Zweiwöchige Ferien- und Sommerakademie des Cusanuswerks: Powered by? – Zukunftsszenarien nachhaltiger Energienutzung und Versorgung
Projektdurchführung
Cusanuswerk
Baumschulallee 5
53115 Bonn
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Als Querschnittsdebatte bewegt sich die Diskussion über die zukünftigen Energienutzungsformen im Spannungsfeld von Wirtschaft, Ökologie, Technik, Politik und Gesellschaft und integriert somit kontro-verse Sichtweisen in hohem Maße. Während der Akademie werden Herausforderungen an die Energie der Zukunft definiert und dabei Szenarien entwickelt, wie eine zukünftige Nutzung der Energie unter ver-schiedenen Rahmenbedingungen denkbar ist. Das Akademieformat als Instrument der Nachwuchsförderung richtet sich an Studierende und soll neben der Wissensvermittlung auch wissenschaftliche Neugier, wissenschaftliches Selbstbewusstsein, wissenschaftliches sowie soziales Engagement fördern. Diese Erfahrungen werden die Teilnehmenden an ihre Herkunftsuniversitäten transferieren und fungie-ren damit im idealen Fall als Multiplikatoren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie zweiwöchige Ferienakademie ist nicht als reine Vortragsveranstaltung konzipiert, sondern beinhaltet den Wechsel von Vorträgen im Plenum und kleinen themenzentrierten Arbeitsgruppen. Als thematische Einleitung zu den jeweiligen Themengebieten sind je ein bis zwei Vorträge von Experten im Plenum ge-plant. Im Anschluss daran wird durch großzügige Zeitplanung eine intensive Diskussion ermöglicht. In der ersten Woche wird in nachmittäglichen Arbeitsgruppen Freiraum zur tieferen Auseinandersetzung mit den vorgestellten Beiträgen aus dem Blickwinkel eines thematischen Schwerpunkts geboten. Fünf Arbeitsgruppen mit verschiedenen Themen werden dazu angeboten. Der inhaltliche Ablauf der Akade-mie ist in zwei Bereiche gegliedert:
Teil I: Energie erzeugen
Beginnend mit der Frage nach der Energiebilanz, in der geklärt werden soll, aus welchen Energiequellen welche Nutzungen und Anteile der Energienutzung gespeist werden, werden in den ersten Tagen Grenzen und Potenziale der wesentlichen Energiequellen erörtert. Am Samstag wird eine Exkursion zum Wasserkraftwerk Regensburg führen.
Teil II: Energie organisieren
Der Schwerpunkt des zweiten Teils der Ferienakademie liegt auf der kritischen Reflexion zukünftiger Entwicklungspfade sowie auf konkreten Handlungspotentialen. Im Zentrum werden Fragen internationaler geopolitischer Verflechtungen stehen. Es werden Herausforderungen an eine internationale Energie- und Klimapolitik formuliert und nach neuen Lösungsideen gesucht.
Ergebnisse und Diskussion
Der Klimawandel und die damit eng verbundenen Fragen nach einer nachhaltigen Energienutzung haben es in den letzten Jahren verstärkt auf die politische Agenda und damit ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Kaum ein anderes Thema dominierte im Jahr 2007 die politische Diskussion in dem Maße wie die Energie: Anfang März verständigten sich die Regierungschefs der EU auf einen Plan zur Energie- und Klimasicherheit, auf eine Energiepolitik für Europa; Angela Merkel setzte Anfang Juni die Klima- und Energiefrage auf die Agenda des G8 Gipfels in Heiligendamm; nachdem das Thema international diskutiert wurde, fand Ende Juni der nationale Energiegipfel statt; in zwei IPCC Berichten machten Experten warnend auf die Folgen des jahrzehntelangen sorglosen Umgangs mit fossilen Brennstoffen aufmerksam. Vor allem die klimaschädigenden Folgen fossiler Energieträger, deren Endlichkeit und politische Brisanz durch geopolitische Verflechtungen lassen neue Formen der Energienutzung notwendig erscheinen. Die Suche nach neuen Wegen hat begonnen: Regenerative Energien, Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung sind nur einige Schlagworte in dieser Debatte. Doch wo liegen jeweils technische, politische, gesellschaftliche und ökonomische Grenzen einer alternativen und effizienteren Energienutzung? Die Frage nach einer zukunftsfähigen Energienutzung ist ein von vielen Interessen geleitetes Querschnittsthema, das sich im sensiblen Spannungsfeld von Wirtschaft, Ökologie, Technik, Politik und Gesellschaft bewegt. Während der Ferienakademie galt es, sich ausgewählten Aspekten der dring-lichen Energiefrage zu nähern und den Blick auf eine nachhaltige und realisierbare Energienutzung zu öffnen.
