Projekt 37001/01

Digitale Dialog- und Kommunikationsplattform (DIGILOG) zur sozial-ökologischen Transformation

Projektdurchführung

Hochschule für Philosophie München Zentrum für Globale Fragen
Kaulbachstr. 31/33
80539 München

Zielsetzung

Projektziel war der Aufbau einer digitalen Dialog- und Kommunikationsplattform (DigiLog) für transformative Forschungsvorhaben im Bereich der sozial-ökologischen Transformation. Diese soll als Modellprojekt dazu beitragen, dass die interdisziplinären Forschungsprojekte im Bereich der Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik, an denen Wissenschaftler:innen des Zentrums für Globale Fragen (ZGF), der Hochschule für Philosophie und deren Partnerinstitutionen aktuell und künftig beteiligt sind, eine noch größere gesellschaftliche Breitenwirkung entfalten können. Auch soll in verschiedenen Formaten und Angeboten die niederschwellige „Erreichbarkeit“ deutlich machen, dass Wissenschaftler:innen gegenüber der Öffentlichkeit ansprechbar sind und in einem zunehmend polarisierten Umfeld für sachliche Rückfragen und Auskünfte zur Verfügung stehen.

Als thematischer Start- und Ankerpunkt dienten die von der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ (SWS) im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführten Forschungsprojekte "Wie sozial-ökologische Transformation gelingen kann” und „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“. Die Entstehung, Veröffentlichung und öffentliche Debatte der Studien (und einiger weiterer Forschungsprojekte) sollte auf DigiLog intensiv kommunikativ begleitetet werden, so dass aus “Wissenschaftskommunikation” ein “Wissenschaftsdialog” wird. Hierbei sollten digitale Austauschmöglichkeiten und barrierearme Kommunikationsangebote erlebbar machen, wie sich der akademische Meinungsbildungsprozess zu Fragen der sozial-ökologischen Transformation entwickelt und welche Gründe hinter den Empfehlungen von Wissenschaftler:innen stecken. Zudem wurde und wird Wissenschaftler:innen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeiten gewissermaßen einem „gesamtgesellschaftlichen Peer-Review“ zu unterziehen und in einen öffentlichen digitalen Dialog einzutreten.

Eine aktuelle „Blog- und Forumsseite“ soll darüber hinaus aktuelle Themen diskutieren und moderieren, die über die Inhalte laufender Forschungsprojekte hinausgehen und damit an aktuelle Debatten der Dimensionen der sozial-ökologischen Transformation anknüpfen.

Die digitale Dialogplattform DigiLog dient damit in mehrfacher Weise der Umweltbildung, indem Wissenschaft und Öffentlichkeit gemeinsam und voneinander lernen können, wie die sozial-ökologische Transformation und die Kommunikation über sie besser gelingen kann.

Arbeitsschritte

Die Entwicklung der digitalen Dialogplattform erfolgte zunächst in Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsunternehmen, die pro bono die Suche nach geeigneten Programmierern begleiteten; die Wahl fiel auf die E-Learning-Firma „Seitwerk“. Mit deren Hilfe ging im Juni 2021 die erste Website www.digilog.org mit der Präsentation des Sachverständigengutachtens „Wie sozial-ökologische Transformation gelingen kann“ online. Der Fokus lag zuerst auf der Entwicklung geeigneter Dialogfelder und Kommentarfunktionen. Zudem wurde darauf geachtet, die Website für User aus dem globalen Süden gut zugänglich zu gestalten und Inhalte in englischer Sprache anzubieten; dies ermöglichte einige erfolgreiche Diskussionen, inbs. im Rahmen eines sozial-ökologischen Fachdialogs der Deutschen und der Afrikanischen Bischofskonferenz im Januar 2022.

2022 wurden weitere Themenseiten auf DigiLog eingerichtet: zur Begleitung eines Forschungsprojekts zum Potential von Kläranlagen („FLXsynErgy“), für die global agierende Arbeitsgruppe „Transformatives Forschen“ und für die Arbeitspapiere des AK „Umwelt und Gerechtigkeit“ des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Die gute Auffindbarkeit mittels DigiLog trug wesentlich zur positiven Resonanz der veröffentlichen Papiere bei, allerdings nur im deutschsprachigen Raum. Die beteiligten WissenschaftlerInnen erhielten viele Einladungen, bis hin zur Vorstellung der Studie im Parlamentarischen Beirat Nachhaltigkeit der Bundesregierung im März 2023. Anders als ursprünglich geplant, wurden auf DigiLog allerdings kaum vorläufige Ergebnisse, sondern bevorzugt finale Papiere veröffentlicht. So diente DigiLog der niederschwelligen Wissenschaftskommunikation, kaum aber als lebendiges Dialogforum.

Im Verlauf des Projekts wurden diverse technische Probleme behoben und ein Forum eingerichtet, da die Kommentarfunktion nur wenig genutzt wurde. Nach personellen Wechseln startete im Herbst 2023 die kommunikative Begleitung der neuen Sachverständigenstudie zu „Ethischen Perspektiven einer globalen Landnutzung“ auf einer rundum erneuerten DigiLog Website. Dadurch konnte mit www.digilog-transformation.com eine kostengünstige langfristige Fortführung der Dialogplattform gewährleistet werden. Die neue Seite wurde optisch ansprechender gestaltet, ermöglichte eine kostengünstige und flexible interne Anpassung, orientierte sich am Nutzungsverhalten der User und setzte den Fokus auf eine gute Leseerfahrung und kommunikative Begleitung der Forschungsprojekte.

