Geschäftsmodell: D2 Doppelte Dividende
Projektdurchführung
EWS Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH
Friedrichstr. 53 - 55
79677 Schönau
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ausgangssituation für das Projekt waren die hohen Potenziale für Stromeinsparungen in privaten Haushalten. Die Motivation von Haushalten zum Stromsparen war zum Zeitpunkt der Projektplanung noch gering. Noch heute wird der Aufwand zum Stromsparen oft überschätzt, die finanziellen Einsparpotenziale hingegen zumeist unterschätzt.
Im ursprünglich geplanten Modellprojekt Doppelte Dividende sollte untersucht werden, wie die Einsparung von Stromkosten in privaten Haushalten gefördert und mit einer Investition in Photovoltaik kombiniert werden kann. Weiterhin sollte untersucht werden, ob und unter welchen Bedingungen daraus ein Geschäftsmodell entwickelt werden könnte.
Im Laufe des Projekts, haben sowohl Lerneffekte sowie die anhaltende Covid-Pandemie und die darauffolgende Energiepreiskrise erhebliche Anpassungen erforderlich gemacht. Von dem Ziel eines Geschäftsmodells wurde Abstand genommen und stattdessen ein Erkenntnisgewinn in den folgenden drei Fragen angestrebt:
Wieviel Energie- und CO2 Einsparung kann auf Ebene eines einzelnen Haushalts durch qualifizierte Beratung erzielt werden?
In welchem Maß sind die Haushalte bereit, die monetäre Einsparung für ein Klimaschutzprojekt ? konkret die Errichtung einer PV-Anlage zu spenden?
Kann aus den Ergebnissen ein gesellschaftlicher Nutzen im Sinne des Klimaschutzes abgeleitet werden?
Das konkrete quantitative Ziel des Modellprojekts war, eine Stromeinsparung der Haushalte von durchschnittlich 570 kWh/Jahr zu erreichen, zusammen 57.000 kWh/Jahr und über die ersten sieben Jahre in Höhe von rund 400.000 kWh eingesparten Stroms. Die Photovoltaikanlage sollte eine Kapazität von etwa 28 KWp haben und damit über eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren ca. 580.000 kWh Solarstrom produzieren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Modellprojekt sollten 100 Kund:innen der EWS eine professionelle Stromsparberatung vor Ort erhalten und die Einsparungen der Stromkosten der ersten drei Jahre in eine (gemeinsame) Photovoltaikanlage investieren und entsprechend Anteilsscheine erhalten.
Das geplante Vorgehen musste im Projekt allerdings aus zwei Gründen geändert werden:
Die Ausarbeitungen zum Geschäftsmodell zeigten, dass eine Investition der voraussichtlichen Einsparungen der ersten drei Jahre in Höhe von rund 500 Euro pro Kund:innen in eine gemeinsame Photovoltaikanlage zumindest im Modellprojekt vertraglich und steuerlich zu kompliziert werden würde. Daher wurde beschlossen, dass die beratenen Kund:innen ihre Stromeinsparungen nicht verpflichtend in eine PV-Anlage investieren sollten, sondern diese freiwillig an eine Stiftung spenden sollten. Hierzu konnte als zusätzliche Kooperationspartnerin die Stiftung Zukunftserbe gewonnen werden, die sich ihrerseits verpflichtete, eine entsprechend große PV-Anlage zu bauen und darüber hinaus die Erträge aus der PV-Anlage in weitere Klimaschutzprojekte zu investieren. In der Folge wurde das Projekt umbenannt in Dreifacher Klimaschutz, da hier ein dreifacher Klimaschutznutzen entsteht:
1. Durch die Stromeinsparung in den Haushalten
2. Durch die damit finanzierte PV-Anlage
3. Durch die Investition der Erträge der PV-Anlage in weitere Klimaschutzprojekte
Durch die rund zweijährige Corona-Pandemie musste das Projekt verlängert werden, weil aufgrund der Kontaktbeschränkungen keine Vor-Ort-Stromsparberatung möglich war. Aus zeitlichen Gründen musste dadurch auch die PV-Anlage vor den Stromsparberatungen geplant und gebaut werden. Schwerwiegender war aber, dass durch die Corona-Pandemie die Bereitschaft von Kund:innen deutlich gering wurde oder war, sich an dem Modellprojekt zu beteiligen. Trotz mehrfacher Aufrufe konnten nur 32 statt 100 Haushalte gewonnen werden, von denen 31 dauerhaft am Projekt teilnehmen.
Die Projektteilnehmenden erhielten eine intensive Vor-Ort-Beratung, die auch die Direktinstallation von einfachen Stromspartechnologien im Wert von bis zu 100 umfasste. Die Beratung umfasste eine Analyse des Stromverbrauchs sowie individuelle Energiespartipps Die Haushaltssituation (Anzahl Personen), der aktuelle Zäherstand, Energie- und Wasserverbräuche und die direkt umgesetzten und die empfohlenen Einsparmaßnahmen wurden in einem Excel-Tool dokumentiert.
Ein Jahr nach der Stromsparberatung wurde der Stand des Stromzählers per Mail erfragt oder bei einigen wenigen Haushalten über die turnusmäßig erfolgte Ablesung des Stromzählers erfasst, so dass der tatsächliche Verbrauch im Jahr nach der Stromsparberatung ermittelt und ausgewertet werden konnte.
Ergebnisse und Diskussion
Es konnten nur 31 Haushalte für die Teilnahme an den Stromsparberatungen gewonnen werden, so dass die Analyse der Ergebnisse nicht repräsentativ ist, aber dennoch einige aufschlussreiche Hinweise gibt.
Stromsparberatung führt zu überraschenden Einsparerfolgen:
Fast alle am Projekt Dreifacher Klimaschutz teilnehmenden Haushalte konnten Ihren Stromverbrauch deutlich reduzieren. Der durchschnittliche Rückgang des Strombezugs lag bei 1.524 kWh pro Haushalt und Jahr bzw. 27 % des Vorjahresbezugs.
Spendeneingang blieb hinter den Erwartungen zurück:
Statt der theoretisch maximal erwartbaren Gesamtsumme von rund 40.000 Euro wurden bis Projektabschluss nur 7.000 Euro gespendet, wobei in den nächsten beiden Jahren der Betrag noch steigen kann.
Erheblicher gesellschaftlicher Nutzen durch CO2-Vermeidung:
Das durchgeführte Stromsparprojekt entlastet die Gesellschaft in zweifacher Weise: Einmal durch die reduzierten Kosten der Stromversorgung und zum anderen durch die CO2-Reduktion, die Klima- und Umweltschäden vermeidet. So errechnet sich pro Stromsparberatung ein gesellschaftlicher Vorteil von insgesamt 1.817 Euro pro Haushalt. Wenn der Haushalt den eingesparten Betrag der ersten drei Jahre zugunsten weiterer Klimaschutzmaßnahmen spendet, erhöhen sich die vermiedenen CO2-Emissionen und damit der gesamte gesellschaftliche Vorteil auf 7.390 Euro pro Haushalt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Während der Projekt-Laufzeit wurde das Projekt auf der Website der EWS und in einem Presseartikel der Badischen Zeitung vom 3.8.2022 vorgestellt. Zur Verbreitung der Ergebnisse wurde eine Dokumentation erstellt, die über die Webseiten der EWS, des Öko-Instituts, der Stiftung Zukunftserbe und des Büro Ö-quadrat abrufbar ist und auf die in verschiedenen PR-Maßnahmen verwiesen werden soll, u.a. ein Blog-Beitrag der EWS ein Beitrag in der Energiewende Kolumne von Dr. Rainer Grießhammer in der Frankfurter Rundschau.
Fazit
Aus dem Modellprojekt lässt sich ableiten, dass sich anhand individueller und qualifizierter Haushaltsberatungen beachtliche Stromspareffekte erzielen lassen, die einen erheblichen individuellen finanziellen, aber auch einen gesellschaftlichen Nutzen bewirken. Eine öffentliche Förderung solcher Beratungsangebote wäre daher ein effizientes Instrument im Bemühen um die Reduktion von CO2-Emissionen.
Fördersumme
124.885,00 €
Förderzeitraum
20.08.2018 - 30.06.2024
Bundesland
Baden-Württemberg
Schlagwörter
Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik