Entwicklung und Realisierung einer Kreislauflogistik für Flurförderzeuge
Projektdurchführung
Universität HannoverLager- und Transportsysteme (PSLT)
Callinstr. 36
30167 Hannover
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Da sich Hersteller und Lieferanten von technisch langlebigen Produkten zunehmend mit den Forderungen des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes auseinandersetzen müssen, stellt der Aufbau geschlossener Kreislaufstrukturen gerade für kleine und mittlere Unternehmen eine gleichermaßen schwierige aber auch strategische Herausforderung dar. Flurförderzeuge weisen als technisch langlebige, variantenreiche Produkte einen großen Verbreitungsgrad in Industrie, Handel und Dienstleistung auf, so daß durch den Einsatz geeigneter Kreislauflogistikkonzepte ein Großteil der Flurförderzeuge am Ende einer ersten Nutzungsphase erneut dem Produktkreislauf zugeführt werden können. Vor diesem Hintergrund sollte vom Fachgebiet Planung und Steuerung von Lager- und Transportsystemen, Universität Hannover, in Kooperation mit der MIAG Fahrzeugbau GmbH, einem Hersteller von explosionsgeschützten Flurförderzeugen, eine Kreislauflogistik für Flurförderzeuge entwickelt und exemplarisch realisiert werden.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm sowohl den Zielvorgaben der Gesetzgebung als auch der betrieblichen Praxis genügen zu können, wurde unter Einbeziehung von Baugruppen- und Bauteillieferanten, Händlern und Betreibern eine in zwei Projektlinien geteilte Vorgehensweise gewählt. Während sich die Projektlinie 1 auf Altfahrzeuge konzentrierte, d.h. auf Flurförderzeuge, auf deren Entwicklung, Konstruktion und Produktion kein Einfluß mehr genommen werden kann, stand die Entwicklung recyclinggerecht gestalteter Neufahrzeuge im Mittelpunkt der zweiten Projektlinie.
Mit Hilfe eingehender Zustandsanalysen sollten vor dem Hintergrund der betrieblichen Abläufe und Strukturen des Projektpartners für eine Auswahl charakteristischer Flurförderzeugtypen die auslegungsrelevanten Informationen und Restriktionen ermittelt werden. Auf dieser Datenbasis waren unterschiedliche Kreislauflogistikkonzepte zu entwickeln und hinsichtlich der erzielbaren Effekte vergleichend zu bewerten. Nach der Selektion eines ökologisch und ökonomisch tragfähigen Logistikkonzeptes sollten die zunächst konzeptionell vorliegenden Kreislaufstrukturen exemplarisch in die betriebliche Praxis des Projektpartners implementiert werden. Die während der Umsetzungsphase gesammelten Erfahrungen sollten als recyclingorientierte Anforderungen in die Entwicklung von Neufahrzeugen einfließen.
Ergebnisse und Diskussion
Die Bearbeitung des Forschungsvorhabens erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen dem Fachgebiet Planung und Steuerung von Lager- und Transportsystemen, Universität Hannover, und der MIAG Fahrzeugbau GmbH in Braunschweig. Entsprechend der angestrebten Vorgehensweise wurden die einzelnen Arbeitspakete gemeinschaftlich bearbeitet.
Am Anfang des Forschungsvorhabens stand eine bezogen auf den ausgewählten Betrachtungsbereich umfassende Zustandsanalyse, in der sowohl produkt- als auch unternehmensspezifische Anforderungen und Restriktionen der vorgefundenen Ausgangssituation ermittelt wurden. Durch die Auswertung von Betriebsanleitungen, Fertigungsstücklisten, Ersatzteillisten, Konstruktionsunterlagen, Schadensstatistiken etc. konnten die verschiedenen Fahrzeugtypen eingehend analysiert werden. Darüber hinaus wurden die theoretisch ermittelten Erkenntnisse durch eine exemplarische Demontage eines Altfahrzeuges vervollständigt. Neben der produktbezogenen Datenaufnahme wurden zusätzlich die logistischen Strukturen mit der jeweiligen Aufbau- und Ablauforganisation erfaßt.
Ausgehend von der vorliegenden Datenbasis wurden die auslegungsrelevanten Zielvorgaben und Rahmenbedingungen festgeschrieben, so daß die einzelnen Funktionsbausteine entsprechend ihrer Ausprägung zu verschiedenen Kreislauflogistikkonzepten zusammengefügt werden konnten. Um trotz der zahlreichen Einflußfaktoren und Kombinationsmöglichkeiten effiziente Kreislaufstrukturen entwickeln zu können, konzentrierte sich die zielgerichtete Detaillierung auf aussichtsreich erscheinende Konzeptvarianten. Neben der Ausgestaltung der Material- und Informationsflüsse wurden die einzelnen Aufgabenbereiche den Elementen des logistischen Netzwerkes zugeordnet.
Im Rahmen eingehender Bewertungen wurden anschließend die entwickelten Konzeptvarianten vergleichend gegenübergestellt. Vor dem Hintergrund der betrieblichen Praxis wurden anhand ökonomischer und ökologischer Kriterien ausführliche Beurteilungen vorgenommen. Mit Hilfe der Bewertungsergebnisse erfolgte eine Fokussierung auf ein für die Umsetzung geeignetes Kreislauflogistikkonzept.
Die anschließende Realisierungsphase war durch eine schrittweise Vorgehensweise geprägt. So wurden die einzelnen Funktionsbausteine unternehmensverträglich in die bestehenden Betriebsabläufe integriert. Durch bereichsspezifische Modifikationen konnten zielgerichtete Anpassungen vorgenommen werden. Da für die effiziente Planung und Steuerung einer Kreislauflogistik vielfältige Informationen bereitzustellen sind, in einzelnen Bereichen jedoch zum Teil erhebliche Defizite in der Datenqualität bestehen, wurde im Verlauf der Umsetzungsphase ein Recycling-Informationssystem für Flurförderzeuge entwickelt und erprobt. Mit Hilfe des Informationssystems lassen sich EDV-gestützte Auswertungen mit einem hohen Aussagewert durchführen, so daß für das Recycling von erfaßten Flurförderzeugen abgesicherte Entscheidungen getroffen werden können.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die für den Betrachtungsbereich Altfahrzeuge erzielt werden konnten, wurden für die Entwicklung und Konstruktion recyclinggerecht gestalteter Neufahrzeuge genutzt. Durch die Formulierung recyclingorientierter Gestaltungsregeln konnten darüber hinaus weitere Optimierungspotentiale erschlossen werden.
Durch die exemplarische Konzeptumsetzung konnte die Praxistauglichkeit des entwickelten Kreislauflogistikkonzeptes nachgewiesen werden. Neben der Bereitschaft hat insbesondere die gute Zusammenarbeit der beteiligten Mitarbeiter dazu beigetragen, Schwierigkeiten zu überwinden und das Projekt auf eine Basis zu stellen, auf der die MIAG Fahrzeugbau GmbH eigenständig die bestehenden Entwicklungen vorantreiben kann.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Im Verlauf der Projektarbeiten wurden wichtige Zwischenergebnisse kontinuierlich veröffentlicht. Neben Veröffentlichungen in der Zeitschrift Logistikwelt wurde das Forschungsvorhaben im Rahmen der Industriemesse 1996 in Hannover auf dem Messestand der MIAG Fahrzeugbau GmbH einem breiten Fachpublikum präsentiert. An dieser Stelle konnten sich insbesondere Flurförderzeugbetreiber über die Aktivitäten des Unternehmens zum Themenkreis Flurförderzeug und Umweltschutz informieren.
Fazit
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Entwicklung und Realisierung einer Kreislauflogistik auch für kleine und mittlere Unternehmen unter Beachtung bestehender Restriktionen durchführbar ist. Umweltorientierte Lösungskonzepte, die gleichermaßen wirtschaftlichen Unternehmenszielen genügen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines neuen Umweltbewußtseins und für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Als eine Reaktion auf das Forschungsvorhaben sind deshalb neue Impulse und Denkanstöße zu erwarten.
Fördersumme
212.079,78 €
Förderzeitraum
10.03.1995 - 20.03.1998
Bundesland
Niedersachsen
Schlagwörter
Climate protection
Lower Saxony
Resource conservation
Umweltforschung
Umwelttechnik