Integration von wiederverwendbaren Bauteilen und Recyclingbaustoffen und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Planungs- und Bauprozess eines Neubaus der Stadtwerke Neustadt (Phase 2)
Projektdurchführung
Stadtwerke Neustadt in Holstein
Neukoppel 2
23730 Neustadt
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Das Vorhaben hatte zum Ziel, modellhaft zu erproben, wie sich energieeffizientes Bauen
unter Berücksichtigung des hochwertigen Einsatzes von Recyclingbaustoffen und der
Wiederverwendung von Bauteilen durch ein interdisziplinär arbeitendes Team
zusammenführen lässt und welche umweltrelevanten Effekte sich daraus ergeben. Darüber
hinaus wurde die Demontierbarkeit des Gebäudes (konstruktiv) betrachtet. Damit
nachvollziehbar Reparaturen und Veränderungen am Gebäude oder gezielt Planungen zur
erneuten Verwendung bzw. Entsorgung durchgeführt werden können, sollen die im
Bauwerk verwendete Baustoffe und Bauteile in einem Bauteilkatalog dokumentiert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Forschungsergebnisse der 1. Projektphase (Planung) wurden im Zuge des Bauprozesses
umgesetzt. Dabei wurden die Auswirkungen und Konsequenzen für den Bauablauf
untersucht. Das Spektrum des Einsatzes von Recyclingbaustoffen und wiederverwendbaren
Bauteilen wurde im Hinblick auf die Ausbaugewerke untersucht und deren Potenziale
ermittelt. Die Lebenszyklusanalyse wurde auf die Anlagentechnik und das Gesamtgebäude
ausgeweitet. Es wurde ein Monitoringkonzept ausgearbeitet und ein Energiemonitoring
durchgeführt. Der gesamte Prozess und die Bauteildaten wurden dokumentiert.
Ergebnisse und Diskussion
Mit der Planung und dem Bau des Neubaus der Stadtwerke Neustadt in Holstein konnte
erfolgreich gezeigt werden, dass Energie- und Ressourceneffizienz in einem konstruktiv und
architektonisch qualitätvollem Gebäude zusammengeführt werden können.
Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass mit dem Auftraggeber eine entsprechende
Zielsetzung formuliert und vereinbart wird, und diese durch interdisziplinäre
Zusammenarbeit und intensive Abstimmung der verschiedenen am Planungsprozess
beteiligten Akteure konsequent verfolgt wird.
Die zur Umsetzung eines klimaneutralen Technikkonzeptes erforderlichen Komponenten
stehen zur Verfügung, so dass eine Realisierung technisch möglich ist. Es ist dennoch
ratsam, einfache technische Strategien einzusetzen, um einen möglichst einfachen
Gebäudebetrieb zu gewährleisten.
Die für eine ressourcenschonende Bauweise erforderlichen Materialien und Bauprodukte
stehen zur Zeit nur teilweise zur Verfügung. Baumaterialien aus erneuerbaren Rohstoffen
sind insbesondere in Form von Holz verfügbar. Weitere Materialien (z.B. Seegras) müssen
sich noch weiter am Markt etablieren. Recyclingprodukte, die nicht als zertifizierte oder
bautechnisch zugelassene Produkte verfügbar sind, sind nur mit Hemmnissen integrierbar.
Allerdings wächst der Markt für zertifizierte Recyclingprodukten und Produkte mit
Recyclinganteilen, so dass hier verbesserte Perspektiven zu erwarten sind.
In einem Gebäude für einen öffentlichen Auftraggeber, ist es mit großen Hemmnissen
verbunden, alte Bauteile wieder zu verwenden. Materialbeschaffung, Materiallagerung
und vergaberechtliche Hürden erschweren die Umsetzung. Dennoch ist es möglich, bei
vielen Bauteilen, und auch in nennenswertem Umfang ressourcenschonende Baustoffe
einzusetzen.
Die Bedeutung eines Monitorings hat sich darin gezeigt, dass Fehler bei den technischen
Installationen entdeckt werden konnte. Die Klimaneutralität wurde durch das
Energiemonitoring bestätigt.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Das Projekt wurde auf Fachveranstaltungen vorgestellt und mehrfach veröffentlicht. Eine
Fachtagung zu den Nachhaltigkeitsaspekten des demontierbaren Bauens und der
Integration von wiederverwendbaren Bauteilen und Recyclingbaustoffen bei der Erstellung
von Gebäuden wurde durchgeführt.
Fazit
Mit dem Projekt konnte gezeigt werden, dass es unter den aktuellen Randbedingungen
möglich ist, ein ressourceneffizientes, CO2-neutrales Gebäude zu planen und zu realisieren.
Die Qualität des Projekts wurde anhand verschiedener Auszeichnungen in konzeptioneller,
technischer und architektonischer Hinsicht bestätigt.
Fördersumme
308.176,00 €
Förderzeitraum
29.06.2017 - 30.06.2021
Bundesland
Schleswig-Holstein
Schlagwörter
Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik