Projekt 07318/01

Modellvorhaben: Ressourcenschonende Substanzerhaltung von Holzbauteilen in der Benediktinerinnenabtei Kloster Burg Dinklage

Projektdurchführung

Benediktinerinnenabtei St. Scholastika
Burgallee 3
49413 Dinklage

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Untersuchung der Möglichkeiten der ressourcenschonenden und substanzerhaltenden Sanierung wesentlicher Tragwerksteile aus Eichenholz durch Abfangungen aus Stahl und Edelstahl. Umlenkung und Einleitung der vorhandenen Lasten in die bestehenden Fundamente sowie in ein aus 4 Bohrpfählen bestehendes neues Fundament im Gebäudeinnern. Statische Sanierung des Dachstuhls.
Durchführung der geplanten Maßnahmen nach Abstimmung mit der Denkmalpflege und der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Vechta unter erschwerten Bedingungen, da das Gebäude ununterbrochen bewohnt und als Konventgebäude genutzt wird.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie gravierenden Schäden am vorhandenen Tragwerk des Konventgebäudes wurden bei Voruntersuchungen für den geplanten Küchenumbau im Januar 1995 entdeckt.
Es wurden die Möglichkeiten untersucht, die nicht mehr tragfähigen hölzernen Tragwerksteile gegen entsprechende neue aus Eichenholz auszutauschen. Der Vergleich der Massen der zu ersetzenden hölzernen Tragwerksteile mit den Massen der insgesamt vorhandenen Tragwerke ergab nahezu eine völlige Entkernung in großen Bereichen des Konventgebäudes.
Es wurden Untersuchungen und Berechnungen mit alternativen Varianten angestellt zur Abfangung und Unterfangung der geschädigten hölzernen Tragwerksteile. Das gewählte Konzept sah lediglich den ersatzlosen Ausbau von einem Unterzug und zwei abgängigen Überzügen vor. Die Plazierung und Dimensionierung der stählernen Abfangungen und Unterfangungen konnte erst nach Ermittlung der tatsächlich vorhandenen Lasten aus den einzelnen Deckenbalken und der Messung der Resttragfähigkeit der abfan-gungsfreien Deckenbalken vorgenommen werden.
Zur Ermittlung der tatsächlichen Lasten an den Auflagern der einzelnen Regelbalken wurde eine spezielle Exertionsanalytik entwickelt und erstmalig eingesetzt.
Die Resttragfähigkeit der freigespannten Deckenbalken wurde mit der Ultraschallmethode und der Berechnung des Elastizitätsmoduls ermittelt.


Ergebnisse und Diskussion

Das Ziel der den Gegebenheiten angepaßten minimal invasiven Sanierung des Konventgebäudes war es, die Eingriffe in Räume und Konstruktion so gering wie möglich zu halten und dennoch das Gebäude insgesamt ebenso wie seine Einzelbauelemente in einen durablen Zustand zu versetzen, der mit dem Charakter der Anlage und ihrer Nutzung im Einklang steht. Durch den Einbau stützender Konstruktionen wurde die Tragfähigkeit der Bauelemente unter größtmöglicher Bewahrung nichttragender Bauteile wiederhergestellt:
- Im Dachgeschoß wurden etwa in der Längsachse des Gebäudes zwei Gitterträger von jeweils ca 1/3 der Gebäudelänge eingebaut, die auf die massive Westwand bzw. die Schornsteine auflagern. Um eine Überlastung der Schornsteinfundamente zu vermeiden, wurde ein Schornstein teilweise zurückgebaut. Die Balken der Obergeschoßdecke wurden an die Gitterträger angehängt und ihre Stützweite damit halbiert. Dadurch trägt die Decke keine Lasten mehr in die Zwischenwände des Obergeschosses ein.
- Die Deckenbalken der Küche wurden durch zwei Stahlträger unterstützt. Auch diese Träger lagem auf den Schomsteinen bzw. auf einer Mittelstütze aus Edelstahl, die eine eigene Gründung aus vier Bohrpfählen erhielt.
- Die Deckenbalken im Refektorium wurden durch zwei Stahlträger unterstützt, die ebenfalls in einem Schornstein, bzw. auf vier Stahlstützen aufliegen, deren Lasten durch Abfangungen im Keller abgetragen werden.
Die Summe der Kostenverpflichtungen beträgt bisher rund 988.000,- DM.
Die Vorteile dieses Verfahrens: Es wurde kaum Material ausgebaut; der Anfall von Bauschutt war gering. Die originale Bausubstanz blieb weitgehend erhalten; der Denkmalwert des Gebäudes wurde nur in geringem Maße beeinträchtigt. Alle neu eingebauten Bauwerksteile wurden in reversibler Form geplant und eingebaut. Der Verbrauch an neuen Baustoffen war gering; die natürlichen Ressourcen wurden ge-schont. Die Zufahrten mußten nur in einem Ausnahmefall, mit geringem Aufwand, für schwere Fahrzeuge vorbereitet werden. Das Gebäude als Ganzes blieb während der Bauzeit bewohnbar.

