand der Umwelt.

Es war ein gelungener Austausch zwischen diversen umweltpolitischen Stakeholdern aus alle Gesellschaftsbereichen. Es brachte wertvolle Einblicke in den Status quo und die perspektivischen Entwicklungspotentiale von Umweltpolitik und Naturschutz in naher Zukunft.

Aus dem Kreis der Teilnehmer*innen haben uns zahlreiche positive Rückmeldungen erreicht. Die Vorträge und Diskussionen waren überaus anregend und erkenntnisreich. Es kamen viele Ideen für Themen für zukünftige JAHRBUCH ÖKOLOGIE Bände zusammen.

Ziel sollte es sein, den Austausch kontinuierlich weiter zu verfolgen. Ein ritualisierter Dialog zwischen heterogenen Akteur*innen im Bereich der Umwelt und Naturschutz bietet die wichtige Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen und Tendenzen in der Umweltbewegung zu erfassen und sichtbar zu machen. Die Veranstaltung trägt dazu bei, neue ökologische Forschungs- und Arbeitsbereiche zu identifizieren und stellt einen Ort dar, um gemeinsam über ökologisches Agendasetting nachzudenken.

Die Veranstaltung erlaubt einen breiten und weiten interdisziplinären Blick auf aktuelle Entwicklungen und wirkt damit in positiver Weise dem aktuellen Trend einer zu starken Fachspezifizierung und Verengung von Themen bspw. in Beiräten, Arbeitskreisen etc. zu einer ausgewählten Fragestellen entgegen.

Übersicht

Fördersumme

19.970,00 €

Förderzeitraum

11.07.2022 - 01.02.2023

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Environmental communication