Projekt 34260/01

Form- und kraftschlüssiges Holzbau-System – Zusammenwirken von Tragwerk, Brandschutz, Schallschutz und Bauphysik

Projektdurchführung

DGJ Architektur GmbH Dipl. Arch. ETH Hans Drexler M. Arch.
Walter-Kolb-Str. 22
60594 Frankfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Forschungsprojekts ist die Entwicklung eines innovativen Holz-Skelett-Bausystems, bei dem Knotenpunkte als form- und kraftschlüssige, geometrische Verbindungen der Tragelemente aus Holz konstruiert sind. Es wird ein prototypisches Wohngebäude (Modellvorhaben) entwickelt, geplant und gebaut. Begleitet wird das Vorhaben durch die Erarbeitung allgemeiner Grundlagen und einer Planungsmethodik, sodass die Innovation zügig in die allgemeine Baupraxis und Baukultur überführt werden kann. Im Modellvorhaben wird eine Skelettbauweise aus Holz erprobt, die für den mehrgeschossigen, innerstädtischen Wohnungsbau geeignet ist.
Zwei wichtige Teilziele konnten durch die Entwicklung des Systems unmittelbar adressiert werden: Die Erhöhung des Anteils an nachwachsenden Rohstoffen (Holz) in modernen Bauweisen und die Verbesserung der Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien.
Holz ist der einzige lokale und nachwachsende Baustoff, der in großen Mengen vorhanden ist und lokal und nachhaltig produziert wird. Im Hinblick auf die Schonung der Ressourcen und den Klimawandel ist Holzbau das mit Abstand geeignetste Baumaterial. Holz belastet die Ressourcen und die Umwelt in Bezug auf Emissions- und Abfallaufkommen weniger als nicht-nachwachsende Baustoffe. Holzverbindungen, die ohne metallische Verbindungsmittel hergestellt wurden, waren bis zur vor-industriellen Zeit die verbreitete Holzbautechnik. Traditionelle Zimmermanns-Bauweisen aus vorindustrieller Zeit besitzen ein hohes Maß an Integrität: Material, Handwerk und Baukultur vereinen sich in einer Architektur von hohem Identifikationswert, Dauerhaftigkeit und Atmosphäre.
Im zeitgenössischen Holzbau geht diese Integrität teilweise verloren, weil Holz mit anderen Baustoffen hybridisiert wird. Ziel des Projekts ist es, eine neue Bauweise zu entwickeln, die unter der Nutzung der neuesten Planungs- und Fertigungsmethoden an die traditionelle Baukultur anknüpft, die für die Städte Mitteleuropas und Asien lange die prägendste Bauform war. Durch computergesteuerte Fertigung lassen sich solche Zimmermanns-Verbindungen heutzutage kostengünstig herstellen.



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt definiert sich als angewandte Bauforschung mit hohem Entwicklungsanteil. Am Beispiel eines Modellvorhabens wird eine innovative Bauweise entwickelt, erprobt und optimiert, um die Anwendbarkeit für den mehrgeschossigen, innerstädtischen Wohnungsbau zu prüfen. Die Planung und Testaufbauten sind integraler Bestandteil der Forschungsarbeit.

Dabei wird von folgenden Prämissen ausgegangen:

