Projekt 37822/01

Untersuchung der Voraussetzungen für die Nutzung aufgearbeiteter Möbel in öffentlichen Einrichtungen

Projektdurchführung

Institut für Holztechnologie Dresden gGmbH
Zellescher Weg 24
01217 Dresden

Zielsetzung

Im Projekt sollen die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen für eine Verwendung aufgearbeiteter Möbel in öffentlichen Einrichtungen erarbeitet werden. Dies schließt folgende Aspekte ein:

- Vorgaben bei Ausschreibungen öffentlicher Einrichtungen
- Grundlagen zur Erfüllung dieser Vorgaben durch Hersteller (Zertifikate, andere Nachweise)
- Zusammenstellung der notwendigen Dienstleister für die Abwicklung einer Aufarbeitung
- Ausbau der Plattform Weitergeben.org als Schnittstelle zwischen Kunde und Hersteller/Aufarbeiter

Die so erarbeiteten Informationen werden über die Plattform „WeiterGeben.org“ öffentlich zugänglich gemacht. Parallel soll in Auseinandersetzung mit entsprechenden Fachgremien und Interessenverbänden eine Anpassung existierender Regelungen zur Prüfung und Zertifizierung von Produkten bezüglich deren Sicherheit und Gebrauchseigenschaften diskutiert werden, um darin zukünftig konkrete Nachhaltigkeitsvorgaben zu verankern.

Auf Grundlage der Ergebnisse zu den rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen sollen gezielt Hersteller bzw. Aufarbeiter für eine Beteiligung innerhalb des Netzwerks der Plattform „WeiterGeben.org“ geworben werden. Dafür sind die wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen der Unternehmen zu überprüfen. Ziel ist der Aufbau einer deutschlandweiten Zusammenstellung geeigneter Unternehmen mit Bezug auf die jeweiligen Produktgruppen.
Die Eignung aktueller gesetzlicher Regelungen und angewandter Prüfgrundlagen soll mit der Durchführung von vergleichenden Prüfungen an neuwertigen und gebrauchten Produkten verschiedener Möbelgruppen überprüft werden.

Für diese Produktgruppen werden über Weitergeben.org in Bezug auf Konstruktion und Stückzahl repräsentative Gebrauchtmöbel bereitgestellt. Soweit diese noch verfügbar sind werden die gleichen Produkte desselben Herstellers als Referenzmuster bezogen, alternativ ein Produkt mit vergleichbarer Konstruktion und Zusammenstellung. Entsprechend der geltenden normativen Grundlagen werden beide Möbel geprüft. Um den Einfluss des Gebrauchszustands prüfen zu können, werden mindestens 5 gleiche Produkte der gebrauchten Möbel geprüft. Abschließend wird je ein weiteres, der gebrauchten Möbel „aufgearbeitet“ und geprüft. Die Auswahl der zu erneuernden Komponenten erfolgt in Abstimmung mit den Fachgremien. Aus den Untersuchungen soll abgeleitet werden, anhand welcher Kriterien eine Beurteilung der Aufarbeitbarkeit der jeweiligen Produktgruppen im Sinne einer wirtschaftlichen Betrachtung möglich ist. Parallel werden die Ergebnisse der Prüfung in Bezug auf die Anwendbarkeit der Prüfgrundsätze ausgewertet und ggf. Empfehlungen für eine Anpassung in Bezug auf gebrauchte Produkte formuliert.

Mit dem Projekt soll eine fachliche und rechtliche Grundlage für die Bewerbung auf öffentliche Ausschreibungen mit aufgearbeiteten Möbeln geschaffen werden. Dazu werden im Abgleich mit bestehenden Prüfgrundsätzen Kriterien für die Bewertung des Zustands gebrauchter Möbel und deren Komponenten festgelegt. Anhand dieser können neue Prüfgrundsätze für die maßgebliche Beurteilung der Eignung von Produkten für eine Aufarbeitung geschaffen werden. Diese fließen zukünftig als Grundlage in die Entwicklung und Kennzeichnung neuer Produkte ein. So könnte neben dem „Design for Recycling“ auch ein „Design for Reuse“ befördert und in (bestehende) Produktlabel aufgenommen werden. Die erarbeiteten Fachinformationen sollen den Entscheidungsträgern in den zuständigen Ämtern und Verwaltungen über die Plattform „WeiterGeben.org“ zugänglich gemacht werden, um nachhaltige Alternativen zu einer Neuausstattung zu bewerben und zu fördern. Die Durchführung der für die Projektlaufzeit geplanten Prüfungen schafft dabei die Sicherheit bzw. die fachliche Grundlage, dass die aktuellen bzw. überarbeiteten Prüfgrundlagen den Eigenschaften gebrauchter Möbel zur Genüge Rechnung tragen.
Damit wird der Rahmen für eine kommerzielle Verwertung gebrauchter Möbel im Nicht-Wohnbereich und in Bildungseinrichtungen innerhalb Deutschlands geschaffen. Dieser soll Anreiz für Hersteller und Aufarbeiter sein in diesem Marksegment tätig zu werden. Als Schnittstelle wird dafür die Online-Plattform „WeiterGeben.org“ etabliert. Diese soll zukünftig innerhalb der erarbeiteten Netzwerke (Cluster) zwischen Herstellern und Verbrauchern vermitteln.

