Entwicklung und Erprobung EDV-gestützter Freiraumplanung am Beispiel des Landkreises Osnabrück
Projektdurchführung
Landkreis OsnabrückAmt für Kreisentwicklung und Statistik
Am Schölerberg 1
49082 Osnabrück
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Die nachhaltige Sicherung und Entwicklung von Freiräumen innerhalb von Verdichtungsräumen erfordert insbesondere im Zuge ansteigender Versiegelung und Inanspruchnahme durch Industrie/Gewerbe, Wohnraum und Verkehr gezielte Maßnahmen im Rahmen regionaler Vorsorge. Hierzu sind geeignete Methoden und planerische Werkzeuge zu erarbeiten und praxisorientiert einzusetzen.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wird in drei Arbeitsphasen durchgeführt. In der konzeptionellen Phase erfolgen die theoretischen Analysen und Modellbildungen für die fachlichen Anforderungen in einer GIS (Geographisches Informations-System)-Anwendung. In der Realisierungsphase erfolgt die Programmierung der Anwendung und die Datenbankanwendung an das bestehende GIS-System. In der dritten Phase wird die Erprobung der Anwendung im Echteinsatz im Testgebiet des Landkreises Osnabrück durchgeführt.
Methodisch wird ein Indikatorenkonzept erarbeitet, welches die Eigenschaften einer Funktion zur Prägung eines Freiraumes beschreibt. Die Merkmale werden innerhalb eines Aggregationsschemas bewertet, gewichtet und als (Teil-)Ergebniskarten aufbereitet.
Die technische Unterstützung und Erprobung erfolgt mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems, in dem insbesondere die Indikatoren digital erfaßt und aggregiert werden.
Ergebnisse und Diskussion
Der im Rahmen dieser Untersuchung entwickelte und angewendete methodische Ansatz zur besseren Fundierung und Erhöhung der Begründungsqualität bei der Ausweisung von Vorranggebieten für Freiraumfunktionen ist hinsichtlich der Vielzahl der Kriterien und der Aggregationsregeln ohne EDV-Unterstützung kaum leist-bar. Dies gilt um so mehr, wenn zukünftig weitere Grundlagendaten in einzelnen Freiraumfunktionsbereichen zur Verfügung stehen.
Der Charakter des Planelementes Vorranggebiet für Freiraumfunktionen ist multifunktional, so daß nicht nur eine rein additive Zusammenfassung der im Raum vorzufindenden einzelnen Freiraumfunktionen ausreichend ist, sondern eine nach ihrer Bedeutung zu differenzierende Einstufung der jeweiligen Funktionsbereiche einschl. der einzelnen Kriterien notwendig ist. Somit ergeben sich relativ komplexe Rechenoperationen innerhalb der Aggregationsvorschriften, die effizient nur noch mit Hilfe entsprechender Geographischer Informationssysteme (GIS) möglich sind. Als beispielhafte Freiraumfunktionsbereiche seien hier die Bereiche Natur und Landschaft, Landwirtschaft oder Wasserwirtschaft genannt, die über fachspezifische Indikatoren (z.B. Biotopentwicklungspotential, Naturschutzgebiete, ackerbauliches Ertragspotential, Überschwemmungsgebiete) erfaßt und bewertet werden. Die Indikatoren werden hinsichtlich ihrer Wertigkeit innerhalb von Kern- und Ergänzungsbereiche nochmals in Prioritätsstufen I und II unterschieden. Auf der Grundlage von festgelegten Aggregationsregeln können sehr wertvolle Freiraumbereiche, wertvolle Freiraumbereiche oder weitere Freiraumbereiche berechnet und graphisch erzeugt werden. Beispielhaft besteht ein sehr hoher Freiraum, wenn die Kombination von folgenden Indikatoren vorliegt: Bedeutsamer Boden (KI), Biotopentwicklungspotential (KI), Landschaftsschutzgebiet (KII),Gebiet mit besonderer Bedeutung für Erholung (KII).Durch die Kombination 2 * KI + 2 * KII wird der ermittelte Teilraum als sehr wertvoller Freiraum eingestuft.
Die Anwendung spezifischer, auf die jeweilige Planungsaufgabe ausgerichteter methodischer Konzepte und hierauf angepaßte Geographische Informationssysteme können nicht nur zur Effektivierung und besseren Transparenz der Planungsarbeit und somit zu einer Verfahrensbeschleunigung beitragen, sondern leisten einen nicht unerheblichen Beitrag zur Stärkung von Umweltvorsorgeaspekten in der räumlich-koordinierenden Gesamtplanung.
Die Entwicklung und Anwendung dieser GIS-gestützten Freiraumplanung ist nicht nur auf den Untersuchungsraum Osnabrück beschränkt. Zumindest die Regionalplanungsträger in Niedersachsen könnten weitgehend ohne größere Modifikationen diesen Ansatz für die Ausweisung von Vorranggebieten für Freiraumfunktionen in ihren Regionalen Raumordnungsprogrammen übernehmen. Das methodische Konzept ist offen gegenüber Erweiterungen um zusätzliche Kriterien und auch bezüglich einer unterschiedlichen Gewichtung von Indikatoren.
Darüber hinaus ist eine Übertragbarkeit in die Regionalplanung anderer Bundesländer sowie die Anwendung bei zusätzlichen Planungsaufgaben auf den verschiedenen Ebenen denkbar. Hierzu sind allerdings spezifische Modifikationen des Konzeptes erforderlich, die die landes- bzw. regionsspezifischen Rahmenbedingungen mit berücksichtigen müssen.
Die Untersuchung hat jedoch auch deutlich gemacht, daß es sachlogisch nicht zu begründen ist, auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse, die auf einer nach formalen Regeln durchgeführten Methodik beruhen, direkt Ausweisungen regionalplanerischer Vorranggebiete abzuleiten. Die vorliegenden Ergebnisse stellen nur eine Unterstützung für die Planungsakteure dar. Der planerische Sachverstand und die Beurteilungsfähigkeit sowie die Hinzuziehung weiterer für die Planung relevanter Aspekte sind auch weiterhin unverzichtbar.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse der Arbeit sollen in der Studienreihe des Osnabrücker Landes veröffentlicht werden.
Fazit
Die Einbeziehung der erarbeiteten Methoden und Programmteile in das Kommunale raumbezogene Informationssystem (KRIS) beim Landkreis Osnabrück haben gezeigt, daß für komplexe raumplanerische Bewertungen eine fundierte Basis erarbeitet werden kann. Darüber hinaus können die planerischen Grundlagen für weitergehende Diskussionen transparenter und nachvollziehbarer gemacht werden.
Dabei darf nicht übersehen werden, daß entsprechende Systeme die eigentliche Planungsaufgabe und die hiermit implizierte Abwägung nicht ersetzen können.
Fördersumme
87.340,41 €
Förderzeitraum
01.10.1996 - 03.09.1999
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Land use
Nature Conservation
Lower Saxony