Dazu wurden in der ersten Woche die wesentlichen Energieträger vor allem aus natur- und ingenieurs-wissenschaftlicher Perspektive betrachtet. Auf dieser Basis konnte in der zweiten Woche die Frage the-matisiert werden, wie die Energieversorgung politisch und sozial organisiert werden kann. Notwendigkei-ten geopolitischer Verflechtungen standen hier im Zentrum. Folgende Punkte seien beispielhaft als zent-rale Ergebnisse der Ferienakademie genannt:
So dringlich eine klimaneutrale Energienutzung ohne Zweifel ist, so wenig umsetzbar wird sie mittel-fristig (bis ca. 2030) sein. Grenzen einer sich komplett aus regenerativen Quellen speisenden Ener-gie sind bisher vor allem die begrenzte Speicherbarkeit und die dadurch nicht gewährleistete konstante Verfügbarkeit. Der häufig erwähnte Vorteil regenerativer Energien, eine politische Unabhängigkeit von anderen Staaten zu ermöglichen, wird obsolet in Anblick einer industriellen Nutzung: Regenerative Energien eignen sich bisher zwar hervorragend für eine kleinmaßstäbliche Nutzung; soll mit ihnen jedoch industriell gearbeitet werden, muss auch dafür Energie nach Deutschland importiert werden, wie z. B. Sonnenenergie aus Afrika.
Durch fehlende Speichermöglichkeiten regenerativer Energieträger wird Kohle mittelfristig nicht durch erneuerbare Energien zu ersetzen sein. Ist also nicht zu erwarten, exportunabhängig von Kohle exportierenden Staaten zu werden, ist es umso dringlicher, sich politisch mit dem Problem zu beschäftigen, zukünftig weiterhin mit Staaten Handel treiben zu müssen, deren Vorstellungen von Menschenrechten und Moral man nicht unterstützt und deren politische Systeme durch regionale Krisen gleichzeitig hochgradig instabil sind.
Es gibt keinen Königsweg in der Energiefrage. Unsere zukünftige Energieversorgung ist von einer Vielzahl von technischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig. Die Prioritätensetzung bleibt jedem einzelnen bzw. den jeweiligen gesellschaftlichen Gruppen überlassen. Hinzu kommen Unwägbarkeiten - wie technische oder politische Entwicklungen: Setzt man darauf, dass man CO2 dauerhaft komplikationslos in Flözen lagern kann? Hofft man, dass die Forschung das Problem der Atommüllendlagerung lösen wird, da man ihn vollständig wird recyceln können? Oder erwartet man, das Problem der Speicherbarkeit von regenerativen Energien zu lösen?
Zukünftige Forschung zur Energiereduzierung muss sich besonders auch auf die Effizienzsteigerung konzentrieren. Hier liegt das größte Einsparungspotenzial. Flankiert werden muss dieser Prozess von einem öffentlichen Diskurs in Werbung und Politik, in dem das Konsumentenbewusstsein dahingehend sensibilisiert wird, beim Kauf neuer Elektrogeräte auf energiesparende Auszeichnungen zu achten. Während dies bereits erfolgreich bei Kühlschränken funktioniert, liegt das Defizit vor allem im Bereich der elektronischen Konsumgüter wie Computer und Fernseher.
Wenngleich mittelfristig nicht zu realisieren, muss es dennoch Ziel der Forschung, der Politik und auch des eigenen Verhaltens werden, die Energie langfristig zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen zu speisen. Klimawandel, die damit zusammenhängenden soziopolitischen Konsequenzen und politische Verwerfungen lassen hier wenig alternativen Spielraum.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse der Ferienakademie werden in einem Schriftenband des Cusanuswerks zusammengefasst und herausgegeben.
Fazit
Die Akademie Powered by? Zukunftsszenarien nachhaltiger Energienutzung und Versorgung brachte verschiedene Disziplinen zusammen, um sich der Frage nach einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Energieversorgung zu nähern. Zunächst konnten die Stipendiatinnen und Stipendiaten Wissen erfahren, wo die Grenzen und Potenziale der unterschiedlichen Energieträger liegen. Darauf aufbauend wurde vor allem die Frage nach den geopolitischen Rahenbedingungen diskutiert, die unsere Energieversorgung derzeit und in Zukunft bestimmen.
Fördersumme
35.506,00 €
Förderzeitraum
19.07.2007 - 01.08.2008
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Schlagwörter
Climate protection
Resource conservation
Umweltforschung
Environmental communication
Umwelttechnik