Projekt 37793/01

Feasibility-Study: Adaptierung Kulturgutrettungscontainer und IPM Notfallversorgungseinsätze

Projektdurchführung

iconyk GmbH
Welserstr. 33
81373 München

Zielsetzung

Im Januar 2022 wurde die Machbarkeitsstudie „Feasibility-Study: Adaptierung Kulturgutrettungscontainer und IPM-Notfallversorgungseinsätze“, in Kooperation zwischen der iconyk GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik begonnen.
Ziel der Studie war es, die Möglichkeit einer Ozonbehandlung an Kulturgütern zu untersuchen, die durch eine Havarie oder Notfall mit Schimmel belastet sind. Weiterhin sollte untersucht werden, inwieweit sich diese Behandlung auch in größeren und mobilen Einheiten wie Containern realisieren lässt, um schnell und mobil größere Mengen an Kulturgütern versorgen zu können.
Die Studie hat gezeigt, dass durch Ozonbehandlungen Schimmelkulturen inaktiviert werden können und somit einfachere und gefahrlosere konservatorische Nacharbeiten möglich sind.
Diese Behandlungen können auch in größerem Umfang in Containern durchgeführt werden, die dann mobil an unterschiedliche Einsatzorte gebracht werden können.
So können Restauratoren:inen in Zusammenarbeit mit Logistikern:inen im Not-fall schnell eingreifen, um Kulturgüter zu retten. Die Container ermöglichen die Behandlung größerer Mengen von Kulturgut in kurzer Zeit (24h pro Container-durchlauf).

Arbeitsschritte

Für die Machbarkeitsstudie wurden zunächst durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik Reinkulturen der ausgewählten Testpilze in Petrischalen angelegt.
Für die Untersuchung wurden unterschiedliche Papiertypen und Alterungsgrade geimpft.
Die Vorgehensweise gliederte sich in folgende Arbeitsschritte:
Beimpfen der verschiedenen Papierproben mit den biologischen Arbeitsstoffen und Verschließen in Deckelgefäßen.
Trocknung der inokulierten Papiere im Labor unter Vermeidung von Staubentwicklung in einem Trockenschrank (24 h bei 60 °C).
Die zu behandelnden Serien von inokulierten Papieren wurden in den im Labor verschlossenen Deckelgefäßen in die Inkubationskammer gebracht, in der die Ozonanlage sicher installiert ist.
Für die Versuche wurden die Deckelgefäße in der Kammer geöffnet und für bestimmte Zeit der Ozoneinwirkung ausgesetzt (Kammer war geschlossen, Sicherheitsbestimmungen für Ozons wurden eingehalten).
Nach der Ozonbehandlung wurden die behandelten und unbehandelten Papiere einer restauratorischen Reinigung unterzogen. Die Wirksamkeit der Reinigung wurde mit Hilfe eines Stereomikroskops dokumentiert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Behandlung größerer Mengen von schimmelbefallenen Kulturgütern mit Ozon in einem umgebauten Container durchführbar ist. Durch die Behandlung mit Ozon können die Arbeitsbedingungen für die Restauratoren vereinfacht werden, indem die Schimmelpilze inaktiviert wird.
Die erforderliche Ozon-Konzentration kann im Container innerhalb von ca. 4 Stunden erreicht werden, so dass eine Behandlung innerhalb von 24 Stunden in einem Containerdurchgang abgeschlossen werden könnte.
Für die Behandlung wurde in der vorliegenden Studie ausschließlich Papier verwendet. Für eine Schimmelpilzinaktivierung muss das Papier in direktem Kontakt mit dem Ozon stehen, daher sind vorbereitende Maßnahmen notwendig, um das Papier für die Behandlung im Container vorzubereiten.
Für die konservatorischen Arbeiten vor und nach der Ozonbehandlung wäre im Notfall ein Arbeitscontainer erforderlich, in dem die Restauratoren:inen die geschädigten Papiere geschützt vorbereiten können (z. B. auf Trocknungswagen ausbreiten und in den Ozoncontainer schieben.
Im Rahmen der Machbarkeitsstudie stellte sich die Frage der Messtechnik für die Ozonkonzentration im Container als Herausforderung dar. Der Grenzwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit beträgt seit 2012 120 μg/m3 als höchster 8-Stunden-Mittelwert während eines Tages bei 25 zulässigen Überschreitungen pro Kalenderjahr. Dies entspricht einer Konzentration von etwa 60 ppb. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig die genaue Konzentration im Container zu messen, um den Maximalwert von 8.000 ppb und auch die Absenkungen auf 60 ppb zu erfassen.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen, wie vielversprechend eine mobile, ortsunabhängige und großflächige Ozonbehandlung als schnelle Notfallversorgung für Kulturgüter funktionieren kann.
Für die weitere Entwicklung muss die Frage der Behandlung anderer Kunstwerke und Materialien geklärt werden. Im Gegensatz zu Papieren, die vor der Behandlung noch vorbereitet werden müssen, können z. B. Möbel oder Gemälde direkt in den Container eingelagert werden.
Eine ausschließliche Ozonbehandlung ohne konservatorische Nachbehandlung wird jedoch unabhängig von Materialien oder Sammlung nicht möglich sein.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden und werden wie folgt an die Öffentlichkeit getragen:
- Darstellung als Factsheet auf den Webseiten der Partner Krah&Grote, Oxytec, iconyk, Fraunhofer-IBP und MonaLisl
- Kurzdarstellung auf den Tagung DMB Osnabrück 2023
- Veröffentlichung eines Artikels für Fachzeitschriften wie restauro (geplant)
- Vortrag auf dem Tag der Archive (Fachtagung des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.) sowie Fachgruppentagungen des VdR (Verband der Restauratoren) – geplant.

Fazit

Die Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass der Einsatz von Kulturgut-Rettungscontainern für die Ozonbehandlung größerer Mengen geschädigter Kulturgüter sinnvoll ist und mit geringem Aufwand durchgeführt werden kann.
Die Container können sehr schnell am Einsatzort in Betrieb genommen werden. Die Behandlung einer kompletten Containerladung ist innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen. Vor- und Nacharbeiten sind dennoch notwendig –aber in jedem Fall auch sinnvoll, z. B., um die beschädigten Kunstwerke nach der Behandlung zu reinigen und neu zu verpacken.
Eine umfassende Darstellung einer solchen Notfall-Versorgungskombination soll Gegenstand einer weiteren Studie sein.
Die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend und sollen jetzt vertiefet und erweitert werden. Es sind durch die bisherige Arbeit Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern entstanden (Stadtarchive, Museen), die einen Testlauf der Container Ozonbehandlung zulassen würden. Hier können dann die bisherigen Arbeiten weiter angewandt und vor allem wichtige Erkenntnisse zu den Vor- und Nacharbeiten, Zeitmanagement und Arbeitsaufwand im Echteinsatz gewonnen werden.

Übersicht

Fördersumme

99.396,00 €

Förderzeitraum

26.11.2021 - 26.05.2023

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Bavaria