Projekt 35069/01

Internationales Flusskrebsforum vom 29. August bis 1. September 2019

Projektdurchführung

Institut für nachhaltiges Ressourcenmanagement gGmbH
Süderweg 1 A
24988 Oeversee

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Flusskrebse sind die größten mobilen wirbellosen Tiere im Süßwasser, nehmen eine bedeutende Stel-lung im Nahrungsnetz ein, gestalten aktiv ihren Lebensraum und zählen daher zu den Schlüsselarten in aquatischen Lebensräumen. Unter anderem durch invasive gebietsfremde Flusskrebse und deren Krankheiten sind die einheimischen Arten vom Aussterben bedroht, mit potentiell gravierenden Auswir-kungen auf die besiedelten limnischen Ökosysteme. Die Vernetzung zwischen Vertretern aus Wissen-schaft, Verwaltung und Verbänden zum Austausch über aktuelle Entwicklungen ist angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und neuer Praxisansätze wichtig für eine schnelle Implementation er-folgversprechender Schutzstrategien. Hier bestehen im Bundesgebiet regional große Unterschiede, die sich in den konkreten Maßnahmen zum Flusskrebsschutz zeigen. Das Internationale Flusskrebsforum bietet eine Plattform, die den Austausch über aktuelle Entwicklungen beim Schutz von Flusskrebsen er-möglicht und die mittel- und langfristige Vernetzung der unterschiedlichen Akteure fördert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie vorbereitenden Arbeiten für die Veranstaltung umfassten die Zusammenstellung des Vortrags- und Exkursionsprogramms, die Erstellung einer Internetpräsenz sowie die Abstimmung und Organisation des zeitlichen Ablaufs der dreitägigen Veranstaltung. Es gelang ein vielseitiges Vortragsprogramm zu-sammenzustellen, dass vor allem die Bereiche Krankheiten und invasive Arten, Verbreitung und aktuel-le Erkenntnisse zur Populationsgenetik, Krebssperren und Schutzstrategien sowie aktuelle Entwicklun-gen und Perspektiven der Krebszucht abdeckte. Neben Beiträgen aus Deutschland wurden aus ver-schiedenen Nachbarländern Erfahrungen und Erkenntnisse präsentiert. Ergänzend zu den Vorträgen wurden drei Themenkomplexe (Krebssperren, Vernetzung der Akteure im Flusskrebsschutz, Perspekti-ven für die Krebszucht) im Rahmen von parallelen Workshops vertieft diskutiert und Lösungsansätze für aktuelle Probleme erarbeitet. Ein weiterer zentraler Aspekt der Veranstaltung waren Exkursionen zu laufenden Schutzprojekten sowie der Besuch der Krebszucht Oeversee. Auf den Exkursionen wurde den Teilnehmenden Einblick in die konkreten Projekte gegeben und diese vor Ort intensiv diskutiert.


Ergebnisse und Diskussion

Der Kreis der Teilnehmenden umfasste wie von den Organisatoren angestrebt Personen aus unter-schiedlichsten Bereichen (Verwaltung, haupt- und ehrenamtlicher Naturschutz, Fischerei, Forschung, Planungsbüros, Unterhaltungsverbände, etc.), die sich hauptberuflich oder ehrenamtlich im Fluss-krebsschutz engagieren. Durch die erstmalige Ausrichtung in Norddeutschland konnten die regionalen Besonderheiten des Flusskrebsschutzes im Tiefland hervorgehoben werden und Teilnehmende aus zu-vor unterrepräsentierten Regionen und Ländern gewonnen werden.
Die Bedeutung regionalspezifischer Ansätze wurde u.a. durch eine Präsentation aus Polen über neue Ansätze zum Umgang mit Kamberkrebsen sowie durch die Exkursionen unterstrichen. Auf den Ex-kursionen nahmen die Teilnehmer aktiv an der Diskussion der vorgestellten Schutzstrategien teil, so dass aktuelle Erfahrungen unmittelbar in den Projekten berücksichtigt werden konnten. Für den Fluss-krebsschutz in Schleswig-Holstein bewirkte die Veranstaltung weiterhin eine verstärkte Wahrnehmung der Problematik bei unterschiedlichen Akteuren und hat dadurch dazu beigetragen, dass mehrere neue Projekte initiiert wurden, die aktuell umgesetzt werden. Beispielsweise bestehen inzwischen konkrete Planungen zum Einbau von Krebssperren zum langfristigen Erhalt der letzten, aus populationsgeneti-scher Sicht besonders schützenswerten Edelkrebsbestände im Bundesland. Die Ergebnisse des Work-shops zu Krebssperren sowie die Vorträge zu diesem Thema trugen maßgeblich zur Konzeptentwick-lung bei und förderten die Umsetzungsperspektive.
Weiterhin hatten NachwuchswissenschaftlerInnen auf der Veranstaltung Gelegenheit die Ergebnisse ihrer Promotionsvorhaben vorzustellen. Darunter waren mehrere von der DBU geförderte Vorhaben.
Hervorzuheben sind an dieser Stelle zudem die Ergebnisse des Workshops zur Vernetzung der Akteure im Flusskrebsschutz. Angelehnt an die guten Erfahrungen aus der Schweiz, wo die „Koordinationsstelle Flusskrebse Schweiz“ eine nationale, beratende und koordinierende Anlaufstelle im Flusskrebsschutz bietet, wurden Möglichkeiten diskutiert, eine ähnliche Struktur in Deutschland aufzubauen. Zwar wurden Hemmnisse u.a. aufgrund der föderalen Struktur identifiziert, allerdings werden aktuelle weitere An-strengungen unternommen, eine derartige, zentrale Anlaufstelle auch in Deutschland zu implementie-ren. Dies ist ein vielversprechender Ansatz, um den Informationsfluss zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu verbessern und unabhängiger von persönlichen Kontakten zu gestalten.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Veranstaltung vom 29. August bis zum 01. September 2019 stellte den zentralen Teil der Öffent-lichkeitsarbeit für die behandelten Themen dar. Darüber hinaus ermöglichte die kostenlose, öffentliche Abendveranstaltung zum Auftakt der Tagung weiteren Interessierten, einen Einblick in die Thematik zu bekommen. Weiterhin wurde es den Schülern der A. P. Møller Skolen ermöglicht, kostenlos an den Veranstaltungsteilen in der Schule teilzunehmen und so einen ersten Einblick in den fachlich-wissenschaftlichen Austausch zu bekommen. Dies hat auch dazu beigetragen, die dänische Minderheit einzubinden und hat gleichzeitig die langfristige Zusammenarbeit mit der A. P. Møller Skolen bei einem Projekt zu Flusskrebsen in der Schlei vertieft.
Um die Ergebnisse der Tagung einem weiten Personenkreis zugänglich zu machen, wurden diese in einem Tagungsband zusammengefasst. Dieser Tagungsband wurde einerseits als Printversion und als PDF Datei allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurde der Tagungsband unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Lizenz mit dem DOI 10.5281/zenodo.4134897 veröf-fentlicht und ist somit allen Interessierten dauerhaft zugänglich.



Fazit

Das Format des Flusskrebsforums mit Vertretern aus unterschiedlichsten Bereichen der Wissenschaft und Praxis hat sich sehr positiv auf die Diskussionskultur und die gewonnenen Ergebnisse ausgewirkt. Die Kombination aus Fachvorträgen, Workshops und Exkursionen hat in verschiedenen Themenfeldern neue Denkanstöße ermöglicht, die im Anschluss weiterentwickelt wurden und sich zum Teil bereits in der Umsetzung befinden. Regional hat die Veranstaltung die Wahrnehmung des Themas Flusskrebse bei Behörden und Verbänden deutlich verbessert und in der Folge wurden bereits verschiedene neue Projekt mit unterschiedlichen Beteiligten initiiert. Die Veranstaltung wäre ohne die Unterstützung der DBU nicht in dem realisierten Umfang möglich gewesen. Zudem hat die Förderung durch die DBU dem Thema zusätzliches Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung verliehen.

Übersicht

Fördersumme

36.655,00 €

Förderzeitraum

05.02.2019 - 04.11.2020

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Land use
Nature Conservation