Projekt 37897/01

MUSA – Innovative (Multi-)Methoden zum sicheren Umgang mit schädigenden Altrestaurierungen

Projektdurchführung

Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Klinikum der Universität München
Ziemssenstr. 5
80336 München

Zielsetzung

Bekannt ist, dass die Mehrzahl musealer Institutionen durch (gesundheits)schädigende Altrestaurierungen mit Gefahrstoffen wie DDT, Lindan, PCP, Arsen und Quecksilber belastet sind. Aktuell besteht eine große Unsicherheit der Institutionen und Beschäftigten in Bezug auf die Identifikation von und den Umgang mit belastetem Sammlungsgut, die sich unmittelbar und in der Regel negativ auf den Arbeitsalltag der Betroffenen und folglich auch auf den langfristigen Erhalt der belasteten Sammlungen auswirkt.
Systematische Untersuchungen zur Identifikation von kontaminiertem Sammlungsgut mit bisher etablierten analytischen Methoden des Umgebungsmonitorings sind zu aufwändig und zu teuer, um umfassende Studien zur Ableitung und Etablierung von Beurteilungswerten durchzuführen. Die Verfügbarkeit valider Beurteilungswerte kann jedoch einen wichtigen Beitrag zum sicheren Umgang mit schädigenden Altrestaurierungen und der Reduktion der Belastung leisten. Darüber hinaus fällt es den Institutionen und Beschäftigten mitunter schwer, die Ergebnisse von Laboranalysen aufgrund unzureichender spezifischer Fachkenntnisse im Kontext der Fragestellung richtig zu beurteilen. Aktuell fehlen praktikable Möglichkeiten zur “Zustandsüberwachung” (Ermittlung, Bewertung, Darstellung, Interpretation) von potenziell kontaminierten Innenräumen, die den komplexen Anforderungen von Arbeiten mit kontaminiertem Sammlungsgut unter Einhaltung der finanziellen Rahmenbedingungen gerecht werden. Um dieser unbefriedigenden Situation entgegenzuwirken, soll das Umgebungsmonitoring für Institutionen mit kontaminierten Objekten wesentlich vereinfacht werden, indem ein innovatives Konzept zur kostengünstigen Probenahme, Analyse, Darstellung und Interpretation entwickelt wird (MUSA-System):

Das Ziel des beantragten Projekts ist die Entwicklung, Erprobung und Anwendung innovativer praxistauglicher (Multi)-methoden zur einfachen Ermittlung (Testkit) sowie Darstellung (Dashboard) von belasteten Sammlungen am Beispiel von musealen Modell-Institutionen.

Projekt-Homepage

Arbeitsschritte

Konkret sollen im Rahmen des beantragten dreijährigen Projektvorhabens innovative und gleichzeitig kostengünstige, praxistaugliche (Multi)-Methoden durch Anwendung von Wischproben und Passivsammlern für das Umgebungsmonitoring in gefahrstoffbelasteten Sammlungen entwickelt und validiert werden. Weiterhin werden durch die Implementierung dieser Methoden sowie Analyse und Interpretation der Ergebnisse in den Modell-Institutionen allgemeine Beurteilungswerte für Gefahrstoffe im musealen Bereich abgeleitet. Die Ergebnisse des Umgebungsmonitorings werden zusätzlich durch Humanbiomonitoring-Daten ergänzt, um eine umfassende Gefährdungsbeurteilung zu ermöglichen. Ein anwenderfreundliches “MUSA-Testkit” zur selbstständigen Probenahme (inkl. nachgelagerter Laboranalyse) und die Erstellung einer informativen Softwareplattform sind weitere Bestandteile des Forschungsvorhabens.
Die Innovation des MUSA-Systems liegt in der kombinierten Entwicklung praxistauglicher (Multi)-Methoden und einer webbasierten Softwareplattform, dem sogenannten Dashboard, welches a.) die Darstellung und b.) die Interpretation der Ergebnisse für Nicht-Spezialisten realisiert. Das über das Internet zugängliche Dashboard ermöglicht einen institutionsübergreifenden Vergleich der Ergebnisse über ein Ampelsystem (Benchmarking), welches auf den abgeleiteten Beurteilungswerten beruht. Neben der Erstellung von Zeitreihen und Trendanalysen wird eine Archivierungs- und Suchfunktion in das Dashboard integriert. Die dadurch gesteigerte Transparenz des Sammlungszustands über die Zeit und im Vergleich zu anderen Institutionen soll gezielt Anreize zur Verbesserung im Umgang mit kontaminiertem Sammlungsgut und damit zur Erhaltung von national wertvollem Kulturgut setzen.

Das geplante Vorhaben ist weltweit einzigartig und daher als hochinnovativ einzustufen. Die zu erarbeitenden Lösungen ermöglichen den Beschäftigten einen deutlich sichereren und zielgerichteteren Umgang mit den Objekten bei deutlich reduzierten Kosten. Denn nur bekannte Gefahren können gezielt minimiert bzw. beseitigt werden. Durch den verbesserten Umgang mit den Umweltgiften leistet das Projekt einen entscheidenden Beitrag zum sicheren Objekterhalt und zur Reduktion der Belastung von Gefahrstoffen für Mensch und Umwelt.

Öffentlichkeitsarbeit

Die projektbegleitenden MUSA-Homepage (https://musa-projekt.de) mit Informationen zum Forschungsvorhaben ist seit dem Anfang August 2022 online. Die Homepage dient als barrierefreie Schnittstelle zwischen der Forschung und den musealen Instituten sowie anderweitigen Interessenten. Zielgruppe sind in erster Linie museale Institutionen und Beschäftigte, aber auch selbstständige Restaurator*innen und Konservator*innen oder in der Denkmalpflege tätige Handwerker*innen. Ihnen wird über die Homepage die Möglichkeit gegeben, niedrigschwellig Informationen zum Umgang mit kontaminierten Objekten und Sammlungen zu erhalten und an den Forschungsergebnissen zu partizipieren bzw. sich aktiv am MUSA-Projekt zu beteiligen. Neben Informationen rund um das Projekt werden regelmäßig kleine Blogbeiträge einen Einblick zur „Projektarbeit“ geben. Der Blick hinter die „Kulissen“ wird hier in Form von Textbeiträgen, Infografiken oder (zukünftig auch) mit Videos ermöglicht gegeben.

Darüber hinaus wurde das MUSA-Projekt im Rahmen mehrerer internationaler Fachtagungen präsentiert:

- BibTox Working Group Symposium 12th -13th September 2022, online
- 15th International Conference on Indoor Air Quality in Heritage and Historic Environments (IAQ2020) 14th-16th September, Ljubljana
- Microbiology in art and cultural heritage - health risks in view of climate change International Conference, 29th-30th September, Dresden

Die Abstracts der Beiträge sind in den dazugehörigen Tagungsbänden veröffentlicht worden.

Übersicht

Fördersumme

461.740,00 €

Förderzeitraum

01.06.2022 - 31.05.2025

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Bavaria
Environmental communication