Projekt 33250/01

Nachhaltiges Förderprogramm zur Flächeninanspruchnahme und Gebäudebegrünung am Beispiel der Landeshauptstadt Hannover

Projektdurchführung

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. BUND Region Hannover
Goebenstr. 3 a
30163 Hannover

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der prognostizierte Klimawandel sowie der steigende Flächenverbrauch in einer Großstadt mit einhergehender
Versiegelungsintensität des Bodens erfordern Kompensationsmaßnahmen, um die Biodiversität
zu erhalten und um das städtische Kleinklima erträglich zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen ist es
notwendig, Vegetationsflächen zu gewinnen. Diese erhöhen die Biodiversität im urbanen Raum und verbessern
das Stadtklima. Das ist auch über Sekundärbiotope wie Dach- oder Fassadenbegrünungen sowie
durch Öffnen unnötig versiegelter Flächen möglich. Die verschiedenen Maßnahmen werden in diesem
Projekt mit Hilfe eines innovativen Förderprogramms zusammengeführt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt umfasst mehrere Maßnahmen (Entsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung sowie flächenschonende Planung), die in einem Förderprogramm zusammengefasst wurden. Projektgebiet ist die Landeshauptstadt Hannover. Zum Maßnahmenkatalog gehörten die Erarbeitung von Förderkriterien, die Bewerbung des Förderangebotes, Beratungen, Betreuung sowie die Kontrolle der umgesetzten (Begrünungs-) Maßnahmen. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover wurden die Fördergrundsätze erarbeitet und Projektprozesse abgestimmt. Ein wichtiger Punkt für den Erfolg ist neben einer zielgruppen spezifischen Bewerbung die Informations- und Aufklärungsarbeit. Zielgruppen sind u. a. private Haus und Grundeigentümer, Gewerbetreibende, Wohnungsbauunternehmen/-genossenschaften und Multiplikatoren (u.a. Architekten, Fachfirmen). Für eine effiziente PR-Arbeit waren u. a. Pressemitteilungen, Vortragsveranstaltungen, Führungen und Informationsstände vorgesehen. Außerdem unterstützten das Projekt Ehrenamtliche. Im Rahmen des Förderprogramms wurden für die Begrünungsmaßnahmen Zuschüsse gewährt. Längerfristig sollen Haus- und Grundeigentümer motiviert werden (Gebäude- )Begrünungen und Entsiegelungen ohne finanzielle Förderung vorzunehmen. Für die Antragsbearbeitung werden Formulare entwickelt, die Antragsteller*innen zusammen mit den Antragsunterlagen einreichen mussten. Die umgesetzten Maßnahmen wurden vor Ort kontrolliert und geprüft, ob die Förderbedingungen eingehalten wurden. Anschließend wurde die Fördersumme ermittelt und ausgezahlt. Die einzelnen Schritte wurden dokumentiert. Das Konzept und die Erfahrungen des Projektes wurden in Form eines Handbuches (bzw. Leitfadens) zusammengefasst. Geplant ist das Handbuch bestimmten Nutzergruppen (z. B. Kommunen) zugänglich zu machen.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des gemeinsamen Förderprogrammes von BUND und der Landeshauptstadt Hannover (LHH) zur Dach- und Fassadenbegrünung sowie zur Flächenentsiegelungen konnten in dem Zeitraum vom 1. April 2017 bis zum 30. September 2019 Anträge eingereicht werden. Die förderfähigen Begrünungsmaßnahmen wurden einerseits umgesetzt andererseits die Vorteile von Gebäudebegrünungen und Flächenentsiegelung in Veranstaltungen und Gesprächen mit potenziellen Stakeholdern aus Wohnungswirtschaft, Verwaltung und interessierter Öffentlichkeit beworben und diskutiert. Es zeigte sich, dass Dachbegrünungen, als etabliertes Begrünungsmittel weitgehend akzeptiert ist und meist nur statische Mängel der Gebäudestruktur eine Realisierung einschränken. Die häufigsten beantragten Objekte, mit je etwa einem Drittel der 48 geförderten Begrünungen entfiel auf Dächer von Einfamilienhäuser und Garagen/Carports, die alle einen extensiven Bewuchs erhielten und so die Dachstruktur am geringsten belasteten. Nachholbedarf besteht beim Wissen über die sinnvolle Kombination mit Solaranlagen. Fassadenbegrünungen wurden trotz intensiver Werbung nur sieben Mal realisiert, nachdem 23 vor Ort Beratungen durchgeführt wurden. Obwohl Außenstehende grüne Fassaden in der Regel sehr positiv bewerten, gibt es bei den potentiellen Eigentümer*innen begrünter Gebäude im Vorfeld eine Reihe von Vorbehalte als auch fehlende Motivation, diese herzustellen. Solange die Förderung nur die vergleichsweise geringen Investitionskosten unterstützt und die Pflegekosten gerade großer begrünter Flächen nicht im Blick hat, ist der finanzielle Zuschuss kein ausreichender Anreiz Fassaden intensiv zu begrünen, die zur Verbesserung des Kleinklimas beitragen können. Die Entsiegelungen von betonierten Hofflächen nahm im Laufe der Projektjahre analog zu der möglichen Berücksichtigung von befestigten Versickerungsflächen zu, die nicht für die Herstellung von Vegetationsflächen geeignet sind. Der hohe Anspruch vollentsiegelte begrünte Flächen zu erreichen konnte nur bei Teilflächen realisiert werden, da viele Grundstückseigentümer*innen auf begehbare Beläge nicht verzichten wollen. Mit der Aufnahme der versickerungsfähigen und befestigten Flächen wie z. B. Porenpflaster in die Förderbedingungen wurde erreicht, dass Entsiegelungen mehr beauftragt wurden und auch Vegetationsflächen entstanden. Mit einer Ausweitung der Förderung für befestigte Flächen mit Grünanteilen wie Rasengittersteine oder Schotterrasen könnten weitere Entsiegelungsflächen gewonnen werden. Insgesamt wurden 11 Entsiegelungen gefördert, mit einer steigenden Tendenz. Als besonders zielführend – wie bei der Gebäudebegrünung als auch bei den Entsiegelungen – hat sich der Kontakt zu der Vielzahl der Hauseigentümer*innen über deren Organisation ‚Haus und Grundeigentum Hannover e. V.‘ mit ihrer Mitgliederzeitschrift ‚WohnArt‘ und bei den großen Wohnungsbaugesellschaften eine direkte Ansprache herausgestellt. Letztere konnten vereinzelt erst im letzten Projektjahr erreicht werden. Deren zentral gemanagter Wohnungsbestand und die Neubauaktivitäten bieten ein enormes Potential an Begrünungsmöglichkeiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Einbeziehen von Architekten, die am Planungsprozess beteiligt sind. Diese konnten für eine gemeinsame Veranstaltung gewonnen werden. Die Steigerung der Anträge bei Dachbegrünungen und Entsiegelungen im letzten Projektjahr, kann auch in der Änderung des gesellschaftlichen Klimas zu mehr grüner Umwelt und deren Schutz begründet sein. Mit der ‚Fridaysforfuture‘-Bewegung haben deren Aussagen 2018/2019 größere Akzeptanz erfahren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Förderprogramm wurde umfangreich und zielgruppenorientiert beworben. Hierzu wurden bewährte Maßnahmen und ergänzende Angebote wie neue Medien eingesetzt. Um einen nachhaltigen Effekt zu erzeugen wurden die Vorteile und die positiven Auswirkungen von Gebäudebegrünungen und Entsiegelungen auf das Stadtklima sowie die Biodiversität vermittelt. Für eine Verstetigung wurde u. a. ein Netzwerk aus Akteuren aufgebaut, die an der Planung beteiligt sind oder einen großen Gebäudebestand besitzen, um Begrünungsmöglichkeiten und einem minimiertem Flächenverbrauch voranzutreiben.


Fazit

Die finanzielle Förderung von Gebäudebegrünungen hat einen differenzierten Einfluss auf die Bereitschaft, diese zu realisieren. Kann es bei Dachbegrünungen den letzten Anstoß geben, diese umzusetzen, so braucht es bei den Fassadenbegrünungen intensive Beratung, gute überzeugende öffentliche Beispiele und Wertschätzung vor allem bei den jahrelangen Pflegemaßnahmen. Geförderte Entsiegelungen werden vor allem dann nachgefragt, wenn die anschließende Nutzung der Flächen auch den Ansprüchen hinsichtlich z. B. der Befahrbarkeit entspricht (Teilentsiegelung). Die Vorteile und Erfolge des Förderprogramms hat in 2020 die Region Hannover aufgegriffen und Fördermittel für Gebäudebegrünungen zur Verfügung gestellt. Die Landeshauptstadt Hannover will in Zukunft den Focus auf die noch ausbaufähige Förderung von Entsiegelungsmaßnahmen legen.

Übersicht

Fördersumme

124.000,00 €

Förderzeitraum

01.04.2017 - 31.08.2020

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Climate protection
Land use
Nature Conservation
Lower Saxony
Umweltforschung