Projekt 35336/01

Smart Meter und digitale Solarschulen – Energieerzeugung und -verbrauch sichtbar machen

Projektdurchführung

Unabhängiges Institut für Umweltfragen - UfU e. V.
Greifswalderstr. 4
10405 Berlin

Zielsetzung

Viele Schulen in Deutschland verfügen inzwischen über Solaranlagen und sollen im Rahmen der Bemühungen Klimaneutralität zu erreichen weiter damit ausgestattet werden. Oft ist der Schulöffentlichkeit aber nicht bekannt, dass eine solche Anlage vorhanden ist und daher fehlt eine pädagogische Einbindung. Für Schulen kann eine Solaranlage die Chance bieten, die Themen Energie und nachhaltige Energieversorgung mit den Schüler*innen zu behandeln.

Im Jahr 2016 wurde der „Smart Meter Rollout“ durch den Deutschen Bundestag beschlossen. Dieser sah vor, dass auch alle Schulen mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden. Mit diesen digitalen Messstellen sind Stromverbrauchswerte von Schulen sowie bestenfalls gleichzeitig Ertragsdaten von Solaranlagen schnell und einfach verfügbar. Die Bewusstmachung von Energieverbräuchen, kann, verknüpft mit den richtigen Anreizen, dazu führen, dass insgesamt weniger Energie von den Gebäudenutzer*innen gebraucht wird.

Das Projekt „Smart Meter und digitale Solarschulen – Energieerzeugung und -verbrauch sichtbar machen“ sollte Kompetenzen aus drei Bereichen der Antragsteller*innen vereinen und verknüpfen: technisches Know-how im Bereich digitale Messstellen, vorhandenes Netzwerk von Solarschulen und jahrelange Erfahrung mit Energiesparprojekten an Schulen.

Das für das Projekt entwickelte Konzept sah vor, den gesetzlich verpflichtenden „Smart Meter Rollout“ für Schulen mit Solaranlagen mit pädagogischen Maßnahmen zu begleiten, die ihnen insbesondere dabei helfen sollten, ihren Energieverbrauch zu senken. Schulen, auf denen Solaranlagen betrieben werden, sollten demnach mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden, die eine Visualisierung der Stromflüsse in Echtzeit auf einer App ermöglichen. So sollte die Digitalisierung der Energiewelt durch eine gezielte, begleitende Kommunikation unmittelbar dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schülern ihr Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch und gleichzeitig die Möglichkeiten der Nutzung erneuerbarer Energien schärfen und so klimaschonendes Verbrauchsverhalten erlernen. Der Smart Meter Rollout ist allerdings bis in das Jahr 2032 verschoben, weshalb sich im Rahmen des Vorhabens viele Parameter geändert haben.

Arbeitsschritte

In den ersten Monaten des Projektes wurde insbesondere an der Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Schaffung eines Corporate Designs, der Projektwebseite, eines Kommunikationskonzeptes sowie eines Projektflyers gearbeitet. Viele Schulen zeigten rasch ihr Interesse am Projekt, sodass neben den bestehenden Kontakten eine erste Datenbank mit Schulkontakten aufgebaut werden konnte. Es wurden erste Recherchen zum geplanten Bildungsmaterial durchgeführt und beispielsweise die Rahmenlehrpläne auf inhaltliche Überschneidungen mit dem Projektthema durchsucht sowie bereits vorhandene Lehrmaterialien gesammelt und begutachtet. Über den Projektpartner ComMetering wurde eine Kooperationsvereinbarung mit dem Hersteller der Messsysteme „Discovergy“ geschlossen. Die angedachte Kooperation mit dem inhaltlich ähnlich aufgesetzten Projekt der TU Dresden „SENSOr“ wurde angeschoben.
Nach dem ersten Projektjahr wurde bereits zunehmend deutlich, dass sich einige Herausforderungen für das Projekt auftaten, die zu verschiedenen Anpassungen der Projektziele und Arbeitsschritte führten. Diese waren insbesondere folgende: COVID-19-Pandemie, Smart Meter Rollout bleibt aus, Markt bricht zusammen / Trennung von Projektpartner. Des Weiteren gab es jedoch auch das Problem, dass die Schulen nicht selbst über den Einbau von intelligenten Messsystemen entscheiden können. Zunehmend wurde klar, dass im Rahmen des Projektes keine Smart Meter in Schulen einbaut würden. Statt der angestrebten hohen Zahl an Schulen arbeite das Team u. a. auch covidbedingt, tztlich „nur“ mit zwei Modellschulen und angepasstem Konzept. Folgende Arbeitsschritte wurden bis zum Projektende verfolgt: Zugriff auf bereits bestehende kommunale digitale Zählerstrukturen, um Echtzeit Energie-Daten aus Schulen einsehen und nutzen zu können; lokale Akteur*innen zusammenbringen; Erarbeitung von Bildungsmaterial, Verknüpfung mit Bildungspaketen des Projekts SENSOr der TU Dresden; Verstetigung und Netzwerkpflege: Rollout der Ergebnisse und Durchführung einer eintägigen Dialogveranstaltung, Zielgruppe: kommunales, politisches und aktivistisches Akteur*innennetzwerk.