Arbeitsschritte

Um den Handlungsbedarf seitens der Kommunen einschätzen zu können, wurde eine Befragung unter Mitarbeitern*innen deutscher Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern durchgeführt. Ziel war es, die angewandten Regelungen bei der Beschaffung von Mobiliar in Erfahrung zu bringen und inwiefern eine Wiederaufarbeitung dabei berücksichtigt wird. Teilgenommen haben 117 Mitarbeiter*innen von 114 Städten und Gemeinden. Zur Untersuchung des Einflusses der Wiederaufarbeitung von Möbeln auf deren Umweltwirkung wurden Daten zu den vergebenen Aufträgen anhand der Vergabebekanntmachungen der Bundesländer gesammelt.
Während des Projektzeitraums konnten die oben genannten Fachgremien beziehungsweise deren Vertreter mehrfach konsultiert werden. In den geführten Gesprächen wurden folgende Themen vorrangig diskutiert: Anwendung bestehender Regelungen/Richtlinien, Mitwirkung im Themen-komplex Nachhaltigkeit, Handlungsbedarf und verantwortliche Akteure. Die formulierten Positionen wurden im Folgenden zusammengefasst. Es handelt sich dabei nicht um verbindliche Aussagen für die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen.
Als Beispiele für eine hypothetische Betrachtung der Kreislaufführung von Möbeln dienen die Neuanschaffung, eine zentrale Reparatur und eine Reparatur vor Ort. Dabei wurden die betrachteten Produktgruppen nach Möbelgruppe, Einsatzbereich und Kreislaufmodell zusammengefasst. Für die Erzeugung der Sachbilanzen der neuwertigen Möbel wurde der Material-Input der Referenzmöbel überschlagweise bestimmt. Zur Berechnung des Global Warming Potential der Produktgruppen in Abhängigkeit des gewählten Kreislauf-Modells wurden die Systemgrenzen definiert. Diese Systemgrenzen wurden auf die hypothetischen Kreislaufmodelle angewandt und die notwendigen Prozesse zugeordnet. Als Grundlage für die Auswertung dienen die Daten der Onlinedatenbank ÖKOBAUDAT des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie die Angaben des Thünen Report 31: Ökobilanz-Daten für holzbasierte Möbel. Die Auswertung wurde in Anlehnung an DIN EN ISO 14040 durchgeführt.
Zur vergleichenden Prüfung neuwertiger, gebrauchter und aufgearbeiteter Möbel wurden Prüf-verfahren entsprechend den Prüfgrundlagen wie sie für die Zuerkennung des GS-Zeichens gelten angewandt. Kriterium für die Auswahl der Prüfungen war dabei, dass ein vergleichbarer Messwert aufgenommen wird, welcher für die Beurteilung des Gebrauchszustandes geeignet ist.