Die gewählte Form des oben beschriebenen minimal invasiven Verfahrens war die Alternative zu einer konventionellen Sanierung durch Entkernung. Diese hätte den Einbau temporärer Tragkonstruktionen erfordert, um die Lasten während der Bauzeit zu übernehmen. Geschoßweise wären alle betroffenen Hölzer durch Ausbau der Fußböden und Decken freigelegt, ausgetauscht und mit neuen, unverformten und DIN-gerechten Materialien wiederhergestellt worden. Die Kosten wurden auf ca 3-4 Mio. DM geschätzt.
Bei der Abwägung wurden folgende Nachteile dieser Methode deutlich: Räumung des Gebäudes während der gesamten Bauzeit; kompletter Abbruch und Erneuerung der Wohnräume der Schwestem im Dachgeschoß; hoher Verbrauch an neuen Baumaterialien und sehr großes Aufkommen an Bauschutt; starke Eingriffe in das Gelände durch Schwertransportzufahrten; erhebliche Beeinträchtigung des Denkmalwertes des Gebäudes durch den Verlust an originaler Bausubstanz sowie die deutlich höheren Kosten für eine derartige Maßnahme.

Seit Frühsommer dieses Jahres sind Küche und Refektorium wieder in Betrieb. Lediglich die Kellerräume für Gemüseküche und Vorratshaltung können erst in den nächsten Wochen, endgültig bis Ende Dezember, fertiggestellt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Wir werden über das Projekt und seinen umweltspezifischen Ansatz und die Unterstützung der DBU bei den Besuchern des Klosters und der immer wieder vorkommenden Zusammenarbeit mit diversen Medien berichten.
Ein ausführlicher Abschlußbericht nach den Kriterien der Datei MONUFAKT liegt vor.


Fazit

Die Erhaltung der Schöpfung ist ein Eckpfeiler der benediktinischen Spiritualität und Sendung. Von daher fiel die Entscheidung der Schwesternschaft für eine minimal invasive Vorgehensweise bei den notwendigen Sanierungsmaßnahmen am Konventgebäude. Nicht nur die Erhaltung der alten Substanz, sondern auch die Schonung der natürlichen Ressourcen durch Minimierung des Holz- und Materialverbrauchs, Vermeidung von Schuttmengen und ein in jeder Hinsicht umweltgerechtes Verhalten sind Grundlagen des Projektes. Dies wurde Schritt um Schritt unter sorgfältiger Einbeziehung der besonderen Gegebenheiten des Klosters und der Burg als Baudenkmal erarbeitet und umgesetzt.

Übersicht

Fördersumme

98.033,57 €

Förderzeitraum

31.07.1996 - 20.06.1997

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Lower Saxony
Resource conservation