Umweltgerechte Lösung von Pflanzenschutzproblemen in Winterraps und Mais in Systemen mit reduzierter Bodenbearbeitung
Projektdurchführung
Georg-August-Universität GöttingenInstitut für Phytopathologie und Pflanzenschutz
Grisebachstr. 6
37077 Göttingen
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Verfahren der pfluglosen Bodenbearbeitung erhöhen die Gefügestabilität und Tragfähigkeit des Bodens, hemmen die Bodenerosion und den Austrag von Pflanzenschutzmitteln, schonen die Bodenlebewesen und verringern Arbeits- und Maschinenkosten. Trotz ihrer Vorteile werden diese Verfahren nur zögernd von der Praxis angenommen. Ein wichtiger Grund hierfür dürfte die Zunahme der Verunkrautung und des Befalls mit Schadorganismen sein, die nach pflugloser Bodenbearbeitung auftreten kann. Für den Anbau von Raps und Mais wurden die Konsequenzen einer pfluglosen Bodenbearbeitung für den Pflanzenschutz wenig bearbeitet und keine Lösungen vorgeschlagen. Dies war daher der Schwerpunkt des abgeschlossenen Projektes.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenWinterraps wurde an zwei Standorten (Braunschweig, Göttingen) in der üblichen dreigliedrigen Fruchtfolge (Raps, Weizen, Gerste) angebaut. In den drei Kulturen wurden drei Bodenbearbeitungs- und Aussaatverfahren (Pflug/Drillsaat, Grubber/Drillsaat, Direktsaat) angewendet. Am Standort Göttingen wurden auf den Versuchsanlagen Torland und Weendelsbreite die Verunkrautung sowie das Auftreten von Pilzkrankheiten, Rapsschädlingen und ausgewählten Gegenspielern erfaßt. Um ausreichende Bestandesdichten zu erzielen, wurden vor der Rapsaussaat bzw. nach der Aussaat Maßnahmen zur gleichmäßigen Verteilung der Strohauslage sowie zur Schneckenbekämpfung durchgeführt.
Am Standort Braunschweig wurde neben dem Raps auch Mais in einer dreigliedrigen Fruchtfolge (Mais, Weizen, Gerste) angebaut. Auch hier wurde in den oben genannten Bearbeitungs- und Aussaatverfahren das Auftreten von Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen erfaßt. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten die Verunkrautung vor allem mit Ackerfuchsschwanz, das Auftreten von Fusariosen in Mais und Getreide sowie die Aktivität von Ackerschnecken und deren Bekämpfung
Ergebnisse und Diskussion
In dem Projekt traten vor allem nach Direktsaat erhebliche Probleme mit der Etablierung der Rapsbestände auf. Die aussaattechnischen Probleme sind von Seiten der Landtechnik lösbar. Besondere Probleme kann dagegen das Auftreten von Ackerschnecken bereiten, deren Aktivität in Rapsdirektsaaten vor allem bei anhaltender Nässe während der Keim- und Auflaufphase zu einem Totalausfall führte. Molluskizideinsätze zum Zeitpunkt der Aussaat sicherten zwar die Bestandesentwicklung, führten aber nicht zu einer nachhaltigen Verminderung der Schneckenaktivität oder deren Abundanz. Fruchtfolgen mit Winterraps und Wintergetreide fördern wegen der fast ganzjährigen Bodenbedeckung die Schneckenaktivität, die bei Verzicht auf das Pflügen sowie bei kühlfeuchter Witterung und entsprechenden Bodenverhältnissen weiter zunimmt und sich auch in dem auf den Raps folgenden Winterweizen auswirken kann. Regelmäßige Kontrollen der Schneckenaktivität sind dann unerläßlich, um über den Molluskizideinsatz zu entscheiden.
Die pfluglose Bodenbearbeitung führte zu einer zunehmenden Vergrasung der Raps- und nachfolgenden Getreidebestände, die vor allem durch lückige Rapsbestände begünstigt wurde. In Raps sind Gräser -einschließlich des Ausfallgetreides- relativ leicht mit Herbiziden zu kontrollieren. Der Einsatz der Graminizide muß allerdings relativ früh erfolgen. Anwendungen im Spätherbst oder Frühjahr sind nicht in der Lage, Konkurrenzwirkungen, die vor allem vom Ausfallgetreide ausgehen, und Ertragsausfälle zu vermindern.
Verfahren der pfluglosen Bodenbearbeitung können auch Vorteile für den Pflanzenschutz mit sich bringen. Dies war in diesem Projekt vor allem bei der Auswirkung auf Rapsschädlinge erkennbar: Nach pflugloser Bestellung wurden Rapsflächen weniger stark vom Rapserdfloh besiedelt als gepflügte Felder. Der Befall der Pflanzen mit Larven und die Schlupfabundanz der Jungkäfer waren vermindert. Beim Rapsglanzkäfer wurden reduzierte Schlupfraten der Jungkäfer in den pfluglosen Systemen im Vergleich zur Pflugvariante festgestellt. Dies könnte auf dem Einfluß von Gegenspielern, von Parasitoiden oder epigäisch lebenden Räubern beruhen. Es ist aber auch möglich, dass bodenphysikalische Faktoren für die Effekte verantwortlich sind. Bei der Rapserdflohpopulation dürfte aber in erster Linie die Ansiedlung der adulten Käfer auf den Rapsfeldern beeinflußt werden. Es ist bekannt, dass Flächen mit einer Mulchauflage von den Imagines eher gemieden werden.
In der Maisfruchtfolge war die Zunahme des Befalls des auf den Mais folgenden Winterweizen mit Fusarium sp. nach pflugloser Bestellung das auffälligste Ergebnis des Projektes. Dies bestätigt erneut die Ge-fahr einer zunehmenden Bedeutung von Fusariosen in Maisfruchtfolgen mit pflugloser Bodenbearbeitung. Grundsätzlich muß bei der Etablierung pflugloser Systeme davon ausgegangen werden, dass von den vermehrt auf der Bodenoberfläche verbleibenden Pflanzenresten ein erhöhtes Infektionsrisiko ausgeht. Dies ist vor allem auch deshalb der Fall, weil die Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche häufig austrock-nen und dann verlangsamt mikrobiell abgebaut werden. Eine möglichst intensive Zerkleinerung der Pflanzenreste kann neben einer Anpassung der Fruchtfolge dieser Gefahr entgegenwirken.
In diesem Projekt traten zwischen den Erträgen der Pflug- und Grubbervariante meistens keine signifikanten Unterschiede auf. Nach Direktsaat kam es dagegen sowohl in Mais als auch in Raps in der Mehrzahl der Versuche zu signifikanten Ertragsminderungen. Die ökonomischen Vorteile der Direktsaat wurden teilweise durch höhere Pflanzenschutzkosten kompensiert. Voraussetzung für eine ökonomische Konkurrenzfähigkeit der Direktsaat ist das Ausbleiben überproportionaler Ertragsverluste. Nur wenn es gelingt, die Ertragssicherheit zu verbessern, wird sich dieses System in größerem Maße in der Praxis durchsetzen.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
10 Wissenschaftliche Publikationen
9 Vorträge und Poster
Fazit
Das Interesse an Systemen mit reduzierter Bodenbearbeitung wird in Zukunft zunehmen. Entwicklungen der Produktionstechnik, Anpassungen der Fruchtfolge sowie eine an den Standort angepaßte, flexible Handhabung der Systeme mit einem Wechsel zwischen Pflügen und pflugloser Bestellung können dazu beitragen, die Pflanzenschutzprobleme zu lösen. Diese Möglichkeiten müssen genutzt werden, damit nicht durch einen allzu häufigen und prophylaktischen Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel die ökonomischen und ökologischen Vorteile pflugloser Systeme aufgehoben oder in das Gegenteil verkehrt werden.
Fördersumme
313.959,80 €
Förderzeitraum
01.07.1996 - 11.04.2001
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Land use
Lower Saxony
Resource conservation