Das entwickelte System gliedert die Anforderungen an die Nachhaltigkeit so weit, dass sie zum integralen Bestandteil des Bausystems werden. Gleichzeitig bietet das Bausystem die Möglichkeit sowohl auf die spezifischen Anforderungen des Kontexts als auch die (veränderlichen) Bedürfnisse der BewohnerInnen zu reagieren. Die Architektur muss flexibel genug sein, um auf unterschiedliche Bedürfnisse und Gegebenheiten reagieren zu können und gleichzeitig hohe Ansprüche an Nachhaltigkeitsaspekte zu erfüllen.
Aus den Erkenntnissen der Forschung und der Planung werden allgemeine Grundlagen und eine Planungsmethodik erarbeitet. Anhand von theoretischen, baukonstruktiven und statischen Modellierungen, Untersuchungen und Berechnungen werden die Dimension, Fügung und die Montage der Bauteile entwickelt.
Die Entwicklung des Bausystems erfolgte in der Exploration einer Reihe von Case Studies (Fallstudien), die mit einer weitgehend einheitlichen Methode untersucht und verglichen wurden. Dafür wurden Methoden und Erfahrungen aus der Gebäudekunde, den Natur- und Sozialwissenschaften eingesetzt. Diese Prozesse führen zu einem inkrementellen, aber zielgerichteten Fortschritt. Durch die kontrollierte Veränderung der Parameter innerhalb eines Systems wird dieses von Projekt zu Projekt optimiert. Idealerweise würden bei der Iteration nur die Teile in Frage gestellt, die den grundsätzlichen Anforderungen an das System oder den Anforderungen für den Anwendungsfall nicht genügen.
Beim Bausystem wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, um die Redundanzen des konventionellen Vorgehens zu vermeiden und gleichzeitig mehrere Innovationsbereiche abzudecken, die sowohl technische und konstruktive Aspekte als auch ökonomische und ökologische Faktoren sowie die soziale Nachhaltigkeit einbeziehen.
Im Hinblick auf das nachhaltige Bauen wurden in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte bei der Reduzierung des Energiebedarfs von Gebäuden gemacht. Diese Entwicklungen beziehen sich allerdings in erster Linie auf den Energiebedarf im Gebäudebetrieb. Sie haben in der Baupraxis bereits Grenzen erreicht. Im damit erzielten Standard des Nullenergiehauses beschränkt sich der Primärenergiebedarf letztendlich ausschließlich auf die Baukonstruktion. An dieser Stelle besteht also das entscheidende Optimierungspotential im nachhaltigen Bauen und genau hier setzt auch die vorliegende Forschung an.

Das Vorgehen stellt sich wie folgt dar:

Im ersten Teil werden die Ziele der Arbeit definiert, die Forschungsfragen und Methoden beschrieben. Auch andere Bausysteme werden kurz vorgestellt und analysiert, um folgende Parameter eingrenzen zu können:
• Eruierung der Rahmenbedingungen.
• Eingrenzung des Forschungsgegenstands und der Forschungsziele.
• Recherche zu historischen und zeitgenössischen Bauformen und Techniken, auf die das erarbeitete System referiert [architektonische und baugeschichtliche Referenzen; zeitgenössische technische Referenzen und andere Bausysteme]).
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der eigentlichen Entwicklung des Bausystems. Dabei werden zuerst die strukturellen, d.h. geometrischen und baukonstruktiven Grundlagen erarbeitet. Im Anschluss werden die einzelnen technischen Aspekte – Tragwerk, Brandschutz, Schallschutz, thermische Bauphysik und Feuchteschutz, sowie Herstellung und Montage - betrachtet und exemplarisch baukonstruktiv umgesetzt.
Die Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung des Systems werden über eine Reihe von Fallstudien aufgezeigt, bei den das Bausystem eingesetzt wurde (strukturelle Systementwicklung; technische und baukonstruktive Systementwicklung; Fallstudien und Darstellung bereits vorhandener Forschungsprojekte, die auf das neue System einzahlen).
• Das Bausystem wird als Resultat dieser Vorarbeiten auf den Anwendungsfall „Wohnungsbau“ eingeschränkt.
• Das System wird als Holzsystem entwickelt, da Holz die Prämissen (Erhöhung des Anteils von recyclingfähigem Material und an nachwachsenden Rohstoffen) am besten erfüllt. Es hat einen geringer Primär-Energieinhalt und geringe CO2-Emmissionen, ist einfach in der Verarbeitung, hat ein geringes Gewicht (was pragmatische und wirtschaftliche Vorteile in der Logistik bringt und weswegen sich Holz besonders für Anpassungen im Betrieb eignet).
• Es werden ausschließlich orthogonale Systemlösungen betrachtet.
Sorgfältig wurden aber auch die Nachteile der Holzbauweise in der Entwicklung des Systems bedacht, die sich wie folgt darstellen: Schlechter Schallschutz, Brandschutz, Brennbarkeit, ebenso wie Feuchtebeständigkeit, Holzschutz. Diesen systemkritischen Faktoren wurden im Verlauf der Entwicklung besondere Aufmerksamkeit gewidmet, um eine größtmögliche Praxistauglichkeit des Systems zu gewährleisten.

