Die negativen Auswirkungen der Intensivlandwirtschaft auf die Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern sowie auf die Biodiversität in Kulturlandschaften einschließlich der geschützten Gebiete sind persistente Probleme, die insbesondere im Nordwesten Deutschlands verbreitet sind. Hohe Viehdichten und die damit verbundene Produktion von Gülle sowie eine über den Nährstoffbedarf der Nutzpflanzen hinausgehende Düngung haben hier zu einer hohen Belastung des Grundwassers geführt. Zusätzlich führt die regional starke Nutzung des Grundwassers sowohl durch Wasserversorger und Gewerbebetriebe als auch durch den Ausbau von landwirtschaftlichen Beregnungsanlagen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Grundwasserkörper und der Oberflächengewässer. Damit rückt selbst in der klimatisch und hydrogeologisch wasserreichen Weser-Ems-Region die Quantität der ober- und unterirdischen Wasserkörper verstärkt in den Fokus. Neben den Trockenschäden an landwirtschaftlichen Kulturen betrifft die Grundwasserabsenkung auch angrenzende naturnahe Ökosysteme (zum Beispiel Still- und Fließgewässer, grundwasserbeeinflusste Böden und Moore) und wird damit naturschutzrelevant. Auch die Forstwirtschaft ist durch Eingriffe in den Wasserhaushalt betroffen, kann aber gleichzeitig durch Renaturierungsmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zum Grundwasser- und Naturschutz leisten.
Daten und Informationen über das Ausmaß und die primären Ursachen der genannten Probleme sind oftmals vorhanden – deren systematische Aufbereitung und ganzheitliche Interpretation sowie die Implementierung von effektiven und langfristigen Lösungsstrategien fehlen jedoch bisher weitgehend. Insbesondere ist die Entwicklung von alternativen land- und forstwirtschaftlichen Geschäftsmodellen erforderlich, die positive Umwelteffekte (zum Beispiel auf die Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern) haben. Unter Geschäftsmodellen verstehen wir im Rahmen dieses Projekts alternative Nutzungskonzepte für Kulturlandschaften und Schutzgebiete, die die Ziele des Naturschutzes mit Profitabilität verknüpfen. Solche integrativen Ansätze erfordern oftmals Kooperationen zwischen diversen Akteuren aus unterschiedlichen Sektoren. Die Weiterentwicklung und -verbreitung solcher Geschäftsmodelle bedarf daher der Bildung von Akteursnetzwerken zur Koordination und zum Interessenausgleich sowie zum Austausch von Wissen (z.B. Kompetenzerwerb) und Ressourcen (z.B. Finanzierungsmöglichkeiten). Sektorale Entscheidungsstrukturen erschweren jedoch eine solche inter-sektorale Kooperation und Koordinierung. Beispielsweise hat der durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgelöste Boom des Energiepflanzenanbaus die Konflikte innerhalb der Landwirtschaft sowie zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz weiter verschärft. Gestiegene Landpreise erhöhen den wirtschaftlichen Druck auf die landwirtschaftlichen Betriebe und machen für diese freiwillige Vereinbarungen mit Wasserversorgern weniger attraktiv. Diese nicht intendierten Nebeneffekte und Konflikte erhöhen die Beteiligungs- und Informationsansprüche der betroffenen Akteure, wodurch konventionelle Modelle des Interessensausgleichs wie formale Wasserrechtsverfahren allein nicht mehr zielführend sind. Es bedarf partizipativer und systemorientierter Ansätze, um effektive Lösungsstrategien zu erarbeiten und innovative Kooperations- und Geschäftsmodelle zu identifizieren.
Das Projekt zielt auf die Entwicklung eines praxisnahen Landschaftsmanagement-Ansatzes, der eine nachhaltige Trendumkehr bezüglich der Belastung von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern (mit Nährstoffen, Pflanzenschutzmitteln und Veterinärpharmaka) sowie des Verlusts an Biodiversität ermöglicht. Eine solche Trendwende erfordert Innovationen und Wissenstransfer auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen. Es braucht Veränderungen in der Politik (intersektorale Entscheidungsstrukturen), in Netzwerken (Kooperationsmodelle) und in Organisationen (alternative Geschäftsmodelle) sowie auf Verbraucherebene (Konsumentenverhalten). Dieses Projekt strebt ein transformatives Forschungsdesign an, indem die unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und Sektoren des persistenten Umweltproblems berücksichtigt werden. Der Fokus des Projekts liegt dabei auf (1) der Weiterentwicklung, (2) der modellhaften Anwendung und (3) dem Praxistransfer von innovativen Geschäfts- und Kooperationsmodellen.
Das Projekt verfolgt die Integration von Daten aus verschiedenen Sektoren, um eine integrierte Problemdiagnose im Rahmen eines Transformativen Landschaftsmanagement (TLM) zu ermöglichen. Das Water-Energy-Food-Nexus-Konzept dient hier als integrierender konzeptioneller Rahmen. Das TLM bedarf der Partizipation von unterschiedlichen Akteuren in der Bewertung, Planung, Umsetzung und dem Monitoring von Aktivitäten, die ÖSL in der Landschaft fördern. Dieses Projekt zielt daher auf die Identifizierung und Bewertung innovativer Geschäftsmodelle zur nachhaltigen Landnutzung. Es wird zudem ein innovatives Kooperationsmodell entwickelt, das lokales Wissen in die Untersuchung einfließen lässt und die Koordinierung von unterschiedlichen Interessen und Rollen relevanter Akteure im Implementierungsprozess unterstützt. Im Rahmen des Projekts sollen zudem partizipative Modellierungsmethoden entwickelt werden, die eine Bewertung der Geschäftsmodelle in Bezug auf deren Auswirkungen auf ÖSL in der Landschaft erlauben. Dabei soll auch untersucht werden, wie man effektiv mit Unsicherheiten bezüglich der komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen ÖSL mittels Methoden des adaptiven Ressourcenmanagements umgehen kann. Insbesondere werden hierfür geeignete WEF-Nexus-Indikatoren und ein praxisnahes Monitoringprogramm entwickelt.
Das Projekt verfolgt ein transformatives Forschungsdesign, das Synergien durch das Aufgreifen von bestehenden Kooperations- und Geschäftsmodellen in einer Modellregion nutzt und dadurch bereits in der Projektlaufzeit das Erreichen von konkreten Umweltauswirkungen möglich macht. Das Projekt zielt auf eine aktive Unterstützung einer Trendwende bezüglich der Belastung von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern durch die modellhafte Entwicklung und Implementierung von innovativen Geschäftsmodellen. Auf Grundlage einer Analyse von fördernden und hindernden Faktoren der Geschäftsmodelle werden Innovationsplattformen konzipiert, die umsetzungsrelevante Akteure (z.B. aus der Verwaltung oder Verbände) sowie potentielle Zielgruppen (z.B. kleine und mittlere Unternehmen) zusammenbringen und damit eine Schlüsselrolle in der Weiterentwicklung dieser Geschäftsmodelle einnehmen. Eine Strategie zur Verstetigung der Innovationsplattformen wird erarbeitet, die unter anderem den Ressourcen- und Kompetenzbedarf definiert. Des Weiteren wird eine internetbasierte Kommunikationsplattform eingerichtet, die den Austausch innerhalb und zwischen den Innovationsplattformen sowie den überregionalen Wissenstransfer und die öffentliche Bewusstseinsbildung unterstützt.
Das Projekt zielt auf einen systematischen Praxistransfer des entwickelten TLM-Modells und eine Entwicklung von Kapazitäten der Akteure in der Modellregion, wodurch eine Verstetigung des partizipativen Prozesses über die Projektlaufzeit hinaus erreicht werden soll. Das Projekt wird durch einen starken Anwendungsbezug und Kooperation mit Praxispartnern und -Netzwerken in Nordwestdeutschland einen Modellcharakter mit überregionaler Ausstrahlkraft entwickeln. Zur Unterstützung dieses Ziels soll eine strategische Akteurs-plattform mit überregionalen Akteuren (z.B. Landesbetriebe und -verwaltung, Bundesverbände) eingerichtet werden, um den großräumigen Transfer des TLM-Ansatzes zu unterstützen. Die Akteure werden in die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie einbezogen, die die systematische Verbreitung der Projektergebnisse mittels regionaler und überregionaler Netzwerke und Organisationen sowie Veröffentlichungen und Fachkonferenzen ermöglicht.