Projekt 37467/01

Nitratscouts partizipative Entwicklung von Bildungsmodulen zur Vermittlung systemischer Zusammenhänge

Projektdurchführung

Hochschule Rhein-Waal Präsidium
Marie-Curie-Str. 1
47533 Kleve

Zielsetzung

Als Folge von Düngung in Landwirtschaft und Gartenbau ist das Grundwasser in Deutschland vielerorts mit Nitrat belastet. In den letzten Jahren gab es verschiedene Ansätze, das Problem zu verringern (z. B. durch eine neue Düngemittelverordnung und Maßnahmen wie das Anlegen von Blühstreifen oder das Vermeiden von offenen brachliegenden Flächen). Nach wie vor sind die Nitratkonzentrationen im Grundwasser von landwirtschaftlich genutzten Flächen häufig erhöht. Dies verursacht Probleme z. B. für die Trinkwassergewinnung. Der Dialog von Akteur:innen ist häufig nicht konfliktfrei, die Fronten sind bisweilen verhärtet.
Zentrale Zielsetzung des Projekts ist die Entwicklung von Bildungsmodulen zur Vermittlung systemischer Zusammenhänge im Themenfeld Düngung und Nitrat im Grundwasser. Ziel der Entwicklung dieser Module als Lehr- und Lern-Tools ist es, Akteur:innen für die Problematik erhöhter Nitratgehalte im Grundwasser zu sensibilisieren, sie zu befähigen, Handlungsoptionen zu erwägen und gemeinsam Lösungsansätze für nachhaltiges Handeln zu erarbeiten. Beim Entwickeln der Module werden vier der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen adressiert: SDG 2 (nachhaltige Ernährung, nachhaltige Landwirtschaft), SDG 4 (hochwertige Bildung), SDG 6 (sauberes Wasser) und SDG 12 (nachhaltiger Konsum). Die Toolbox der Mikromodule wird als Sammlung übertragbarer Lehr- und Lernkonzepte gemeinsam mit verschiedenen Gruppen erarbeitet, weiterentwickelt und am Ende der Projektlaufzeit der Öffentlichkeit verfügbar gemacht.

Arbeitsschritte

Die Nitratscouts-Bildungsmodule werden für drei Aktivitätsfelder entwickelt: die Felder Umweltzusammenhänge, digitale Methoden und Transformation & Wirkung. In der Entwicklung der Module arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Gruppen zusammen (Lehrende, Studierende, Schüler:innen, Praktiker:innen aus Landwirtschaft/Gartenbau, Wasserqualitätsüberwachung und Trinkwassergewinnung). Die Teilnehmenden entwickeln gemeinsam Lehr-und Lern-Tools, die die Akteur:innen für die komplexe Problematik von Nitrat in Böden und Grundwasser sensibilisieren. Die Module sollen dabei helfen, Handlungsalternativen abzuwägen und gemeinsam Lösungsansätze für die verschiedenen Akteursgruppen zu erarbeiten.
Durch Verknüpfung digitaler und praktischer Methoden in einem partizipativen Ansatz soll das Projekt Nitratscouts die Wissensvermittlung zu Nachhaltigkeitszusammenhängen ermöglichen und die Lücke zwischen Wissen und Handeln („knowledge-action-gap“ ) schließen helfen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Nutzung offener/verfügbarer Daten zu Nitrat im Grundwasser. Offene Daten werden vielfältig in forschungs- oder problembasierten Lernumgebungen eingesetzt. Im Projekt Nitratscouts soll vor allem das Potenzial der Daten genutzt werden, durch den realen räumlichen Bezug authentische Lernumgebungen zu schaffen, Engagement zu unterstützen und Datenkompetenz zu fördern. Aus diesem Grund wird mit lokalen Akteur:innen gearbeitet, um Lokalbezug zu erreichen und nachhaltige Entwicklung vor Ort zu stärken. Die praktischen Methoden umfassen urban gardening Aktivitäten, Geländearbeiten auf dem Acker, einfache analytische Methoden z. B. zur Bestimmung von Nitrat, sowie Interviews und Umfragen.

Ergebnisse

Aktivitätsfeld Umweltzusammenhänge
Im Aktivitätsfeld Umweltzusammenhänge wurden Hochbeete auf dem Außengelände des Green FabLabs für das Projekt Nitratscouts umgebaut, sodass die Beete mit unterschiedlichen Düngungsbedingungen betrieben und beprobt werden können. Es wurde ein Nitratgemüsemarkt-Spiel enwickelt, welches verschiedenen Altersgruppen die Nitratbelastung durch verschiedene Gemüse-Anbauformen näher darstellt. Die Hochbeete und das Spiel wurden in Workshops mit Lehrer:innen, Schüler:innen, Studierenden und Auszubildenden eines landwirtschaftlichen Bildungszentrums genutzt. Mit den teilnehmenden Gruppen wurden verschiedene Workshops drinnen und draußen durchgeführt. Die in den Workshops skizzierten Entwürfe der Lehr- und Lerntools wurden sukzessive mit den Akteur:innen gemeinsam überarbeitet.

Aktivitätsfeld digitale Methoden
Im Aktivitätsfeld digitale Methoden wurde ein großer Datensatz von Nitratkonzentrationen im Grundwasser bearbeitet, um verschiedene Visualisierungen vornehmen zu können. Die Fragestellungen, zu denen Visualisierungen möglich sind, wurden und werden im Aktivitätsfeld Wirkung mit den Akteur:innen erarbeitet. Auch bereits bestehende digitale Lern-Tools zum Thema Nitrat, Düngung oder Pflanzenwachstum wurden integriert, um praktische Methoden und digitale Methoden zu kombinieren und Zielgruppen gut ansprechen zu können.

Aktivitätsfeld Transformation und Wirkung
In der Startphase des Projekts wurden Netzwerkaktivitäten initiiert. Gemeinsam mit den Akteur:innen in der Region wurde im Rahmen mehrerer Workshops eine Statusevaluation zu Flächennutzung, Nitrat im Grundwasser und Trinkwassergewinnung durchgeführt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde eine Karte der Akteur:innen erstellt, die im Projektverlauf weiter bearbeitet wurde. Verschiedene Umfragen wurden entwickelt – zum Beispiel zur Haltung gegenüber dem Themenkomplex, Schnellumfragen zu Methoden und Feedback-Bögen zu den Maßnahmen, die in den jeweiligen Workshops und anderen Aktivitäten durchgeführt wurden. Wichtige Aspekte, die bei den Workshops als relevant für die zu entwickelnden Module diskutiert wurden, wurden in die Entwicklung der Lehr- und Lernmodule integriert.

Die Lehrmaterialien wurden in einem Reader gebündelt und zur Verfügung gestellt. Der Link zum Download findet sich auf der Projektwebseite.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Projekt wurde auf verschiedenen Konferenzen zu Bürgerwissenschaften oder Bildung im ländlichen Raum in Form von Posterbeiträgen vorgestellt.
Zusätzlich zu den Events und Workshops machen wir über verschiedene Webseiten auf die Ergebnisse des Projekts aufmerksam (z. B. über die Webseite des Projekts der Hochschule und die Webseite von mit:forschen!).

Hochschule Rhein-Waal, Forschungsprojekte Kommunikation und UmweltBürger schaffen Wissen

Fazit

Durch den partizipativen, regionalen Ansatz ist es trotz herausfordernder Rahmenbedingungen gelungen, das positive Miteinander der Akteur*innen beizubehalten. Es ist gelungen, eine bunte Sammlung von Lehrmaterialien gemeinsam erarbeiteter Mikromodule zusammenzustellen und als Reader in gedruckter und digitaler Form verfügbar zu machen.

Übersicht

Fördersumme

124.759,00 €

Förderzeitraum

01.04.2022 - 31.07.2024

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Resource conservation
Environmental communication
Umwelttechnik