Ergebnisse

Vergleicht man die kommunikative Begleitung der Sachverständigenstudien “Wie sozial-ökolgische Transformation gelingen kann” (2021) und “Ethische Impulse für die globalen Landnutzung” (2024), so zeigt sich eine deutliche Lernkurve und das mittlerweile gut entfaltete Potential von DigiLog. WissenschaftlerInnen haben die Möglichkeit, zu zentralen Thesen Stellung zu nehmen und für Rückfragen einer breit interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stehen. Argumentationsverläufe werden transparent abgebildet, ein längerer digitaler Dialog zwischen Öffentlichkeit und Sachverständigen findet jedoch nur eingeschränkt statt. Dies zeigt sich besonders an einer geringen Nutzung der Kommentarfunktion.

Der Aspekt einer „öffentliche Dialogplattform“ konnte nicht in vollem Umfang realisiert werden, da auf eine niedrigschwellige Kommunikation für eine breite Öffentlichkeit geachtet wurde und somit Zielgruppenkonflikte entstanden: Expert:innen und Öffentlichkeit nutzen DigiLog weniger zum direkten öffentlichen Dialog, sondern als Informationsplattform und kontaktierten sich dann bevorzugt direkt per Mail. Die Einbindung eines größeren Fachpublikums gelang dennoch in weiten Teilen, da die beteiligten WissenschaftlerInnen dank der digitalen Sichtbarkeit auf DigiLog zu weiteren Tagungen und Interviews eingeladen wurden.

Insgesamt konnte darüber hinaus festgestellt werden, dass eine breite öffentliche Wirksamkeit vor allem durch präsentische Tagungen unterstützt wurde. DigiLog erhielt im Zuge dieser Veranstaltungen (etwa im Nachgang der Tagung am 11.09.2024) erhöhte Aufmerksamkeit und einzelne Beiträge wurden verstärkt wahrgenommen.

Eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt war die Herausforderung, Wissenschaftler:innen zur Erstellung von Textbeiträgen zu motivieren. Die redaktionelle Begleitung der Erstellung von Projekt- und Blogbeiträgen musste intensiv durch wissenschaftliche Mitarbeiter:innen begleitet werden. Auch die Etablierung der digitalen Plattform in gängigen Suchmaschinen stellte das Projektteam häufig vor große Herausforderungen, die auch nur begrenzt gelöst werden konnten. Ein besonderer Erfolg war die Zusammenarbeit mit der Bischofskonferenz, die eine wertvolle Partnerschaft darstellte und DigiLog stets beworben hat. Künftig muss daher an der weiteren Etablierung der Seite und guten Auffindbarkeit in Suchmaschinen zusammen mit geeigneten Partnerorganisationen gearbeitet werden.

www.digilog-transformation.com

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit für DigiLog erfolgte auf zahlreichen Kanälen, meist eng verbunden mit der Kommunikation der dort vertretenen Forschungsprojekte: (1.) Online über Newsletter, Presseerklärungen und Social-Media-Accounts von beteiligten Institutionen und Personen, (2.) Projektbezogen im Rahmen von Tagungen und Workshops, deren Teilnehmer eingeladen wurden, vor oder nach der Veranstaltung weitere Informationen auf DigiLog nachzulesen oder weiterzudiskutieren; sowie in Publikationen über diese Projekte (3.) Medienethisch-reflexiv im Rahmen von Vorträgen und Tagungen, in denen Fragen der Umweltbildung und Wissenschaftskommunikation behandelt wurden.

Besonders hervorzuheben sind:
- Hybridtagung “Wie sozial-ökologische Transformation gelingen kann” (u.a. mit Luisa Neubauer und Bundesministerin a.D. Barbara Hendricks) am 2.6.2021 in Berlin.
- über 40 Fachvorträge, jeweils mit Verweis auf DigiLog, sowie Vorstellung der Studie im Parlamentarischen Beirat Nachhaltigkeit am 15.3.2022
- Tagung “Ethik der globalen Landnutzung” am 11.9.2024 in München
- vier Workshops und öffentl. Vorträge der Projekte FLXsynErgy
- Jahrestagung Netzwerk Medienethik 2022 und 2024

Fazit

Die Finanzierung des Projekts „DigiLog“ ermöglichte die Etablierung einer ansprechenden und regelmäßig besuchten Website zur Kommunikation der sozial-ökologischen Forschungsprojekte der Hochschule für Philosophie und einiger Partnerorganisationen. Der enorme technische und personelle Aufwand zur Erstellung der ersten Version der Website (www.digilog.org) zeigte, dass es kaum möglich ist, eine aufwendige eigenständige “Dialog- und Kommunikationsplattform” mit lebendiger User-Community aufzubauen, dagegen bestätigte der Re-Launch (unter www.digilog-transformation.com das Potential einer einfach handhabbaren und niederschwelligen Plattform zur Wissenschaftskommunikation, die zum Dialog einlädt. DigiLog wird auch in Zukunft zum Erfolg der sozial-ökologischen Forschungs- und Dialogprojekt der Hochschule und ihrer Kooperationspartner, insbesondere im Kontext der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“, beitragen.

Übersicht

Fördersumme

124.402,00 €

Förderzeitraum

16.08.2020 - 30.09.2024

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Bavaria
Environmental communication