Projekt 06263/01

Interdisziplinäre Fortbildung von mittelständischen Glasrestauratorenbetrieben – praxisgerechte Konservierungsmaßnahmen für durch Umwelteinflüsse geschädigte historische Glasfenster (Modellvorhaben)

Projektdurchführung

Dr. Hans-Heinrich Forberg
99096 Erfurt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Restaurierung und Konservierung von Glasmalerei ist stark handwerklich orientiert, muß sich jedoch zunehmend mit naturwissenschaftlichen Fragen beschäftigen. Um die vorhandene Lücke an Lehrangeboten in diesem Bereich zu schließen, wurde eine Fortbildungsmaßnahme angeboten. Es wurden 12 Teilnehmer ausgewählt, die in der Glasmalereirestaurierung praktisch tätig sind und die sich theoretisch weiterbilden wollten. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt sollten zur Erhöhung der Arbeitsqualität in der Restaurierungspraxis beitragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Fortbildung wurde als Blockveranstaltung von insgesamt 10 einwöchigen Kursen durchgeführt. Der Schwerpunkt der Veranstaltungen lag im naturwissenschaftlichen (chemischen/physikalischen) Bereich. Die breit gefächerten naturwissenschaftlichen Themen des durchgeführten Seminarunterrichtes wurden durch kunsthistorische Aspekte und praxisbezogenen Begleitunterricht ergänzt.
Das Kursprogramm war wie folgt gegliedert: 1. Woche: allgemeine chemische und physikalische Grundlagen u. Ethik der Restaurierung, 2./3. Woche: Werkstoff Glas und seine umweltbedingten Veränderungen, 4. Woche: Restaurierungsproblematik Reinigung, 5./6. Woche: Restaurierungs- und Konservierungsmaterialien sowie Außenschutzverglasung (jeweils am ISC Würzburg, Außenstelle Bronnbach). In zwei weiteren Wochen (Seminarwochen 8/9) arbeiteten die Teilnehmer jeweils in Zweiergruppen in den Glaswerkstätten des Kölner und des Erfurter Domes an der Bewältigung von Problemen der Restaurierungspraxis. In den Seminarwochen 7 und 10 wurden spezielle restauratorisch-konservatorische Probleme praxisnah erörtert, kunsthistorische Aspekte des Fachgebietes und denkmalpflegerische Gesichtspunkte vorgestellt und besprochen. Mittelpunkt der Abschlußwoche bildeten die Vorstellung und Diskussion der von den Teilnehmern angefertigten Studienarbeiten.
Die Seminare und Werkstattwochen wurden von den Projektpartnern vorbereitet und durchgeführt. Zur inhaltlichen und qualitativen Bereicherung des Programmes wurden kompetente Gastreferenten eingeladen.


Ergebnisse und Diskussion

Den 12 Teilnehmern des Weiterbildungskurses wurden chemisch-physikalisches Grundlagenwissen, praxisrelevante neueste Forschungsergebnisse zu speziellen Problemstellungen der Glasmalereirestaurierung und -konservierung sowie ein Überblick über angrenzende Fachrichtungen und Forschungsergebnisse vermittelt. In Laborarbeiten wurden die Teilnehmer in die Technik naturwissenschaftlicher Untersuchungsmethoden eingeführt. Dadurch hat sich das Fachwissen der Teilnehmer erweitert und ihre Sensibilität in Fragen der Restaurierung und Konservierung von Glasmalereien erhöht. Sie sind außerdem in der Lage, naturwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse ihres Fachbereiches besser einordnen und bewerten zu können.
Für den Kurs wurden umfangreiche Unterlagen erarbeitet, die erstmals spezielles Fachwissen für die Zielgruppe aufbereiten. Das übersichtlich zusammenstellte Material wurde den Teilnehmern ausgehändigt, so daß für sie jederzeit eine Wiederholung des Stoffes möglich ist. Außerdem könnten künftig ähnliche Kurse von dem Arbeitsmaterial profitieren.
Die Veranstalter des Projektes bewerten den Kurs als eine Bereicherung für ihre eigene Arbeit. Es kam zu für beide Seiten fruchtbaren Gedankenaustausch. Das Projekt trug dazu bei, Ansprechpartner für bestimmte Problemstellungen bekannt zu machen und das Netz der Informationsvermittlung auf dem Gebiet der Glasmalereirestaurierung und -konservierung weiter auszubauen, um zukünftig einen möglichst effektiven Transfer von Erkenntnissen zu erreichen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt mit seinen Inhalten und Ergebnissen wurde in der lokalen Presse, durch Kurzberichte in Fachzeitschriften und durch ein Radiointerview publiziert.


Fazit

Die positive Resonanz des Projektes bei den Teilnehmern zeigt den Nachholbedarf des Fachgebietes hinsichtlich der Vermittlung naturwissenschaftlicher Grundlagen und neuester Forschungsergebnisse. Nach Einrichtung eines entsprechenden Lehrbereiches an der FH Erfurt gibt es seit kurzem erstmals eine fachspezifische Ausbildung auf dem Gebiet der Glasmalereirestaurierung und -konservierung in Deutschland. Das o. g. Projekt war demgegenüber eine Weiterbildung für bereits praktisch tätige Restauratoren mit abgeschlossener Ausbildung als Kunstglaser oder Glasmaler. Es bleibt zu hoffen, daß die wertvollen Kontakte und gegenseitigen Anregungen fruchten und sich der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis fortsetzt.

Übersicht

Fördersumme

231.206,19 €

Förderzeitraum

18.03.1996 - 12.04.1999

Bundesland

Alte und Neue Bundesländer

Schlagwörter

Alte und Neue Bundesländer
Kulturgüter
Environmental communication
Umwelttechnik