Ein wichtiger Ansatz der Systementwicklung ist die Involvierung und Berücksichtigung sämtlicher, am Prozess der Konstruktion beteiligter Gewerke zu einem frühen Zeitpunkt der Planung. Nachhaltigkeitsaspekte sollen so von Beginn an Teil des konstruktiven Prozesses sein. Um dies zu gewährleisten, werden die beteiligten Gewerke einzelnen Hierarchieebenen und zugehörigen funktionalen Subsysteme zugeordnet.

Jeder Hierarchieebene und damit den einzelnen Subsystemen wird je ein geometrischer Raum zugewiesen, in dem die entsprechenden Bauteile mit allen zur Erfüllung funktionaler Anforderungen notwendigen Schichten angeordnet sind. Dabei ist zunächst nicht bestimmt, ob sich diese geometrischen Räume überschneiden beziehungsweise in Teilbereichen überlagern oder vollständig voneinander getrennt sind. Aus den jeweiligen Konstellationen ergeben sich die unterschiedlichen Strategien für die Gestaltung des Bausystems nach Anwendungsfall und für die Definition einer geometrischen Ordnung.
Im Fokus stehen die entgegengesetzten Strategien einer integrierten und einer differenzierten Bauweise. Für den Ansatz eines integrierten Systems wird angenommen, dass sich die geometrischen Räume der Subsysteme so weit wie möglich überlagern, während die differenzierte Strategie von einer größtmöglichen Trennung in einzelne Komponenten ausgeht (orientiert am Ansatz der ‚Assembly Hierarchies‘ nach N.J.Habraken. aber auf einzelne Montage-Elemente erweitert):

• Subsystem I: Tragwerk.
• Subsystem II: Gebäudehülle.
• Subsystem III:
Innenausbau
TGA

Im nächsten Abschnitt wurden die unterschiedlichen technischen Aspekte im Zusammenhang betrachtet und im Hinblick auf die hemmende oder fördernde Wirkung beschrieben. Die Ergebnisse werden zum einen allgemein beschrieben. Zum anderen werden sie in einem Bauteil-Katalog zusammengefasst, der sich an der Ausführung des Modellvorhabens Collegium Academicum – IBA Heidelberg orientiert (Interaktionen, Synergien, Dyssynergien; Bewertung des Entwicklungsstands; Betrachtung möglicher Forschungsderivate).
Am einen Ende der grundsätzlich als fließend zu betrachtenden Skala, der differenzierten Ausführungsvariante, hat die größtmögliche Trennung der Subsysteme zur Folge, dass sich jeweils eigenständige Montagemodule ausbilden lassen, die prinzipiell im „Baukastensystem“ vor Ort zusammengefügt werden können.
Bezüglich der technischen und baukonstruktiven Systementwicklung wurden Anforderungen an die einzelnen Subsysteme ausformuliert, die in der Erarbeitung eines Bauteilekatalogs münden (gesondert betrachtet in Bezug auf Tragwerk, Brandschutz, Schallschutz, thermische Bauphysik und die Frage der jeweiligen Herstellung und Montage mit zugehöriger Montage-Strategie [integriert oder differenziert]).

