Der Nachhaltigkeitskodex der Landwirtschaft. Entwicklung und Optimierung praxisgerechter Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements und der Nachhaltigkeitsberichterstattung landwirtschaftlicher Betriebe
Projektdurchführung
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Tierwissenschaften (ITW)
Endenicher Allee 15
53115 Bonn
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards auf allen Stufen der Wertschöpfungskette wird absehbar zu einem
allgemein erwarteten und nachgefragten Qualitätsmerkmal. Um ein einheitliches Nachhaltigkeitsleitbild verfolgen zu
können, ist es Ziel des Projekts einen kohärenten, allgemein anerkannten Branchenkodex zu entwickeln, der den
komplexen landwirtschaftlichen Betriebsabläufen gerecht wird und dabei Umwelt-, Tierschutz, Wirtschafts- und
Sozialaspekte gleichermaßen berücksichtigt. Deren objektive Erfassung und Messung erfolgt anhand praxistauglicher
Indikatoren, einschließlich Tiergerechtheitsindikatoren, die nach Möglichkeit in die pflichtmäßige und laufende
betriebliche Datenerhebung und Buchführung zu integrieren sind. Das angestrebte Tool zum
Nachhaltigkeitsmanagement und zur Nachhaltigkeitsberichterstattung soll dabei an bestehende und anerkannte
Lösungsansätze anknüpfen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in drei Phasen:
1. Phase: Die Elemente des landwirtschaftlichen Nachhaltigkeitskodex sowie die erarbeiteten
Nachhaltigkeitsindikatoren des Systems REPRO und des DLG-Nachhaltigkeitsstandard werden im breiten Dialog von
Wissenschaft, landwirtschaftlicher Beratung und Praxis erörtert und ggf. ergänzt oder modifiziert.
2. Phase: Mit den angepassten Indikatoren wird der Stand der nachhaltigen Entwicklung von 50
typischen landwirtschaftlichen Betrieben der verschiedenen Regionen in NRW ermittelt (Ackerbau, Futterbau,
Veredlung, Verbund, konventionell und ökologisch, Haupt- und Nebenerwerb).
3. Phase: Auf Grundlage der ausgewerteten Daten und der Erfahrungen bei der Datenerhebung werden der
Nachhaltigkeitskodex und die Indikatoren erneut im Dialog von Wissenschaft und Praxis präzisiert. Zur Verstetigung
von Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung wird ein in die pflichtmäßige und laufende
landwirtschaftliche Datenerhebung integrierbares Tool entwickelt.
Fazit
Es konnte zusammen mit landwirtschaftlichen Akteuren wie konventionellen und biologischen Verbänden, der
Landwirtschaftskammer, der Forschung und Verwaltung eine Grundlage zur Nachhaltigkeitsbewertung
landwirtschaftlicher Betriebe entwickelt werden.
Insgesamt wurden 50 Betriebe im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsindikatoren untersucht. Die Datengrundlage war sehr
heterogen und in einigen Fällen unvollständig, so dass nicht alle Betriebe vollständig ausgewertet werden konnten. Der
gewählte Bewertungsansatz folgt mit der Auswahl der Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales dem klassischen
Nachhaltigkeitsverständnis: Im Bewertungskomplex Ökologie werden die Ergebnisse der Tiergerechtheit und der
Umweltwirkung der Tierhaltung mit den Ergebnissen des Pflanzenbaus aggregiert Im Bereich Ökologie schaffen 43 %
der bewertenden Betriebe den Sprung über die Nachhaltigkeitsschwelle. Jedoch können hinsichtlich der ökonomischen
Dimension nur acht der 37 landwirtschaftlichen Betriebe ein insgesamt nachhaltiges Ergebnis erzielen. Ein Vergleich zu
den Testbetrieben aus der Buchführungsstatistik der Landwirtschaftskammer NRW bestätigt sich eine schwierige
betriebswirtschaftliche Situation für die Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Im der Sozialen Auswertung erreichen
25 der 46 ausgewerteten Projektbetriebe eine nachhaltige Beurteilung.
Neben diesem zunächst sehr eindeutig erscheinenden Bild, wonach nur zwei der 35 zu bewertenden Betriebe den
Eintritt in die Nachhaltigkeit über alle drei Dimensionen hinweg erreichen können, soll darauf hingewiesen werden,
dass ein Großteil der Betriebe in den einzelnen Säulen hohes Entwicklungspotential hin zu einem in allen Bereichen
nachhaltig wirtschaftenden Betrieb haben.
Vielfältig und unterschiedlich sind die Probleme und Herausforderungen in allen Bereichen und auf allen Betrieben.
Daher gibt es kein einfaches Erklärungsmuster für die geringe Anzahl insgesamt nachhaltiger Betrieben.
Die Nachhaltigkeitsbewertung landwirtschaftlicher Betriebe ist als Anstoß zur kontinuierlichen Verbesserung in allen
drei Bereichen der Nachhaltigkeit zu sehen. Die Auseinandersetzung der Betriebsleitung mit den Indikatoren der
einzelnen Bereiche fördert das Bewusstsein für ein ganzheitliches Denken und eine ganzheitliche Betriebsgestaltung.
Derzeit ist jedoch die Lage auf vielen Betrieben aufgrund der schwankenden Erlöse für landwirtschaftliche Produkte,
hohen Kosten für Futtermittel und Fläche sowie unklaren Rahmenbedingungen und einer fehlenden gesellschaftlichen
Akzeptanz sehr angespannt. Um nachhaltige Veränderungen auf den Betrieben herbeizuführen bedarf es daher einer
umfassenden und individuellen Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe in Bezug auf eine nachhaltige
Entwicklung. Große Veränderungen hin zu immer mehr Nachhaltigkeit müssen von allen Seiten von der Beratung und
Wissenschaft über die abnehmende Hand bis hin zu Politik und Verwaltung getragen werden und letztendlich auch
vom Verbraucher und von der Verbraucherin gewollt sein
Auf den im Projekt auditierten Modellbetrieben wäre es möglich auf freiwilliger Basis weiter und vertiefend das Thema
Nachhaltigkeit zu gestalten. Dazu sollte ein Netzwerk zum Austausch geboten werden, die durch weitere interessierte
Betriebe ergänzt werden kann.
Fördersumme
612.896,00 €
Förderzeitraum
15.02.2017 - 14.06.2020
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Schlagwörter
Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung