Planung und Umsetzung der Profilierung ökologisch geführter Fachgeschäfte für die Naturkostbranche durch Umweltberatung bei 10 Naturkost-Fachgeschäften
Projektdurchführung
Bundesverband Naturkost-Naturwaren - Einzelhandel e. V.
Ebertplatz 1
50668 Köln
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Ausgehend von einer Branchenanalyse des Management-Verhaltens in Naturkost-Fachgeschäften und den darin ermittelten Defiziten ist eine Systematisierung aller umweltrelevanten Tätigkeiten durch ein Umweltmanagementsystem angestrebt. Das Vorhaben greift die vorhandenen Strukturen auf, entwickelt diese weiter und dokumentiert die notwendigen Maßnahmen modellhaft in Form eines Handbuches zum Umweltmanagement in Naturkost-Fachgeschäften. Mit Hilfe dieses Arbeitswerkzeuges kann dann in weiteren Betrieben eine ressourcenschonende Bewirtschaftung von Naturkost- und Naturwaren-Fachgeschäften umgesetzt werden. Der Einsatz von Umweltmanagementsystemen führt zu deutlich mehr Informationen über das Tagesgeschäft und lenkt die Aufmerksamkeit über den Rahmen der ökologisch optimierten Produktpalette hinaus. Mittels einer systematisierten Bestandsaufnahme werden u.a. Einsparpotentiale in den Bereichen Energie, Abfall, Wasser- und Abwasser effektiv ermittelt. Die Kenntnis darüber ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung dieser verdeckten Umweltleistungen. Daneben spielt das Umweltmanagement eine wichtige Rolle bei der Schulung und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Beratungskompetenz im Kundengespräch.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZu Beginn der Zusammenarbeit wurde von jedem Betrieb ein Umweltprofil erstellt. Die Datenerfassung erfolgte durch eine eigens für die Branche entwickelte Checkliste innerhalb der ersten 6 Monate. Daneben wurden die untersuchten Betriebe von einem Umweltberater persönlich besucht. Im Gespräch mit den Beschäftigten entstand eine umfangreiche Datensammlung, die in einem Zwischenbericht nach Themen geordnet dokumentiert wurde. Auf Basis dieser Ist-Analyse entwickelte der Umweltberater gemeinsam mit den betroffenen Betrieben ein Pflichtenheft mit den einzeln beschriebenen Zielen und Maßnahmen zur Optimierung der Umweltsituation. Dabei wurden technische, organisatorische und wirtschaftliche Fragestellungen erörtert. Nach Abstimmung der notwendigen und gewünschten Ziele wurden diese als Soll-Größen für nachfolgende Umweltprüfungen vereinbart. In Workshops mit den Beteiligten wurden die Erfahrungen und die in der Praxis bewährten Hilfsmittel gesammelt und zu einem Handbuch Umweltmanagement in Naturkost-Fachgeschäften zusammengefaßt.
Ergebnisse und Diskussion
Ein Umweltmanagementsystem stellt einen geschlossenen Regelkreislauf dar, der basierend auf einer kontinuierlich durchgeführten Datenerhebung und -bewertung aller umweltrelevanten Aspekte des betrieblichen Ablaufs, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozeß zur Folge hat. Die zur Bewertung herangezogenen Vergleichsgrößen entstammen einerseits verbindlichen Quellen, wie gesetzliche und behördliche Auflagen oder verbandsinterne Vorgaben und Normen. Daneben treten selbst auferlegte Umweltziele, die der Betrieb in Eigenverantwortung zu erreichen gedenkt. Die Förderung solcher freiwilliger Vorhaben und Maßnahmen ist eine der wesentlichen Intentionen der EU-Verordnung zum Öko-Audit.
Nach Auswertung der Ist-Analyse bestätigte sich im wesentlichen die Einschätzung, daß sich ein im Naturkost-Einzelhandel überdurchschnittlich vorhandenes Umweltwissen mehrheitlich nur bei der Auswahl der Produkte niederschlägt. Dieser Umstand ist freilich nicht auf eine bewußte Mißachtung umweltrelevanter Bereiche wie Energie, Wasser, Abwasser, Transporte, Produktherkunft, Verpackung, etc. zurückzuführen. Vielmehr sind es oft fehlende Personal- und Zeitkapazitäten, die im Zusammenspiel mit dem Fehlen praxistauglicher Arbeitsinstrumente, eine offensive Thematisierung und Lösung der anstehenden Fragen verhindern. So verwundert es kaum, wenn selbst Verbesserungsmaßnahmen mit kurzfristiger Amortisation nicht systematisch erkannt und umgesetzt werden. Das damit schlußendlich auch Profilierungs- und Imagegewinne für den Naturkost-Fachhandel nur unzureichend ausgeschöpft werden, verwundert insbesondere, da alle Teilnehmer die Relevanz von Umweltmanagementsystemen für die Kundengewinnung als hoch einschätzen.
Neben den monetären Einsparpotentialen, dem Motivations- und Imagegewinn bestehen verschiedene Möglichkeiten, das Engagement öffentlichkeitswirksam zu dokumentieren. Der BNN Einzelhandel bietet seinen Mitgliedsbetrieben eine Umweltprüfung und die Auszeichnung mit einer verbandsinternen Teilnahmeurkunde an. Die Implementierung von Umweltmanagementsystemen, sog. Öko-Audits, kann ab Anfang 1998 auch im Rahmen einer Validierung gemaß EU-VO 1836/93 durch einen unabhängigen Umweltgutachter geprüft werden. In beiden Fällen wird das Umweltmanagementsystem von einem neutralen Prüfer auf seine Funktionsfähigkeit hin überprüft.
Erste umgesetzte Maßnahmen der Projektteilnehmer waren u.a. die Abgabe von Brotbeuteln an die Kunden zur Reduzierung von Verpackungsmaterialien. Einzelne Teilnehmer investieren in den Ausbau der Solarenergie und wollen damit zukünftig rund ein Viertel des Energieverbrauches abdecken. Im Bereich der Beleuchtung und Kühlung konnten weitere Einsparpotentiale aufgedeckt werden.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Ergebnisse des Projektes wurden in einem Pressegespräch im Oktober 1996 präsentiert. Das Handbuch zum Umweltmanagement wird regelmäßig bei Veranstaltungen des BNN Einzelhandel, z.B. anläßlich der Fachmesse Biofach als Arbeitsmaterial angeboten. Dem Thema widmen sich ebenfalls Fortbildungsangebote im Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V.. Das Handbuch kann über die Geschäftsstelle bezogen werden.
Fazit
Mit dem auf die Bedürfnisse der Branche abgestimmten Ablauf des Steuerungsinstrumentes Umweltmanagement steht dem Naturkost-Fachhandel ein für Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen nützliches Hilfsmittel zur ökologischen Optimierung der Arbeitsabläufe zur Verfügung
Fördersumme
143.171,95 €
Förderzeitraum
10.03.1995 - 18.06.1997
Bundesland
Bundesrepublik Deutschland
Schlagwörter
Bundesrepublik Deutschland
Environmental communication