Projekt 35046/01

BNE-spezifische Experimentierangebote für heterogene/inklusive Lerngruppen zu Schlüsselthemen einer nachhaltigen Entwicklung

Projektdurchführung

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) Fachbereich Natur- und Umweltwissenschaften Institut für naturwissenschaftliche Bildung AG Chemiedidaktik
Fortstr. 7
76829 Landau

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zur Umsetzung des nationalen Aktionsplans BNE in den Bildungsbereichen Schule und Non-formales und informelles Lernen/Jugend zu leisten. Damit jeder die Möglichkeit bekommt, erforderliches Wissen und notwendige Fähigkeiten zu erwerben und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umzusetzen, braucht es eine stärkere Individualisierung des Unterrichts und ein zieldifferentes Lernen am gemeinsamen Gegenstand. Dafür benötigen Lehrerinnen und Lehrer sowie Bildungsakteure der außerschulischen Praxis vor allem Unterstützung im Umgang mit heterogenen/inklusiven Lerngruppen. Da der naturwissenschaftliche Unterricht in besonderem Maße allen Lernenden den Zugang zu fachspezifischen Lehr-Lern-Prozessen ermöglichen kann, sollen im Rahmen des Projekts 40 nachhaltigkeitsrelevante naturwissenschaftliche Experimente zu den SDGs 6 („Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“), 7 („Bezahlbare und saubere Energie“), 13 („Maßnahmen zum Klimaschutz“), 14 („Leben unter Wasser“) und 15 („Leben an Land“) in verschiedenen Differenzierungsstufen konzipiert, erprobt und im Anschluss veröffentlicht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in vier Phasen: Konzeption, Erprobung, Transfer, Implementierung. Zunächst werden unter Berücksichtigung verschiedener Aneignungsmöglichkeiten vor allem im Hinblick auf die Lesekompetenzen, aber auch auf Komplexität, Motorik und Wahrnehmung, für die 40 BNE-spezifischen Experimentierangebote ergänzend zum Standardtext beispielsweise textvereinfachende, text- bzw. schriftunterstützende und text- bzw. schriftersetzende Materialien erstellt. Zur Erprobung wird es für alle interessierten Kinder und Jugendlichen ein offenes Experimentierangebot in den Schülerlaboren Nawi-Werkstatt und Freilandmobil geben. In fünf verschiedenen Durchgängen wird dort ein Mitmach-Pass mit acht BNE-spezifischen Experimenten im Kontext des jeweilig en SDGs angeboten. Der Transfer der BNE-spezifischen Experimentierangebote in die Bildungseinrichtungen erfolgt über zwei Wege: (a) Fort- und Weiterbildungen (real) und (b) Open Educational Resources (digital). Um eine Implementierung der Angebote in die Bildungseinrichtungen zu initiieren, werden transportable Varianten der 40 Experimentierangebote zum Kennenlernen (Mitmach-Pass to go) sowie Handreichungen über eine Online-Plattform zur Verfügung gestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Nach einem um drei Monate verschobenen Projektstart konnten die Grundlagen für die inhaltliche Arbeit an den fünf nachhaltigkeitsrelevanten naturwissenschaftlichen Themen der SDGs 6, 7, 13, 14 und 15 erfolgreich gelegt werden. Darauf aufbauend sind für jedes SDG acht Experimentierangebote konzipiert und differenziert worden, die entsprechend der festgelegten Anforderungen für heterogene / inklusive Lerngruppen bis zur Finalisierung formuliert, fotografiert, gezeichnet und immer wieder überarbeitet wurden.
Durch die im Frühjahr 2020 plötzlich einsetzenden Kontakteinschränkungen für Präsenzveranstaltungen durch die Covid-19-Pandemie hat sowohl die Erprobung der erstellten Lernmaterialien mit Kindern und Jugendlichen als auch die Durchführung von Fort- und Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte stark gelitten. Bereits geplante Formate mussten komplett ausgesetzt werden und haben zu einigen zeitlichen Verschiebungen im Arbeitsplan geführt. Alternativ zu den Mitmachpässen konnten jedoch Veranstaltungen, z.T. auch digital, der Kinderuni, des Experimentiercafés oder im Rahmen von studentischen Abschlussarbeiten in Schulen umgesetzt werden. Fortbildungen fanden in komprimierter Form online mit im Vorfeld verschickten Materialkisten zum praktischen Experimentieren statt.
Positiv hervorzuheben ist, dass mit den entwickelten Materialien über ein Jahr hinweg regelmäßig mit Schülerinnen und Schülern im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung experimentiert wurde. Die Auswertung des genutzten systematischen Beobachtungsbogens zeigt, dass diese Schülerschaft an naturwissenschaftlichen Experimenten partizipieren und ihre experimentelle Kompetenz stetig ausbauen kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Einbindung der lokalen und regionalen Presse war in erster Linie zur Bekanntmachung der Mitmachpässe im Rahmen der Experimentierpass-Angebote gedacht. Diese Angebote hätten ohne vorherige Anmeldung von allen interessierten Kindern und Jugendlichen der Stadt Landau und ihrer Umgebung zu festen Terminen semesterbegleitend an zwei Nachmittagen pro Woche wahrgenommen werden können. Sie mussten jedoch wie die meisten Veranstaltungen ab Frühjahr 2020 abgesagt werden bzw. konnten gar nicht erst stattfinden.
Während der Projektlaufzeit sind wissenschaftliche Publikationen zum Projekt in den Zeitschriften Naturwissenschaftsdidaktik und Inklusion sowie CHEMKON entstanden. Trotz der Corona-bedingten Absage zahlreicher Konferenzen konnte sich das Projekt auf wissenschaftlichen Tagungen in digitaler Form präsentieren.


Fazit

Die Situation rund um die „Covid-19-Pandemie“ hat die Projektarbeit vor besondere Herausforderungen gestellt. Dank der Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern sowie Bildungsakteurinnen und -akteuren der außerschulischen Praxis im Umgang mit Heterogenität erfolgten zahlreiche Projektelemente auf digitalem Weg. So wurden zusätzlich zu den ursprünglich geplanten Druckversionen für Lernmaterialien und Handreichungen die entwickelten Experimentierangebote auf der Homepage https://www.uni-koblenzlandau.de/de/landau/fb7/inb/ag-chemiedidaktik/material auch in digitaler Version (PowerPoint) mit je einem eigenen Leitfaden zum SDG sowie Erklärvideos zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise wurde der im gesamten Bildungsbereich begonnene Prozess einer zukunftsfähigen Digitalisierung direkt durch das Projekt unterstützt.
Die Möglichkeit, transportable Experimentierangebote zu den SDGs auszuleihen oder nach Anleitung im Rahmen der zur Verfügung gestellten Handreichungen selbst zusammenzustellen, steht in Form von fertig gepackten Materialkisten auch über die Projektlaufzeit zur Verfügung. Derzeit finden diese beispielsweise im Rahmen des Zertifikats "Bildung - Transformation - Nachhaltigkeit" (BTN) für Lehramtsstudierende und in der zweiten Phase der Lehrer:innenbildung an Schulen Anwendung. Die Differenzierung von Experimentieranleitungen zu den SDGs wird auch weiterhin ein attraktives Thema für die Erstellung von studentischen Abschlussarbeiten darstellen.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im gesamten Projektverlauf wurde durch die ausgearbeiteten und differenzierten Experimentiermaterialien bestätigt, dass der naturwissenschaftliche Unterricht einen positiven Beitrag zu einer gelungenen BNE für heterogene Lerngruppen leisten kann, indem er allen Lernenden den Zugang zu fachspezifischen Lehr-Lern-Prozessen ermöglicht.

Übersicht

Fördersumme

124.351,00 €

Förderzeitraum

01.04.2019 - 30.06.2022

Bundesland

Rheinland-Pfalz

Schlagwörter

Environmental communication