Zum Abschluss der Forschungsarbeit wurden die theoretisch erarbeiteten Annahmen anhand der konkreten Umsetzung in die Praxis vorgestellt (Case studies). Vornehmliches Forschungs- und Modellprojekt war das zwischenzeitlich mehrfach ausgezeichnete Projekt „dgj223 Collegium Academicum (CA)“, das unter anderem den Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024 erhielt.
Beim CA wurde in der Primärkonstruktion ausschließlich mit form- und kraftschlüssigen Zimmermannsverbindungen gearbeitet. Die Konstruktion ermöglicht auf einem Stützenraster die Herstellung und Versetzung der Innenwände in Selbstbauweise zu jeder Zeit und bei laufendem Betrieb. Die Grundform jeder Wohnung besteht aus einem zentralen Gemeinschaftsraum, um den sich die Individualräume und der Sanitärbereich gruppieren. Die Individualräume bestehen jeweils aus zwei Teilen mit einer Fläche von je 7 m²: einer Kernzone und einer offenen Zone, die zunächst räumlich nicht vom Gemeinschaftsbereich der Wohnung getrennt ist. Die flexible Zone kann je nach individuellen Lebensgewohnheiten offenbleiben, durch Raumteiler (Tisch, Regal) teilweise abgetrennt oder durch Versetzen der Wand der Kernzone oder durch eine zweite Wand räumlich abgetrennt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner können sich also dafür entscheiden, 7 m² der Wohngemeinschaft zur Verfügung zu stellen, anstatt sie ausschließlich individuell zu nutzen. Darüber hinaus können die Studierenden in der hauseigenen Werkstatt neben den Innenwänden ihre eigenen Möbel bauen. Ein Großteil der Wohnungen ist so konzipiert, dass sie in Zukunft beispielsweise auch für seniorengerechtes Wohnen genutzt werden können. Insgesamt leben die Studierenden im Neubau in 46 Wohngemeinschaften zusammen, die im Grundriss, als 80 m2 große Wohneinheiten, konzipiert sind. Die acht Dreier- und 38 Vierer-WGs verfügen jeweils über eine eigene Wohnküche und ein gemeinsames Bad.
Das Tragwerk ist eine Hybridkonstruktion aus einem Skelettbau mit aussteifenden Wandscheiben um die Sanitärkerne. Auch Teile der Außenwände und ein Teil der Wohnungstrennwand haben aussteifende Funktion. Der Laubengang und die außenliegenden Treppen sind aufgrund des Brandschutzkonzepts aus nichtbrennbarem Material in Stahlbeton konstruiert. Diese Bauteile sind jedoch konstruktiv nicht mit dem Holzbau gekoppelt.

Außerdem wurde die Umsetzung des Bausystems an folgenden, weiteren Praxisprojekten evaluiert:
• dgj228 Gemeinsam Suffizient Leben, Frankfurt am Main
• dgj253 Wohngruppe Mannheim



Ergebnisse und Diskussion

Bei der Beurteilung des Entwicklungsstands wurde im Kerngebiet des Forschungsvorhaben - Entwicklung eines Tragwerks mit form- und kraftschlüssigen Verbindungen - der Nachweis der Praxisreife der Bauweise erbracht. Drei Gebäude in der Gebäudeklasse 4 und 5 wurden in Baden-Württemberg und Hessen umgesetzt. Der Verzicht auf die metallischen Verbindungsmittel hat dabei nicht zu wesentlichen Kostensteigerungen geführt, wie in dem vorgelagerten Forschungsvorhaben nachgewiesen werden konnte.

Dabei wurden unter anderem folgende Hilfsmittel erarbeitet:
• Die erarbeiteten Berechnungsmodelle für das Tragwerk wurden in ein Planungstool übertragen, mit dessen Hilfe PlanerInnen schon in einer frühen Projektphase verschiedene Konfigurationen der Tragstruktur des Bausystems erproben können. Dieses Planungstool wurde von DGJ Architektur und dem Forschungspartner Pirmin Jung erarbeitet.
• Erarbeitung eines Katalogs von Standarddetails
• Matrix der Interaktionen: Durch qualitative Analysen konnten die Interaktionen und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Planungsfeldern dargelegt werden. So wird beschrieben, ob die jeweils zum Einsatz kommenden Strategien zur Erreichung der Planungsziele eines Forschungsfelds für die Planungsziele der anderen Teilaspekte förderlich oder hemmend wirken. Diese qualitative Analyse zeigt Synergien zwischen den unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien.

