Projekt 35918/01

Förderinitiative Pestizide: Reihenbezogener Ackerbau mit reduziertem chemischen Pflanzenschutz und Förderung von Nützlingen und Wildkräutern in der Fläche (ReNuWi)

Projektdurchführung

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) e. V. Hauptgeschäftsführer
Eschborner Landstr. 122
60489 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft gilt als eine der Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt. Um die Anwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und gleichzeitig Erträge, Nützlinge, regionale Agrobiodiversität sowie Bodengesundheit auf der Ackerfläche zu fördern, ist die Entwicklung neuer Anbaumethoden von entscheidender Bedeutung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Im geplanten Projekt wird der reihenbezogene Anbau von Flächenkulturen erstmals auch im konventionellen Ackerbau umgesetzt. Dadurch entstehen bezüglich der Entwicklung von Pflanzenschutzmethoden neue Möglichkeiten. Das Projektkonsortium entwickelt ein Anbausystem, in welchem die gezielte Einsaat von Wildkrautmischungen in die Kulturzwischenreihen die Gesunderhaltung und Unkrautunterdrückung in der Erntekultur unterstützt. Dazu bedarf es der Entwicklung von exakt geführten mechanischen Hack- und Pflegetechnologien, um die Zwischenbestände zu erhalten. Eine präzise und kombinierte Applikationtechnik sichert die Behandlungsfähigkeit der Erntekultur gegen Schaderreger bei gleichzeitiger Schonung von Boden und Wildkräutern. Die langfristige Integration von Wild-pflanzen als Lebendmulch in die Anbaufläche erhöht die regionaltypische Agrobiodiversität und fördert die Bodengesundheit und damit die Pflanzenfitness. Durch die Auswahl nützlingsfördernder Wildpflanzen sind positive Effekte auf Nützlingspopulationen zu erwarten, die zu weiteren Einsparungen von Insektiziden führen können.
Die Akzeptanz neuer Ansätze bei mittelständischen, landwirtschaftlichen Unternehmen hängt stark von den wirtschaftlichen Auswirkungen ab. Das Projekt berücksichtigt diese Wirkungen mit einer praxisnahen Durchführung und Bewertung sowie der Einbindung von landwirtschaftlichen Partnern. Gemeinsam bringt das Projektkonsortium die nötige Expertise in der Systementwicklung und -bewertung ein und steht für einen umfassenden Wissenstransfer in die Praxis.




Ergebnisse und Diskussion

Der Versuch wird mit praxisüblicher Technik angelegt, um eine direkte Übertragbarkeit in die breite landwirtschaftliche Praxis zu ermöglichen. In einer Fruchtfolge mit den Kulturen Winterweizen - Ackerbohne - Winterdurum - Silomais werden sechs Varianten des Zwischenreihenmanagements angelegt:
• Var. 1 - mit flächigem Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmitteln (cPS)
• Var. 2 - Bandspritzung in der Kulturreihe, Einsatz kameragestützte Hacke im Zwischenrei-henbereich (kHa)
• Var. 3 - Bandspritzung in der Kulturreihe, Einsaat mit einjährigen Kulturarten (EeKu)
• Var. 4 - Bandspritzung in der Kulturreihe, Einsaat einjähriger Wildkrautarten (EeWk)
• Var. 5 - Bandspritzung in der Kulturreihe, Einsaat mehrjähriger Wildkrautarten I (EmWkI)
• Var. 6 - Bandspritzung in der Kulturreihe, Einsaat mehrjähriger Wildkrautarten II (EmWkII)

Ansaat der Zwischenreihenbegrünungen
Entscheidend ist die Auswahl der Ansaatmischungen, bei der zahlreiche Punkte (wie zertifizierte Vermehrung, Wuchshöhe, Blühzeitpunkte und Lichtverhältnisse, Förderung spezifischer Nützlinge, Kulturartenverträglichkeit und gebietseigene Arten sowie ein hoher Anteil alter Wildkrautarten) beachtet wurden. Bei den Kulturarteneinsaaten (Variante 3 – EeKu) wurden darauf:
• Kresse in Ackerbohnen
• Kresse und Öllein im Getreide
• Kresse, Öllein und Saatwicke in Mais gedrillt.
Für die Wildkrautmischungen ergab sich ein deutlich breiteres Spektrum. So wurden in Var. 4 (EeWk):
• 5 Arten aus 5 Familien in Ackerbohne
• 10 Arten aus 8 Familien im Getreide
• 10 Arten aus 8 Familien im Mais gesät.

Vegetation - erste Ergebnisse
Die extrem niederschlagsarme und warme Witterung im Jahr 2022 verhinderte die Keimung und Etablierung der meisten Ansaatarten. Bisher war der Etablierungserfolg in der Ackerbohnenkultur am höchsten.

Fauna - erste Ergebnisse
Die sehr aufwändige Präparation und Bestimmung aller Tierartengruppen wird im Herbst und Win-ter 2022/23 durchgeführt. Folgende faunistische Ergebnisse liegen bereits vor:
Beim Keschern auf den Transekten wurden insgesamt 972 Wildbienen und 303 Schwebfliegen erfasst. Auf den Varianten 1 (flächiger Herbizideinsatz) und 6 (artenreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischung) wurden ca. 1200 Laufkäfer gefangen.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

10. Juni 2022, Jubiläumsveranstaltung Agronomia, Campus Strenzfeld. Vortrag: Praxis¬relevante Projekte im Naturschutz; ca. 20 Teilnehmende
14. - 16. Juni 2022, DLG Feldtage in Kirschgartshausen auf dem DLG-Stand sowie im Fachforum
23. Juni 2022, Bernburger Innovationstage - Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Landwirt-schaft. Vortrag Reihenbezogener Ackerbau mit reduziertem chemischen Pflanzenschutz und För-derung von Nützlingen und Wildkräutern in der Fläche; ca. 50 Teilnehmende
28. Juli 2022, Exkursion mit drei Mitarbeiter*innen der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt zum Strip-Till-Versuch
In verschiedenen Sitzungen der Gremien: DLG-Ausschuss für Ackerbau, DLG-Ausschuss für Pflanzenschutz, Fachbeirat des IPZ



Fazit

Die ersten Ergebnisse und Erkenntnisse sind vielversprechend. Leider behinderte die früh einsetzende extreme Trockenheit und ausgeprägte Hitze in fast allen Kulturen (Ausnahme: Ackerbohne) Keimung und Etablierung der Ansaatarten. Eine Gewächshauskontrolle im August/September 2022 ergab, dass von den ausgebrachten Arten praktisch keine keimfähigen Samen mehr vorhanden wa-ren, so dass das Projektteam entschieden hat, neben den einjährigen Wildpflanzenmischungen auch die mehrjährigen im Herbst 2022 noch einmal anzusäen, um den Erfolg des Projektes nicht zu gefährden.

Übersicht

Fördersumme

334.847,00 €

Förderzeitraum

01.08.2021 - 31.12.2024

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Land use
Nature Conservation
Resource conservation