Club nachhaltige Verpackungslösungen Die Rolle der Konsumenten für eine erfolgreiche Transition zur Kreislaufwirtschaft Phase II
Projektdurchführung
Collaborating Centre on Sustainable Consumption gGmbH
Consumption and Production gGmbH (CSCP)
Hagenauer Str. 30
42107 Wuppertal
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Gegenstand des Projekts ist die langfristige Fortführung des Clubs für nachhaltige Verpackungslösungen mit dem Ziel, unter Beteiligung aller relevanten Stakeholdergruppen Erkenntnisse über Einstellungen und Verhalten der Konsumenten im Rahmen der Kreislaufwirtschaft in praxiserprobte Tools, Initiativen sowie Handlungs- und Politikempfehlungen zu übersetzen. Dies soll vor allem Handel und KMU bei der Einrichtung eines erfolgreichen d. h. von Konsumenten mitgetragenen und so letztlich umweltentlastenden Kreislaufsystems unterstützen.
Anlass und Startpunkt für das Projekt sind Beobachtungen konkreter Verhaltensherausforderungen, die einer echten Kreislaufwirtschaft im Bereich Verpackung entgegenstehen und die es durch Mitwirkung unterschiedlicher Akteure zu überwinden gilt:
Kaufverhalten: Verbraucher*innen bevorzugen in Umfragen unverpackte und nachhaltig verpackte Produkte, kaufen aber z. B, im Bereich Obst/Gemüse vor allem verpackte Ware.
Verpackungsmythen: Verbraucher orientieren sich an Verpackungsmythen und greifen nicht zur ökologisch vorteilhafteren Verpackung
Trennen und Sortieren: Verbraucher werfen Abfall und Wertstoffe nicht in die richtige Tonne (z. T. weil sie Verpackungsabfall nicht sortenrein trennen)
Littering: Konsumenten entsorgen ToGo-Behälter nicht im Mülleimer, sondern frei in der Umgebung des jeweiligen Gastronomiebetriebs
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAP1: Dialog im Club zu den Herausforderungen und Lösungsstrategien rund um Plastik und Verpackung. Dies beinhaltet regelmäßige Arbeitstreffen, etwa alle 2 - 3 Monate zum allgemeinen und zur konkreten Diskussion und Planung der Aktivitäten zu den o. g. Herausforderungen sowie die Entwicklung von Lösungsansätzen anhand folgender Schritte a) Definition des konkreten Verhaltens, b) Zielgruppenbestimmung, c) Literaturanalyse, d) Auswahl der begleitenden Forschungsmethoden, e) Auswahl geeigneter Pilotintervention, f) Evaluation und Ableitung von Handlungsempfehlungen
AP 2: Entwicklung von Pilotinterventionen
AP2 ist der Auswahl innovativer Interventionsideen gewidmet, die in Pilot-Projekten umgesetzt und getestet werden (siehe AP3). Mit Interventionen sind solche Innovationen gemeint, welche das Verhalten der Konsumenten direkt beeinflussen können. Dies kann ein neues Mehrwegsystem ebenso sein wie ein neues Label oder ein neues Verpackungsdesign.
AP3: Reallabor mit der digitalen Konsumenten-Community und Pilotprojekte
In AP 3 wird eine Konsumenten-Community für ein Reallabor aufgebaut und es werden die priorisierten Lösungsansätze aus AP2 im Rahmen von Pilotprojekten getestet. Die Ergebnisse werden systematisch aufgearbeitet.
AP4: Empfehlungen für die Politik aus dem Experten-Panel
AP4 richtet ein Club-übergreifendes Experten-Panel ein, in dem drei bis fünf ausgewiesene, einflussreiche Experten die Clubs beraten und die Weitergabe der Ergebnisse an Entscheidungsträger der deutschen und europäischen Politik und Wirtschaft sicherstellen.
AP 5: Dissemination und Öffentlichkeitsarbeit
AP5 stellt sicher, dass die Projektergebnisse nicht nur innerhalb des Clubs und zwischen den Clubs (Plastik/Verpackungen, Elektronik und ggf. weitere), sondern auch über die Clubs hinaus verbreitet und implementiert werden.
Ergebnisse und Diskussion
Die Potenziale des Kreislaufprinzips zur Reduktion negativer Umwelteffekte sind enorm und es liegt große Hoffnung auf diesem Prinzip für die Förderung eines nachhaltigen Produzierens und Konsumierens (EC 2015). Im Bereich Plastik und Verpackungen sind neben einer signifikanten Entlastung der Meere und des Nahrungskreislaufs durch jedes Kunststoffelement, das nicht in die Umwelt gelangt, beispielsweise folgende positive Umwelteffekte zu nennen: Das Recycling von einer Million t Plastik hat das gleiche CO2-Äquivalente-Einsparpotenzial wie eine Million weniger Autos auf der Straße (EC 2018). Laut Öko-Institut (2016) entlastet allein die Sammlung und Verwertung durch das duale System in Deutschland die Umwelt pro Jahr heute um 1,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Die Versauerung der Böden sinke ebenso signifikant wie die Belastung durch Phosphatäquivalente. Darüber hinaus würden fossile energetische Ressourcen, beispielsweise Kohle und Öl, durch das duale System geschont.
Entsprechend größer könnten diese positiven Umwelteffekte werden, wenn die Menge der Verpackungskunststoffe, die bisher nicht in den Kreislauf zurückgeführt werden, reduziert wird. Die systematische Einbindung der Konsumentenperspektive ist hierbei ein vielversprechender und notwendiger Ansatz, um diese Lücke zu schließen und die Potenziale des Recyclings auszuschöpfen (EC 2018).
Die Einrichtung von Clubs ist in diesem Zusammenhang ein neuer Ansatz, um sektorenspezifische Lösungen für die Einbindung der Konsumentenperspektive in zentrale Umweltherausforderungen zu finden und vielversprechenden Lösungsstrategien wie der Kreislaufwirtschaft zum durchbrechenden Erfolg zu verhelfen. Die grundlegende Vorgehensweise Sammlung von Wissen, Identifikation zentraler Herausforderungen, Auswahl praxistauglicher Lösungsstrategien sowie Ableitung von Handlungsempfehlungen und Weiterbildungsformaten lässt sich auf andere Sektoren und auch andere Lösungsansätze übertragen. Dies wird im Rahmen des Projekts bereits durch den engen Austausch mit einem von der Stiftung Sitra geförderten Projekt zum Sektor Consumer Electronics stattfinden, um einerseits sektorenspezifische und andererseits sektorenübergreifende Lösungspfade für die Kreislaufwirtschaft identifizieren zu können.
Auch wird dies durch die guten Beziehungen zu Handel, Verbänden und NGOs gewährleistet.
Konkret werden folgende Wirkungen erwartet:
KMU Impact:
In der Verpackungsentwicklung und -herstellung tätige KMUs erhalten Informationen über die Verbraucherakzeptanz von geplanten Innovationen
Die Investitionssicherheit (bspw. Anschaffung von Maschinen für die Herstellung von Verpackungen) von KMUs wird gesteigert
Handel Impact:
Der Handel erhält Informationen über die Verbraucherakzeptanz von geplanten Innovationen
Der Handel bekommt neue, auf das Konsumentenverhalten abgestimmte, zirkuläre Verpackungskonzepte angeboten
Gesellschaftlicher Impact:
Ökologischere Verpackungen können sich am Markt durchsetzen und werden vom Endverbraucher angenommen
Ein höherer Anteil an Verpackungen kann einer ökologisch vorteilhaften stofflichen Verwertung zugeführt werden und bleibt dem Kreislauf somit erhalten
Plastikverpackungen können wo möglich und sinnvoll reduziert oder stärker im Kreislauf geführt werden
Die erste Projektphase konnte mit der Etablierung des Clubs hierzu bereits wichtige Impulse setzen. Als herausfordernd erweisen sich insbesondere die kartellrechtlichen Einschränkungen beim Teilen von relevantem Wissen zum Verbraucherverhalten. Das Projekt reagiert darauf, indem relevante Erkenntnisse möglichst durch eigene Analysen/Versuche generiert werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Projektergebnisse werden über den Club hinaus verbreitet und implementiert:
Unter https://www.ciap-circular.eu wurde eine englischsprachige Landingpage für das übergeordnete Projekt erstellt, auf der Besucher*innen neben dem Verpackungsthema auch weitere Informationen zum gerade gestarteten Electronics Club und dem weiterhin relevanten, aber noch nicht implementierten Textil-Club finden können.
Die Verbände und Handelsunternehmen im Partnernetzwerk des CSCP sind wichtige Multiplikatoren und werden in diese Aktivitäten einbezogen. Darüber hinaus wird das Projekt im engen Austausch mit dem Sitra-geförderten Projekt zu Elektronik stehen, um branchenübergreifende Erkenntnisse und Lösungswege zu generieren. Diese Kooperation soll zudem die Kommunikation auf EU-Ebene und damit eine inter-nationale Strahlkraft des Projekts ermöglichen.
Fazit
Der Club für nachhaltige Verpackungslösungen zeigt innovative Ansätze auf, wie Erkenntnisse über das Handeln der Konsumenten in Lösungen zur Kreislaufwirtschaft integriert werden können. Neu ist nicht nur diese systematische Konsumentenperspektive, sondern auch die Erweiterung herkömmlicher Stakeholderdialoge um einen zielgerichteten Action-Plan Richtung Lösungsstrategien. Handel und KMU erhalten einen direkten, praxisrelevanten Mehrwert durch:
1. Konkrete Handlungsempfehlungen
2. Bedarforientierte Weiterbildungs-Formate, das sie für sich und ihre Mitarbeiter nutzen können
3. Einen umfassenden Wissenspool zu den Hintergründen des Konsumentenverhaltens, zu den zentralen Herausforderungen in den jeweiligen Clubs und zu praktischen Lösungsansätzen
Es ist damit in besonderem Maße dazu geeignet, einen umweltrelevanten Impact zu generieren und weitere innovative Lösungen zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft anzustoßen.
Fördersumme
481.620,00 €
Förderzeitraum
12.10.2020 - 30.04.2022
Bundesland
Berlin
Schlagwörter
Land use
Resource conservation
Umwelttechnik