Ergebnisse

Damit eine Umsetzung des §45 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) gelingt, braucht es einheitliche Vorgaben. Diese konnten während der Befragung nicht identifiziert werden. Die Kriterien, welche aktuell bei der Ausschreibung zur Beschaffung von Möbeln verwendet werden, sind die Wirtschaftlichkeit und deren Funktionalität. Letzteres bezieht sich darauf, inwiefern die Produkte die Anforderungen an Nutzung und Qualität erfüllen. Die Bestimmung zumutbarer Mehrkosten für wiederaufgearbeitete Möbel bedarf eines Bewertungsschemas, welches wirtschaftliche und kreis-laufwirtschaftliche Aspekte gegeneinander aufwiegt.
Aus der Diskussion mit den Vertretern der Fachgremien und Verbände wird deutlich, dass die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Möbelbranche angekommen sind. Aspekte der Nachhaltigkeit und der sozialen Verantwortung finden sich in diversen Labeln und Prüfprogrammen wieder. Die hier gestellten Anforderungen beziehen sich auf die Herstellungsbedingungen und die Gestaltung des Möbels sowie die Verantwortung der Hersteller für einen erweiterten Produktservice. In Zukunft müssen diese alle Lebenszyklen eines Möbels vorsehen und entsprechende Anforderungen formulieren. Dazu müssen die Auswirkungen der Kreislaufführung auf die Sicherheit von Produkten untersucht werden. Bestehende Anforderungsnormen sind zu überprüfen.
Die überschlägige Betrachtung der Umweltwirkung neuwertiger und wiederaufgearbeiteter Möbel zeigt ein deutliches Potential zur Verringerung des GWP von Produkten. So verringert sich das CO2-Äquivalent der untersuchten Möbel in den betrachteten Regionen rechnerisch um durchschnittlich 47 % je kg Möbel. Für eine genauere Angabe der CO2-Äquivalente der einzelnen Prozessschritte der Wiederaufbereitung müssen konkrete Werte für Material-, Energieverbrauch und andere relevante Faktoren entsprechend der aufgestellten Systemgrenzen ermittelt werden.
Für die Beurteilung der Sicherheit wiederaufgearbeiteter Möbel ist die Konformitätsprüfung nach den bestehenden Standards und Prüfgrundsätzen nicht ausreichend. Diese berücksichtigen nicht die Belastungen über sämtliche Lebenszyklen eines Produkts und können den unterschiedlichen Gebrauchszustand der Möbel nicht abbilden. Letztendlich muss anhand des Gebrauchszustandes eines Möbels entschieden werden, welche Form der Verwertung möglich ist. Um hier eine Entscheidung zu treffen, bedarf es der Untersuchungen der vorhandenen Prüfgrundlagen sowie der Entwicklung alternativer Prüfmethoden.

Öffentlichkeitsarbeit

Fachveranstaltungen
- Internationale Möbeltage Dresden
- Effiziente Möbelfertigung in der Praxis
Veröffentlichungen
- Veröffentlichung der Ergebnisse in Fachzeitschriften wie beispielsweise: Holztechnologie, Holz-Zentralblatt, Holzforschung, Jahresbericht der Forschungsstelle.
Messen
- LIGNA, Hannover
- interzum, Köln
Austausch mit Anwendern
- Fortführung der Kooperationen mit Transferpartnern der Möbelbranche.
Transfer in die Industrie durch Verbände
- Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA)
- Verband der Deutschen Möbelindustrie e.V. (VDM)
Internet
- Veröffentlichung der Ergebnisse mittels der Internetauftritte von: IHD (Forschungsstelle), VDM, IBA, Transferpartner
Übernahme der Ergebnisse in technische Normen und Standards
- Beteiligung der Forschungsstelle an der Ausarbeitung von Normenentwürfen und Regula-rien/Labeln
- Kooperation mit Normungsausschüssen und Fachgremien/-verbänden
Dienstleistungen
- Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsleistungen: Überwachung „Goldenes M“, Überwachung „Level-Zertifizierung“, Prüfung und Zertifizierung nach Produktsicherheitsgesetz

Fazit

Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurden verschiedene Aspekte identifiziert, die in zukünftigen Arbeiten vertieft untersucht werden sollten.
Eine zentrale Herausforderung besteht darin, das Einsparungspotenzial der Wiederaufbereitung von Möbeln umfassend nachzuweisen. In die Betrachtung müssen neben den ökologischen Faktoren auch ökonomische und soziale Faktoren aufgenommen werden, um eine ganzheitliche Bewertung zu ermöglichen. Ein Schwerpunkt ist auf die Ermittlung der CO2-Äquivalenzdaten für die einzelnen Prozessschritte der Wiederaufbereitung zu legen. Es bedarf einer detaillierten Analyse, um die Umweltauswirkungen von Transport, Energieverbrauch und anderen relevanten Faktoren zu quantifizieren.
Die Entwicklung geeigneter Prüfmethoden stellt einen weiteren Forschungsschwerpunkt dar. Standardisierte Testverfahren sind entscheidend, um die Qualität und Funktionalität von wieder-aufbereiteten Möbeln sicherzustellen und somit deren Akzeptanz und damit Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Nicht jede Prüfmethode wird mit jedem Produkt/jeder Produktgruppe kompatibel sein. Daher müssen Kriterien zur Einordnung der Methoden definiert werden. Diese sollten u.a. folgende Aspekte berücksichtigen: Material, Nutzungsbereich, Angaben zum Lebenszyklus, Einordnung in der Kreislaufführung. Das Ziel muss es sein eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für eine umfassende und präzise Bewertung der Wiederaufbereitung von Möbeln zu schaffen.

Übersicht

Fördersumme

123.436,00 €

Förderzeitraum

01.04.2022 - 30.09.2023

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Resource conservation
Umwelttechnik