Projekt 37257/01

Entwicklung von geeigneten Instrumenten für die umweltverträgliche Beschaffung von PKW durch öffentliche Stellen

Projektdurchführung

IFEU - Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH
Wilckensstr. 3
69120 Heidelberg

Zielsetzung

Der Straßenverkehr trägt entscheidend zu den Treibhausgasemissionen und der Schadstoffbelastung in Städten (insbesondere Partikel und NO2) sowie zum Ressourcenverbrauch bei. Reduktionen sind hier dringend notwendig. Der Umstieg von Pkw auf Verkehrsmittel mit geringerer Umweltwirkung (wie Zweiräder, Pedelec, öffentlicher Verkehr etc.) sowie Pkw mit alternativen Antrieben bietet eine Möglichkeit, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren (beim Einsatz erneuerbarer Energien) sowie einen Beitrag zur Minderung der lokalen Luftbelastung zu leisten.
Der Fuhrpark von öffentlichen Stellen trägt zu den genannten Umweltbelastungen bei. Von der öffentlichen Hand (ohne öffentlichen Verkehr und Eigenbetriebe wie Müllentsorgung) in Deutschland werden pro Jahr über 20.000 Fahrzeuge angeschafft. Dieses Finanz- und Nachfragevolumen begründet eine besondere Verantwortung der öffentlichen Hand zur ökologischen Beschaffung in diesem Bereich.
Öffentliche Stellen haben die Möglichkeit im Beschaffungsprozess ökologische Kriterien bei der Bedarfsprüfung, der Leistungsbeschreibung und der Angebotswertung zu berücksichtigen. Für Berlin wurden z.B. eigene Umweltstandards in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU) festgelegt. Im Oberschwellenbereich gibt das Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge (SaubFahrzeugBeschG) verbindliche Mindestquoten für emissionsarme Fahrzeuge vor. Damit wird auch eine vergleichende Bewertung von emissionsarmen Fahrzeugen immer wichtiger.
In der Fahrzeugbeschaffung reichte bisher für eine Umweltbewertung bei konventionellen Antrieben in der Regel der Vergleich der Auspuffemissionen (Tank-to-Wheel) aus. Mit dem aktuell stark steigenden Angebot von alternativen Antrieben (z.B. Elektro-Pkw) sowie dem Einsatz von Strom und Misch-Konzepten (Hybride) ist das nicht mehr ausreichend. Bei alternativen Antriebskonzepten verschieben sich die Umweltwirkungen auf die Energieträgerbereitstellung und Fahrzeugherstellung. Der Vergleich wird somit komplexer und benötigt eine bessere informatorische Unterstützung im Beschaffungsprozess. Im Projekt wurde untersucht, welche Parameter bei der ökologischen Beschaffung bei der Bedarfsprüfung (inkl. Prüfung von Alternativen zur Pkw-Beschaffung), der Leistungsbeschreibung und der Angebotswertung berücksichtigt und in entsprechende Instrumente umgesetzt werden können.

Arbeitsschritte

Die (Weiter-)Entwicklung der Tools (Bedarfsprüfungstool und Lebenszykluskosten-Rechner) und Umweltanforderungen für die Beschaffung von umweltverträglichen Fahrzeugen wurde in intensiver Zusammenarbeit mit dem Steuerkreis (bestehend aus Beschaffungsverantwortlichen in den Landesministerien der Bundesländer Berlin, Brandenburg und Hessen) durchgeführt. Zudem wurden verschiedene Beschaffungsstellen durch persönliche Interviews und Umweltexpert*innen in einem Workshop eingebunden. Die entwickelten Tools und Umweltanforderungen wurden in einem zweistufigen Pilottest durch Personen aus der Beschaffungspraxis aus den beteiligten Bundesländern getestet. Die Ergebnisse wurden in einer Abschlussveranstaltung am 27.06.2023 mehr als 70 Personen aus dem Bereich der öffentlichen Beschaffung präsentiert. Das zeitliche Zusammenspiel der einzelnen Arbeitsschritte wird in der folgenden Abbildung verdeutlicht.