Im Hinblick auf diese Synergien zu den anderen, untersuchungsgegenständlichen Aspekten – Brandschutz, Schallschutz, thermische Bauphysik (Wärmeschutz, Feuchteschutz und Luftdichtheit) – haben durch die Novellierung der Muster-Richt-linie über brand-schutz-technische Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidungen in Holzbauweise - MHolzBauRL:2020-10 im Laufe des Forschungsprojekt eine grundlegende Veränderung erfahren. Bis zu der Einführung der MHolzBauRL im Jahr 2020 waren auch Gebäude in Gebäudeklasse 4 und 5 auch ohne eine Brandschutzbekleidung denkbar, wenn ein entsprechendes Brandschutzkonzept erarbeitet wurde. Die MHolzBauRL:2020-10 begrenzt den möglichen Anteil an sichtbarem Holz deutlich, indem nur 25 % der Wände oder die Decken holzsichtig sein dürfen. Durch diese Vorgaben wird auch die Möglichkeit von sortenreinen Holzkonstruktion in den Gebäudeklassen 4 und 5 stark eingeschränkt. So lassen sich die zusätzlichen Bekleidungen aus Gipsfaser nur mit metallischen Verbindungsmittel befestigen. Durch die Bekleidungen lassen sich aber andere Anforderungen, wie Schallschutz, Wärmeschutz und Luftdichtheit verbessern. Das Ergebnis ist ein Hybrid, der in Hinblick auf die Anforderungen leistungsfähig ist, aber nicht der Grundidee einer Nur-Holz-Bauweise entsprechen.

Weitere Knotenpunkte und Anschlussdetails
In der bisherigen Forschung wurden eine Reihe von Anschlusspunkte (Knoten) und Details entwickelt, welche für die gewählten Tragwerke notwendig waren. Für die weitere Forschung ist es sinnvoll, einen Katalog von Bauteilen und Anschlüssen zu erarbeiten, auf denen weitere Projekte zurückgreifen können.

Herausfordernd haben sich insbesondere Zugverbindungen z. B. bei zugbelasteten Stützen erwiesen. Auch die Durchleitung von Drucklasten durch Träger und Decken, die in den Modelvorhaben mit einem Schwert aus Furnierschichtholz mit höherer Druckfestigkeit gelöst wurden, lassen sich weiter optimieren.

Luftdichtheit
Sinnvoll wäre es, lineare Bauteilanschlüsse zu entwickeln, die kraftübertragend wirken, aber gleichzeitig dauerhaft und verformungsstabil einen luft- und rauchdichten Anschluss gewährleisten. Es sind Lösungen wie Versätze, sowie Nut-und-Feder denkbar. Der Aufwand für Herstellung und Montage müsste reduziert werden.

Brandschutz
Der weitere Forschungsbedarf für die Bauweise liegt vor allem im Bereich des Brandschutzes. Das ökologische und ökonomische Potential der Nur-Holz-Bauweisen liegt in der Sortenreinheit, Einfachheit und sich der daraus ergebenden Rückbau- und Wiederverwendbarkeit. Wenn durch die Anforderungen des Brandschutzes Bekleidungen – unabhängig von der darunterliegenden Holzbauweise notwendig sind, dann werden diese Vorzüge konterkariert. Die Frage des Brandschutzes und die Erforschung und Optimierung des Brandverhaltens von Holzgebäuden ist ganz unabhängig von der forschungsgegenständlichen Bauweise ein wesentliches Forschungsfeld für den Holzbau.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das durch die vorliegende Forschung erarbeitete Bausystem ist vor allem indirekt, durch seine konkreten Umsetzungsbeispiele, bekannt geworden. Insbesondere das Leuchtturmprojekt dgj223 Collegium Academicum ist durch sein Gesamtkonzept, seine innovative Wohnungsform und die Holzbauweise Gegenstand vieler, öffentlichkeitswirksamer Artikel und Beiträge in Print- und in den sozialen Medien geworden. Auf dieser Ebene wurde vor allem die breite Öffentlichkeit angesprochen, aber es wurden auch zahlreiche Beiträge in Fachmedien veröffentlicht (s. untenstehende Liste).

Besondere Aufmerksamkeit erzielen und erzielten die umgesetzten Projekte vor allem auch durch Auszeichnungen und Preise und die sich daran anschließenden Publikationen (Print und Web).

Zwischenzeitlich wurde dgj223 Collegium Academicum mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet (Stand: Mai 2024):
• Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024
CONSTRUMAT Audience Award Sustainability 2024 (Auszeichnung der CONSTRUMAT internationalen Baumesse Barcelona als Organisator, kuratiert von der Fundació Mies van der Rohe)
• „Beispielhaftes Bauen 2024“ (Auszeichnung der Architektenkammer Baden-Württemberg)
• Nominierung für den „Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg“ (Preisträger noch nicht bekannt gegeben).
• DAM-Preis 2025 (Nominierung für die Longlist)

dgj228 Gemeinsam Suffizient Leben wurde 2018 mit dem „Hessischer Preis für Innovation und Gemein sinn im Wohnungsbau“ in der Kategorie „Konzepte“ ausgezeichnet.

Auswahl an Zeitschriften-Beiträge in Fachmagazinen (chronologisch nach Erscheinungszeitraum; alle drei Beispiel-Projekte):
- Artikel: „Bausystem Open Architecture“ im Rahmen der Auswahl für die „BDAcalls – Wirtschaftsideen für ein Postwachstum im Bauen“ in: Die Architekt – Form-Grundlagen der Architektur, Juni 2022, Autor: Benedikt Hotze, Herausgeber: Deutscher Bund Architektinnen und Architekten BDA, Verlag: Res Publica Verlags GmbH
- Artikel „Suffizient Leben“ in: QUARTIER - Fachmagazin für urbanen Wohnungsbau, April 2024, Autorin: Michaela Allgeier (dgj228).
- Artikel „Mehr oder weniger – Wohnheim in Heidelberg“ in: BAUKULTUR - Zeitschrift des Verbands Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V., Februar 2024, Autorin: Christine Ryll (dgj223).
- Artikel „Low-Tech-Green Fassadenbegrünung” in: QUARTIER - Fachmagazin für urbanen Wohnungsbau, Januar 2024, Autorin: Dr. Isabelle Drexler (dgj253).
- Artikel „Pour Hout – Collegium Academicum in Heidelberg“ in: Het Houtblad, Juni 2023, Autorin: Jacqueline Knudsen (dgj223).
- Artikel „Wohnprojekte in Eigeninitiative – Ökologische Wohnen für 256 Studierende“ in: CRADLE – Sustainable Design: Architektur.Bauen.Wohnen, März 2023, Autorinnen: Nina Gyger, Olivia Bruns (dgj223).
- Artikel „Collegium Academicum – innovatives Wohnheim in Eigenregie“ in: PJ Pirmin Jung Journal, Dezember 2023, Autorinnen: Britta Bach, Jonas Langbehn (dgj223).
- Artikel „Bezahlbar, anpassbar, nachhaltig“ in: QUARTIER - Fachmagazin für urbanen Wohnungsbau, Januar 2022, Autorin: Sabine Dohm-Pfahler (dgj223).



Fazit

Am Beispiel praktischer Modellvorhaben konnte eine innovative Bauweise entwickelt, erprobt und optimiert werden, die den Praxistest für den mehrgeschossigen, innerstädtischen Wohnungsbau erfolgreich bestanden hat. Die Bearbeitung der einzelnen Forschungsfelder – Tragwerk, Brandschutz, Schallschutz, Thermische Bauphysik und Luftdichtheit – erfolgte mit eingeführten planerischen und ingenieurwissenschaftlichen Methoden, die sich an der Entwicklungsarbeit für das Modellvorhaben in Heidelberg orientierten.
Über die üblichen Planungsprozesse hinausgehend, wurden innovative Konstruktionen entwickelt und eine große Bandbreite von konstruktiven Möglichkeiten erarbeitet, dargestellt und verglichen. Diese ausführliche Entwicklungsarbeit an unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien geht weit über die Möglichkeiten einer konventionellen Gebäudeplanung hinaus und war nur im Rahmen der hier gegenständlichen Forschungsarbeit möglich. Insbesondere die Vergleiche unterschiedlicher Konstruktionsprinzipien untereinander, die Betrachtung von deren Wechselwirkung und Auswirkungen im Hinblick auf die jeweiligen Planungsthemen stellt aus Sicht der Forschenden den größten Zugewinn des Vorhabens dar. Es werden eine ganze Reihe von prototypischen Lösungen vorgestellt, die sowohl für zukünftige Bauvorhaben als auch für weiterführende Forschungsprojekte eine wertvolle Grundlage darstellen.

Übersicht

Fördersumme

107.717,00 €

Förderzeitraum

19.12.2017 - 28.02.2023

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik