Projekt 07602/02

Ökologischer und kostengünstiger Wohnungsbau

Projektdurchführung

Ev.-Luth. Thomaskirchengemeinde LaatzenDie Arche
Marktstr. 21
30880 Laatzen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ökologisches, ökonomisches und soziales Bauen im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus. Reduzierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs beim Bewohnen des Hauses um 50%. Beteiligung der für Sozialhilfe zuständigen Stellen wie Stadt und Landkreis an den erhöhten Investitionskosten für ökol. Maßnahmen. Beeinflussung des Mieterinnenverhaltens durch gezielte Beratungen auf dem Energie- und Müllsektor. Einsparungen der Mieterinnen bei den Nebenkosten werden nicht zu 100% an die Mieterinnen weitergegeben, sondern zur teilweisen Refinanzierung der ökol. Maßnahmen verwendet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÖkologisches Bauen wird erreicht durch bevorzugte Verwendung von Recyclingmaterialien, nachwachsende und recyclingbare Baustoffe. Die Produktion des Baustoffes, sein Transport zum Einsatzort, die dortige Verarbeitung und die dabei anfallende Abfallentsorgung werden auf Umweltbelastung und Energieverbrauch hin geprüft.
Der Energieverbrauch bei der Nutzung des Gebäudes wird drastisch verringert durch Niedrigenergiebauweise mit kontrollierter Lüftung über Fenstersteuerung, Nutzung passiver Sonnenenergie, Einbau einer Niedertemperaturheizung mit einer Gas-Brennwerttherme, Ausstattung der Wohnungen mit Gasherden und besonders energiesparenden Elektrogeräten sowie Sonnenkollektoren zur Warmwassererwärmung. Das Wasserkonzept sieht die Nutzung von Regenwasser zur Gartenbewässerung und für Gemeinschaftswaschmaschinen sowie die Belassung des Regenwassers auf dem Grundstück durch Mulder-Rigolen-Versickerung vor. Eine Schilfbeetkläranlage säubert Grauwasser für die WC-Spülung. Wenn das Wasser aus der Kläranlage nicht ausreicht oder wenn die Schilfbeetkläranlage defekt ist, wird Regenwasser aus der Zisterne verwendet.
Beratung der Mieterinnen bezüglich der Gebäudenutzung (Lüften, Kochen, Waschen, Müll etc.) Erarbeitung von Mietverträgen unter dem Gesichtspunkt des energiesparenden Wohnens. Erstellung von Gebrauchsanweisungen für die Wohnungen.
Ökonomisches Bauen der 10 Wohnungen und Gemeinschaftsflächen wird erreicht durch Verzicht auf ein Kellergeschoss, Auswahl von kostengünstigen Baustoffen und Konstruktionen mit Standarddetails (Holzrahmenbau), Vergabe der Gewerke nach Festpreisangeboten, Beteiligung des Architekten bei Unterschreitung der vereinbarten Gesamtkosten des Projektes an den Einsparungen des Bauherrn.

Verhandlungen des Bauherrn mit den örtlichen Trägern der Sozialhilfe, um zu vermitteln, dass die erhöhten Investitionen in ökolog. Maßnahmen jährliche Einsparungen bei den Nebenkosten zur Folge haben. Soziales Bauen wird verwirklicht durch Beteiligung der Zielgruppe an den Planungen, Gemeinschaftsräume, flexible Grundrisse der Wohnungen, günstige Erst- und Zweitmiete, gesundes Wohnen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Verhandlungen mit den Darlehensgebern für den öffentlich geförderten Wohnungsbau führten dazu, dass wegen der mit höheren Kosten verbundenen, konsequenten ökolog. Bauweise höhere zinsgünstige Darlehen gewährt wurden. Die Beteiligung der Mieterinnen an der Refinanzierung der ökologischer Maßnahmen ist rechtlich nur über eine um 0,50 DM pro m2 erhöhte Miete zulässig. Der Ersparnis der 10 Mietparteien in 1998 von tatsächlich 14.834 DM/a bei den Nebenkosten für Gas, Wasser und Strom, stehen so erhöhte Mieteinnahmen von nur 3.300 DM/a jährlich gegenüber. Aus Bauherrensicht können damit die ökologischen Mehrausgaben nicht hinreichend refinanziert werden.
Trotz der noch aufgetretenen Störungen bei der Gebäudetechnik wurde das Projektziel der Halbierung des Ressourcenverbrauchs und der Nebenkosten bereits im Messjahr 1998 erreicht.
Gasverbrauch: nur 143 kWh/m2/a für 592 DM jährlich pro Wohneinheit statt 215/m2/a für 1124DM. Wasserverbrauch: nur 63 Liter pro Person und Tag für 519 DM jährlich pro Wohneinheit statt 128 Liter täglich für 832,- DM.
Stromverbrauch: nur 1868 kWh/a pro Wohnung für 621,60 DM jährlich statt 4124 kWh für 1260,- DM. Die Mieterinnen zahlen durchschnittlich 1732,60 DM jährlich an Nebenkosten und sparen somit im Vergleich pro Mietpartei 1483,40 jährlich ein.

Schwierigkeiten gab es beim elektrischen Fensteröffnungssystem. Die Einzelprogrammierung, Zuglufterscheinungen und das Versagen der versuchsweise in einer Wohnung installierten Feuchtigkeitsfühler führten zu Problemen. Die Mieterinnen nutzen die Geräte z. T. als elektrische Fensteröffner. Insgesamt werden die ökologischen Maßnahmen von den Mieterinnen angenommen.
Die Verknüpfung von sozialen und ökologischen Zielen macht die Villa Kunterbunt zu einem Agenda 21-Projekt, das neben dem schonenden Umgang mit Ressourcen auch zur Armutsbekämpfung dient.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine umfassende 24-seitige Dokumentation in deutscher und englischer Sprache kann beim Projektträger bestellt werden (Schutzgebühr von 5,- DM und 2,- DM Porto).
Die Villa Kunterbunt ist bereits heute einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Über Radiosendungen, Filme und das Internet wird informiert. Die Hannoversche Landeskirche sieht die Villa Kunterbunt als kirchliches Expo-Projekt. Bei folgenden Wettbewerben und Veranstaltungen stellten wir das Projekt vor:
· ‚Familie und Wohnen (Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, 1996)
· Nachhaltige Siedlungsentwicklung in Niedersachsen (Nileg Niedersachsen, 1998)
· ‚Innovatio (Wettbewerb der Kirche; das innovativste diakonische Projekt wird gesucht, 1998)
· Europäische Konferenz Solarenergie in Architektur und Stadtplanung (Mai 1998)
· Aufnahme des Projektes in die ‚Sympathiekampagne zur Agenda 21 des Landes Niedersachsens (September 1999)
· Gewinn des ersten ‚Förderpreises der Hannoverschen Landeskirche im November 1999 und damit verbunden eine erhöhte Medienaufmerksamkeit
· Angestrebt ist die Aufnahme in die ‚KLEXkursionen. Geführte Besuchergruppen können während der EXPO im Jahr 2000 Klimaschutzprojekte in der Region Hannover besichtigen.
Angestrebt im Jahr 2000: Verkauf von ‚Sonnenanleihen zur Finanzierung der PV-Anlage als Beteiligungsmöglichkeit von Gemeindegliedern an dem Ökologieprojekt


Fazit

Die Ziele, kostengünstig und ökologisch zu bauen, sowie die Halbierung des Naturverbrauches beim Bau und beim Bewohnen des Hauses wurden erreicht. Nicht erreicht wurde das Ziel, die Mieterinnen an der Refinanzierung der ökologischen Maßnahmen angemessen zu beteiligen. Im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus und seinen Gesetzen bleibt Ökologie zum größten Teil dem Idealismus des Bauherren überlassen. Ökologie in Verbindung mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau erweist sich zudem für alle am Projekt Beteiligten als sehr arbeitsintensiv.

Übersicht

Fördersumme

47.289,39 €

Förderzeitraum

31.01.1997 - 24.02.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Climate protection
Lower Saxony
Resource conservation
Umweltforschung
Environmental communication
Umwelttechnik