Ergebnisse

In enger Zusammenarbeit mit den Ländern Berlin, Brandenburg und Hessen wurde ein Bedarfsprüfungstool zur Information von Beschaffungsstellen entwickelt sowie der bisher in Berlin verwendete Lebenszykluskosten-Rechner für Pkw stark weiterentwickelt und seine Nutzungsmöglichkeiten optimiert. Zudem wurden die Umweltanforderungen, die eine Grundlage für die Ausschreibung von Pkw sind, aktualisiert. Diese Produkte wurden in einem umfassenden Prozess in regelmäßigem Austausch mit dem Steuerkreis entwickelt und in einem Pilottest von einer Reihe von Beschaffungsstellen getestet.
Das erstellte Online-Tool (www.nachhaltige-oeffentliche-pkw-beschaffung.de) ermöglicht eine umfassende Bedarfsprüfung. Es kann zur Information aller im Beschaffungsprozess beteiligten Stellen eingesetzt werden und ist frei im Internet verfügbar. Zudem können auf der Internetseite die Umweltanforderungen zur Pkw-Beschaffung sowie der Lebenszykluskosten-Rechner heruntergeladen werden.
Mithilfe des Bedarfsprüfungstool können sich Beschaffungsstellen umfassend zu Themen der umweltverträglichen Beschaffung im Mobilitätsbereich informieren. Der Fokus des Tools liegt insbesondere auf den Vorüberlegungen vor einer Beschaffung und Empfehlungen zur Antriebsart und zum Fahrzeugsegment bei einer Pkw-Beschaffung. Die Eingaben und die resultierenden Ergebnisse können zur Dokumentation heruntergeladen werden.
Die vorgeschlagenen Umweltanforderungen für die Ausschreibung von Pkw gelten zusätzlich zu den Anforderungen des SaubFahrzeugBeschG, da sie teilweise darüber hinausgehen (z.B. die CO2-Mindestanforderung für PHEV oder für den Energieverbrauch von E-Autos). Zudem werden weitere Mindestanforderungen für Fahrzeuge, die nicht unter die Quote fallen, empfohlen (z.B. CO2-Mindestanforderungen für Verbrenner).
Der Lebenszykluskosten-Rechner wurde für die Wirtschaftlichkeitsberechnung im Zuge der Angebotswertung entwickelt. Er berechnet die Lebenszykluskosten von Pkw und ist für verschiedene Antriebsarten geeignet. Um eine hohe Transparenz zu gewährleisten und eine Anpassung bzw. Verwendung in vorhandenen Tools zu ermöglichen, wurde das Tool als Excel-Rechenblatt entwickelt.
Die entwickelten Tools sowie die Umweltanforderungen können öffentlichen Stellen als Grundlage für die Anpassung ihrer Verwaltungsvorschriften dienen. Bei einer ambitionierten Umsetzung kann das nicht nur zu einer Reduktion der Emissionen der beschafften Pkw führen, sondern auch zu einer Verkleinerung der Pkw-Flotte.

Online-Tool Umweltverträgliche Beschaffung Pkw für die Öffentliche Hand

Öffentlichkeitsarbeit

Die Ergebnisse wurden in einem Abschlussworkshop der interessierten Fachöffentlichkeit präsentiert und disku-tiert. Es nahmen über 70 Personen - primär aus Beschaffungsstellen der öffentlichen Hand - teil. Zudem wurden die Ergebnisse im Newsletter der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB) des BMI, im Newsletter für Grüne Beschaffung von Berlin sowie über ifeu-Nachrichtenkanäle beworben.

Fazit

Das Interesse der beteiligten Bundesländer an dem Projekt war sehr groß. Zahlreiche Beschaffungsstellen nahmen an den Interviews, am Pilottest sowie an der Abschlussveranstaltung teil. Auf der Basis dieser Arbeiten wollen die beteiligten Bundesländer ihre Beschaffungspolitik für Pkw weiterentwickeln und die Informationen innerhalb ihrer Bundesländer weiter streuen. Erste Ansätze zu einer weiteren Verbreitung in anderen Bundesländern wurden durch die Präsentation der Projektergebnisse in einer Veranstaltung mit der KNB (Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung des BMI) geschaffen. Auch hier zeigte sich ein großes Interesse der für die nachhaltige Beschaffung in den Bundesländern verantwortlichen Personen.

Übersicht

Fördersumme

84.518,00 €

Förderzeitraum

01.01.2022 - 31.08.2023

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik