Roadmapping a Circular Society – Ein Co-Design Projekt zur inhaltlichen und strategischen Entwicklung der Circular Society
Projektdurchführung
Hans Sauer Stiftung
Landshuter Allee 11
80637 München
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Projekt Roadmap to a Circular Society verfolgte die Absicht, neues Transformations- und Zielwissen sowie strategische Anstöße für den Wandel hin zu einer Circular Society zu generieren. Zu den Projektzielen gehörte es, das Konzept der Circular Society inhaltlich, programmatisch und strategisch weiterzuentwickeln und mögliche Transformationspfade zu identifizieren. Das heißt, das Projekt betrieb für dieses emergente Transformationsfeld so etwas wie Field Building und versucht gleichzeitig in einem noch frühen Stadium der Feldentwicklung eine Straßenkarte sowie politische Handlungsempfehlungen für die Umsetzung des Circular-Society-Konzepts zu erarbeiten.
Dabei sollten: (1) wissenschaftliche Arbeiten an den konzeptionellen Grundlagen und der inhaltlichen Ausgestaltung des Circular Society-Begriffs als Basis für eine Forschungs- und Innovationsagenda Circular Society weitergeführt und systematisiert werden; (2) bisherige Netzwerk-Aktivitäten in tragfähige und nachhaltige Bahnen gelenkt werden, indem die bereits bestehende Circular Society-Plattform zu einer Open-Source-Plattform ausgebaut und das Circular Society Forum als Netzwerkkonferenz für die Circular Society zu einer regelmäßigen Veranstaltung entwickelt wird; (3) praktische Umsetzungen von Circular Society-Reallaboren unterstützt werden. Dies geschieht einerseits durch eine Bedarfsanalyse und die Sammlung und Bereitstellung von Good Practices, Tools und Wissensbausteinen sowie andererseits durch (4) die Entwicklung von politischen Handlungsempfehlungen zur Unterstützung solcher Labore.
Kooperationspartner war die Brandenburgische Technische Universität Cottbus.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür diese explorative Art der Produktion von Zukunfts- und Transformationswissen wurde ein transdisziplinärer, auf kollaborative Gestaltung setzender Ansatz gewählt sowie ein daran orientiertes Prozess- und Methodendesign entwickelt. Damit stellt sich das Projekt in den Kontext transformativ orientierter Forschungsformen, die Wissenschaft, Praxis und gesellschaftlich engagierte Agenden verbinden: (1) Akteure aus unterschiedlichen Disziplinen der angewandten Transformationsforschung; (2) Pioniere der Circular Society aus der Zivilgesellschaft, Start-Ups und sozial-ökologisch orientierten Unternehmen der Kreislaufwirtschaft; (3) politische und administrative Entscheidungsträger*innen auf unterschiedlichen Ebenen. Auf diese Weise sollen heterogene Wissens- und Erfahrungsbestände produktiv zusammengeführt und für Transformationsprozesse nutzbar gemacht werden. Dabei wurde auf das Potenzial designorientierter Ansätze gesetzt, die mit ihrer Kombination aus forschungsbasiertem und kreativem Arbeiten, der Moderation von Multi-Akteurs-Prozessen, Prototyping-Elementen und ihrer Anwendungsorientierung eine wertvolle Komponente und Ergänzung in der transdisziplinären und transformativen Forschung sein können.
Der für das Roadmap-Projekt entworfene Co-Design-Prozess sah vor, mit einer Gruppe von etwa 40 Praktiker*innen, Wissenschaftler*innen und Pionier*innen über einen Zeitraum von etwa 16 Monaten in einen ko-kreativen und moderierten Prozess zusammen zu kommen. Dabei wurde die wesentliche inhaltliche Arbeit in vier thematischen Gruppen geleistet, während sich Momente der gruppenübergreifenden Diskussion, Ko-Produktion und Iteration auf größere digitale und ko-präsente Formate konzentrierten (Synthese), die wiederum mit Momenten der Öffnung gegenüber einem interessierten Publikum verbunden wurden (Circular Society Foren).
Ergebnisse und Diskussion
Die erarbeitete Roadmap (Schon die Roadmap to a Circular Society gelesen? (Link)) besteht aus unterschiedlichen Teilen, die in ihrer jeweils spezifischen Form ebenfalls als ein Ergebnis eines kollaborativen und iterativen Prozesses mit allen Beteiligten zu lesen sind. Im Einzelnen sind das: ein Forderungskatalog für politische, administrative und andere Entscheidungsträger*innen (Kapitel I), eine Momentaufnahme des aktuellen Diskurs- und Praxisfeldes der Circular Society mit Blick auf Netzwerkakteure, Förderlandschaft, Pionier*innen u. a. m. (Kapitel II) sowie ein tieferer Einblick in den Co-Designprozess des Projekts (Kapitel III). Mit den Fokusthemen vertiefen wir zunächst die Voraussetzungen und Eigenschaften von zirkulären Räumen und Praktiken und warum diese nötig sind, um Circular Communities und Circular Citizens zu fördern (Kapitel IV, A). Mit den Open Development Goals (ODGs) und deren Geschichten verdeutlichen wir dann das Potenzial von Offenheit für eine Circular Society und zeigen mögliche Transformationspfade auf (Kapitel IV, B). Die basierend auf empirischen Fallstudien von vier Pionierprojekten entwickelten Prinzipien für kollaborative Wertschöpfung sollen dabei unterstützen, zirkuläre Ökosysteme anzustoßen, zu entwickeln und aufzubauen (Kapitel IV, C). Der Kompetenzkatalog für Circular Literacy soll diese für das bestehende Bildungssystem anschlussfähig machen und deren Förderung erleichtern; Good-Practice-Beispiele geben Inspiration für die Umsetzung in der Praxis (Kapitel IV, D).
Die Inhalte wurden bereits in laufende oder neu angestoßene Prozesse eingebracht, treffen dort auf Zuspruch und werden in den Prozessen mitgedacht und eingebracht.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse der Circular Society Roadmap wurden auf den Kanälen der Hans Sauer Stiftung und der BTU Cottbus-Senftenberg veröffentlicht. Teilergebnisse werden darüber hinaus an öffentlichkeitswirksame Medien kommuniziert und in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Alle Teilnehmenden erhielten eine digitale Version, so wie auf Wunsch auch ein Printexemplar und wurden dazu aufgefordert als Multiplikator*innen zu agieren und die Roadmap in Ihren Netzwerken zu teilen. Zudem werden die erarbeiteten Ergebnisse bei Veranstaltungen, bei denen die Projektpartner eingeladen sind, in Diskussionen, Workshops, Präsentationen kommuniziert.
Ziel ist es, neben den Teilnehmenden und ihren direkten Netzwerken, mit der Roadmap weitere Akteur*innen, Interessierte aber auch CS-Newbees zu erreichen. Neben gängigen Wegen der Öffentlichkeitsarbeit, wurde ein Verteiler mit interessanten Multiplikator*innen erstellt, zudem wird die Roadmap gezielt an externen Veranstaltungen vorgestellt. Auch AG-spezifisch sollen unterschiedliche Akteursgruppen gezielt adressiert werden, so wird beispielsweise über die AG 4 (Circular Literacy) versucht, verstärkt Bildungsreinrichtungen und -initiativen zu besuchen und mit diesen ins konkrete Arbeiten mit den AG Ergebnissen zu kommen.
Die Hans Sauer Stiftung wird weiterhin Anwaltschaft für das Thema übernehmen und die Ergebnisse der Roadmap auf unterschiedlichen Ebenen weiterführen. Dafür ist angedacht für spezifische Fokusthemen weitere Förderanträge zu stellen, hier bieten insbesondere die AG spezifischen Produkte einige Anknüpfungspunkte wie beispielsweise die Entwicklung von Circular Literacy Trainings. Auch sind wir daran interessiert unsere In halte mit Interessierten zu teilen, Workshops dazu abzuhalten oder mit neuen Partnerschaften am und mit dem Thema Circular Society weiterzuarbeiten.
Fazit
Insgesamt hat sich gezeigt, dass der beschriebene Prozess ein geeignetes Mittel sein kann, um vorhandene, sektoral verteilte und heterogene Wissensbestände zusammenzubringen und diese sowohl für die inhaltlich-konzeptionelle wie auch die strategisch-transformative Arbeit nutzbar zu machen. Die transdisziplinäre Zusammensetzung der Gruppe von forschenden über praktischen bis hin zu gestalterischen, künstlerischen und aktivistischen Perspektiven hat sich als ausgesprochen geeignet für die Exploration in einer frühen Phase der Konzeptentwicklung erwiesen. Dies gelang insbesondere durch die konsequente Gleichbehandlung der unterschiedlichen Wissensarten und -formen. Auch die Tatsache, dass die Teilnehmenden (und das ganze Projekt) nicht auf Ergebnisse und Produkte festgelegt waren, wie sie z.B. die klassische wissenschaftliche Praxis erfordert (Paper, Monographien u. a. m.), ist als wichtiger Gelingensfaktor zu betrachten, der eine sektorübergreifende Field Building-Arbeit maßgeblich befördert.
Hier ist aus Perspektive der Förderung bzw. der Projektfinanzierung anzumerken, dass im Projekt versucht wurde, eine vergleichsweise geringfügige, finanzielle Aufwandsentschädigung für die vielfältigen Partizipationsleistung der Beteiligten, die nicht Teil des Organisationsteams waren, zu organisieren. Dies ist mit einigem Aufwand gelungen, wurde sehr positiv aufgenommen und hat dazu beigetragen, die Motivation über den gesamten Projektzeitraum hinweg aufrechterhalten. Für künftige Projekte mit transdisziplinärem Anspruch und vergleichbarer Projektstruktur ist sehr zu empfehlen, seitens der Projektmittelgeber*innen über ein angemessenes Vergütungsmodell für (Sonstige) Arbeitsleistungen nachzudenken, die nicht im Rahmen von Anstellungsverhältnissen oder auf Honorarbasis erbracht werden.
Das Ziel ist, mit der Arbeit an der Roadmap zahlreiche Stakeholder und Interessierte dazu zu inspirieren, weiter an der Vision und Implementierung einer Circular Society zu arbeiten. Die Arbeit an der Roadmap hat verdeutlicht, dass es zahlreicher Perspektiven und einer möglichst breiten und diversen Akteurskonstellation bedarf, um sozial-ökologische Transformationspfade und Visionen zu entwickeln, die gesamtgesellschaftlich erstrebenswerte Zukünfte in den Blick nehmen.
Fördersumme
124.426,00 €
Förderzeitraum
01.02.2022 - 31.10.2023
Bundesland
Bayern
Schlagwörter