Ergebnisse

Trotz der erheblichen Herausforderungen wurde gemäß Antrag nach inhaltlicher Anpassung die grundsätzliche Zielrichtung bestmöglich beibehalten und ist wie folgt zusammen zu fassen: Insgesamt wurde sehr viel Zeit dafür aufgewendet, geeignete Schulen zu identifizieren und über die verschiedenen Stellen und Wege die nötigen Einverständniserklärungen zur Dateneinsicht zu bekommen. Trotz der Herausforderungen wurden Wege gefunden, die geplanten Bildungsmaterialien zu erstellen und drei Bildungsmodule gemäß identifiziertem Bedarf zu veröffentlichen: Paket A: Erneuerbare Energien und (intelligente) Stromnetze der Zukunft, Paket B: Smart Meter und digitale Datenerfassung, Paket C: Energiesparen und Digitalisierung.

Im Bereich Verstetigung und Netzwerkpflege ist als maßgebliches Projektoutput die Durchführung einer Veranstaltung bei den Berliner Energietagen 2023 zu nennen. Die SemS-Veranstaltung am 22. Mai 2023 fand unter dem Titel Fachdialog „Geheime Energiedaten öffentlicher Liegenschaften“ statt. Der damit durch das UfU gelegte Schwerpunkt bezog sich auf die im Projekt erlebten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Zugriff auf Ertrags- und Verbrauchsdaten für öffentliche Liegenschaften.
Trotz der vielen Hindernisse und Schwierigkeiten konnten diverse Fachdialoge geführt werden. Die Debatte in Berlin zur Verfügbarkeit von Energiemonitoringsdaten und zur Einbindung von Solaranlagen in den Schulalltag wurden angeregt und die Diskussion rund um das Thema „Zugriff auf Energiedaten öffentlicher Gebäude“ sehr stark vorangebracht, was fortgeführt wird. Das Thema wurde insgesamt wieder verstärkt in die politische Debatte aufgenommen. Dazu trugen auch die durch das Projektteam forcierten Presseberichte im Berliner „Tagesspiegel” und der „Berliner Morgenpost” bei.

Bildungsmaterialien Download

Öffentlichkeitsarbeit

Für das Projekt gab es eine eigene Projektwebseite, die im Jahr 2021 online geschaltet wurde. Hier konnten sich Schulen über das Projekt informieren und Interesse für eine mögliche Teilnahme bekunden. Die Seite wurde im November 2023 nach Projektende gelöscht. Ein projekteigenes Design und Logo wurden für die Nutzung im Projekt erstellt. Des Weiteren gab es auch ein Kommunikationskonzept, das zu Beginn des Projektes erstellt wurde.
Weiterhin wurde und wird das Projekt auf der Projektwebseite des UfU dargestellt: https://www.ufu.de/projekt/smarte-energie-macht-schule/. Hier gibt es auch die erstellten Bildungsmaterialien zum Download sowie eine Verlinkung zu den Materialien der TU Dresden. Die Materialien sind frei verfügbar und nutzbar und können von Lehrkräften und anderen Multiplikator*innen genutzt werden. Sie werden auf den Seiten des UfU für mindestens fünf Jahre zur Verfügung gestellt.
Im energate messenger „Energie für Schülerinnen und Schüler sichtbar machen“ wurde im Sommer 2021 ein Interview mit der Projektleiterin über das Projekt veröffentlicht (https://www.energate-messenger.de/).
Über die Veranstaltung bei den Energietagen wurde auf der UfU-Webseite berichtet. Presseartikel erschienen im Tagesspiegel und der Berliner Morgenpost (s. o.).

Energate MessengerArtikel TagesspiegelBerliner Morgenpost Juli 2023Berliner Morgenpost Oktober 2023

Fazit

Trotz der Herausforderungen wurden o. g. allgemein verfügbare Materialen unter Einbezug der beiden Modellschulen entwickelt, erprobt und optimiert. Das Projekt trug außerdem dazu bei, das Thema „Smart Meter“ in die Schulen und in die Politik zu tragen. Für zukünftige Projekte sollte im Bereich von möglichen bürokratischen Hürden im Vorfeld genauer durchdacht werden, wie die gewünschten Zielgruppen involviert werden können. Die Marktanalyse war zu optimistisch und es war nicht absehbar, dass der bereits beschlossene Ausbau des Smart Meter Rollout gestoppt wurde. Es bleibt festzuhalten, dass die geplanten Aktivitäten dennoch sinnvoll waren, da Schulen und Politik trotzdem motiviert wurden, sich mit dem Thema v. a. hinsichtlich der Sichtbarkeit und Verfügbarkeit von Daten auseinander zu setzen. Viele hatten Interesse bekundet und sind von der grundsätzlichen Idee überzeugt, scheiterten aber an den o. g. äußeren Hürden. Daher hofft das Projektteam weiterhin auf die freiwillige Selbstverpflichtung von Schulträger*innen diesem zuvorzukommen und ansonsten spätestens auf die gesetzliche Verpflichtung, um die ursprünglichen Ziele wieder in Angriff zu nehmen. Andererseits ist im Bereich Schulen bei deutschlandweiten Projekten auch immer noch zusätzlich der Föderalismus zu bedenken, durch den jeweils mit sehr vielen unterschiedlichen Systemen gearbeitet werden muss. Dies kann im Vorfeld nicht immer vollumfänglich durchdacht und alle Hürden berücksichtigt werden.

Übersicht

Fördersumme

120.825,00 €

Förderzeitraum

01.11.2020 - 31.08.2023

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik