Entwicklung und Erprobung einer digitalen partizipativ-adaptiven Methodik für ein ökosystembasiertes Risikomanagement von Grundwasser und Oberflächengewässern
Projektdurchführung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Alfred-Möller-Str. 1
16225 Eberswalde
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Der Zustand vieler Gewässer und Grundwasserkörper ist schlecht und die Grundwasserneubildung ist teilweise auch landnutzungsbedingt eingeschränkt. Die Problemlage wird zusätzlich durch die Auswirkungen des Klimawandels verschärft. Die strategische Integration von Wasser-/Gewässermanagement und Ökosystemmanagement unter Berücksichtigung aktueller Problemtreiber und zukünftiger Risiken ist daher dringend geboten. Ziel des Projektes war die digitale Nutzbarmachung der erprobten ökosystem-basierten Analyse- und Planungsmethodik MARISCO, um integrative, praxisnahe und risikorobuste Konzepte zur Erhaltung von hydrologischen Ressourcen zu ermöglichen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliederte sich in zwei Arbeitspakete. Arbeitspaket 1 umfasste die (Weiter-)Entwicklung der MARISCO-Methodik zur Anwendung im Wassermanagement und Naturschutz inkl. Entwicklung einer Software zur Methodik (MARISCO ist eine systemische, ökosystembasierte Methodik mit einem ausgesprochen partizipativen Ansatz, die auf den Prinzipien des adaptiven Managements von Risiken und Vulnerabilität beruht). Nach Erstellung einer Anforderungsanalyse wurde im nächsten Schritt die MARISCO-Software von einer Programmierfirma modulweise programmiert sowie mit Daten aus den Fallstudienanwendungen/Workshops aus Arbeitspaket 2 getestet und angepasst. Im letzten Drittel des Projektes wurde eine MARISCO-Kurzbeschreibung und ein Leitfaden zur weiterentwickelten Methodik erstellt, in die auch die konkreten Anpassungen der MARISCO-Methodik für den Gewässerkontext eingeflossen sind.
Arbeitspaket 2 beinhaltete die modellhafte Anwendung von ökosystembasiertem Risikomanagement für Grundwasser und Oberflächengewässer. Dafür wurden fallstudienartig Begehungen mit zeitgleicher Diskussion und partizipative Workshops zur Situationsanalyse und Strategiebildung für die FFH-Gebiete Börnicke, Weesower Luch und Finowtal-Ragöser Fließ des Landkreis Barnim in Brandenburg durchgeführt. Je nach Fallstudie erfolgte unter Beteiligung unterschiedlicher Akteur:innen eine Weiterentwicklung existierender oder die Erarbeitung neuer systemischer konzeptioneller Modelle mit Hilfe der MARISCO-Methodik (Situationsanalyse, Strategien). Die entwickelte MARISCO-Software wurde nachfolgend mit Hilfe der erhobenen Daten zu den Gebieten getestet. Im finalen Schritt wurden basierend auf den Workshop-Ergebnissen Empfehlungen für das Wassermanagement in den Fallstudienräumen erstellt.
Ergebnisse und Diskussion
Das Projekt war von März 2020 bis zum Frühsommer 2022 durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Es erhielt eine Nachbewilligung und kostenneutrale Laufzeitverlängerung. Die im Projektzeitraum vorgesehenen Ergebnisse konnten erfolgreich erreicht werden.
Arbeitspaket 1
In Arbeitspaket 1 wurden die zu erstellenden Ergebnisse erarbeitet. Eine MARISCO-Kurzbeschreibung und ein Methoden- und Software-Leitfaden zur weiterentwickelten Methodik wurden erstellt, in die auch die konkreten Anpassungen der MARISCO-Methodik für den Gewässerkontext eingeflossen sind. Die MARISCO-Software wurde erstellt und mit den Daten aus Arbeitspaket 2 getestet.
Es wurden ein Fachbeirat eingerichtet und drei Treffen durchgeführt. Die Treffen waren wichtige Schritte, um die erarbeiteten Ergebnisse mit Vertretern der Projektpartner:innen aus Sicht der Praxis diskutieren zu können. Das Projekt war Teil einer DBU-Nexus-Workshop-Reihe, um eine enge fachliche Begleitung, einen Austausch zwischen ähnlichen Vorhaben sicherzustellen und mögliche Synergien zwischen den Vorhaben zu identifizieren und nutzbar zu machen.
Arbeitspaket 2
Auch in Arbeitspaket 2 wurden die zu erstellenden Ergebnisse erarbeitet. Die überarbeitete Methodik wurde modellhaft in den Fallstudiengebieten angewendet und Empfehlungen für das Wassermanagement in den Fallstudienräumen partizipativ mit den Projektpartner:innen und relevanten Akteur:innen erarbeitet. Die Bearbeitung der Fallstudiengebiete wurde aufgrund der Corona-Pandemie teilweise adaptiert. Es wurden für alle Fallstudiengebiete Workshops in Person durchgeführt. Es wurden jedoch auch Begehungen mit zeitgleicher Diskussion und Online-Formate angewendet. Präsenzformate der Workshops waren wichtig, um den Diskussionscharakter der MARISCO-Methodik für die Projektpartner:innen und relevanten Akteur:innen zu ermöglichen. Die Workshops stellten einen wichtigen Schritt zum kollaborativen Arbeiten dar, um gemeinsam getragene Ergebnisse zu erreichen. Sie ermöglichten ein Training der Beteiligten im systemischen, komplexen Denken.
Die Bearbeitung der drei Fallstudiengebiete war insofern interessant, als dass es in jedem Gebiet eine unterschiedlich hohe Wasserverfügbarkeit gab und es zu einem Gradienten an Akteur:innen ohne bis mit MARISCO-Erfahrungen kam.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Eine projekteigene Unterwebseite informierte monatlich fortlaufend und regelmäßig über das Projekt und ist weiterhin erreichbar. Die MARISCO-Software sowie der Leitfaden und die Kurzbeschreibung wurden Studierenden des Studienganges Global Change Management der Hochschule für nachhaltige Entwicklung für deren Anwendung im Studiengang vorgestellt und stehen als Download zur Verfügung. Die im Projekt durchgeführten Workshops mit Projektpartner:innen und Akteur:innen dienten auch als Plattformen für Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation der Projektergebnisse. Die Projektergebnisse wurden zum Projektende den Projektpartner:innen und dem Brandenburger Landesamt für Umwelt als zuständige Behörde für FFH-Gebiete im Landkreis Barnim zur weiteren Verwendung übergeben. Die überarbeitete Methodik sowie die MARISCO-Kurzbeschreibung und der Leitfaden wurden zudem in einem anderen Projekt Qualifizierungsreihe für Fachseminarleitungen im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwick-lung angewendet. Die erstellte Software steht als Link kostenfrei und frei zugänglich zur Verfügung.
Fazit
Die MARISCO-Methodik stellt eine systemische und adaptive Situationsanalyse und Managementplanung dar, die stark partizipativ durchgeführt wird. Mit ihr ist eine strategische Integration von Wasser-/Gewässer- und Ökosystemmanagement unter Berücksichtigung aktueller Problemtreiber und zukünftiger Risiken möglich. Damit kann ein ganzheitlicheres und anpassungsfähigeres (Landschafts-)Wassermanagement erreicht werden, das an die Auswirkungen des Klimawandels angepasst ist. Die durchgeführte Digitalisierung der MARISCO-Methodik zur verstärkten Anwendung im (Landschafts-)Wassermanagement ist somit in Zeiten des Klimawandels und der Corona-Pandemie noch aktueller und wichtiger geworden, um ökosystembasiertes Risikomanagement von Grundwasser und Oberflächengewässern als kollaboratives Arbeiten zu ermöglichen. Eine Kombination aus Begehungen der Projektgebiete mit anschließenden partizipativen MARISCO-Workshops in Person sowie zeitgleicher kollaborativer Digitalisierung der Ergebnisse könnte damit ein sehr wichtiges Instrument für ein ganzheitlicheres und anpassungsfähigeres Wassermanagement in Zeiten des Klimawandels sein.
Die MARISCO-Methodik inkl. Software bietet vielfältige Anwendungskontexte wie z.B. für übergeordnete Planungen, welche über längere Zeiträume bearbeitet und wiederholt angepasst werden. Sie bietet sich ebenso für die Anwendung im Hochschul- oder Schulkontext an sowie für interdisziplinäre Projekte mit vielen Akteur:innen, welche an verschiedenen Standorten ansässig sind. Sie kann weiterhin auch für längjähriges Monitoring von Gebieten Anwendung finden. Aufbauend auf den fortlaufenden Monitoring-Ergebnissen können parallel und kollaborativ adaptive Planungen dieser Gebiete durchgeführt werden. Die Methodik wäre außerdem sehr gut geeignet, parallellaufende Projekte gemeinsam abzubilden.
Fördersumme
226.464,00 €
Förderzeitraum
11.07.2019 - 31.10.2022
Bundesland
Brandenburg
Schlagwörter
Brandenburg
Land use
Nature Conservation
Resource conservation
Environmental communication
Umwelttechnik